Hallo Christian,
hier sieht Dich / Euch niemand als "Spinner", bestimmt nicht. Manchmal kommen solche Fragen halt auch von Kollegen, die diese Aspekte nicht bedenken und schwupps Kosten an der Backe haben, von denen sie nie geträumt hatten, uU den Spaß am Modellbau / Hobby verlieren. Wäre schade.
Ich finde es gut, sich an eigene Projekte zu machen. Gerade bei großen Modellen landet man im Handel oft bei Preisen, die schon eine ordentliche Investition darstellen - noch ok, wenn sich das Ganze am Ende als Erfolg ausweist, schließlich kosten zB Einmalerlebnisse, wie ein Urlaub, zT auch heftig Geld.
Konventionelle Holzbauweise ist verglichsweise kostengünstig, aber auch zeitaufwendig. XfK-Bau ist, wenn man Formen für Mehrfach-Erstellung des Modells im Sinn hat, aufwendig und nicht unbedingt kostengünstig - es sei denn, man hat damit kommerziell Erfolg. Kollegen, die Modelle solcher Größe kaufen, sind idR erfahren, somit gegenüber dem Gegenwert dessen, was sie dafür ausgeben, auch kritisch eingestellt. Anders formuliert: hier sind hohe Ansprüche zu erfüllen. Nicht jeder XfK-Rumpf ist automatisch ein guter. Maßhaltigkeit, Winkeltreue, Steifigkeit, Gewicht, Reparaturmöglichkeiten usw. - eine Menge Dinge, die es zu beachten gilt. Aber das wißt ihr selbst. Zumindest für das Urmodell zum Rumpf solcher Bauweise gibt es auch Möglichkeiten, kostensparend zu arbeiten.
TF in Styro-Abachi? Ok, warum nicht. Scale-Fans wird es vielleicht nicht so begeistern, aber wer, wie Du beschreibst, ein gutes Zweckmodell mit gutem Erscheinungsbild sucht, ist damit vielleicht mehr als zufrieden. Und die TF zu vielen Großseglern sind so gemacht. Auf jeden Fall ist eine solche TF erst mal weniger Aufwand, als die Konstruktion in konventioneller Holzbauweise (die ich über alles schätze, aber das muß sonst niemanden kümmern, nicht anderer Menschen Vorliebe sein). Vielleicht ist der Einstieg zu so einem Modell mit GfK-Rumpf und Styro-Abachi-TF sogar eine prima Idee - wenn der Rumpf gut gemacht ist, könnte man später immer noch eine TF für konventionelle Bauweise planen und realisieren - oder müßte es nicht, weil der Styro-Abachi-TF einfach überzeugt.
Was ist "Scale"? Würde mir die FAI-Definitionen dazu ansehen. Auch die zur Differenzierung von "Semi-Scale" zu "Full-Scale". Wenn man sich die Angebote des Handels anschaut, überwiegt mE wenn, dann eher "Semi-Scale". Wer an einem FAI-Wettbewerb für "Full-Scale" teilnehmen möchte, wird um die Beachtung der entsprechenden Anforderungen kaum herum kommen, ohne Punktverluste zu riskieren - aber die Masse unter den Modellbauern/-fliegern ist es eher nicht, die so handelt. Also wäre man mit "Semi-Scale" Anspruch eher am Puls? Offenbar ist das so.
Einfacher Aufbau wäre aber mit einem völlig frei tragenden Modell, ohne TF-Stützen, noch einfacher - ok, eine pro TF-Hälfte, möglichst mit "Schnellverbindern", geht sicher. TF-Hälften und HLW-Hälften, abnehmbar montiert, mit "Schnellverbindern", damit die Montage / Demontage am Platz flott geht und wenig Fehlerquellen enthält.
Und die guten Flugeigenschaften? Die haben mE nicht viel mit "Scale" zu tun, es sei denn, man ginge soweit, auch alle Profile maßstabsgerecht vom Original zu übernehmen. Das mag in einem Fall gut gehen (obwohl bei Modellen idR deutlich andere Re-Zahlen "geflogen" werden, als bei den Vorbildern), muß aber im anderen nicht. Hier trifft uU wieder, daß geringe, von den Regelungen her erlaubte Abweichungen ("Semi-Scale") vorteilhaft sein können.
Ich würde eine Matrix erstellen, in die alle zu diskutierenden Faktoren eingetragen werden, dann diskutieren und beschließen, die wesentlichen Aussagen dazu notieren und anschließend loslegen. Wenn Ihr zwischen "must have" und "nice to have" differenziert, kommt man schneller zum Resultat. Wünsche Euch von ganzem Herzen viel Erfolg!
P.S.: so verrückt es bei der Größe vielleicht im ersten Moment aussehen mag - vergeßt die E-Jünger nicht. So einen Brummer leicht genug, auch mit E-Antrieb ausgerüstet zu fliegen, wäre etwas, was sicher auch Anklang fände. Schließlich erleben wir immer öfter, daß VB-Antriebe zunehmend mit "Krach", "Umweltbelastung" usw. verknüpft werden und es ist mE eine Frage der Zeit, bis Club-Gründungen / Platz-Genehmigungen auch davon abhängig gemacht werden. Der E-Antrieb ist im Kommen (oder schon da).
Noch etwas: Bush-Räder! Das wird bei der Modellgröße dann schon eng - aber lohnen wäre es für die Landeeigenschaften.