Polyester Füller als Deckschicht

Hallo zusammen,

es gibt Formen bei denen die Oberflächenqualität nicht ausreicht, um nur in der Form zu lackieren. Bisher habe ich in solchen Fällen einfach ohne Deckschicht gearbeitet. Die Pinholes machen das spätere Lackieren aber zur echten Qual. Ich habe vor kurzem hier gelesen, dass Polyesterfüller eine mögliche Option ist. Ich erhoffe mir davon gute Haftung bei durchgetrocknetem Füller, gute Schleifbarkeit, gute Lackhaftung bei der späteren Lackierung, geringe Kosten und lange Lagerfähigkeit des Härters.

Ich habe einen Vorversuch mit einem Polyesterfüller gemacht. Konkret dieses Produkt:
http://www.autolackcenter.de/spachteln/spritzspachtel/spritzspachtel-pe-polyplast-von-app-1kg.html

Ich habe den Füller mit dem Pinsel auf die gewachste Form gestrichen. Einmal mit PVA und einmal ohne. Als Wachs verwende ich HP-CX7. Nach 24h habe ich die Füller-Spots mit Harz eingestrichen und eine Lage 163er Glas aufgelegt. Urlaubsbedingt habe ich 5 Tage später "entformt".
Die Haftung des Füllers auf dem Wachs und auf dem PVA ist extrem niedrig (also sehr gute Trennwirkung).

Zur Beurteilung der Haftung zwischen Harz und Füller habe ich mit dem Schraubenzieher und dem Cutter versucht Stücke abzuhebeln. Das geht auf keinen Fall. Wenn ich aber die Teststücke knicke bzw. 180° biege und zwischen den Fingern rolle, bricht der Füller. Ausgehend von den Bruchstellen kann man schon den Füller schollenweise ablesen. Das GFK ist an den abgelösten Stellen nicht transparent sondern grau. Ich tue mir schwer zu beurteilen, ob wirklich die Verbindung Harz-Füller versagt, oder ob der Füller einfach in sich zerfällt.

Wie würdet Ihr das bewerten? Was bedeutet gute bzw. ausreichende hohe Haftung?

Stefan

entformt.jpg
gerollt.jpg
 

Gast_8039

User gesperrt
Hallo Stefan,
wenn Du Faseranhaftungen an der Deckschicht hast und Mischbruch, ist die Bindung optimal gewesen. Trennung entlang nur einer Lagengrenze ohne Faserbruch /Weißbruch spricht schon für eine Schwächung, kann aber noch ausreichen. So sieht mir Deine Probe aus. Man müsste die Abzugskraft beurteilen. Flächiger Bruch/ schollenförmige Ablösung mit glänzender Bruchfläche ist ganz schlecht.
Hast Du mal den UP-Filler etwas kürzer gehärtet, ungefähr gummihart -und dazu einen Haft-Vergleich?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Im Vergleich zu einem elastifizierten UP-Vorgelat ist ein UP-Füller sehr spröde. Das ist sicherlich das Hauptproblem hierbei.
 
Hallo Achim,
Hallo Stefan,

ich denke auch, dass die Haftung nicht optimal ist, aber vermutlich noch ausreicht. Ich baue aktuell ein Boot. Da ist die Wandstärke eher einige mm. Die Anforderungen an die Elastizität der Deckschicht sind deshalb gering.

Den Polyesterfüller nur anhärten zu lassen habe ich nicht probiert. Ich habe bisher auch noch nie gehört, dass man das bei Polyester machen sollte. Eher das klare Gegenteil. Also gut durchhärten zu lassen. Außerdem ist das der Hauptgrund warum ich Polyester nehmen möchte. Lackieren und laminieren an einem Tag ist mir einfach zu stressig.

Danke
Stefan
 

Gast_8039

User gesperrt
Dies wäre halt der einfache Versuch um festzustellen, inwieweit der Filler klebfrei oder klebend aushärtet.
Sprödigkeit ist ein anderes Thema, sicher negativ für GFK. Kann aber auch eher irrelevant sein z.B. bei Carbon-Hartschalen oder Sandwiches.
 

