Hallo Leute,
wenn ich das hier lese kommen mir doch so meine Bedenken....
Nachdem ich einige viele Jahre lang diverse 100 kg Epoxidharz gewerblich verarbeitet habe (Windkraftanlagen, Motorsport) war es dann eines Tages soweit: Allergie. Das wars, an weiteres arbeiten mit dem Teufelszeug (damals Scheufler L160) war nicht mehr zu denken. Die Haut an Händen und Unteramen fiel in grossen Fetzen ab, die Augen waren bei geschwollenem Gesicht kaum noch zu sehen etc. Der Juckreiz bringt einen zum Verzweifeln.
Schon das Betreten der Laminierbude löste die allergische Reaktion aus.
Nach mehreren Jahren Pause wagte ich mich wieder mit gehörigem Respekt an ein neues Projekt (Amateurflugzeug). Und siehe da, unter Einhaltung strengster Arbeitshygiene und ausschließlicher Verwendung des Harzsystemes Scheufler L285 (mit dem inzwischen fast alle deutschen Flugzeughersteller aus arbeitsphysiologischen Gründen arbeiten) funktioniert das ganz gut.
Probeweises Verarbeiten von Bakelite L20 führte sofort wieder zu bekannter Allergie.
Witzigerweise befasst sich kaum jemand mit der Gefährlichkeit der Epoxidharze bei der Verarbeitung. Selbst die zuständigen Berufsgenosssenschaften kehren das Problem unter den Tisch. Viele gewerbliche Verarbeiter ignorieren die Gefährdung ebenso. Ich weiss von Fällen bei einem bekannten deutschen Segelflugzeughersteller; bei Auftreten von Allergien wurden die Leute innerhalb kürzester Zeit entlassen unter Angabe von fadenscheinigen Begründungen. Problem gelöst. Es gibt immer noch Luftfahrttechnische Betriebe bei denen entsprechender Arbeitsschutz garnicht zur Verfügung gestellt wird; eine Aufklärung über das Gefährdungspotential findet bewusst nicht statt.
Mir ist keine medizinische Untersuchung über Langzeitschäden bei der Verarbeitung von EP-Harzen bekannt.
Aus meiner positiven Erfahrung kann ich folgendes dringend empfehlen:
Vor dem Laminieren Hände sorgfältig waschen. Keinerlei Schleif / Trennarbeiten unmittelbar vor dem Laminieren durchführen, da Abrasiva als Verletzung die Haut schädigen und das Eindringen von chemischen Substanzen über die "Leiter" vereinfachen.
Hautschutzcreme, besser noch "flüssigen Handschuh" verwenden. Gibts bei Würth (Apotheke) und Berner(preisgünstig).
Dann Baumwollunterhandschuhe, entweder neu oder frisch gewaschen, auf keinen Fall mehrfach verwenden. Vorsicht beim Waschen gehen die bei Temperaturen über 30° auf Kindergrösse ein.
Als eigentliche Schutzhandschuhe ausschließlich (!!!) Vinylhandschuhe verwenden. Durch Latex gehen die gefährlichen Härteranteile ungebremst durch, da kann man sich die Handschuhe auch schenken.
Wird ein Handschuh beschädigt, sofort einen neuen verwenden. Handschuhe immer (!!!) nur einmal verwenden.
Ein befreundeter Arzt und Hobbyflugzeugbauer hat diese Tatsache anhand eines dermatologischen Fachgutachtes an der Uni Würzburg bestätigt bekommen!
Übrigens sind viele angebliche Harzallergien nicht vom EP-Harz bedingt, sondern vom Talkuum mit denen die Handschuhe benetzt sind.
Nach dem Laminieren den Arbeitsplatz verlassen und erst nach Ablauf der Härtezeit wieder begehen.
Wichtig ist auch, wie schon weiter oben erwähnt, die Belüftung am Arbeitsplatz. Härterdämpfe sind schwerer wie Luft, also unten Absaugen oder z.B. Gebläse neben die Formen stellen.
Zum Schleifen und Trennen von Faserverbundwerkstoffen verwende ich auch wieder den flüssigen Handschuh und dann dicke Baumwollhandschuhe mit Noppenbeschichtung (im Ernst, sowas gibts um eine Griffhaftung zu erreichen). Ärmel mit Klettband dichtmachen,mit einem Schal am Hals "abdichten", Mundschutz tragen(3M Papiermaske mit Ausatemventil, genaue Bezeichnung müsste ich mal nachschauen).
Wo es geht mit einem (für Feinstäube zugelassenen) Staubsauger direkt am Ort der Entstehung absaugen. Nach der grossen Schleiforgie den Körper vorsichtig im Freien mit Druckluft abblasen. Arbeitsbereich reinigen vom Schleifstaub.
Unter Beachtung der beschriebenen Massnahmen bin ich inzwischen wieder ohne Probleme in der Lage sowohl beruflich wie auch im Modellbau EP-Harze zu verarbeiten.
Gruß
speedy