Hallo,
ich habe ein 2,6 KW Netzteil aus zwei HP-Servernetzteilen (ML570 G4/ DL580 G3 - 406421-001, je 12 Volt und 1.300 Watt) gebaut. Mein Umbau ist ein wenig umfangreicher und ich möchte ihn deshalb hier ein wenig vorstellen.
Um erhobenen Zeigefingern vorzubeugen: Ich weiß sehr genau, was ich da tue. Es wurde kein einziger Schutzmechnismus der Server-NT's entfernt oder umgangen. Die Metallgehäuse sind weitherhin geerdet und der Nullleiter beider Stromschienen (12V und 24V) ist auch weiterhin mit Erde verbunden. Aber ein solcher Umbau birgt Gefahren und ist deshalb nicht für Jeden zu empfehlen. Ich verzichte daher auch auf eine exakte Bauanleitung und möchte nur einige Details etwas genauer vorstellen.
Das NT verfügt über folgende Features (das war sozusagen mein Anforderungskatalog):
- 2,6 KW Gesamtleistung
- 6 X 24 Volt Anschlüsse (3 X 4mm Goldbuchse, 3 X XT60 Stecker)
- 4 X 12 Volt Anschlüsse (2 X 4mm Goldbuchse, 2 X XT60 Stecker)
- 2 Displays für je eine Strom- uind Spannungsanzeige pro Stromschiene
- relativ leises Lüftersystem
- robustes Gehäuse
Hier nun erst einmal das Endprodukt:
Frontseite:
Rückseite:
Und das ganze in Aktion (wobei es über die abgeforderte Leistung natürlich nur müde lächeln kann):
Und folgend nun ein paar meiner Detaillösungen:
An den NT's habe ich alle Stromausgänge benutzt. Das ist sehr wichtig, ansonsten kann man die Leiterbahnen der NT's überlasten:
Zum Sammeln der Stromanschlüsse, zum Anbringen der zur Strommessung verwendeten Shunts (100A/75mV) und zum Verteilen auf die Ausgänge habe ich mir aus Kunststoff eine Stromschiene gebaut. Hier probeweise mit einem NT verbunden:
Und so sieht es mit beiden NT's aus:
Letztendlich eingebaut im Gehäuse:
Die eingebauten 50mm Impeller-Schreihälse zur Lüftung wurden ausgebaut und durch je einen 120mm Lüfter ersetzt. Dazu mussten die Gehäuse modifiziert werden. Der Lüfter wurde mit aufgelöteten Muttern und Schrauben befestigt. Diese dürfen natürlich auf keinen Fall durch das Gehäuse gehen und unten rausschauen. Sie wurden dazu passgenau abgelängt und das Gehäuse unter den Schrauben wurde mit Kunststoff isoliert:
Für die Frontplatte wurde ein 2,5mm Kunststoff aus dem Baumarkt verwendet. Zum maßhaltigen Einbringen der 4mm Goldies habe ich eine Leere gebaut. Darauf wurden die Buchsen mit einem Messingstab (20mm² Querschnitt) verlötet. So erhält man passgenaue Einbaubuchsen. Die roten und schwarzen Blenden für die Buchsen stammen von Billig-Einbaubuchsen:
An die Messingschienen wurden auch die Anschlüsse der XT60 Stecker gelötet. Dann wurde die ganze Einheit mit einem Gemisch aus 24h-Harz, Tixotropiermittel (damit das Harz nicht durch kleine Ritzen abhauen kann), Glasfaserschnitzel (wegen der Bruchfestigkeit, dafür auf keinen Fall Kohlefaserschnitzel verwenden! leitend!) und 1% 3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan (
, das heißt wirklich so, ist ein Haftvermittler für Kunststoffe, anonsten hält das Harz auf dem glatten Kunsttoff nicht) auf die Rückseite der Frontplatte geklebt:
Der Hauptschalter und die Anzeigeinstrumente wurden eingebaut, und "schon" war die Frontplatte fertig:
Das Gehäuse habe ich aus dem Frontplatten-Kunststoff (Vorder- und Rückseite), 6mm Hochdrucklaminat (HPL, für Bodenplatte, Deckel und Seitenwände), Alu- und Messingprofilen gebaut:
Die Netzteile werden durch eine Art Klemmmechanismus sicher gehalten. Sie liegen nicht ganz auf der Grundplatte auf, um Luftzirkulation auch unter den NT's zu ermöglichen:
Hier noch ein Blick auf die Hochspannungsseite. Die Netzanschlüsse wurden angelötet und dann vergossen (24h Harz mit ordentlich Tixo). Verklemmt wurde alles in einer Aufputz-Verteilerdose.
Alles in Allem ein recht aufwendiger Umbau, dessen Arbeitsaufkommen man nicht unterschätzen darf. So ca. 30-40 Stunden sind dabei schon draufgegangen. Aber es ist ja Hobby und hat Spaß gemacht. Und mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden.
Einen 2 KW Lasttest über 1,5 Stunden hat es schad- und temperaturlos überstanden
.
2 Dinge bleiben allerdings noch zu tun:
- die Luftöffnungen für die Kühlung wird noch von innen mit Gittern abgedeckt
- auf der Rückseite wird ein Nullspannungsschalter eingebaut, welcher ein Anlaufen des NT's nach einem Stromausfall verhindert. Allerings lade ich ohnehin nie ohne Aufsicht, aber sicher ist sicher.
Zum Schluß noch ein Wort dazu, wie ich das Teil verwende: Für einen richtig dicken Powerlader ist es mit 24V leider nicht uneingeschränkt geeignet. Ich werde aber bis zu 4 ISDT SC-620 daran betreiben und damit hat man schon viele Möglichkeiten. Hauptsächlich geht es darum, viele Akkus in kurzer Zeit vor der Abfahrt zum Flugplatz vollzukriegen.
Danke für die Lesegeduld bei diesem doch etwas umfangreicheren Beitrag und vielleicht konnte ich ja die ein oder andere Anregung geben. Aber bitte nicht den Gefahrenhinweis am Anfang des Beitrags vergessen!
Grüße
Markus