Zusammensetzung des Flächeninhalts

AJ

User
Hallo,

ich bins wieder, um Euch mit einer Grundsatzfrage zu nerven :)

Unter der Vorraussetzung, dass das Höhneleitwerk einen Einstellwinkel von 0° hat, frage ich mich nämlich, inwiefern es korrekt ist, als Flächeninhalt eines Modells den Fl.-Inhalt der Tragfläche PLUS den des Höhenleitwerks anzugeben.
Sprich, wenn die eigentliche Fläche 45dm² hat und das HLW 5dm², einen Flächeninhalt von 50dm² anzugeben - und diesen dann auch zur Berechnung der Flächenbelastung heranzuziehen...

[ 21. April 2003, 16:15: Beitrag editiert von: AJ ]
 
Das HLW zur Gesamtfläche zu zählen stammt noch aus der Anfangszeit des Freifluges und wurde von der FAI übernommen.
Ist natürlich Unsinn, aber manch ein Unsinn hält sich ewig...
Gruss Jürgen
 
Moin moin zusammen, ich würde es nicht unbedingt
als Unsinn bezeichnen, denn zu den Freiflug zeiten
hatte das H-Leitwerk ja noch ein tragendes Profil.
Bei Enten ist es auf jedenfall korrekt.
mfg.vom...........

[ 22. April 2003, 06:46: Beitrag editiert von: Sky Walker ]
 
Ja!
Oder landest du torquend? Dann zählt die Kreisfläche des Props ;)
Gruss Jürgen

[ 22. April 2003, 13:27: Beitrag editiert von: Jürgen N. ]
 
Bei meinem Modellen gebe ich die reine Tragfläche incl Querruder an, aber ohne die vom Rumpf abgedeckte Fläche. Erscheint mir das reellste zu sein.
 

jwl

User †
Original erstellt von Jürgen N.:

Ist natürlich Unsinn, aber manch ein Unsinn hält sich ewig...
Gruss Jürgen
unsinn ist es keiner weil man ja nicht wissen kann wie gross das HLW ist. STABMASS abstand von NP zu SP

und wenn der NP sehr weit hinten ist , ist der schwerpunkt auch sehr weit hinten, dass heisst das HLW darf auch was tun. beim freiflug baut man grosse HLW das der schwerpunkt dort liegt,dass es bei gezogener handbremse sorry thermikbremse das flugzeug in den sackflug übergeht. bei sehr kleinen HLW muss es abtreib liefern man müsste es dann von der fläche abziehen.

gruss jwl
 

haschenk

User †
Hi zusammen,

Die Sache ist nicht ganz so einfach.

Wenn es um die Flugleistungen, und im Zusammenhang damit um Flächenbelastung, Streckung, Bezugsflügeltiefe etc. geht, ist es fraglos unsinnig, die Inhalte von Tragflügel und Hltw. zu addieren. Kein professioneller Flugzeugkonstrukteur würde jemals auf diesen Gedanken zu kommen. Wie schon gesagt stammt das aus Freiflugmodell-Urzeiten.

Die Erfinder der FAI-Regel wollten damals vermeiden, nur den Tragflügelinhalt zu limitieren, damit nicht findige Modellbauer ein riesiges Hltw. dazu bauen, das "mitträgt" (was auch immer sie sich darunter vorstellten) und damit die Flächenbelastungsvorschrift unterlaufen. Daß so ein Hltw. sehr uneffizient und damit uninteressant sein könnte, hatten sie wahrscheinlich nicht bedacht.

Möglicherweise unbewußt(?) haben sie damit aber ein echtes Optimierungsproblem geschaffen: Ein Auftrieb oder Abtrieb erzeugendes Hltw. arbeitet fast immer uneffizient, da Streckung, ca-Wert und Re-Zahl wesentlich kleiner sind als beim Tragflügel. Wenn man "Auftrieb erzeugen" will, macht man das viel besser mit dem Tragflügel.

