Alan´s Masterclass

JB 359

User
Heute möchte ich auch mal einen etwas ausführlicheren Baubericht starten. Am Wochenende bekamen wir nämlich Besuch von einem RC Segler, der aus NZ stammt, namens Alan.

Er kam extra zu uns in unseren Modellbauclub um mit uns Boote zu bauen.
Die Formen für die Boote stammen aus Italien und sind im Prinzip in der konventionellen Bauweise mit Mallen und Balsabeplankung sowie Kunststoffbeschichtung aufgebaut. Da diese Bauweise bereits mehrfach ausführlich geschildert wurde, brauche ich auf den Bau der Formen nicht weiter einzugehen.
Das Laminieren der Boote geschieht aber in einer speziellen Positivbauweise, und die ist schon Wert, ausführlich geschildert zu werden. Die Ergebnisse können sich sehen lassen!



ac4.JPGac3.jpg
 

Anhänge

  • ac1.JPG
    ac1.JPG
    44,4 KB · Aufrufe: 92
  • ac5.JPG
    ac5.JPG
    52,4 KB · Aufrufe: 94
  • ac6.jpg
    ac6.jpg
    58,8 KB · Aufrufe: 103

JB 359

User
ff

ff

Aber um was für Boote handelt es sich überhaupt?
Es sind Rennsegelyachten der neuen Klasse AC120, und sind daher Nachbauten der grossen Amerikas Cup Rennyachten. Die Rümpfe sind 120 cm lang. Das sind echte Beauties !
ac8.jpg


Aber womit fangen wir an? Natürlich muss die Form vorbereitet werden: Erstmal gründlich einwachsen:

ac7.jpg
 

JB 359

User
Material

Material

Das Baumaterial, das ist wirklich (fast) alles:
(man beachte die gelbe Folie, das ist nämlich Latex, wozu man das braucht, kommt später)
b2.jpg


Sehr wichtig ist es, nach dem Wachsen die Form mit Folientrennmittel (PVA) zu behandeln.

b1.jpg


Dann wird die Kohlefaser, 245g, abgemessen nach der Länge des Rumpfes, +>2cm Überlänge. Zugeschnitten wird natürlich nur durch ein Kreppband, dass aufgeklebt wurde.

Auf dem Tisch wird eine Lage einfacher Baumarktplastikfolie ausgelegt, darauf kommt die Kohlefaserbahn.
b3.jpg
 

JB 359

User
ff

ff

dann wird das angemischte Harz (lange Topfzeit von 70min) in einer Spur in die Mitte des Gewebes gegeben, und mit einer (möglichst hochwertigen) Kreditkarte verteilt. Am wichtigsten ist die Mitte, die muss satt benetzt sein. Der Rand wird später von selbst durchfeuchtet (Alan: "gravity does the rest")
b4.jpgb5.jpg


Jetzt wird klar, was das mit der Folie soll: Einfach die Folie mit dem Gewebe überkopf auf die Form legen:
b6.jpg
b7.jpg

...und dann vorsichtig wieder abziehen

b8.jpg
 

JB 359

User
Black Magic

Black Magic

Nun macht Alan noch ein wenig Handauflegen, das ist so bei schwarzer Magie, und die Black Magic soll ja schliesslich gelingen !

c1.jpg


...und Spass beiseite, das Gewebe soll richtig an der Form anliegen und schön sauber ausgerichtet sein.

Wenn alles passt, gibt es wieder Harz satt, vor allem auf die Mitte

c2.jpg


Haben wir gesehen, dass es gut ward, dann drauf mit der zweiten Lage, diesmal trocken!

c3.jpg

Dann nochmal gerade streichen und satt einharzen, voll auf die Mitte ! (Gravity does the rest...)

c4.jpg

Danach kann schon der Rand auf ca 2cm gekürzt werden

c5.jpg
 

Thaddaeus Lampe

Vereinsmitglied
Alan ist bekannt als

Alan ist bekannt als

Hallo und guten Abend,
Alan Wymer ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse,der es sich nicht nehmen liess ,zu unserem Regelseminar
nach Kirchheim zu kommen.
Das er nicht nur Bauen sondern auch ,durch seine seit Kindesbeinen Regattasegelerei Regelkonform ist,
Versteht sich von selbst.
Er kann und will seine Americas Cupper im Maßstab 1:20 populäerer machen.
Toll und super dass sich jemand so engageiert.
mit seglerischen Grüßen
GER 528
Teddy
 

