Hallo zusammen!
Ich melde mich hier als ziemlicher "Neuling" im Bereich des, nun ja, ich sag mal Modell-Segel-Boot-Modding
Und so ist dies zum einen als einfacher Bericht von meinem Umbau gedacht, gleichzeitig soll es ermuntern, lang im Kopf gehabte Projekte einfach umzusetzen. Aber, gleichzeitig bin ich auch Ratsuchender und hoffe auf eine rege Diskussion, auf hilfreiche Tipps von den erfahreneren hier.
Kurz zu meiner Person, ich bin 22 Jahre alt, studiere normalerweise 16h am Tag Medizin und hab eigentlich nur in den Semesterferien Zeit Bevor ich angefangen habe zu studieren, also als ich noch lebte hab ich Modelle gebaut und bin viel gesegelt (auf großen Booten). Doch zuerst kamen die Modelle. Vor ~ 10 Jahren habe ich die Comtesse gebaut, erstes Boot und dementsprechend professionell. Vor 3 Jahren haben 2 Freunde und ich, auch Segler, im Internet ein Bausatz/Rumpf von der Aussie II gefunden, dem Americas Cupper von 1983 der Neuseeländer. ~ 1 m lang, nach dem wir alle lange daran gebaut haben, ich glaube der eine baut immer noch , sind wir dann sogar einige spannende Matchraces gegeneinander gefahren. Häufiger träumten wir dabei auch von einem Spi, so wie bei den großen Booten. Im Original fahren wir sie alle und so entstanden auch mehrere Pläne, wie man diese im Modell umsetzen könnte. Gebaut wurde keiner davon. Diesen Sommer bin ich einige Male auf einer J-80 (http://www.j-boats.de/segelyachten/j80.php ) gesegelt und war von dem Gennaker absolut begeistert. Die Manöver im Vergleich zum Spi einfach zu fahren, das Geschwindigkeitspotential enorm.
Und so kam ich auf den Gedanken, eines meiner beiden Modell-Boote damit auszustatten. Das googeln ergab insgesamt relativ wenig. Ein Video (http://www.microsail.com/video.html ) habe ich gesehen, auf der Homepage von einer Firma die reihenweise Spis auf Modell-Booten baut. Dankbarerweise findet man dort zumindest auch Schemata, wie sie ihre Spi-Führung realisieren. Mich persönlich stört allerdings die notwendige Öffnung vor dem Vorstag. Für einen Gennaker habe ich allerdings keine Anleitung oder gar Kits gefunden.
Also habe ich selbst überlegt.
Zum Prinzip (die jenigen, die genau wissen, wie ein Gennaker angeschlagen und gefahren wird sollten diesen Abchnitt am Besten überspringen, es droht LANGEWEILE : Ein Gennaker ist wie der Name schon sagt eine Mischung aus Gennaker und Spinnaker. Gefahren wird er wie der Spi an einem Kopf im Mast, einem Schothorn (hier Tack genannt) am aus dem Rumpf nach vorne ausfahrbahren Spibaum, der zur Seite und nach oben/unten fixiert ist, sowie einem Schothorn, an dem zwei nach achtern geführte Schoten gefahren werden (Clew). Der Tack sitzt durch den ausfahrbaren Baum extrem weit vorne (bei der 8m langen J-80 ~ 2 m(!!) vor dem Rumpf) und in Folge dessen wird das gesamte Segel ausserhalb von allem (Vorstag, Wanten, Genua..) gefahren. Es kann gehalst werden, wobei das Segel je nach größe des Schiffes entweder zwischen Vorstag der Genua und der Verbindungslinie Tack-GennakerKopfAmMast, sozuagen dem Vorstag des Gennakers hindurch oder gaaaaaaanz aussen einmal rum gefahren wird. Gesetzt und geborgen wird er in Lee, beinahe Mittschiffs.
Soweit zum Gennaker im Allgemeinen.