Der "durchblickende" Konstrukteur wird daher immer versuchen, das Hltw. möglichst klein zu halten und möglichst viel der erlaubten Fläche in den Tragflügel zu stecken. Damit gerät er aber in Konflikt mit den Anforderungen zum Momentenausgleich und zur Stabilität, und er muß in einen Kompromiß eingehen.

Zur Erinnerung:
1.
Die fast ständig gebrauchten Formulierungen wie "viel Auftrieb", "hoher Auftrieb" etc. sind sehr mißverständlich. Abgesehen mal von kurzzeitigen instationären Flugzuständen, ist der Gesamtauftrieb eines Fluzeugs immer gleich dem Gewicht bzw. aller in Auftriebsrichtung fallenden Kräftekomponenten. Gemeint ist bei diesen Formulierungen wohl immer der Auftriebs-Beiwert ca, aber das ist dann was anderes.

2.
Allein durch Verwendung eines "tragenden" Profils erzeugt ein Hltw. noch lange keinen Auftrieb. Ob ein Hltw. "trägt" oder nicht, hängt vom Momentengleichgewicht ab. Ein "tragendes Profil" kann Abtrieb erzeugen, und ein "nichttragendes" kann Auftrieb erzeugen.
Die Denkrichtung muß vielmehr so sein:
Aus Gleichgewichts- und Stabilitätsbedingung ergibt sich zu jedem Tragflügel-ca ein ganz bestimmtes Hltw.s-ca. Dabei spielen vor allem Parameter wie Flächeninhalte, Nullmoment des Tragflügelprofils, Schwerpunktlage u.a.m. eine wesentliche Rolle. Neben diesem Gleichgewichts-Hltw.s-ca muß aber auch noch ein genügend großer ca-Bereich zum Trimmen, für Klappenmoment-Kompensation usw. vorhanden sein. Entsprechend diesen Forderungen muß man jetzt das Hltw.s-Profil wählen, mit der Nebenbedingung, daß beim meistgeflogenen Tragflügel-ca der Profilwiderstand des Hltw.s minimal ist (kein "Trimmwiderstand"). Dabei stellt sich meistens heraus, daß ein symmetrisches oder fast symmetrisches Profil die beste Lösung ist.

3.
Der Leitwerks-Widerstand wird minimal, wenn ein symmetrisches Profil verwendet wird und dieses keinen Auftrieb oder Abtrieb erzeugt. Das bedingt, daß der Tragflügel für sich allein schon im Momentengleichgewicht sein muß. Wäre da nicht noch die Stabilitätsbedingung, so könnte man (wenigstens in Gedanken) das Hltw. wegnehmen. Diese Bedingung kann man für ein bestimmtes Tragflügel-ca und -Profil nur mit einer ganz bestimmten SP-Lage erfüllen, und das sollte beim meistgeflogenen ca (Flugphase) der Fall sein. Bei allen anderen Trimmzuständen wird dann das Hltw. etwas Abtrieb oder Auftrieb liefern.

Diese Bedingungen und zusätzlich die Stabilitätsbedingung (SP-Lage) zu erfüllen, bedeutet eine Menge theoretische und/oder experimentelle Optimierungsarbeit an den Parametern, ist aber eines der Geheimnisse eines gelungenen Entwurfs.

Und Letztens:
Es gibt einen Lehrsatz aus der Aerodynamik, der besagt, daß für Auftriebsverteilung und induzierten Widerstand zählt, was "in summa" von den beiden Flächen in einer gedachten senkrechten Ebene (parallel zur Spannweite) hinter dem Flugzeug zurückbleibt. Das bedeutet: Wenn z.B. die Tragflügel-Auftriebsverteilung ideal elliptisch ist und das Hltw. Null Auftrieb erzeugt, ist alles ok (Summe ist identisch mit Tragflügel allein). Macht jetzt das Hltw. aber auch Auftrieb/Abtrieb, dann "sitzt" die Hltw.-Auftriebsverteilung quasi auf der elliptischen Verteilung des Tragflügels drauf, und die Summe ist nicht mehr elliptisch. Das bedeutet dann einen erhöhten induzierten Widerstand, ein klassischer Fall von Trimmwiderstand. Und das mal abgesehen vom höheren Profilwiderstand des Hltws.

