Verschollen über dem schwarzen Meer - die LZ-473E

StephanB

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Poetis mentiri licet.

Verschollen über dem schwarzen Meer
Leon Smirnoff und die LZ-473E

Nach meinen Recherchen zum Flugapparat des Hauptmanns Rumpelstoss und der Arbeit über die Flugeskapaden unseres ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer war mir mal wieder nach ein wenig Archivarbeit, um vielleicht ein vergessenes Flugzeug oder einen interessanten Piloten zu finden.
Diesmal wurde ich in bulgarischen Archiven fündig und will hier gerne von dem Piloten der bulgarischen Luftwaffe Leon Smirnoff berichten, der mit dem einzigen jemals in Bulgarien gebauten Feuerlöschflugzeug mit der Kennung LZ-473E im August 1952 über dem schwarzen Meer verschwand.

Fortsetzung folgt
 

StephanB

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Leon Smirnoff

Leon Smirnoff

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Leon Smirnoff
Der junge Leon Smirnoff wuchs in Warna an der bulgarischen Schwarzmeerküste wohlbehütet als einziges Kind seiner gutsituierten Eltern auf. Sein Vater war Ingenieur in einer Fahrradfabrik und seine Mutter war Hausfrau. Aus diesem Idyll wurde Leon im Sommer 1908 im Alter von sechs Jahren jäh herausgerissen, als in der Altstadt von Warna ein fürchterlicher Großbrand ausbrach, dem seine Eltern und sein Elternhaus zum Opfer fielen. Leon überlebte, weil er sich zum Zeitpunkt des Brandes in einem sozialistischen Sommerlager ausserhalb der Stadt befand. In der Folge kam der kleine Leon in das Kinderheim Nr.7 in der Ul. Episkop Konstantin 32, wo man schon bald seine technische Begabung erkannte und förderte. 1918, im Alter von 16 Jahren kam Leon zum Militär. Dies war in jener Zeit ein durchaus üblicher Weg für vielversprechende junge Waisenkinder. Er zeigte ein großes Interesse an der Fliegerei und kam zur bulgarischen Luftwaffe, wo er im Alter von 18 Jahren seinen Flugschein machte und fürderhin als Pilot diente. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs war Leon Smirnoff Jagdpilot im Range eines Oberst und flog während des Krieges einen Avia B71 Bomber, einen Lizenzbau der russischen Tupolev SB-2. Parallel dazu entwickelte Smirnoff das einzige jemals in Bulgarien gebaute Löschflugzeug, die LZ-473E, die er ab Kriegsende bis zu seinem mysteriösen Verschwinden 1952 in vielen Löschflügen entlang der bulgarischen Küste erfolgreich flog. Es darf vermutet werden, daß Smirnoff so das Trauma seiner Kindheit, den Feuertod seiner Eltern verarbeiten wollte. In der Bevölkerung hieß die Maschine nur der "Engel von Warna", denn Smirnoff soll mit seinen Löschflügen viele Menschenleben vor dem Feuertode gerettet haben. Bei seinem letzten Einsatz hatte er bereits mehrere Wasserladungen im schwarzen Meer aufgenommen und über einem ausgedehnten Waldbrand abgelassen. Augenzeugen berichteten, daß er bei seinem letzten Anflug hinaus aufs Meer ungewöhnlich hoch über die Küstenlinie flog. Weder von ihm, dem Ko-Piloten oder der Maschine wurde je wieder etwas gesehen. Man muß annehmen, daß er über dem Meer abgestürzt oder beim Wasseraufnehmen verunglückt ist. Heute ist Leon Smirnoff weitestgehend vergessen und es gibt nur noch wenige Spuren in den Archiven.