Relativ schnell entschloß ich mich, für den Umbau nicht den Americas-Cupper zu nutzen, da dieser auch so schon genug Spaß macht und ich das Risiko, dass ich evtl niemals mit dem Bau fertig würde oder gar das gesamte Boot zerstöre, zu groß erschien. Also Comtesse.
Mit Teppichmesser und Dremel trennte ich das Deck von dem inzwischen brüchigen Plura-Rumpf ab, wobei ich einiges an Material verlor, und brach die Reling raus. Es würde schon genug Leinengewirr geben. Um den Rumpf zu stabilisieren, die später entstehenden Kräfte sind für mich nicht kalkulierbar (ebenso hat der Rumpf durch das Aufschneiden enorm an Stabilität verloren) entschloß ich mich zum Äußersten und holte die Epoxid-Harz-Kanone. Das sieht zwar unglaublich hässlich aus, zumindest wenn man's so schlecht wie ich macht, aber es hält einfach bombig. Ich laminierte ein Schott ein, eine Laufleiste abschliessend mit dem Rumpf rundum und klebte den Gennaker-Baum ein. In das Schott habe ich noch eine große Öffnung reingesägt um dort später Leinen umlenken zu können. Der Gennakerbaum ist Alu-Hohlrohr, die ~15 cm lange Führung auch. Der Baum lässt sich ca 20 cm ausfahren (jaah, es bedarf einer gewissen sittlichen Reife... ). Da ich als Student natürlich unter latenter Geld-Not leide, wollte ich mit so wenig Winden wie möglich auskommen. Zusätzlich gibt es nach Auskunft des Modell-Bauers meines Misstrauens, leider sind sie aber die quasi die einzigen in Kiel, keine "Endlos-Winde" und so besorgte ich mir bei Conrad ein kleines hässliches Getriebe mit Motor (Fotos, leider nur unscharfe, weiter unten). Dieser sollte einige Funktionen gleichzeitig übernehmen. Doch welche gab es überhaupt??
Notwendige Funktionen: Ruder, Groß und Fock sollten so gesteuert werden wie bisher, Servo + Segelverstellservo. Beim Setzen des Segels muss gleichzeitig der Baum ausgefahren werden, das Fall durchgesetzt werden und die bisdahin lose Tackingleine gespannt werden. Beim Bergen muss das Fall los, der Baum eingefahren werden und eine Bergeleine, die nach meiner momentanen Vorstellung etwa in der Mitte des Segels befestigt werden soll, durchgeholt werden (diese muss beim Setzen/Segeln natürlich genug Lose haben). Ich wollte nicht an den Schoten ziehen, da die dann zu ziehende Länge, bis das ganze Segel unten ist, zu groß für dies kleine Schiff (90cm) ist. Die Sache mit der Tackingleine löste ich so, dass am vorderen Ende des Baumes ein Block befestigt ist, und die Leine vom Segel durch den Block an den Bug geführt wird. Die Länge ist genau so, dass sie bei ausgefahrenem Baum straff ist, wenn der Baum einfährt, gibt sie also ~ 20 cm frei (dadurch ist natürlich auch definiert, wie weit die Bergöffnung maximal hinten sein darf). Ach ja Bergeöffnung. Da der Gennaker bei Raumen Kursen gesetzt wird und die Fock nicht geborgen werden kann, muss diese Öffnung an einer seite sein und darf nicht mitschiffs unter der Fock sein, ansonsten gibts nur Ärger mit den Leinen. Die daraus resultierende Einschränkung, setzen nur auf einem Bug, nahm ich in Lauf.
Auf die Achse des kleinen Getriebes ist ein Seil mehrmals gewickelt, das ~ parallel zum Gennaker-Baum zum Bug läuft, dorf seine Richtung ändert, wieder nach achtern läuft und auf die gleiche Achse kommt.