Man könnte aber jetzt z.B. den Tragflügel so gestalten, daß seine Auftriebsverteilung nicht mehr elliptisch ist, und zwar so, daß er zusammen mit dem Hltw. dann eine "elliptische Summe" ergibt. Eine befriedigende Problemlösung wird das aber wohl in keiner Hinsicht werden.

So, jetzt habe ich euch eine ganze Menge an Theorie zugemutet. Aber man sieht, was aus einer simplen Eingangsfrage werden kann, wenn man ins Detail geht. Wer das nicht will oder kann, der kann sich an bewährte Auslegungen halten. So kann man auch zu guten Fliegern kommen.

PS.
In dem Buch "Design, Leistung und Dynamik von Segelflugmodellen" von H. Quabeck ist eine Menge zu den o.e. Dingen zu lesen.


Grüße,
Helmut

[ 09. Mai 2003, 01:46: Beitrag editiert von: haschenk ]
 
Hallo,

hier mal eine Variante für die Leser, die es einfach haben wollen. So erkläre ich die Zusammenhänge meinen (Motor-)flugschülern, die meisten haben es kapiert.

Das Höhenruder liefert immer Abtrieb! Warum? Weil so, wenn der Flieger schneller wird und das Höhenruder noch mehr Abtrieb liefert, die Nase gehoben wird und somit der Flieger wieder langsamer wird. Also fliegt die Fuhre stabil. Je weiter der Schwerpunkt nach vorne wandert, um so mehr Abtrieb brauchen wir, die Trimmung wirds richten und alles wird noch viel stabiler, sofern die Trimmung noch nicht am Anschlag ist.

Wenn nun die dicke Schwiegermutter auf dem Rücksitz mitfliegt, brauchts weniger Abtrieb vom Höhenruder. Also wird das ganze weniger eigenstabil. Im Extremfall ist der Schwerpunkt dann so weit hinten, daß das Höhenruder sogar Auftrieb liefern muß (man muß "drücken"), dann wird die Fuhre labil und ist nicht mehr steuerbar, weil wenn wir schneller werden werden wir gleich wieder schneller weil noch mehr Auftrieb vom Höhenruder. Außerdem wird der Hebelarm zwischen Schwerpunkt und Höhenruder kleiner, was die Sache noch verschlimmert. Manche nennen das "unterschneiden", so richtig macht das keinen Spaß mehr. Ergo -> Schwiegermutter daheim lassen.

Natürlich ist der Abtrieb unerwünscht. Wir treiben ja mächtigen Aufwand, um an der Tragfläche Auftrieb zu erzeugen, am besten mindestens so viel wie der Flieger wiegt. Da stört es schon, wenn das Höhenruder dagegen arbeitet. Daher fliegen die großen Computerjets mit einem Schwerpunkt, der immer so liegt, daß das Höhenruder neutral ist. Wenn da ein Passagier nach hinten zum Klo läuft, pumpt der Computer sofort die passende Menge Kerosin von einem hinteren in einen vorderen Rumpftank, um das auszuregeln. Rennen alle nach vorne, wird der Pilot böse, weil das nur begrenzt funktioniert und dann doch wieder teurer Abtrieb am Höhenruder angesagt ist.

Was hat das nun mit dem Topic zu tun? Nun, es sollte klar geworden sein, daß das Höhenruder nur regelnde Aufgaben hat und somit in der Lilienthal-Formel zur Auftriebsberechnung mit seinem Flächeninhalt nichts verloren hat.

Die Weisheit, daß ein Flieger am besten unterwegs ist, wenn der Schwerpunkt am hinteren Ende der Skala liegt, erklärt sich so vielleicht auch anschaulich. Das ist eben ziemlich genau der Punkt, wo das Höhenruder (statisch) arbeitslos wird.

