Nordcup 2010

F3A für Anfänger

Wie ich wieder Spaß am Fliegen bekam

Hans J. Specht​


Im Jahr 2009 hatte mich nach jahrzehntelanger Elektrosegelei wieder das Fliegen mit Motormodellen gepackt. Natürlich mit Elektromotor, da auf unserem Platz der Betrieb von Verbrennungsmotoren nicht erlaubt ist. Anfangs begnügte ich mich mit Modellen von ca. 1,20 m Spannweite, die problemlos mit drei Lipos betrieben werden konnten, dann folgten Modelle mit 1,40 m Spannweite und fünfzelligen Akkus. Nach einer Weile wurde mir das einfache Rumturnen mit den kleinen Modellen aber auch wieder zu langweilig – was war zu tun?

Auf der Suche nach Anregungen stolperte ich zufällig auf der Homepage des DMFV (Referat Motorkunstflug) über die Ankündigung eines Kunstflug-Seminars in Salzwedel. Salzwedel? - Wo ist denn das? Kurz gegoogelt und schon war klar, dass Salzwedel in Sachsen-Anhalt, also noch in zumutbarer Reiseentfernung lag. Also kurzentschlossen den 1. Vorsitzenden der Salzwedeler Modellflieger angemailt, einige Fragen geklärt, und schon war ich angemeldet.

Seminar

Am 15. und 16. Mai fanden sich dann etwa 20 Modellflieger auf dem Platz des Modellflugclubs Salzwedel ein, um sich in die Grundlagen des F3A-Kunstflugs einweisen zu lassen. Nach einer theoretischen Einführung im Vereinsheim sollten dann die Flüge der einzelnen Teilnehmer von erfahrenen Referenten begutachtet werden.

Leider hatte man die Rechnung ohne Petrus gemacht, es stürmte das ganze Wochenende. Folglich ließen die meisten Teilnehmer ihre – im Vergleich zu meinen kleinen Fliegern – großen und teuren Modelle am Boden, und der theoretische Teil wurde vom Referenten des DMFV eingehender dargestellt. Als Niedersachse (Motto: sturmerprobt und erdverwachsen) wollte ich trotz des widrigen Wetters fliegen und mich daher als (unerfahrener) Vorflieger betätigen. Erfahrenere Teilnehmer erklärten mir anschließend was ich gut geflogen hatte (fast nichts), vor allem aber, wie es deutlich besser zu machen sei.

Zum Abschluss der sehr informativen Veranstaltung kam der Hinweis, dass DAeC und DMFV gemeinsam zur Förderung des Kunstflugs in Norddeutschland einen Nordcup ausrichten. Dieser Einsteigerwettbewerb für F3A-Kunstflug wird in zwei Klassen ausgetragen, in der Sport- und der Hobbyklasse (Programme: F3A-B bzw. F3A-C).

Im Gegensatz zu der „eigentlichen“ F3A-Klasse mit Begrenzung auf 2 m Spannweite und max. 5 kg Gewicht gibt es bei diesen Wettbewerben – neben den vereinfachten Flugprogrammen - keine Limitierung der Modelle. Alle Modelle, die innerhalb der Zulassungsgrenzen der Aufstiegsgenehmigung des austragenden Vereins liegen, können eingesetzt werden. Ebenfalls frei ist, ob ein Verbrennungs- oder ein E-Motor als Antrieb eingesetzt wird. Sinn dieser Freiheiten ist es, Interessierten mit evtl. nicht in die F3A-Grenzen passenden Modellen trotzdem die Möglichkeit zur Wettbewerbsteilnahme zu bieten.

1. Teilwettbewerb

Drei Wochen später ging es dann schon wieder nach Salzwedel, da dort der 1. Teilwettbewerb des Nordcups ausgetragen wurde. Bei schönstem, fast schon zu heißem Wetter, wollte ich meinen ersten Wettbewerb in der Einsteigerklasse (F3A-C bzw. Hobbyklasse) bestreiten. Im Gegensatz zu meinen Konkurrenten, die Modelle ab 2 m Spannweite flogen, setzte ich mal wieder meinen kleinen, 1,40 m spannenden Helios 63 ein.

