Baudoku Positivleitwerk

Martin Petrich

Moderator
Teammitglied
Hallo zusammen,
da es sich anbot ein paar Bilder beim Leitwerksbau zu machen möchte ich hier eine kleine Bilderserie zum Positivbau für die Öffentlichkeit zum Besten geben.

Es handelt sich hierbei um ein Leitwerk für einen 2m Hangsegler, vermutlich ist es gut überdimensioniert, aber was solls ;)
Für Flügel etc. kann man das natürlich genauso abstrahieren, ändert an der Vorgehensweise so gut wie nichts, außer dass der Holmgurt stärker dimensioniert und evtl. ein Steg eingebaut wird.

Nun gut, los gehts mit den fertig verschliffenen Kernen. Material liegt bereit (ein Roving in die Nasenleiste, eine 163er Diagonal über diesen Roving, 3 lange und 2 kurze 12K Kohlerovings für die Gurte, etwas Kohleflechtschlauch für die Klappenstege, 2 Streifen Abreißgewebe als Scharnierband und je 1x 49er und 1x 163er Glasgewebe in die Schale).
Ein Verbinder wurde ebenso mitgebaut. Ganz simpel auf Folie etwas Sprühkleber, dann Balsaleisten im korrekten Winkel dort fixiert und die Rovings hinein laminiert.
Bei der Schale für das Leitwerk kam 0,5mm Vivak zum Einsatz, welches hinten einige mm länger zugeschnitten wurde als notwendig, so kann man die Endleiste schön auf Maß schleifen.

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Das Aufbringen der Gewebestreifen an den Leitwerken ist ziemlich einfach, erfordert aber ein wenig Übung. Da der Roving und der Gewebestreifen nicht sonderlich lang ist hab ich sie auf eine Zeitung gelegt, mit Sprühkleber eingenebelt und dann auf den Kern aufgebracht. Bei Flügeln sind die Streifen deutlich länger, da musst man entweder viel Zeitung nehmen oder man sprüht den Kern ein und legt dann das Gewebe auf. Ein eingesprühter Kern ist aber besonders klebefreundlich wenn er es nicht sein soll ;) -> klebt gern mal an der Negativschale fest.
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Bilder von den laminierten Vivakteilen habe ich leider nicht, da hatte ich Harzpfoten ;). Vorgehensweise: Auf das lackierte Vivak werden die 2 Lagen Glas aufgebracht. Erst mit Harz einstreichen, dann das Gewebe auflegen. So rutscht es nicht dauernd hin und her wenn man mit dem Pinsel tränken will.
Die Ränder vom Gewebe werden bündig am Vivak abgeschnitten.
Anschließend tränkt man den Kohleschlauch für den Klappensteg auf einer Zeitung sowie den Roving und das Gewebe an der Nasenleiste mit dem Pinsel.
Jetzt werden noch die Gurte auf dem Kern in der vorgesehenen Position getränkt (schön nebeneinander legen, sonst zeichnen sie sich ab. Eigentlihc müsste man eine kleine Nut in den Kern machen, aber ich habe das nicht gemacht. Daher haben sie sich auch leicht abgezeichnet). Ebenso wird der Abreißgewebestreifen getränkt und in die obere Schale über den Kohleschlauch gelegt.
Dann ist auch schon alles fertig und man kann die Teile zusammensetzen.
Dabei lässt man etwa 2-3mm Platz zur Nasenleiste, denn auf den kleinen Radius kann sich das Vivak nicht biegen. Das Vivak wird an der Endleiste mit 2 Streifen Malerkrepp zusammengeklebt damit es nicht verrutscht. An der Nasenleiste nicht kleben oder Küchenrolle zwecks Absaugen hinlegen, beim Verschleifen derselben weißt du warum ;).
Die Teile werden dann in den Vakuumsack gelegt und mit etwas Papier wird die Luftleitung abgesichert. Wenn der Unterdruck anliegt kommen außen noch die Schalen dran, um Verzug zu verhindern. Auf die obere Negativschale kommt etwas Gewicht. Wenn das alles so passt wird der Sack nochmal kurz "entlüftet", damit sich alles kurz entspannt, dann wieder das Ventil zu machen.
Nun heißt es warten.
Wenn die Teile dann aus dem Sack kommen sehen sie so aus