Ich weiß, daß die Experten jetzt Magenkrämpfe kriegen, aber die Motorflieger sind halt relativ schmerzfrei was diese Aspekte angeht. Daher braucht man rustikale Erklärungen. Bei dieser Klientel ist es z.B. vollkommen unüblich, außer beim Start und bei der Seitenwindlandung die Füße auf den Seitenruderpedalen zu haben, Querruder reicht doch :)

Der Vollständigkeit halber, nur zur Verwirrung: Bei Enten ist das genau andersrum, also oben überall "Abtrieb" durch "Auftrieb" ersetzen. Daher wird bei Enten die HLW-Grundfläche zur auftriebliefernden Fläche hinzuaddiert.

Gruß, Gunter
 

Gast_102

User gesperrt
Radiomann,

Diese Meinung habe ich auch mal vertreten. Ist aber leider schlichtweg falsch.

nun ich mache es mal einfach ... :) wenn ein flieger mit einer Tragflächenanstellung von 3° unterwegs ist und die ewd 1° beträgt ... Preisfrage : welche Anstellung hat dann das hlw ?
Machen wir es kurz ... nun 2° ist dann das hlw angestellt und das positiv .. und was macht eine positiv angestellte Fläche in der Luft ? Naja nennen wir es mal Auftrieb erzeugen :D

Und nun ?

Schau mal nach oben da habe ich einen Link zu diesem Thema gepostet.

Ein Flugzeug ist nun mal keine Rakete wo die Flächen reine Führungsqualitäten haben müssen ... Siehe Apollo :D

YYEETTII ..sach auch mal was !!
 

ufisch

User
Wenn man Modelle miteinnander vergleichen will, sollte man auch eine gemeinsame Definition verwenden. In diesem Fall von der FAI. So das man auf Anhieb weiß, bei XX g/dm² und XXX g Gewicht ist die Fläche XX dm² inklusive Tragfläche, Höhenleitwerk und den Rumpfstücken. Ob das aerodynamisch sinnvoll ist, sei mal dahingestellt, aber es mault ja auch keiner bei "Knoten" statt km/h in der Seefahrt.
 

Yeti

User
Original erstellt von Radiomann:
Das Höhenruder liefert immer Abtrieb! Warum? Weil so, wenn der Flieger schneller wird und das Höhenruder noch mehr Abtrieb liefert, die Nase gehoben wird und somit der Flieger wieder langsamer wird. Also fliegt die Fuhre stabil.
Und was ist mit folgender Variante? ;)

Das Höhenruder liefert im Langsamflug immer Auftrieb! Warum? Weil so, wenn der Flieger langsamer wird und das Höhenruder (wegen des zunehmenden Anstellwinkels) noch mehr Auftrieb liefert, das Heck gehoben wird und somit der Flieger wieder schneller wird. Also fliegt die Fuhre stabil.

Oder anschaulich: Der Druckpunkt als gedachter Angriffspunkt der Luftkraft wandert mit zunehmendem Anstellwinkel nach vorne. Sobald der Druckpunkt des Flügels vor dem Schwerpunkt liegt, muss das Höhenleitwerk Auftrieb erzeugen. Sonst ist das Flugzeug nicht im Gleichgewicht. Liegt der Druckpunkt des Flügels hinter dem SP, muss das HLW Abtrieb liefern.

@Peet: Ich ernenne dich hiermit zum stellvertretenden "Imlangsamflugauftriebamhöhenleitwerks-Beauftragten" ;)

Gruß Yeti
 

jwl

User †
Original erstellt von Yeti:
@Peet: Ich ernenne dich hiermit zum stellvertretenden "Imlangsamflugauftriebamhöhenleitwerks-Beauftragten" ;)

Gruß Yeti
wie schon besprochen sollte das HLW kein auftrieb oder abtrieb liefern am besten dann wenn es im auslegungs CA fliegt bzw. besten gleites etc. pp.