Das sehr gute Wetter hatte offensichtlich auch positive Auswirkungen auf die Punktrichter: Ich wurde mit knappem Vorsprung beif meinem ersten Wettbewerb Sieger der Einsteigerklasse (wie heißt es so schön: Das Glück ist mit die Dummen!). Zusätzlich zum obligatorischen Pokal gab es für mich auch noch einen großen, original Salzwedeler Baumkuchen, mmhhh, der war echt lecker!

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Pokal und Baumkuchen aus Salzwedel Quelle: RC-Network.de

Es ist schon ein Unterschied, ob ich auf einem Wettbewerb vor drei 10 m hinter mir sitzenden Punktrichtern das vorgegebene Programm fliege, oder unbeobachtet auf dem heimischen Platz meine Runden drehe. Aber nirgendwo lernt man so viel, wie bei solchen Wettbewerben!

Die alten Hasen und Könner sowie die Punktrichter sind immer hilfs- und gesprächsbereit. Insbesondere die Möglichkeit, mit den Punktrichtern nach dem Wertungsflug die Fehler in den einzelnen Figuren zu besprechen, hilft ungemein. Daneben ist die Atmosphäre durch Kameradschaft und nicht durch Konkurrenzdenken geprägt. So war beispielsweise E. W. mein Ansager bei den Wertungsflügen, der in der Klasse F3A-B immer auf einem der ersten drei Plätze zu finden war..

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Punktrichter bei der Vorbereitung Quelle: RC-Network.de

Das markierte Rechteck ist die Pilotenposition während des Wertungsfluges, die beiden links und rechts davon abgehenden Linien bilden die Begrenzung des erlaubten Flugsektors, die mittlere Linie ist der Flugraummittelpunkt, wo die Zentralfiguren der Programme geflogen werden müssen.

2. Teilwettbewerb

Schon 14 Tage später trafen wir uns wieder beim MFC Haselünne (in der Nähe der niederländischen Grenze). Die Jungs dort hatten leider im Gegensatz zu den Salzwedelern kein Glück mit dem Wetter: Kalt, extrem bockiger, starker Wind und häufige Regenschauer. Die Zahl der angetretenen Piloten war demzufolge deutlich kleiner als beim 1. Teilwettbewerb, nichtsdestotrotz wurde wieder intensiv aber freundschaftlich um die Punkte gerungen.

Da mein im letzten Wettbewerb eingesetzter Helios beim Training auf heimatlichem Platz in einem Springbaum sein Leben ausgehaucht hatte, kam jetzt meine nur bedingt für F3A-Kunstflug geeignete Suchoi 26 zum Einsatz. Das geringe Gewicht, die großen Ruderflächen und der kurze Leitwerkshebelarm erleichterten das Aussteuern der Windboen nicht gerade. Bei diesem Wetter war auch das wesentlich höhere Gewicht der größeren Modelle und die daraus folgende Windunempfindlichkeit schon sehr vorteilhaft.

Auch wenn ich mir auf meinen Sieg beim vorhergehenden Wettbewerb nichts einbildete, so hoffte ich doch auf einen Platz auf dem Treppchen. Mein erster Wertungsflug war so la la, mein zweiter Flug grottenschlecht, also kam es auf den letzten Flug an. Die Anspannung sowohl beim Pilot als auch beim Ansager wuchs. Die ersten drei Figuren waren gut...aber dann ging’s schief.

Ich kam ins Trudeln (nur bildlich gesprochen) und flog statt der Kuban-Acht (Figur Nr. 4) eine Vierpunktrolle: Nullwertung dieser Figur und der darauf folgenden, ebenfalls falschen Figur bis ich wieder in den normalen Programmablauf zurück fand. Na, das war’s wohl, dachte ich. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt! Auch meine Mitbewerber hatten wohl ihre Probleme, so dass ich mit Glück den dritten Platz erreichen konnte. Erster wurde das sehr junge Haselünner Talent L. H., von dem bestimmt noch zu hören sein wird.

