Nachdem soweit erst mal alles gediehen ist, darf die Fläche mal auf dem Rumpf platznehmen. Passt sehr gut, nur minimaler Spalt zwischen Rumpf und Fläche - das spricht für die sorgfältige Konstruktion. Hier trennt sich oft die Hersteller-Spreu vom Weizen. Der geneigte Leser wird natürlich sofort feststellen ,dass ich die linke und die rechte Flächenhälfte unterschiedlich weit beplankt habe. Das ist, weil...also - ich dachte, man könnte...hmm. Ich glaube, ich hab´s vergessen
Endbreich Rumpfauflage.
Die Schnauze mit 4 Leisten beglückt...
...und verputzt.
Fertig ist der Quadratschädel.
Das eckige muß jetzt rund werden. Ein Kreis hilft dabei ungemein.
Hübscher Popo.
Okay, Schöne. Das passt.
Lieber Rumpf, die Welt da draussen kann rau sein, und dafür mußt du geschützt werden. Die Bootsbauer - (natürlich nur die nicht-harzpanschende, Holz verarbeitende Fraktion
), sowohl im Modellbau als auch im manntragenden Bereich, wissen am besten, wie man das macht. "G4 von Voss, ABER NICHT DRINNEN VERARBEITEN !!!" lautete die einhellige Meinung der Navy. Also 2 maliger Anstrich damit, und - ja, genau das ist es ! Wirklich starke Härtung des Balsas, schöner Farbton; nun rundum mit einer geschlossenen Haut Polyurethan-Harz versehen, traue ich dem Rumpf jetzt auch einen Überquerung des Bodensees zu. Da kommt keine Feuchtigkeit mehr rein. Inzwischen habe ich die Flächen meines 3,3 m furnierbeplankten Milan-2 nur mit diesem G4 behandelt - sieht aus wie ein Möbelstück. Ich mag´s halt natura.
Der Rehatermin kam, und Viva! mußte ohne Flächenkleid mit. Aber das waren schöne 2 Abende, als ich in der Klinik die abschließende Bespannung der Flächen und der Endausbau vornehmen konnte.
Es war bitterkalt im Februar - bei minus 20 Grad auf dem betonhart gefrorenen Boden des Ackers neben der Klinik hielt die ABS-Spinnerkonstruktion nicht lange.
Vom himmlischen schnell die bewährten Alu-Spinner ins Haus liefern lassen - und ja, so passt das schon viel besser.
Die Viva! ist fertig.
Nun im Frühling darf Viva! gerne auf dem Fahrrad mit aufs Feld hinter dem Haus.
So sind immer ein paar spontane, entspannende Flüge nach Feierabend vor dem Abendbrot möglich. Und das ohne die 15 km zum Platz und zurück - kommt bei mir (und bei meinem Frauchen) sehr gut an !
Abschliessendes:
Der bisher verschwiegene Erstflug fand auf einem steifgefrorenen Acker während der Reha statt. Minus 18 Grad Aussentemperatur verhinderten jede Überhitzung von Motor und Regler
Aus der Hand gestartet, mußte ich recht zügig mit Höhe abfangen, weil das Modell Richtung Boden steuerte. Die Anleitung weist also nicht umsonst darauf hin, dass das Modell leicht nach oben weggeworfen sein will. Bei mir kam auch noch die "sichere" Schwerpunktlage dazu. Aber das ist nun mal so eine Eigenheit von Nuris, die aber nach 3 Sekunden, wenn das Modell Fahrt gewonnen hat und die hochgestellten Ruder wirken, ihre Bedeutung verliert.
In der Luft war ich dann doch überrascht: kein Herumschleichen, sondern trotz der tiefen Temperaturen und dem 2s-Akku ein leistungsfähiger Antrieb, der aus dem 1 m Modell ein quicklebendiges Fliegerchen macht, das immer für ein paar Kapriolen und lustiges Herumturnen zu haben ist. Überziehen war nicht möglich, kreuzbrav - aber auch durchweg zügig - war das Modell immer gut zu führen. Inzwischen habe ich 60% Expo auf Höhe - das ist mir zuviel, da werde ich noch reduzieren und auch den Schwerpunkt noch weiter zurücknehmen. Müßte mich nur mal aufraffen, aber die eigene Trägheit - die Viva! fliegt doch auch so wunderbar...
Ich habe mit diesem Modell inzwischen eine Art des leichten, schnellen und unkomplizierten Modellbauens und -fliegens kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Kleinempfänger, Billigantrieb und günstige Servos sorgen mit der geringen Masse (und damit Bruchanfälligkeit) für ein äußerst entspannendes Hobbyerleben. Dieser Weg gefällt mir gut, und mal ehrlich: an dem kaum zu hörenden, kleinen Ding stört sich auch nicht wirklich jemand, wenn man damit mal auf der Wiese unterwegs ist. Und das ist eben wie erwähnt auch mal Sonntag morgens vor dem Frühstück möglich, ohne Werkzeugkiste und Fahrt zum Flugplatz und familiären Verhandlungen zu Hause. Also - Viva! entspannt das Hobby spürbar. Nicht so in der Luft: wenn man´s drauf anlegt, geht´s ab. Je nach Ruderausschlag und Schwerpunkt kann das Modell aber auch sehr gutmütig unterwegs sein und stellt rein zum Obenbleiben keine großen Anforderungen an den Piloten. Nur die etwas höhere Grundgeschwindigkeit, die direkte Ruderreaktion und die geringe Größe müssen bedacht werden. Kommen wir also zum Fazit. Ich möchte hier auch mal Lehrer spielen dürfen und Noten vergeben:
Mein Fazit:
- Bausatzausstattung, Materialqualität: Note 2. Leider keine 1 mehr, denn der größte Mangel ist meines Erachtens in der Bauanleitung zu suchen, die nicht mehr auf dem Stand der Zeit ist und hier die Sache unnötig verkompliziert bzw. schlimmer noch, Raum für eventuelle Baufehler läßt. Das muß heutzutage nicht mehr sein! Hier müssen einfach ein paar Übersichtszeichnungen und aussagegräftigere Detailbilder rein. So was würde ich gerne mal erstellen.
- Passgenauigkeit, Materialwahl, Konstruktion: Note 1. Da gibt es nichts zu verbessern, ausser vielleicht die Sperrholz-Ruderhörner. Ich habe diese ausgetauscht und welche aus GFK verwendet, nachdem meine bei einer harten Winterlandung brachen (der ABS-Spinner hat´s aber auch nicht überlebt, so dass es vielleicht doch an den Temperaturen oder der Landung auf dem harten Boden lag).
- Preis-Leistungsverhältnis: Note 1,5, das geht in Anbetracht des Gebotenen noch völlig in Ordnung. Der Bausatz ist nicht mit der heissen Nadel gestrickt, sondern hier liegt eine durchdachte, ordentliche Konstruktion vor, bei der im Gegensatz zu einem anderen Bausatz eines anderen Herstellers in meinem Keller auch in der Fertigung und der Materialauswahl das Bestreben nach hoher Qualität sichtbar wird. Darüber hinaus muss dazu der Punkt "Service" betrachtet werden - und der wiederum relativiert den Anschaffungspreis noch weiter in die positive Richtung (vgl. unten).
- Flugeigenschaften: Note 1. Das Modell kann alles, was ein 1m Alltags-Nuri heutzutage zu leisten im Stande sein sollte. Es macht einfach nur Spass und ist angenehm im Handling.
- Service: Note 1. Besser geht´s nicht. Die Lieferung durch Flywood erfolgt schnell, trotz dem Dasein als Kleinserienhersteller, der das nebenberuflich macht. Die Reaktionszeit auf Email-Anfragen ist sehr zügig, die Betreuung aussergewöhnlich gut. Aus eigener Doofheit ist meine Viva! beim fünften Flug nach dem Start mit der Schnauze in den Dreck gefallen. Ergebnis: stark beschädigte Fläche, ausgerissene Befestigung, leichte Schäden am Rumpf. Nach dem Knall beim Aufprall dachte ich schon an einen Totalschaden. Aber was nun - die Rippen einzeln aus einem Balsabrett herausschnitzen ? Das wird nix. Also eine Email an den Hersteller und gebeichtet. Ohne auf allzu große Details eingehen zu wollen, sei hier nur gesagt: mir wurde sehr schnell, sehr freundlich und zuvorkommend eine rundum befriedigende Lösung vorgeschlagen. Da bleibt einem nur noch übrig, "Danke!" zu sagen. Ein echter Knaller ist in meinen Augen die seit wenigen Tagen existierende Absturzversicherung: sofern nach dem Bau 3 Bilder zur Veröffentlichung an Flywood geschickt werden, wird dem Käufer nach einem crash ein neuer Bausatz mit 30% Rabatt angeboten! Das ist schon ein toller, kundennaher Service!
Das war´s erst mal von meiner Seite zur Viva!. Und vielleicht gehe ich heute Abend, wenn der Wind ein wenig nachlässt, vor dem Abendbrot noch mal schnell auf die Weise, um...naja. Frei nach Horst Schlämmer: "Weiße Bescheid ?"