Quasi endlos. De facto ist es nicht endlos, weil sie das aufgewickelte beim Drehen in die entsprechende Richtung "verschiebt" und wenn es an den Seiten angekommen ist... Diese Umlauf-Schnur ist mit dem Baum verbunden und ermöglicht, ihn nach vorne oder hinten zu ziehen. Damit auch nix kaputt geht, hab ich noch zwei Endabschalter eingebaut (mit Heißkleber :-), das Prinzip mit parallelen Dioden ist wohl allgemein bekannt. Darüber wird die komplette Winde abgeschaltet.
Gleichzeitig sitzt auf der Achse noch eine größer Trommel, die sowohl die Gennaker-Berge-Leine als auch das Fall führt, natürlich gegensinnig. Der Schotweg musste, über den Durchmesser der Trommel, leider der Anzahl der Umdrehungen zwischen den Endpositionen, definiert durch den Gennaker-Baum, angepasst werden. War einiges an Arbeit, aber irgendwann klappte es.
Da der hier notwendige Schotweg länger als das ganze Boot ist, war die hässliche, Störungsanfällige Konstruktion notwendig, dass der "laufende-Punkt" (also der Punkt auf der Umlauf-Leine, an dem die anderen Fallen etc angeknotet werden) von der Trommel achtern nach vorne laufen kann, dort wird er im Schott einmal umgelenkt und gelangt wieder nach hinten bis zur Trommel. Insgesamt beträgt der Schotweg so gut 1m.
An dieser Stelle darf natürlich kein schöner, leichtgängiger, aber ziemlich teurer Block genommen werden, dort würden die Knoten nicht durch passen.
Damit diese Konstruktion halbwegs verknotungsfrei läuft, habe ich einige Führungen gebaut:
(die schwarze Plastikleiste schützt zB vor der Großschot, die senkrechte Alu-Stange teil die Trommel in Auf-/Abwickeln, der Haken ebenso). Das Fall wird dann einfach durch einen Block (ja, an dieser Stelle war ich großzügig) nach vorne gelenkt , über eine professionell mit Heiß-Kleber (ich mag das Zeug angeklebte Alu-(ich mag auch Alu)-Leiste nach vorne geführt und Backbord vom Mast durch das Deck geführt. Am Mast oberhalb des Vorstags wird sie umgelenkt.
Die Gennaker-Berge-Schnur war schon schwieriger.
Da ich in einigen Berichten über Spis von "Klo-Rohren" gelesen habe, entschloss ich mich, ein solches zu besorgen, aus Platzgründen ging aber nur ein flexibles mit relativ geringem Durchmesser (an dieser Stelle aufgepasst, das wird noch zum Problem ). Dieses musste ja auch eine entsprechende Länge haben um das Segel in seiner halben Länge (da die Bergeleine auf ca der Hälfte der Höhe befestigt werde, liegt das Segel sozuagen einmal gefaltet) in den Rumpf passen.
Also war erstmal Segel konstruieren angesagt. Im Internet fand ich durch hilfreiche Tipps Programme (http://www.sailcut.com/ ), die sowohl Groß, Genuas als auch Gennaker berechnen können, bei entsprechender Eingabe der Maße. Ich entschied mich für eine extrem bauchige Genua. Aus der Ausfahrlänge des Baumes, der Höhe des Blockes am Mast und der Vorstellung davon, was für Proportionen ein Gennaker ungefähr haben müsse entstanden folgende Maße: Vorliek 970mm, Unterliek 625m Achterliek Länge 1100mm=>0,4m^2. Erstmal Zahlen. Doch nach dem Zuschneiden GIGANTISCH. Beim Vergleich zur Boots-Größe überkamen mich Schwindelgefühle. Eine Böe und das Boot ist doch in Dänemark! Nun gut, ich wusste aber jetzt immerhin, wie lang das Abfluß-Rohr sein müsse.
Also, zurück dazu. Die Berge-Leine kommt wie gesagt von der langen Umlauf-Schnur, geht an ihr Vorbei nach achtern, wird dort umgelenkt, noch einmal, und gelang von hinten in das Rohr hinein.