wenn wir jetzt die kiste andrücken brauchen wir am HLW auftreib das die kiste hinten hoch kommt. wenn wir etwas langsamer fliegen möchten brauchen wir abtreib das der anstellwinkel grösser wird. auftieb kann natürlich relative gesehen werden da wir ja nicht wissen wie gross unser HLW und die andern momente sind.

bei einem langsam fliegenden flugzeug macht man das HLW etwas grösser im geradeausflug liefert das HLW auftrieb, wenn wir jetzt die kiste in die kurve legen müssen wir ein bisschen ziehen und schwubs muss das HLW "nichts" mehr tun. bei einem schnellen modell machen wir das HLW etwas kleiner dann muss das HLW im langsamflug abtrieb leisten dass wir nicht vom himmel fallen. wenn wir jetzt die kiste aber schnellmachen und die hangkante unsicher machen muss das HLW "nichts" tun.

es ist halt die frage des auslegungs CAs und was wir haben wollen. in wie weit andere einflussgrössen diese beeinflussen ist ein ganz anders thema.

gruss jwl
 

Steffen

User
Eigentlich ging's doch um Flügelinhalte, oder?

Da ist die ganze Antwort einfach: für den Konstrukteur interessiert in erster Linie der Flügel, weil er die Hauptarbeit des 'Gewicht tragens' macht. Für einen Sporting Code kann das alles anders sein. Wenn der Sportcode die Rumpfdraufsicht mitrechnen mag, damit man nicht große Teile des flügels als Rumpf deklariert, dann darf das Regularium das natürlich. Hier ist also einfach definiert, dass Flügel und Leitwerk zählen.

Aber noch zu den Auftrieben: langsamer fliegen wollen und dafür Abtrieb am HLW machen stimmt nur und ausschliesslich für das Manöver. Der folgende stationäre Zustand hat sicherlich und garantiert einen höheren Auftrieb (oder kleineren Abtrieb) am HLW als vorher.

Und ganz spitzfindig betrachtet ist der optimale Auftriebsbeiwert am HLW im Auslegungspunkt der, der im Verhältnis zum Flügel-ca umgekehrt proportional zum Verhältnis der Streckungen ist.

Ob das Leitwerksprofil dabei gewölbt ist oder nicht liegt daran, wohin der Konstrukteur den Punkt legen will, an dem das Leitwerk aus der Laminardelle fallen darf oder nicht darf.

Ciao, Steffen
 

jwl

User †
Original erstellt von Steffen:


Und ganz spitzfindig betrachtet ist der optimale Auftriebsbeiwert am HLW im Auslegungspunkt der, der im Verhältnis zum Flügel-ca umgekehrt proportional zum Verhältnis der Streckungen ist.

so habe ich es noch gar nicht gesehen, dass ist wirklich interessant. könntest du bitte den gedanken noch etwas ausführen, dass ich es auch verstehe.

[ 09. Mai 2003, 11:49: Beitrag editiert von: jwl ]
 

haschenk

User †
Hi zusammen,
da muß ich mich doch nochmal melden:

1.
Wie schon gesagt, die eine Definition ist Reglement, die andere das technisch/physikalisch Richtige. Beides muß nicht identisch sein; wenn´s so ist, dann ist das eher ein Glücksfall.

Reglements werden meistens von Funktionären gemacht, die in den Tiefen der Theorie nicht unbedingt kompetent sind. Außerdem muß man beim Erstellen von Reglements noch eine Anzahl anderer Gesichtspunkte berücksichtigen. Das ist nicht nur in der Fliegerei so, sondern auch bei anderen technischen Sportarten, ob das nun Formel 1 ist, oder Regattasegeln, oder sonstwas.

Also bitte das technisch Richtige und das Reglement auseinanderhalten, das sind in der Regel zwei Paar Stiefel.

2.
@ufisch
Was willst du denn vergleichen?
Wenn du Daten vergleichst, die aus einer physikalisch unsinnigen Definition des Flächeninhalts heraus entstanden sind (z.B. Sinkgeschwindigkeit, Gleitwinkel usw.), dann sind die Ergebnisse des Vergleichs auch unsinnig.

