Gewebe vs. Gelege ???

Mefra

User
Hallo zusammen,

für den Flächenbau meines neuen Projektes suche ich noch Kohlegewebe zur 45 Grad diagonalen Unterlegung der Beplankung.

Eigentlich kein Problem, wenn da nicht die relative hohen Kosten beim Verschnitt (45 Grad) wären.

Nun habe ich z.B. bei RuG ein Kohlegelege (Kohlegelege, 125 g (30 cm) UD) gefunden, was meinen Vorstellungen entspricht.

Verstehe ich das richtig, dass es sich hierbei um 125 g Kohlegewebe im 45 Grad Zuschnitt bei einer Breite von 30 cm. handelt?!?!

Da wäre ja genau das, was ich gebrauchen kann, ist auch preislich mit knapp 50 EUR bei 10 m. in Ordnung.

Hat jemand schon Erfahrungen mit diesem Gelege machen können ??

Vielen Dank für Eure Hilfe und Tipps.
 

Arne

User
Hi!

Siehst du falsch. UD = unidirektional, also Fasern nur in einer Richtung. Bei dem Gelege in Rollenrichtung und dann 300 breit.
Das ganze ist dann auf einer Trägerfolie mit einem dünnen Verbindungsfaden zum Haltgeben drapiert und wird auch auf der Folie mit Rolle oder Spachtel getränkt. Dann auflegen und die Folie hinterwegziehen.
Diese Gelege werden hauptsächlich zur Erstellung von Holmgurten und ähnlichem genutzt.

Es gibt aber auch Biaxialgewebe, das ist für deinen Zweck(Flügelschale) interessant.
Das sind im Prinzip zwei UD-Gelege übereinander im 90° Winkel zueinander. Auch von der Rolle, meist 300 breit und die Fasern liegen dann in Bezug zur Rollrichtung 45°, also genau wie für die Flügelschale notwenig. Ansonsten wie die UD-Gelege auf Folie drapiert.
Man hat wenig Verschnitt, die Gelege sind relativ preisgünstig und entsprechen prinzipiell Geweben des entsprechenden Gewichtes. Technisch eher etwas besser, da die Fasern gerader liegen, ohne die Umschlingungswinkel eines Gewebes.
Verarbeitung u.U etwas anspruchsvolle als Gewebe, kommt aber drauf an und ist auch Geschmackssache. Generell eigentlich gut zu handeln. Zuschnitte für Flügel müssen genau passen, da man sie nicht verziehen kan, was anderseits auch wieder ein Vorteil ist.
Gibt es ab 160g/m². Kurz gab es auch mal sehr attraktives 100er, jetzt leider nicht mehr.
Je nach Flieger, Belastung, Flügeldicke etc. ist aber eh 160er oder auch mehr angesagt (Große, schnelle Flieger, Großsegler, Kunstflieger).

Fast alle diese Infos hättest du übrigens auch hier im Forum und/oder auf den Vertreiberhomepages gefunden. Ein Klick auf die Produktbeschreibung bei R&G z.B. Etwas Eigeninitiative schadet nicht...

Gruß Arne

[ 11. April 2005, 13:07: Beitrag editiert von: Arne ]
 
Hi Mefra!

Habe mal aus dem Baufoto-Fundus meiner DG303 zwei Fotos ausgegraben, auf der man das 160g/m^2 Biaxialgelge von R&G sehen kann. Darauf erkennt man (zumind. ansatzweise) auch die Struktur des Geleges.

Auf der Unterseite sieht es ähnlich aus, nur dass hier die Rovings 90 Grad gedreht verlaufen.

1113221749.jpg


1113221768.jpg


Die rote Folie kommt mit dem Gelege und ist auf der Rolle mit eingewickelt. Die ist unheimlich praktisch zum tränken aber darüber hinaus ein absolutes muss für das Handling. Ohne Folie wird das trockene Gelege zum Fusseltepich auf der Rückseite. Wenn Du nur an's Anfassen denkst, dann fusselt's schon ;) Mit ist es aber wirklich recht Problemlos zu verarbeiten. Auch nicht schwieriger als 49er Glas oder so :D Anfangs habe ich noch mit Spachtel und Rolle getränkt, jetzt nur noch mit (Plastik)Spachtel.

Macht alles in allem einen sehr guten Eindruck.

Ach ja: Wenn Du so wie ich mit Krepband "anzeichnest", musst Du das Krepband vorher gut am Werksatttisch oder -boden "unklebbar" machen. Sonst fusselt's beim Abziehen.
Grüße Helmut
 

Mefra

User
Als ich meine Frage oben nochmals durchgelesen habe ist mir aufgefallen, dass ich das Biaxialgelege und nicht Unidirektionslgewebe meinte, sorry.... :)

Hallo Helmut,

das ist ja genau das was ich meinte.

Wie ich Dich verstehe, ist die Verarbeitung mittels Spachtel, auch nicht schwierig, lediglich das Handling des trockenen Gewebes.

Habe ich das richtig verstanden:
Schneidest Du das Gewebe noch mit der Folie passend, tränkst es dann (noch auf der Folie) und legst es danach auf die Beplankung ???

Gibt es dann keine Probleme beim Abziehen der Folie, nachdem das Gewebe auf der Beplankung aufgebracht wurde??
 
Hi Mefra!

Ich mache das so:

1) Zuschneiden mit Folie (siehe oben)
2) Tränken auf Folie (Harz aus Becher aufschütten und mit Plastikspachtel verteilen)
3) Zugeschnittene Beplankung auf Gelege auflegen (nicht umgekehrt) und andrücken.

Ich schneide die Beplankung und das Gelege mit ca. 10mm Übermaß zu. Dadurch geht es auch nicht soo genau. Diesen Überstand besäume ich dann später.

Hier habe ich nun einen relativ stabilen Stapel (von unten) Folie / Gelege / Beplankung. Den kann man gut "handeln". Bei meiner Beplankungslänge zu zweit.

4) Beplankung (liegt ja oben auf dem Stapel) mit Sprühflasche im Nasenleistenbereich bewässern. Dadurch reißt die Beplankung nicht, wenn man die Schoße (1,2mm Abachi) in die Negativschale drückt. Ohne Bewässern hat's mir die Beplankung gebrochen, die Nasenleistenradien wurden nicht schön und das Harz drückte sich durch die Bruchstellen und versaute die Negativschale und die Beplankung weil Styro kleben blieb beim "entformen" :rolleyes:

5) Stapel nun in die Negativschale legen (Beplankung unten) und grob positionieren
6) Folie abziehen und Stapel schön positionieren. Die Folie geht runter wie Butter. Die ist relativ dick und stabil und offensichtlich irgendwie "harzophob" :D

7) Kern drauf und positionieren

Zur genauen Positionierung mache ich vorm Schneiden des Kerns ein paar senkrechte Linien auf die Stirnseiten des Styrorohlings

8) Streifen Absaugfließ drauf
9) Eintüten und die gute Ritschle einschalten ;)

Das Gelege macht unter -0,3 bar so ca. 0,2 mm Auftrag - höchstens (hab's gemessen aber vergessen ;) )

Grüße Helmut

[ 12. April 2005, 11:34: Beitrag editiert von: TurboSchroegi ]
 

Mefra

User
Hallo Helmut,

vielen, vielen Dank für Deine ausführlichen Tipps.

Ich denke, das Gewebe ist das Richtige für mich, und mit der Anleitung kann ja nichts mehr schief gehen.

Nochmals Danke :)
 
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