Das Rohr verläuft dann soweit wie's geht seitlich im Rumpf (die blöde Comtesse hat ne Plicht, die in der Mitschiffsebene unter Deck viel Platz wegnimmt) und öffnet sich dann ca 15cm vorm Mast an der Steuerbordseite.
Damit das Boot keine Schlagseite bekommt, wenn von oben Wasser in den Schlauch fliesst, durchbohrt ihn und den Rumpf an der tiefsten Stelle ein kleiner Plastikschlauch (ich hoffe sehr, dass da alles dicht ist, das ist total doof anzubringen). Die Bergeleine verlässt dann vorne den Rumpf (zumindest im gesetzen Zustand, beim Bergen soll hier ja das Segel hineingezogen werden.
So, endlich, Funktionstest mit aufgesetztem Deck (von den Problemen bzgl dieses brüchigen Decks berichtige ich hier nicht) Gennaker (immernoch riesig) lag neben dem Boot, die Fernbedienung wird eingeschaltet und auf "Segel-setzen" gestellt. Der Baum fährt aus, das Segel wird empor gezogen, traumhaft. Bergen, zunächst auf den Fußboden klappt genauso. Das macht Spaß!
Also, nächster Test, in den Schlauch bergen. Keine Chance. Absolut nicht. An dieser Stelle hätte ich gerne eine Magnet-Kupplung als Sicherheitsabschalter gehabt. Oder irgendwas. Und nun brauch ich Eure Hilfe.
Kurzer Einschub, wie soll das eigentlich mit den Schoten laufen? Da, wie ihr vielleicht auf den Fotos gesehen habt, unter Deck quasi kein Platz mehr ist, sieht mein momentaner Plan eine "On-Deck-Rund-Umlauf-Schnur" vor, an der dann die Schoten befestigt sind. Find die Idee toll Mal sehen ob sie klappen wird. Doch zurück zu den aktuellen Problemen.
Also, da ich momentan wieder am Studieren und weitab meiner Heimat mit dem Modell bin, ist die Überlegung im Moment eher theoretisch, ich sonst eher ausprobierend-anpackend nutze die Zeit zum nachdenken Und hoffe mit Eurer Hilfe.
Möglichkeiten:
a) Radikale Verkleinerung des Gennakers auf ~ die Hälfte der Fläche. Da die Länge des Vorstags definiert ist, wird der aber dann etwas merkwürdig aussehen. Ich habe die Hoffnung, dass er dann evtl etwas leichter, bzw überhaupt, in den Schlau zu ziehen ist.
b) Verwerfen des schlauches und definieren eines großen Raumes als Ballasttank fürn Gennaker. Sozusagen unter Deck einen Raumabtrennen, der dann natürlich etwas größer als das Volumen des Schlauches ist und den Gennaker dort hineinzubergen. Probleme:
-Wie löse ich den Wasserabfluß, bislang befindet sich der Schlauch überwiegend über der Wasseroberfläche, dann wäre dies Volumen aber teilweise auch darunter, es müsste schon eine Art Ventil eingebaut werden (Hat irgendjmd da Erfahrungen/Ideen?)
-Was mache ich auf Steuerbordbug wenn das ganze Teil fast unter Wasser gedrückt wird, zerstöre ich mir da nicht auch aufrichtende Momente durch den dann nicht mehr vorhandenen Auftriebkörper, wenn er durch eine Welle kurzzeitig voll Wasser läuft?
-Bringt das überhaupt so viel, selbst wenn er innen ganz glatt wäre, ein Schlauch "führt" das Segel ja auch noch mehr zu der Öffnung.
Fragen über Fragen, ihr tapferen Leser. Habt Ihr Antworten? Oder andere Ideen? Verbesserungsvorschläge? Oder ist etwas unklar geblieben, ich erkläre es gern nochmal en detail.
Viele Grüße und danke für Eure Mühe!!!!
