Im Winter ist bei uns Hangflug von der Kante kaum möglich, da die Startplätze inmitten oder am schwer erreichbaren Rand der Skigebiete liegen. Trotzdem ist Hangflug möglich, allerdings auf etwas ungewöhnliche Weise von der Ebene aus. Wegen der Trockenheit seit Anfang Januar ist der erste Südhang bereits schneefrei und erzeugte so mächtige Aufwinde, dass sie sich durch den Kaltluftsee durchquälen konnten, der heute etwa 350-400m dick war.
(Modell: ASW-15 von Mibo/Graupner 4m SpW, 6,2kg - Kamera: GoPro Hero HD)
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Unser kleiner Startplatz in 1650m Höhe. Nach dem Abheben - genau geguckt sieht man den Schlepper (Danke an Claude für den Spitzenjob heute!) direkt vor der Haube:
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Im Schlepp Richtung erwähnter schneefreier Südhang. Wer das Bild vergrössert, findet rechts oben 2,5 weisse Pixel - Auflösung beim nächsten Bild:
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Kurz vor dem Ausklinken (400m Schlepphöhe). Der kleine Segler oben ist ein 4,5m-Twin Astir in 2700m Höhe. Links der Mitte der Dorfberg, der die Parsenn (so heisst der ganze Hang) dominiert. Der tiefe Einschnitt ist das Salezer Tobel, das einen immer wieder mit merkwürdigen Winden überrascht: So rauscht in ihm öfter eine Art Kaltluftstrom (von der oben über dem Schnee abgekühlten Luft) in die Tiefe, der einen überraschend heftig in die Tiefe reissen kann. Glücklicherweise ist diese Strömung meist nicht sehr dick - man kann aber durchaus in sie geraten, wenn man zu tief in den Schlitz hineinfliegt:
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Nach nur zwei Minuten Suche sitzt die ASW-15 satt in der Hangaufwindzone - ein glückliches Zusammenarbeiten von Föhn und warmer Hangluft - und schraubt sich unerbittlich in die Höhe. Der dominierende Berg in Bildmitte ist das Schiahorn, zu seinen Füssen die Parsennbahn-Mittelstation "Höhenweg" in 2219m Höhe, die wir schon längst überstiegen haben:
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Je höher sie steigt, desto schneller geht es nach oben. Hier ist sie in in Flugfläche FL 80 angekommen, 2500m oder 850m Startüberhöhung. Es ist ernsthaft so, dass man dann die Notbremse ziehen muss, weil es einen sonst mit zunehmender Geschwindigkeit in die Stratosphäre bläst. Also Klappen ausfahren und Abbau bis auf 600m Höhe und das ganze von vorne...
Auf diesem Foto sieht man gegen 100 3000er und rechts der Haubenmitte in der Ferne einen Satz 4000er: das Monte-Rosa-Gebiet. Der breite Berg vorne in Bildmitte ist das Jakobshorn (2590m), die Schattenkante zu uns hin ist das Brämabüel - unser primäres Sommerfluggebiet:
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Der Aufwind ist durch den genau auf den Hang blasenden leichten Föhn so stark und grossflächig, dass alternative Methoden des Höhenabbaus möglich sind
In der Tiefe erkennt man am Rand des vorderen Drittels des zugefrorenen Sees jede Menge grosse Löcher - deswegen fanden unsere jährlichen Einladungs-Seeschlepps leider nicht statt - nächstes Jahr wird es aber wieder normalen Flugbetrieb geben. Hinter dem Sattel (Wolfgangpass) liegt Klosters in der Tiefe:
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Wieder in "normale" Höhen zurückgekehrt fängt der Showflugteil an. Wir sehen das gesamte Davos mit den beiden Teilen "Dorf" (vorne) und "Platz" (hinten). Am Horizont der spitze Berg ist das Tinzenhorn, auch "Bündner Matterhorn" genannt:
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Im langen Gegenanflug:links der Bildmitte der "Flugplatz" mit uns.
Links das Seehorn und Flüelatal, rechts Dischmatal und Brämabüel:
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Und noch ein Blick aus dem Endanflug. Die "Bahn" ist genau voraus, an ihrem Ende die "Hündeler" (Hunde spazieren führende Fussgänger), und wir selber rechts der Bahnmitte.
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Ein Nachteil unseres kleinen Flugplatzes ist, dass er nur über eine Privatstrasse (für deren Benutzung wir zahlen) zu erreichen ist und absolut keine Parkplätze hat. Deswegen fliegen wir in normalen Wintern vom See aus und nicht von hier.
Die Einmaligkeit des Platzes ist aber, dass diese hohen Flüge überhaupt möglich sind - einerseits durch den tief dunkelblauen Himmel, andererseits durch die gleissend helle Beleuchtung der Flugzeuge von unten durch das vom Schnee reflektierte Licht. Mit normalen Augen sind an Tagen wie diesen Flughöhen von Flächentiefe x 2500-3000 möglich - natürlich mit weissen Flugzeugen. Solche Flüge sind meines Wissens im Flachland praktisch nicht möglich.
Hinweis zum Luftrecht: In der Schweiz ist der "unkontrollierte Luftraum", in dem wir uns bewegen dürfen, definiert als 0 bis 600m über Grund. Wir haben ihn heute sicher nicht verlassen. Der Rega-Helikopter, der heute fleissig die zerbrochenen Skifahrer eingesammelt hat, fliegt entweder mit grossem Abstand von den Hängen oder direkt vom Spital zur Parsenn-Mittelstation. Von diesem Flugweg haben wir uns tunlichst fern gehalten, allerdings waren wir eigentlich immer weit über dem Heli...
Insgesamt sind wir diesen Winter bisher ausserordentlich verwöhnt worden. Es ist jetzt das dritte Wochenende in Folge, dass wir praktisch alle problemlos Anschluss an die hohen Hänge gefunden haben, auch die vereinzelten Gäste. Das Modellgewicht war praktisch egal - eine hohe Flächenbelastung spielte keine so grosse Rolle. So kann es ruhig weitergehen...
Bertram