Dein Vergleich mit den "knoten" und "kmh" ist schlecht, weil es sich hierbei nur um unterschiedliche Maßeinheiten für dieselbe physikalische Größe (Geschwindigkeit) handelt.

3.
@Peet
Deine Vorstellung ist übervereinfacht und kann sehr schnell zu falschen Schlüssen führen.
a)
Du hast den Flügelabwind vergessen, was man keinesfalls darf. Durch diesen wird das Hltw. grundsätzlich unter einem kleineren Anstellwinkel als der Tragflügel angeströmt. Dummerweise ist dieser "Abwindwinkel" nicht konstant, sondern hängt vom Auftriebsbeiwert des Tragflügels ab. Je größer der letztere ist, desto größer wird auch der Abwind. Die "aerodynamisch wirksame" EWD ist nicht identisch mit der geometrisch eingebauten.

b)
Ob ein Flügel/Profil Auftrieb erzeugt, läßt sich so ohne weiteres allein aus dem Anstellwinkel noch nicht sagen. Dieser ist bekanntlich als der Winkel zwischen Anströmrichtung und Profilsehne definiert. Wenn man wissen will, ob Auftrieb entsteht, muß man zusätzlich auch den den "Nullauftriebswinkel" des Profils kennen. Bei einem symmetrischen Profil ist das trivial, aber bei gewölbten Profilen nicht mehr.

c)
Wenn ein Tragflügel z.B. unter 3 Grad angeströmt wird (wie und wo definiert?), bedeutet das nicht, daß sein(e)Profile(e) auch unter 3 Grad angeströmt werden. Jeder reale Tragflügel fliegt in seinem eigenen Abwind (!!), der durch den sog. "induzierten Anstellwinkel" beschrieben ist. Der ist aber dummerweise nicht konstant über die Spannweite. Das kann man alles nur klären, wenn man die Auftriebsverteilung berechnet.

4.
Ich rate nachdrücklich dazu, nicht "in Anstell- oder Einstellwinkeln" zu denken, sondern "in Auftriebsbeiwerten". Die sind das Ergebnis aller dieser komplizierte Vorgänge, die man damit los ist. Damit wird Alles wesentlich einfacher und man kann nicht so leicht zu falschen Schlüssen kommen.

Übervereinfachte Vorstellungen führen bei den Anströmwinkeln leicht zu Fehlern von ein paar Grad, aber genau in dieser Größenordnung liegen auch unsere wirklichen Größen. Das Ergebnis sind falsche Schlüsse, unerklärliche Erscheinungen, lange Diskussionen usw.

5.
Das Primäre für einen (stationären) Flugzustand ist immer das Längsmomenten-Gleichgewicht. Das stellt sich automatisch ein und bestimmt dann den Auftriebsbeiwert von Tragflügel (Caf) und Hltw. (Cah). Zu jedem Gleichgewichts-Caf gehört ein eindeutiges Cah. Berechnet man das Cah für verschiedene Caf und trägt das in ein Diagramm ein, dann stellt man fest, daß alle diese Werte auf einer Geraden liegen.
Stellt euch dieses Diagramm vor:
Auf der x-Achse das Caf, auf der y-Achse das zugehörige Cah. Die Gerade verläuft (unter "vernünftigen" Umständen) prinzipiell immer von links unten nach rechts oben. Sie beginnt bei Caf = 0 bei einem negativen Cah und geht mit wachsendem Caf schräg nach oben. Damit kann man grundsätzlich schon mal sagen:
a) Mit zunehmendem Caf (Langsamflug!) haben wir auch immer ein zunehmendes Cah!
b) Irgendwo schneidet die Gerade die x-Achse. Dies ist der Punkt mit Cah = 0. Das zugehörige Caf sollte das "Entwurfs-Caf" sein, d.h. das Caf, mit dem das Flugzeug mehrheitlich fliegt.
Ist der Flieger schon fertig, d.h. die "Geometrie" gegeben, dann gibt es nur noch eine einzige Möglichkeit, die Lage der Geraden im Diagramm zu verändern, nämlich die SP-Lage zu verändern.