Ich melde mich hier als ziemlicher "Neuling" im Bereich des, nun ja, ich sag mal Modell-Segel-Boot-Modding
Und so ist dies zum einen als einfacher Bericht von meinem Umbau gedacht, gleichzeitig soll es ermuntern, lang im Kopf gehabte Projekte einfach umzusetzen. Aber, gleichzeitig bin ich auch Ratsuchender und hoffe auf eine rege Diskussion, auf hilfreiche Tipps von den erfahreneren hier.
Kurz zu meiner Person, ich bin 22 Jahre alt, studiere normalerweise 16h am Tag Medizin und hab eigentlich nur in den Semesterferien Zeit Bevor ich angefangen habe zu studieren, also als ich noch lebte hab ich Modelle gebaut und bin viel gesegelt (auf großen Booten). Doch zuerst kamen die Modelle. Vor ~ 10 Jahren habe ich die Comtesse gebaut, erstes Boot und dementsprechend professionell. Vor 3 Jahren haben 2 Freunde und ich, auch Segler, im Internet ein Bausatz/Rumpf von der Aussie II gefunden, dem Americas Cupper von 1983 der Neuseeländer. ~ 1 m lang, nach dem wir alle lange daran gebaut haben, ich glaube der eine baut immer noch , sind wir dann sogar einige spannende Matchraces gegeneinander gefahren. Häufiger träumten wir dabei auch von einem Spi, so wie bei den großen Booten. Im Original fahren wir sie alle und so entstanden auch mehrere Pläne, wie man diese im Modell umsetzen könnte. Gebaut wurde keiner davon. Diesen Sommer bin ich einige Male auf einer J-80 (http://www.j-boats.de/segelyachten/j80.php ) gesegelt und war von dem Gennaker absolut begeistert. Die Manöver im Vergleich zum Spi einfach zu fahren, das Geschwindigkeitspotential enorm.
Und so kam ich auf den Gedanken, eines meiner beiden Modell-Boote damit auszustatten. Das googeln ergab insgesamt relativ wenig. Ein Video (http://www.microsail.com/video.html ) habe ich gesehen, auf der Homepage von einer Firma die reihenweise Spis auf Modell-Booten baut. Dankbarerweise findet man dort zumindest auch Schemata, wie sie ihre Spi-Führung realisieren. Mich persönlich stört allerdings die notwendige Öffnung vor dem Vorstag. Für einen Gennaker habe ich allerdings keine Anleitung oder gar Kits gefunden.
Also habe ich selbst überlegt.
Zum Prinzip (die jenigen, die genau wissen, wie ein Gennaker angeschlagen und gefahren wird sollten diesen Abchnitt am Besten überspringen, es droht LANGEWEILE : Ein Gennaker ist wie der Name schon sagt eine Mischung aus Gennaker und Spinnaker. Gefahren wird er wie der Spi an einem Kopf im Mast, einem Schothorn (hier Tack genannt) am aus dem Rumpf nach vorne ausfahrbahren Spibaum, der zur Seite und nach oben/unten fixiert ist, sowie einem Schothorn, an dem zwei nach achtern geführte Schoten gefahren werden (Clew). Der Tack sitzt durch den ausfahrbaren Baum extrem weit vorne (bei der 8m langen J-80 ~ 2 m(!!) vor dem Rumpf) und in Folge dessen wird das gesamte Segel ausserhalb von allem (Vorstag, Wanten, Genua..) gefahren. Es kann gehalst werden, wobei das Segel je nach größe des Schiffes entweder zwischen Vorstag der Genua und der Verbindungslinie Tack-GennakerKopfAmMast, sozuagen dem Vorstag des Gennakers hindurch oder gaaaaaaanz aussen einmal rum gefahren wird. Gesetzt und geborgen wird er in Lee, beinahe Mittschiffs.
Soweit zum Gennaker im Allgemeinen.