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Hier sage ich einem Sportklasse-Piloten die Figuren an Quelle: RC-Network.de

Im Hintergrund sieht man das großzügige und komfortable Vereinsheim der Haselünner, um das der Verein zu beneiden ist.

3. und letzter Teilwettbewerb

Nach einer Pause von fast zweieinhalb Monaten ging es Anfang September zum Abschlusswettbewerb nach Sande bei Wilhelmshaven. Auch hier – wie bei den vorherigen Wettbewerben – gab es einen sehr freundschaftlichen Empfang der Teilnehmer durch den gastgebenden Verein, beste Verpflegung in den Pausen und gutes Wetter inklusive.

In der Zwischenzeit hatte ich mein neues Wettbewerbsmodell fertiggestellt, die Wind S 110 von SebArt. Auch hier blieb ich meiner Philosophie treu (1,74 m klein mit max. 6s-Lipos) und bewegte mich mit der Wind am untersten Limit der eingesetzten Modelle. Doch von allen Seiten wurde mir attestiert, dass dies mein erstes wirklich wettkampftaugliches Flugmodell sei. Jetzt hing Erfolg oder Misserfolg nur noch vom Piloten ab! Das hätte man mir lieber nicht sagen sollen, denn in Sande war kein Treppchenplatz für mich zu erreichen – am Modell lag’s also nicht.

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Beim Vorbereiten der Wind S 110 zum Wertungsflug Quelle: Meik Bilke

Naja, es reichte diesmal nur zum 4. Platz, der M. K. konnte mir mit 0,34 Prozentpunkten Vorsprung den dritten Platz wegschnappen. Erster wurde, wie in Haselünne, der junge L. H. Erfreulich auch der zweite Platz des 16-jährigen K. G. Schön, dass es noch junge, sehr talentierte Modellflieger gibt, die mir Oldtimer zeigen, wie es geht. Hoffentlich bleiben sie dem Modellflug noch lange erhalten!

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Pilot, Ansager und Modell in Startposition Quelle: RC-Network.de

In der Jahreswertung des Nordcups 2010, bei der die besten zwei Platzierungen der drei Wettbewerbe gewertet werden, konnte ich hinter dem jungen Haslünner L. H. den zweiten Platz erreichen. Für mich stellt das einen am Jahresanfang nicht für möglich gehaltenen Erfolg dar. Wichtiger war jedoch der Spaß an der Sache! Ich habe bisher noch keinen so entspannten, freundschaftlichen Wettbewerb erlebt, wie den Nordcup. Einzelheiten und weitere Bilder findet ihr im Thread Nordcup 2010 hier bei RC-Network.

Mir hat das Kunstflugjahr 2010 sehr viel Spaß gebracht, auch wenn einige Rückschläge hinzunehmen waren. Ich freue mich schon auf den Nordcup 2011.

Wer ebenfalls Lust auf Kunstflug verspürt, sollte sich mal auf einem Wettbewerb sehen lassen! Die Termine für 2011 stehen auf der Homepage des DMFV und bei RC-Network.

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Jahresergebnis 2010 Quelle: RC-Network.de
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Moin Hans,
danke für diesen schönen und ausführlichen Bericht. Ich hoffe das sich Einige evtl. nun ermutigt fühlen ebenfalls mal F3A Luft zu schnuppern.

Gruß aus Buxtehude
Thomas
 
Hallo Hans,
liebe Grüße aus Salzwedel. Da hast du ja einen sehr schönen Bericht verfasst. Leider konnte ich ja die Nordcuprunde wegen Totalverlusst meiner Ultimate nicht mitfliegen. Schade!!!:cry:
Nach dem ewigen hin und her um die Termine für 2011 hatten wir nicht vor teilzunehmen. Nun hoffe ich aber doch noch meinen neuen Flieger in die Luft zu bekommen. Heino, Krümel und Markus wollen in Ütze dabei sein. Sind ja nur noch 2 Wochen! Also dann mal ind die Hände gespuckt. Die Zeit läuft.

Grüße aus SAW
Micha
 
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