Milan

User
Hallo Stefan.

Ich benutze den 1k-Spritzfüller von Presto und kann mich nicht beklagen - allerdings "walke/rolle" ich den Rumpf nicht um zu sehen, ob sich der Filler wieder löst :D

LG

Harry
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Stefan

Evtl. helfen ein paar Prozent Weichmacher um das Problem der Sprödigkeit zu umgehen. Bei 2K-Lack habe ich vor längerer Zeit gute Erfahrungen damit gemacht. Die Rümpfe sind immer noch top.
Lass Dich am Besten von einem Lackierer beraten der Kunststoffanbauteile bearbeitet.

Ansonsten kannst Du immer noch eine thixotrope Harzmischung einrollern vor der ersten GFK-Lage. Das löst in jedem Fall das Thema Pinholes.
 
Hallo,

kann es sein, dass Styrol überlagern kann und dabei dickflüssig wie Honig wird?
Kann man Polyesterfüller mit etwas anderem verdünnen?

Stefan
 

Gideon

Vereinsmitglied
kann es sein, dass Styrol überlagern kann und dabei dickflüssig wie Honig wird?
Kann man Polyesterfüller mit etwas anderem verdünnen?

Ja, Styrol polymerisiert über eine bestimmte Zeitdauer unter Wärmeeinwirkung zu Polystyrol, selbst ohne Zugabe von Peroxiden.

Wasserfreies Aceton wäre ebenfalls als Verdünnung geeignet.
 
Unglaublich. Man lernt absolut nie aus. Dass etwas, das ich als Lösungsmittel verstanden habe, nicht mehr aus der Flasche läuft, hat bis heute meine Vorstellungskraft überstiegen.

Ist das Aceton von R&G geeignet? Bis zu welcher Konzentration?

Ist "wasserfrei" was ganz besonderes? Was passiert, wenn es einen gewissen Teil Wasser enthält. Endet das in der Katastrophe?

Es geht übrigens um eine Form mit Carnaubawachs und PVA.
 
Unglaublich. Man lernt absolut nie aus. Dass etwas, das ich als Lösungsmittel verstanden habe, nicht mehr aus der Flasche läuft, hat bis heute meine Vorstellungskraft überstiegen.
Es ist eben nicht bloss Lösungsmittel, sondern auch Reaktionspartner beim Vernetzen, muss also nicht wegverdunsten. Und diese Reaktionsfähigkeit hat dann eben diese Kehrseite.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Unglaublich. Man lernt absolut nie aus. Dass etwas, das ich als Lösungsmittel verstanden habe, nicht mehr aus der Flasche läuft, hat bis heute meine Vorstellungskraft überstiegen.

Ist das Aceton von R&G geeignet? Bis zu welcher Konzentration?

Ist "wasserfrei" was ganz besonderes? Was passiert, wenn es einen gewissen Teil Wasser enthält. Endet das in der Katastrophe?

Es geht übrigens um eine Form mit Carnaubawachs und PVA.


Styrol ist ein sehr reaktionsfreudiges Monomer und wird vorwiegend für die Produktion von Polystyrol verwendet.

Styrol_Verwendung.gif

Quelle: http://www.styrenemonomer.org

Ja, dieses Aceton funktioniert und kann quasi beliebig (10-50 %) hinzugegeben werden, da leichtflüchtig und in dünnen Schichten schnell wieder verdunstend.

Wasser ist wenig hilfreich hinsichtlich der Härtung.

Carnaubawachs und ungesättigtes Polyesterharz sind eine sehr gute Kombination. PVA braucht´s dann nicht noch unbedingt zusätzlich.
 
Gerade getestet. Aceton funktioniert gut. Mit 10% geht die Farbe mit 3,5 Bar gut durch die 1,8er Düse (habe keine größere). Der Füller läuft nicht ab und kann recht dick gespritzt werden.
 
Ich habe noch vergessen vom Ergebnis zu berichten:
Lies sich einwandfrei entformen. Der Füller hält sehr gut auf dem Laminat. Ein absoluter Erfolg.

Stefan
 
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