Relativ schnell entschloß ich mich, für den Umbau nicht den Americas-Cupper zu nutzen, da dieser auch so schon genug Spaß macht und ich das Risiko, dass ich evtl niemals mit dem Bau fertig würde oder gar das gesamte Boot zerstöre, zu groß erschien. Also Comtesse.
Mit Teppichmesser und Dremel trennte ich das Deck von dem inzwischen brüchigen Plura-Rumpf ab, wobei ich einiges an Material verlor, und brach die Reling raus. Es würde schon genug Leinengewirr geben. Um den Rumpf zu stabilisieren, die später entstehenden Kräfte sind für mich nicht kalkulierbar (ebenso hat der Rumpf durch das Aufschneiden enorm an Stabilität verloren) entschloß ich mich zum Äußersten und holte die Epoxid-Harz-Kanone. Das sieht zwar unglaublich hässlich aus, zumindest wenn man's so schlecht wie ich macht, aber es hält einfach bombig. Ich laminierte ein Schott ein, eine Laufleiste abschliessend mit dem Rumpf rundum und klebte den Gennaker-Baum ein. In das Schott habe ich noch eine große Öffnung reingesägt um dort später Leinen umlenken zu können. Der Gennakerbaum ist Alu-Hohlrohr, die ~15 cm lange Führung auch. Der Baum lässt sich ca 20 cm ausfahren (jaah, es bedarf einer gewissen sittlichen Reife... ). Da ich als Student natürlich unter latenter Geld-Not leide, wollte ich mit so wenig Winden wie möglich auskommen. Zusätzlich gibt es nach Auskunft des Modell-Bauers meines Misstrauens, leider sind sie aber die quasi die einzigen in Kiel, keine "Endlos-Winde" und so besorgte ich mir bei Conrad ein kleines hässliches Getriebe mit Motor (Fotos, leider nur unscharfe, weiter unten). Dieser sollte einige Funktionen gleichzeitig übernehmen. Doch welche gab es überhaupt??
Notwendige Funktionen: Ruder, Groß und Fock sollten so gesteuert werden wie bisher, Servo + Segelverstellservo. Beim Setzen des Segels muss gleichzeitig der Baum ausgefahren werden, das Fall durchgesetzt werden und die bisdahin lose Tackingleine gespannt werden. Beim Bergen muss das Fall los, der Baum eingefahren werden und eine Bergeleine, die nach meiner momentanen Vorstellung etwa in der Mitte des Segels befestigt werden soll, durchgeholt werden (diese muss beim Setzen/Segeln natürlich genug Lose haben). Ich wollte nicht an den Schoten ziehen, da die dann zu ziehende Länge, bis das ganze Segel unten ist, zu groß für dies kleine Schiff (90cm) ist. Die Sache mit der Tackingleine löste ich so, dass am vorderen Ende des Baumes ein Block befestigt ist, und die Leine vom Segel durch den Block an den Bug geführt wird. Die Länge ist genau so, dass sie bei ausgefahrenem Baum straff ist, wenn der Baum einfährt, gibt sie also ~ 20 cm frei (dadurch ist natürlich auch definiert, wie weit die Bergöffnung maximal hinten sein darf). Ach ja Bergeöffnung. Da der Gennaker bei Raumen Kursen gesetzt wird und die Fock nicht geborgen werden kann, muss diese Öffnung an einer seite sein und darf nicht mitschiffs unter der Fock sein, ansonsten gibts nur Ärger mit den Leinen. Die daraus resultierende Einschränkung, setzen nur auf einem Bug, nahm ich in Lauf.
Auf die Achse des kleinen Getriebes ist ein Seil mehrmals gewickelt, das ~ parallel zum Gennaker-Baum zum Bug läuft, dorf seine Richtung ändert, wieder nach achtern läuft und auf die gleiche Achse kommt.