6.
Anstatt mit Hilfe von (wandernden) Druckpunkten zu überlegen, wäre Denken "in Neutralpunkt/Nullmomentt/SP-Lage" wesentlich einfacher und übersichtlicher. Das heißt nicht, daß die "Druckpunkt-Vorstellung" falsch ist, man macht sich nur damit das Leben unnötig schwer, und fehlerträchtig ist sie auch.

Zu diesem Thema habe ich ein Manuskript, das diese Überlegungen herleitet und systematisiert. Sind aber 23 Seiten, und fast nur (angewandte) Theorie. Wenn größeres Interesse daran besteht, könnte ich ein ein PDF-File draus machen für´s Magazin. Modis ? Würde schätzungsweise 250 KB.

7.
Jetzt möchte ich noch eine "höhere Stufe der Abstraktion" mit euch erklimmen (die aber schon praktische Bedeutung hat).

Beim "Normalflieger" ist inzwischen hoffentlich alles klar, von den einfachen Flächeninhalts-Definitionen bis zu den Feinheiten. Bei "Enten" wohl auch halbwegs.

Aber wie ist das denn beim "Tandem" ? Was ist da Tragflügel, und was ist Hltw. ?
Die Flächeninhalts-Definition nach FAI ist klar. Aber mit der so definierten Fläche darf man keinerlei Leistungsrechnungen o.ä. anstellen, das wäre grob falsch.

Hier kommt man schnell zu der Erkenntnis, daß die übliche Betrachtung "Flügel mit Leitwerk" eine sehr willkürliche Sache ist. Wir haben es -allgemein gesagt- mit "Mehrflügelsystemen" zu tun. Die üblichen Flieger sind nur Sonderfälle davon, die man in der Praxis vereinfacht betrachten kann.

Normalflieger und Ente sind Sonderfälle des Tandems !

Auch andere Bauformen kann man so betrachten, beispielsweise einen Doppeldecker mit 2 Höhenleitwerken vor und hinter den Tragflügeln, usw. Unsere grundsätzlichen Methoden (Gleichgewicht, Stabilität etc.) kann man auf solche Flügelsysteme ebenso anwenden wie in den Sonderfällen. Beispielsweise kann man den Gesamt-Neutralpunkt allein aus der Geometrie (Grundriss) ermitteln und weiß dann auch die ungefähre SP-Lage. Allerdings muß man dabei jetzt die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Flügel unbedingt berücksichtigen; vor allem, daß weiter hinten liegende Flügel im Abwind der vorderen fliegen.

Was jetzt kommen müsste, wäre wohl besser in der Rubrik "Experimentalflug" untergebracht, und deshalb mache ich Schluß.

Grüße,
Helmut
 

haschenk

User †
Hi jwl,

du bist schon ein Schlaumeier.

Beim Kauf eines Fliegers mit spezifizierten Leistungsdaten usw. kann es dir sicher letztlich egal sein, ob das ein Normalo, Nuri, Tandem oder sonstwas ist. Dann wird dich aber auch der Flächeninhalt kaum interessieren. Andere haben da die Arbeit schon für dich gemacht.

In dem Moment, wo du das Flugzeug selbst konstruierst, sieht das aber anders aus:

wie nutze ich die gegeben (=umströmte) fläche optimal
Genau das ist der Knackpunkt. Antwort: Indem du den Flieger konzipierst, analysierst, (richtig) rechnest, optimierst. Dazu musst du rechnen und/oder experimentieren. Und dabei sollten dich richtige Grunddaten und Eigenschaften der Teile des Flugzeugs schon interessieren.

Im Übrigen soll es auch Leute geben, die nicht eine Pauschalreise buchen, sondern ihren Urlaub selbst zusammenstellen. Die interessieren sich dann schon für die Detailkosten. Das kannst du sinngemäß auf deine andern Beispiele übertragen.

Gruß,
Helmut
 
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