JB 359

User
jetzt kommt´s

jetzt kommt´s

Endlich, das Latex auf das Modell:

c6.jpg

(Modell in Latex, huch wie dekadent ;))

Jetzt werden erstmal mit einer grossen Schaumrolle die grossen Blasen herausgerollt, und dann wird die Folie von mehreren Personen gleichzeitig sher stramm gezogen, und dann unten am Rand mit kurzen Holzleisten festgetackert. Davon gibt es keine Fotos, wir brauchten einfach alle Hände!

c10.jpgc8.jpg

Das Latex spannt wie ein Gummi und presst das Gewebe zusammen. Das überschüssige Harz und die Blasen werden herausgedrückt.
MAn kann warten bis zur Leder-Phase, und dann schon den Rand abschneiden mit einem scharfen Messer.
Danach wartet man einfach....
Morgen gehts weiter!
 

Anhänge

  • c7.jpg
    c7.jpg
    59,8 KB · Aufrufe: 98
  • d1.jpg
    d1.jpg
    58,4 KB · Aufrufe: 83
Schöner Bericht !

Schöner Bericht !

Hallo,

sehr schöner Bericht und vor allem sehr anschaulich. Freue mich schon auf die weiteren Folgen.

Viele Grüße
Erik
 
Echt interessant. Bin gespannt, wie es weitergeht. Den Trick mit der Latexfolie finde ich sehr gut. Die Oberfläche dürfte wesentlich glatter und gleichmässiger werden als es sonst bei einer Positivform möglich ist. Verratet mal bitte, was das genau für eine Folie ist und wo man sowas bekommt.
 

JB 359

User
d5.JPG

so sieht das aus, mit dem Abschneiden des Randes. Wenn das CFK erst gehärtet ist, ist es wesentlich schwieriger, es zu schneiden.



Und nun - TA TA TA - die Latexfolie wird abgenommen und wir bestaunen das Ergebnis:

d1.jpgd3.jpgd2.jpg

Hochglanz ohne Schleifen! Wenn man alles richtig gemacht hat und das Gewebe nicht verzogen hat beim Spannen, dann liegen die Kohlefasern noch korrekt und man erhält Sicht-Carbon.

Das Latex hat Alan mitgebracht, leider gibt es die Quelle nicht mehr und leider ist uns die Folie bei einer ungeschickten Bewegung über der scharfen Holzkante zerrissen. Ich hab jetzt was neues bestellt, gibt's beim einschlägigen Handel oder bei ebay. Muss eine glatte Oberfläche besitzen und Naturlatex transparent (damit man die Blasen sehen kann!) sein, ca 0,4 mm Dicke.
 

JB 359

User
PS: Hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen: Die Topfzeit ist natürlich - wie jeder gesehen hat - 45 min und nicht 70.


Zum Entformen haben wir übrigens folgendes gemacht: Den Rand etwas angehoben, warmes Seifenwasser dazwischen laufen lassen und etwas verteilen lassen, dann mit Pressluft (Kompressor) in die Lücke pressen und schwup kommt der Rumpf heraus, bzw herunter.
 
Achtung !

Achtung !

Alles ganz toll, aber das Bild mit den Händen im feuchten Laminat ist ganz schlimm. Epoxy ist giftig und führt ganz ganz schnell zu schlimmen Allergien.

Und außerdem immer Nitrilhandschuhe verwenden. Die sind meist Blau oder Grün. Bei Latexhandschuhen sind die ersten Bestandteile nach 10 min difundiert.

Das ist ein sehr gute gemeinter Rat.

Grüße
Gerd
GER01
 
Hallo Gerd,

Alan weisst das alles, aber er will den Rumpf "fühlen"!! Nach den Fotos hat er sofort seine Hände gewaschen!


Alles ganz toll, aber das Bild mit den Händen im feuchten Laminat ist ganz schlimm. Epoxy ist giftig und führt ganz ganz schnell zu schlimmen Allergien.

Und außerdem immer Nitrilhandschuhe verwenden. Die sind meist Blau oder Grün. Bei Latexhandschuhen sind die ersten Bestandteile nach 10 min difundiert.

Das ist ein sehr gute gemeinter Rat.

Grüße
Gerd
GER01
 

JB 359

User
Da das Latex elastisch ist, schmiegt es sich überall gut an. Auch nach vorne und hinten haben wir Spannung aufgebaut. Es muss garnicht ganz gleichmässig sein, es reicht aus, wenn dass Gewebe überall leicht angedrückt wird.
 