Quasi endlos. De facto ist es nicht endlos, weil sie das aufgewickelte beim Drehen in die entsprechende Richtung "verschiebt" und wenn es an den Seiten angekommen ist... Diese Umlauf-Schnur ist mit dem Baum verbunden und ermöglicht, ihn nach vorne oder hinten zu ziehen. Damit auch nix kaputt geht, hab ich noch zwei Endabschalter eingebaut (mit Heißkleber :-), das Prinzip mit parallelen Dioden ist wohl allgemein bekannt. Darüber wird die komplette Winde abgeschaltet.
Gleichzeitig sitzt auf der Achse noch eine größer Trommel, die sowohl die Gennaker-Berge-Leine als auch das Fall führt, natürlich gegensinnig. Der Schotweg musste, über den Durchmesser der Trommel, leider der Anzahl der Umdrehungen zwischen den Endpositionen, definiert durch den Gennaker-Baum, angepasst werden. War einiges an Arbeit, aber irgendwann klappte es.
Da der hier notwendige Schotweg länger als das ganze Boot ist, war die hässliche, Störungsanfällige Konstruktion notwendig, dass der "laufende-Punkt" (also der Punkt auf der Umlauf-Leine, an dem die anderen Fallen etc angeknotet werden) von der Trommel achtern nach vorne laufen kann, dort wird er im Schott einmal umgelenkt und gelangt wieder nach hinten bis zur Trommel. Insgesamt beträgt der Schotweg so gut 1m.
An dieser Stelle darf natürlich kein schöner, leichtgängiger, aber ziemlich teurer Block genommen werden, dort würden die Knoten nicht durch passen.
Damit diese Konstruktion halbwegs verknotungsfrei läuft, habe ich einige Führungen gebaut:
(die schwarze Plastikleiste schützt zB vor der Großschot, die senkrechte Alu-Stange teil die Trommel in Auf-/Abwickeln, der Haken ebenso). Das Fall wird dann einfach durch einen Block (ja, an dieser Stelle war ich großzügig) nach vorne gelenkt , über eine professionell mit Heiß-Kleber (ich mag das Zeug angeklebte Alu-(ich mag auch Alu)-Leiste nach vorne geführt und Backbord vom Mast durch das Deck geführt. Am Mast oberhalb des Vorstags wird sie umgelenkt.
Die Gennaker-Berge-Schnur war schon schwieriger.
Da ich in einigen Berichten über Spis von "Klo-Rohren" gelesen habe, entschloss ich mich, ein solches zu besorgen, aus Platzgründen ging aber nur ein flexibles mit relativ geringem Durchmesser (an dieser Stelle aufgepasst, das wird noch zum Problem ). Dieses musste ja auch eine entsprechende Länge haben um das Segel in seiner halben Länge (da die Bergeleine auf ca der Hälfte der Höhe befestigt werde, liegt das Segel sozuagen einmal gefaltet) in den Rumpf passen.
Also war erstmal Segel konstruieren angesagt. Im Internet fand ich durch hilfreiche Tipps Programme (http://www.sailcut.com/ ), die sowohl Groß, Genuas als auch Gennaker berechnen können, bei entsprechender Eingabe der Maße. Ich entschied mich für eine extrem bauchige Genua. Aus der Ausfahrlänge des Baumes, der Höhe des Blockes am Mast und der Vorstellung davon, was für Proportionen ein Gennaker ungefähr haben müsse entstanden folgende Maße: Vorliek 970mm, Unterliek 625m Achterliek Länge 1100mm=>0,4m^2. Erstmal Zahlen. Doch nach dem Zuschneiden GIGANTISCH. Beim Vergleich zur Boots-Größe überkamen mich Schwindelgefühle. Eine Böe und das Boot ist doch in Dänemark! Nun gut, ich wusste aber jetzt immerhin, wie lang das Abfluß-Rohr sein müsse.
Also, zurück dazu. Die Berge-Leine kommt wie gesagt von der langen Umlauf-Schnur, geht an ihr Vorbei nach achtern, wird dort umgelenkt, noch einmal, und gelang von hinten in das Rohr hinein.