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StephanB

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Die LZ-473E

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LZ-473E
Die LZ-473E wurde in den Wekstätten der bulgarischen Luftstreitkräfte während des zweiten Weltkriegs unter Leitung von Oberst Leon Smirnoff gebaut. Der Bau war geprägt von kriegsbedingtem Mangel. Insbesondere war es schwierig, an Motoren heranzukommen. So kam es zu einer höchst ungewöhnlichen Lösung für diese "zweimotorige" Maschine. Zwei gleiche Motoren waren nicht zu bekommen, jedoch lag im Lager ein bulliger russischer 6-Zylinder-Dieselmotor, der ursprünglich einen Leichtpanzer der russischen BT-Serie antreiben sollte. Dieser Motor wurde zentral hinter dem Cockpit eingebaut. Im zentralen Flügelteil liefen zwei lange Wellen nach aussen zu gewaltigen Umlenkgetrieben, die die 4-Blatt-Luftschrauben antrieben. Ebenso wurden die Abgase von je drei Zylindern nach aussen zu den Umlenkgetrieben abgeführt. Diese Auslegung führte zu einer Massenkonzentration in der Mitte des Flugzeugs und zu einer extremen Wendigkeit, die Leon Smirnoff im Einsatz immer wieder auf halsbrecherische Art und Weise nutzte. So wurde aus einem Versorgungsengpass ein fliegerischer Vorteil. Die LZ-473E hatte 38 Meter Spannweite und war in Ganzmetallbauweise gefertigt. Sie konnte knapp 10 Tonnen Löschwasser aufnehmen und drei Stunden ohne Tankstopp im Einsatz bleiben. Bulgarische Luftfahrthistoriker haben eine nie bewiesene oder widerlegte Theorie entwickelt, derzufolge es zu Undichtigkeiten in der Abgasabführung und in Folge zum Eindringen von Kohlenmonoxyd in das Cockpit gekommen sein könnte. Dies wäre dann eine Erklärung für das mysteriöse Verschwinden von Leon Smirnoff. Die wahren Hintergründe werden wohl für immer im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben, es sei denn, die Maschine würde gefunden.

Fortsetzung folgt
 

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StephanB

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Das Modell

Das Modell

Poetis mentiri licet.

Ich baue daran. Leicht, aus Depron und elektrifiziert. Zwei Meter Spannweite. Erstflug wohl mal wieder erst während des Wasserflugtreffens am Edersee, das dieses Jahr vom 24.05.-26.05.2013 stattfindet.

Bilder des Modells reiche ich nach. Versprochen :)

Grüße
Stephan
 

StephanB

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Fertig

Fertig

Hi Steve,
danke. :D

So, das Wochenende am Edersee kann kommen. Ich bin soweit.
Grüße
Stephan
 

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StephanB

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Hallo,
das Modell hat beim Wasserflugtreffen am Edersee seine Flugfähigkeit bewiesen. Am besten geht sie mit asymmetrischem Motorschub, dazu passendem Seitenrudereinsatz und Gegenquer um die Ecke. Nur mit Quer schiebt sie ziemlich. ;)
Grüße
Stephan

Bilder von Hilmar Lange
 

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Baubericht?

Baubericht?

Hallo!

Bin ich der einzige der an einem Baubericht interesse hat? Ansonsten....muss ich erst betteln?:D

Sehr interessantes, (hoffentlich) einfach Aufgebautes und hübsches Flugzeug mit einer interessanten Geschichte.

Applaus von mir.


Grüße,

Ralf
 

StephanB

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Poetis mentiri licet

Hi Ralf,
ein Baubericht ist leider nicht mehr möglich. Ich habe beim Wasserflugtreffen am Edersee die kleine externe Festplatte mit den ganzen Scans von den bulgarischen Archivunterlagen und einigen Baubildern an meinem Tisch liegen lassen. Es hat die Nacht auf Sonntag durchgeregnet und morgens lag sie in einer Pfütze. Macht keinen Mucks mehr. Blöd gelaufen.

Ich habe Dir aber zum Trost einen Link zu einem einigermaßen ähnlichen Modell rausgesucht, über das ich vor langem mal gestolpert bin:
http://www.rcgroups.com/forums/showpost.php?p=13419283&postcount=291

Grüße
Stephan

PS: sehe gerade deine Signatur. Nett. Bin in jungen Jahren Robert Burns Lebensstationen quer durch Schottland nachgereist. Lange her, nicht vergessen.
 
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