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Auch der Verbinder schaut ganz gut aus
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Nun wird die Endleiste auf Maß geschliffen und die Nasenleiste wird an die Schale angeglichen. Auch wird der ganze Überstand an der Wurzelrippe entfernt. Dann kann es an die Ruder gehen:
Die obere Scharnierlinie knapp an den Rand des Flechtschlauches legen, die untere 2mm zur Nasenleiste versetzt. Mit der Trennscheibe fährt man oben mit geringer Drehzahl entlang um die Schale bis zum Abreißgewebe zu durchtrennen. Unten wird die ganze Schale durchtrennt, hier reicht die Schnittbreite der Diamantscheibe aus, um ein sauberes Eintauchen des Ruders zu ermöglichen!
Ein bisschen hin und her bewegen und das Ruder wird schön leichtgängig...

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Die Löcher für den Verbinder sind in meinem Fall einfach in den Kern gebrannt (dort wo die Gurte an der Wurzelrippe liegen), da das Leitwerk komplett geklebt wird. Eine Steckung müsste man bereits vor dem Laminieren vorsehen.

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Das Styrodur im Kohleschlauch wird herausgenommen, das ergibt einen schönen Kasten für das Ruder.
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Die Oberfläche sieht auf den Bildern nicht so toll aus, das kommt von dem PVA das ich auf dem Vivak hatte. Wenn man die Leitwerke mit Wasser abwäscht bekommen sie vernünftigen Glanz.
Das Gewicht der Hälften inkl. Verbinder ist mit 67g eigentlich akzeptabel... wenn man die Festigkeit und Robustheit für den Hang berücksichtigt ;)
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Ich hoffe mit dem Beitrag konnte ich ein bisschen beim Verständnis der Bauweise helfen, wobei das sicher nicht der Wahrheit letzter Schluss ist... hier und da gäbe es schon noch Verbesserungspotential.
Über Kritik oder Kommentare freue ich mich natürlich, Fragen dürfen gestellt werden ;)

Netten Gruß
Martin

P.S. der Hangflieger muss demnächst fertig werden :D
 

Gideon

Vereinsmitglied
Hallo Martin,

danke für den schönen Beitrag. Das bringt für viele Licht ins Dunkel der Positv-Bauweise.
 

Claas

User
Hi Martin,

wie lange muß die aufs Vivak aufgebrachte Farbe trocknen, bevor es ans Laminieren geht?

Viele Grüße,
Claas
 
Hallo Martin,

vielen Dank für die tolle Doku!
Sehe ich das richtig? Der Schnitt der Kerne ist über 2 Schablonen gemacht worden. Die Kerne wurden nachträglich elliptisch geschliffen.
Zwei Fragen:
1. wie sieht der Nasenbereich des Profils aus, wie entsteht die Profilform? So wie ich das verstehe, müsste sich eine Stufe (die genannten 2-3 mm) in der Dicke der Vivak-Folie abzeichnen. Farbe muß hier nach dem Versäubern aufgebracht werden, oder?
2. wird das Glasgewebe im elliptischen Nasenbereich überhaupt gepresst, oder sogar durch den Vakuumsack krummgedrückt? Hier fehlt ja die stützende Außenschale, diese hat ja einen geraden Schnitt.

Nochmals vielen Dank, und Grüße.

Klaus.
 

Martin Petrich

Moderator
Teammitglied
Hallo Klaus,
die Kerne sind über 2 Schablonen geschnitten und dann elliptisch geschliffen. Dabei geht einiges an Profiltreue drauf wenn man keine Schleifschablonen o.ä. hat.
zu 1. Das Nasenleistenprofil wird durch den Kern vorgegeben, die eine Lage Glas macht den Bereich stabil. Eine Stufe entsteht am Rand des Vivak, diese hat die Dicke von den 2 Glaslagen und der Farbe (die Nasenleiste ist also kleiner). Hier muss man später durch schleifen eine Anpassung vornehmen. Wenn man mag kann man da auch noch Farbe wieder auftragen damit es schöner aussieht.
zu 2. das Pressen übernimmt hier der Vakuumsack. Die Kerne mit Vivak liegen allein dort drin und die Negativschalen können in dem Bereich nicht richtig stützen, denn es fehlt ja Material vom Kern innen.

Die Bauweise ist halt nur ein Kompromiss aus vielen verschiedenen Bautechniken, es ist möglich dass man leichte Verzüge oder leichte Probleme mit der Nasenleiste (durchschleifen etc.) bekommen kann, aber in Anbetracht der Investition bzw. der Stückzahlen beim Formenbau relativiert sich die ganze Sache dann recht schnell... ist auch abhängig von der Bauteilgröße.
Ein großer Vorteil: man kann bei gleichem Flächengrundriss sehr einfach verschiedene Profile testen!
 
Hallo Martin,


Ein toller Beitrag. Danke dafür.

Zu der Nasenleiste habe ich einen Tip,

Ich nehme nicht Vivak sonder Polyesterfolie von Modulor. Die hat eine Dicke von 0,175 mm und legt sich sehr gut um die Nasenleiste auch am Randbogen. Kostet 7,5 €/Lfdm bei einer Breite von 1200 mm. Muß eigentlich so zu verarbeiten sein wie Mylar. Ist auf jeden Fall hoch glänzent.
Interesant finde ich deine Hohlkehle. Wie und wann trennst du das CFK am Scharnier? Hast Du da einen kleinen Überstand durch den Schlauch oder hast Du den Kern da leicht dünner geschliffen?

Gruß

Andi C.
 

Martin Petrich

Moderator
Teammitglied
Hallo Andi,
Ist das so eine Art Overheadprojektorfolie? Daran habe ich schonmal gedacht, aber dann muss der Kern wirklich sehr sauber verschliffen und glatt sein. Je dünner die Trägerfolie umso mehr läuft man Gefahr sich Wellen einzuhandeln!
Ich bin mit meiner Methode zufrieden, die 10min Schleifarbeit an der Nase sind gut investiert und es sieht auch ordentlich aus.

Der Kohleschlauch liegt ja zwischen Kern und Abreißgewebe. Wenn von außen die Schale durchritzt wurde (bis auf das Abreißgewebe runter) wird die andere Seite komplett durchtrennt. wenn man nun das Ruder ein wenig bewegt und innen das Styro rauskratzt schafft man es ganz gut den Schlauch an der Scharnierlinie zu brechen. Wenn das nicht einfach gelingt muss man von innen noch anritzen.
Der Rechteckkern im Schlauch wird um die Schlauchdicke abgeschliffen.

Martin
 
Hallo Martin,

Danke für Deine Antwort.

Mit Overhead-Folie ist das vergleichbar. Das mit der Oberfläche stimmt schon.

Gruß

Andi C.
 
Hallo Martin,

vielen Dank für die Antwort, hatte es mir auch so vorgestellt mit dem elliptischen Kern. Diese Methode wende ich beim Beplanken mit Balsa auch an, und um den Druck auch in den elliptischen Bereich zu bekommen, klebe ich Tesa-Krepp in die Schale. Das fehlende Material in der Schale wird also nach Augenmaß "aufgedickt", durch kurze Tesa-Streifen.
Noch ein paar Tipps, wen es interessiert:
Habe auch mit Overhead-Folie gearbeitet, und mir vorher Schriftzüge und Muster auf die Folie kopiert. Bei einem weißen Harz wird die schwarze Farbe spiegelbildlich in die Flügeloberfläche aufgenommen; so ergeben sich interessante Gestaltungsmöglichkeiten. Auch bemalte Seide oder farbiges Bespannpapier funktioniert, aber auch wasserlösliche Akrylfarben. Sogar Wandfarbe habe ich probiert, (trocknen lassen), diese wird vollständig vom Harz durchdrungen, da sie gut saugt. Hier setzt nur das Gewicht dem Ganzen eine Grenze.
Rundungen presse ich manchmal mit einer Gummimatte. Werde demnächst ein Gymnastikband aus Silikon ausprobieren, wegen der Trennbarkeit.

Viel Spaß!

Klaus.
 
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