Das Rohr verläuft dann soweit wie's geht seitlich im Rumpf (die blöde Comtesse hat ne Plicht, die in der Mitschiffsebene unter Deck viel Platz wegnimmt) und öffnet sich dann ca 15cm vorm Mast an der Steuerbordseite.
Damit das Boot keine Schlagseite bekommt, wenn von oben Wasser in den Schlauch fliesst, durchbohrt ihn und den Rumpf an der tiefsten Stelle ein kleiner Plastikschlauch (ich hoffe sehr, dass da alles dicht ist, das ist total doof anzubringen). Die Bergeleine verlässt dann vorne den Rumpf (zumindest im gesetzen Zustand, beim Bergen soll hier ja das Segel hineingezogen werden.
So, endlich, Funktionstest mit aufgesetztem Deck (von den Problemen bzgl dieses brüchigen Decks berichtige ich hier nicht) Gennaker (immernoch riesig) lag neben dem Boot, die Fernbedienung wird eingeschaltet und auf "Segel-setzen" gestellt. Der Baum fährt aus, das Segel wird empor gezogen, traumhaft. Bergen, zunächst auf den Fußboden klappt genauso. Das macht Spaß!
Also, nächster Test, in den Schlauch bergen. Keine Chance. Absolut nicht. An dieser Stelle hätte ich gerne eine Magnet-Kupplung als Sicherheitsabschalter gehabt. Oder irgendwas. Und nun brauch ich Eure Hilfe.
Kurzer Einschub, wie soll das eigentlich mit den Schoten laufen? Da, wie ihr vielleicht auf den Fotos gesehen habt, unter Deck quasi kein Platz mehr ist, sieht mein momentaner Plan eine "On-Deck-Rund-Umlauf-Schnur" vor, an der dann die Schoten befestigt sind. Find die Idee toll Mal sehen ob sie klappen wird. Doch zurück zu den aktuellen Problemen.
Also, da ich momentan wieder am Studieren und weitab meiner Heimat mit dem Modell bin, ist die Überlegung im Moment eher theoretisch, ich sonst eher ausprobierend-anpackend nutze die Zeit zum nachdenken Und hoffe mit Eurer Hilfe.
Möglichkeiten:
a) Radikale Verkleinerung des Gennakers auf ~ die Hälfte der Fläche. Da die Länge des Vorstags definiert ist, wird der aber dann etwas merkwürdig aussehen. Ich habe die Hoffnung, dass er dann evtl etwas leichter, bzw überhaupt, in den Schlau zu ziehen ist.
b) Verwerfen des schlauches und definieren eines großen Raumes als Ballasttank fürn Gennaker. Sozusagen unter Deck einen Raumabtrennen, der dann natürlich etwas größer als das Volumen des Schlauches ist und den Gennaker dort hineinzubergen. Probleme:
-Wie löse ich den Wasserabfluß, bislang befindet sich der Schlauch überwiegend über der Wasseroberfläche, dann wäre dies Volumen aber teilweise auch darunter, es müsste schon eine Art Ventil eingebaut werden (Hat irgendjmd da Erfahrungen/Ideen?)
-Was mache ich auf Steuerbordbug wenn das ganze Teil fast unter Wasser gedrückt wird, zerstöre ich mir da nicht auch aufrichtende Momente durch den dann nicht mehr vorhandenen Auftriebkörper, wenn er durch eine Welle kurzzeitig voll Wasser läuft?
-Bringt das überhaupt so viel, selbst wenn er innen ganz glatt wäre, ein Schlauch "führt" das Segel ja auch noch mehr zu der Öffnung.
Fragen über Fragen, ihr tapferen Leser. Habt Ihr Antworten? Oder andere Ideen? Verbesserungsvorschläge? Oder ist etwas unklar geblieben, ich erkläre es gern nochmal en detail.
Viele Grüße und danke für Eure Mühe!!!!