JB 359

User
Es geht weiter

Es geht weiter

Es geht natürlich ständig weiter, nur Fotos machen und posten ist immer etwas mühsam...
Wichtig ist vor allem die Symmetrie des Bootes. Darum wird als erstes eine genaue Mittellinie erzeugt. Da wir ja schon bei Hightec und Carbon usw sind, wird diese natürlich mit dem Laser-Liner angezeigt und dann markiert. Danach wurden die Seiten-Randleisten angeklebt und die verschiedenen Brücken mit Sandwich-Material erzeugt.
boot1617.JPG
Damit alles gerade wird, verwenden wir dazu die gleichen Spanten, die wir für die Form verwendet hatten, nur invers, auf der Bauvorrichtung, und setzen den Rumpf da rein.
boot1618.JPG
Die Mast und Kieltaschen werden einfach mit Schaumstoffpositiven erzeugt, die mit Pack-Klebeband überzogen werden, dann mit GFK/CFK umwickelt und dann von beiden Seiten leicht gepresst werden. Zusätzlich wurde aussen noch Abreissgewebe aufgebracht, damit es später leichter aufgeklebt werden kann.
Unterdessen entstehen die Formen für Ruder und Kiel auf der MAschine (darum hat es so lang gedauert....)
cnc_1613.JPGcnc_1614.JPG
 

JB 359

User
nochmal ein paar Bilder

nochmal ein paar Bilder

Um die Mittellinie genau auszurichten, wird das Boot in die Helling gesetzt und mit der Wasserwaage ausgerichtet. Dann wird der Laser (der hat eine eingebaute Wasserwaage) genau auf die Mitte des Hecks und den Bug ausgerichtet, der Laser muss dann genau durch die Mittelbohrung (die wurde vorher in der Helling angebracht) laufen.
IMG (1).jpg

Danach wir mit kurzen Kreppstreifen die Mitte markiert, und mit kurzem Lineal (Checkkarte) angezeichnet.
IMG (3).JPG

Die Mittellinie wird dann mit dem Messer auf den Boden markiert (so dass man das Krepp später abnehmen kann).
IMG (4).jpg
 

JB 359

User
ff

ff

Als nächstes kann der Schwertkasten angezeichnet werden, und mit zwei Bohrungen markiert. Dann wird von der anderen Seite angezeichnet und ausgeschnitten.
IMG (9).JPGIMG (8).JPGIMG (10).JPG
IMG (13).JPGIMG (12).JPGIMG (11).JPG
IMG (14).JPG
 

JB 359

User
ff

ff

Die Einbauten werden nicht sofort eingeklebt, sondern erst ausserhalb des Bootes sauber ausgerichtet.

Zunächst geht es mit dem Träger für die Fockschiene weiter
IMG (16).jpg

und dann einer Halterung für einen Fockbeleghaken
IMG (17).jpgIMG (15).JPG

Als nächstes kommt die Mastneigungseinstellung (Mast-Ram)
IMG (18).JPG
IMG (19).JPGIMG (20).JPG

In diesem Block sind MAsttasche, Verstrebungen, Kieltasche, Mast-Verstellung und die Brücke (Querträger) zu sehen. Wenn alles passt und noch kontrolliert wird mit Wasserwaage und Laser etc. dann wird erst eingeklebt.


Man sieht hier, das ein Block (Modul) erstellt wird, der später komplett in den Rumpf eingeklebt werden kann. Das Modul enthält die Kieltasche, die MAsttasche, Verstrebungen und den Querträger (Brücke)

IMG (22).JPGIMG (21).jpg
 

JB 359

User
(Nach Krankheits bedingter Pause geht es jetzt weiter)

Alles Querträger und Brücken müssen genau ausgerichtet werden in zwei Ebenen. Die brauchen wir, um einerseits das Vordeck zu unterstützen und andrerseits um die Plicht unterstützen zu können. Die Decks wurden als einfache Lage 245g auf einem Stück Plexi-Glas laminiert, und werden mit der Schere zugeschnitten. Die Seitenwände der Plicht werden genauso aus einzelnen Streifen zugeschnitten und spitz eingeklebt. Hört sich einfach an, ist aber schwierig. Beim nächstenmal werde ich lieber eine einteilige Decksform machen, das dauert auch nicht länger. Aber zunächst noch der Zustand ohne Deck, Träger alle eingeklebt:
bild (3).JPGbild (4).JPG
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten