christof buss schrieb:
Udo,
stell Dir doch bitte einfach mal vor, wir hätten auf dieser unserer Erden nicht einen Umgebungsdruck von etwa 1000 mbar sondern das doppelte, etwa 2000
mbar. Würde ein Zweitaktmotor dann nicht mehr funktionieren?
Müssten dann die Steuerzeiten anders sein?
Nirgendwo Udo, ausser in einem aufgeladenen Motor. Darum sprach ich ja von "Vorstellen" Wenn der Umgebungsdruck eh das doppelte betragen würde, hätte das die gleiche Folge als wenn ein Motor per Turbo oder Kompressor mit 1 bar Druck beaufschlagt werden würde.
Interessantes Gedankenspiel. Vermutlich würde ein Motor auch bei doppeltem Umgebungsdruck funktionieren. Nur: Wozu sollte man sich die Mühe machen, darüber nachzudenken? Es gibt hier eben keinen so hohen Umgebungsluftdruck.
Und das Problem mit den Steuerzeiten: Grau ist alle Theorie. Man wird wohl oder übel Praxisversuche machen müssen.
Dabei würde sich auch im Resorohr der Druck verdoppeln, demendsprechend ändert sich garnichts, und schon garnicht die Steuerzeiten.
Wenn Du das mal als Gedankenmodell ablaufen lässt wirst Du es sicher nachvollziehen können.
Ganz so einfach und simpel ist es dann doch nicht: Mit steigendem Luftdruck (bzw. Überdruck durch Aufladung) ändern sich auch die übrigen Parameter bzw. Eigenschaften des Luft/Gasgemisches. Auch hier gilt wieder: Grau ist alle Theorie.
Was Du sagtest war das:
Zitat:
"Ein hoher Ladedruck bedingt jedoch ganz andere Steuerzeiten bzw. andere Gaskanalgeometrien im Motor, um eben viel mehr Frischgas durchzulassen, als bisher, denn irgendwann mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit werden sich unerwünschte Wirbel bilden bzw. die Gasgeschwindigkeiten einfach zu groß werden. Damit habe ich aber nur die Probleme auf der Einlassseite angesprochen."
Udo, dann sag mir:
Woher sollen zunehmende Strömungsgeschwindigkeiten denn kommen, wenn nicht von höherer Drehzahl?
Sag nicht durch die Aufladung, der höhere Luftmassendurchsatz resultiert aus einer Verdichtung der zugeführten Luft, nicht aus einem Drehzahlzuwachs, dieser würde durch eine entsprechende Latte verhindert, aber dieses Wissen hatte ich eigentlich vorrausgesetzt......
Wo, bitte, habe ich von einer Drehzahlerhöhung gesprochen?
Um mehr Leistung aus einem Motor ohne Hubraumvergrößerung zu bekommen, ist die Aufladung ein probates Mittel (allerdings bei 4-Taktmotoren). Es geht dabei darum, eine größere Menge an Frischgas in der selben Zeit in den Brennraum zu bekommen, als das ohne Aufladung möglich wäre. Damit steigt die spezifische Leistung des Motors bei gleicher Drehzahl.
Um dieses aber zu bewerkstelligen (mehr Frischgas bei gleicher zur Verfügung stehenden Zeit) kann man entweder den Durchmesser, also den Querschnitt des Gaskanals vergrößern oder aber eben die Strömungsgeschwindigkeit. Am besten beides.
Muss ich nur weil Du´s tust von 150% reden?
Ändert das was am Prinzip?
Natürlich "musst" Du gar nichts. Es wäre aber schön, mit den gleichen Begriffen zu arbeiten, anstatt Begriffsverwirrung um sich greifen zu lassen. Natürlich wäre ein Leistungsverdoppelung auch nicht schlecht, sicherlich doppelt so gut, wie nur eine Leistungssteigerung um die Hälfte, oder?
Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass sich der ganze Aufwand nicht lohnt, wenn am Ende nur so 10 bis 25% Leistungssteigerung dabei herauskommen, diese (geringe) Zusatzleistung dürfte durch das größere Gewicht und die höhere Komplexität des Motors wieder relativiert werden. Wenn also schon Leistungssteigerung, dann auch recht ordentlich.
Ne wusste ich nicht. Echt nicht.
Glaub ich nicht
Echt.
Oder man lässt eben komprimiertes Gas einströmen, gelle?
Natürlich. Davon reden wir hier doch die ganze Zeit?????
Was glaubst Du, macht das komprimierte Gas?
Richtig: Es strömt schneller, weil es sich wieder so schnell wie möglich ausdehnen will.
Nö, ein Turbo,motor ist alles andere als graue Theorie.
Klar, Turbomotoren sind längst bewährt. Aber nur bei 4-Taktern!
Bei 2-Taktern sieht die Sache da schon wieder ganz anders aus. Außer einigen eher vagen Andeutungen, dass dieser oder jener Motor ein aufgeladener 2-Takter gewesen sein soll, sind nirgendwo zu finden. Jedenfalls kaum in aktueller Zeit (seit Ende des 2. Weltkrieges)
Und ein per Abgasturbolader aufgeladener 2-Takter? Na, ich weiß nicht so recht. Ich halte sowas für ein Märchen. Andernfalls bitte ich um entsprechende Nachweise (Prinzipskizzen, Leistungsdiagramme, Youtube-Videos eines laufenden Exemplars usw.)
Und stell Dir vor, es gibt tatsächlich Leute, für die diese äusserst diffizile Angelegenheit Alltag ist. Deren Resorohre funktionieren.
Das brauch ich mir nicht vorstellen, dass weiß ich! Klar funktionieren Resorohre. Ich habe doch nie was anderes behauptet? Ich gab lediglich zu bedenken, dass solch ein Resorohr eventuell nicht mehr funktioniert, wenn man den Motor erfolgreich auflädt, bzw. dass man das Rohr völlig neu abstimmen müsste oder aber auch, dass solch ein Rohr gar nicht mehr erforderlich ist. Was ist daran verwerflich?
Zitat von Kurbel:
"Udo, nu lass doch mit deinem fundierten Fachwissen mal klare Ansagen heraus.
Ist die eine Luftdichteänderung der Umgebungsluft ein grundsätzliches Problem für die Funktion eines Zweitakters?
Wenn nicht, kann ich an der Aufladung keinen Haken finden.
Kurbel"
Klar ist die Luftdichteänderung für einen Verbrennungsmotor ein grundsätzliches Problem. Allerdings bezogen auf abnehmenden Luftdruck in größeren Höhen. Es gibt sogar eine Formel für dafür, dass mit soundsoviel Meter "weiter oben" ein bestimmter Motor soundsoviel Prozent seiner Leistung verliert, da nicht mehr genügend Luftsauerstoff dem Motor zugeführt werden kann und man, will man ein Überfetten der Mischung verhindern, auch den kraftstoffanteil zurücknehmen muss. Jeder moderne Automotor verfügt in seinen diversen Blackboxen über entsprechende Kompensationsprogramme.
Ist der Motor jedoch aufgeladen, so hat man da schon mal ein Problem weniger, denn dann kann man leicht diese Luftdruckschwankungen durch entsprechende Ladedruckerhöhungen ausgleichen.
(Wie gesagt: Alles bei 4-Taktern)
Es ist jetzt sinnlos, eine Theorie darüber zu erstellen, was passiert, wenn der Luftdruck auf das Doppelte des normalen atmosphärischen Druckes ansteigt, da so wa sin der Praxis nicht vorkommen kann. Es gehört aber nicht viel Phantasie dazu, dass es da sehr wohl Änderungen im Laufverhalten geben
muss.
Grüße
Udo