KOOKABURRA - Spassnuri selbst gemacht

Guten Tag allerseits,
hier stelle ich euch meinen Kookaburra vor, einen Nurflügel mit wenig Aufwand für jedes Wetter und jeden Blödsinn.
Vielleicht fragt ihr euch, wieso der dann nicht in der Rubrik "Nurflügel" auftaucht. Das liegt daran, dass dort das Thema Nurflügel praktisch nur noch hochwissenschaftlich und damit eher abschreckend für den Normaluser angegangen wird. Der Kookaburra ist aber das genaue Gegenteil von abgehoben: pragmatisch, einfach und mit hervorragenden Flugeigenschaften ganz ohne Rechnereinsatz.
Wer also ein 80cm Modell für immer-dabei und Mordsspass abseits der wabbeligen ARF Schaumdinger sucht, bitte weiterlesen.
So sieht er aus:

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Der Kookaburra übernimmt in Sachen aerodynamischer Auslegung die bei den Vorgängern Trick17 und Fast Forward gemachten Erfahrungen. Das bedeutet ein über-den-Holm-gebogenes Profil mit 10% Dicke, gerader Unterseite und Streifenruder, die für den S-Schlag sorgen.
Die Bauweise mit Vollschale aus Hartschaum für die Fläche und Holz für den Rumpf sorgt für alltagstaugliche Robustheit. Tatsächlich haben wir den Kookaburra ohne Einwirkung eines Mid-Air nie kleingekriegt!

Im Gegensatz zu käuflichen Schaumnuris kann er sich dank Schalenbauweise nicht verziehen, selbst wenn er mal schief im Kofferraum gelegen hat. Das neu Austrimmen an jedem Flugtag entfällt damit.

Ganz bewusst hat der Kookaburra den Motor vorne, weil so das Geheul eines Pushers entfällt und man auch lautlos auf der Wiese nebenan fliegen kann.

Soweit die Vorüberlegungen, im nächsten Schritt gibts eine Skizze!
 
Nach Sichtung der vorhandenen Komponenten ergab sich als Zielgewicht ohne Akku irgendwas um die 200g. Damit kann man als Nurflügel 800mm Spannweite bauen, ohne statisch grenzwertig zu werden.
Und so entstand wieder eine meiner bewährten Handskizzen, nach der dann der Vogel gebaut worden ist:

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Bauen

Bauen

Nach der Skizze wurden die vier Schalen aus Hartschaum ausgeschnitten, in diesem Fall ein türkises 4mm Trittschall-Dämpfungszeug namens Seli-Tac aus dem Baumarkt. Man könnte genauso gut Depron, sonstiges Schaumzeugs oder 1mm Balsa nehmen, das würde am Gewicht oder der Bauweise nichts ändern.

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Auf dem Bild sieht man auch die konisch angespitzte Endkante der unteren Schalen, sowie den Hauptholm. Der ist durchgehend aus 5mm Balsa und so gestaltet, dass sich eine Profildicke von 10% ergibt. Der Holm wird an fünf Punkten mit Sekundenkleber, und ansonsten mit Weissleim auf die untere Schale geklebt, und zwar so gebogen, dass er etwa bei 1/3t zu liegen kommt:

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Hier sieht man auch noch die an der Endkante abgeschnittenen Keile, die hinterher für eine hinreichend dünne Endleiste sorgen.
 
In der Mitte, am Knick der Nasenleiste und am Randbogen gibt es jetzt noch Rippen, deren Profilverlauf vor und hinter dem Hauptholm frei Hand mit kühner Linie gegen null auslaufend entstand. Einziges Kriterium dabei ist, die jeweils links und rechts gegenüberliegenden Rippen gleich zu machen. Sieht dann so aus:

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In diesem Zustand wird die untere Schale auf dem Baubrett an allen Eckpunkten mit je einem Tropfen Zack festgeklebt. So wird sichergestellt, dass es beim Aufbringen der oberen Schale keine Verzüge gibt.
Die obere Schale wird jetzt mit UHU Por (am Holm mit Weissleim) aufgeklebt:

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Nach dem Durchtrocknen trennt man die Klebepunkte vom Baubrett; die Fläche ist jetzt völlig steif und kann sich nicht mehr verziehen.
Nasen- und Endleiste werden jetzt mit Balsa eingefasst...

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...und mit dem Balsahobel grob in Form gebracht:

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Auf dem nächsten Bild ist die Fläche bereits verschliffen, und auf der topfebenen Unterseite habe ich den NP ermittelt. Der dazu angezeichnete SP liegt ganz auf der sicheren Seite. Diese Lage ist eh sehr konservativ, weil die 35mm bteiten Ruder bei der NP Ermittlung nicht berücksichtigt wurden. Da ist also Luft nach hinten;)

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Die Fläche ist damit fertig. 2-3 Stunden bis hier, so schnell kriegt man keinen ARF geliefert...
 
Rumpf

Rumpf

Es fehlt noch der Rumpf. Der dient nur der Unterbringung von Motor, Steller und Empfänger, weil der Akku guerillamässig huckepack mit Klett befestigt oben auf der Fläche mitfliegt.
Die Methode zur Ermittlung der erforderlichen Rumpflänge mit einer Wippe habe ich im Baubericht über den Fast Forward schon mal beschrieben. Und so bin ich dann auf diese Rumpfform gekommen:

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Zusammenkleben und an der Fläche anprobieren...

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Die etwas nashornförmige Nase bringt die Motorachse in die Flächenebene, und der hochgezogene Rumpfboden hilft beim Landen.
 
Motorspant einkleben...

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...und verschleifen:

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Damit ist der Rumpf schon fertig zum Bebügeln und Verkleben mit der Fläche!
 
Zusammenbau

Zusammenbau

Der Rumpf wird weiss bebügelt, der Motor davorgeschraubt und mit der Fläche verklebt:

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Der Motor ist ein 28mm/30g/1100/ min/V Aussenläufer, wie er von verschiedenen Herstellern als "Slow Fly Kit" angeboten wird. Der 10A Steller ist im Rumpf unter der Fläche, wo auch die Motorkabel den Weg nach innen finden.

Für die beiden 9g-Servos gibt es noch zwei Ausschnitte in der Fläche und als "Fundament" je ein Balsabrettchen:

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Die Servos werden einfach eingeklebt...

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...und das Ganze noch mit den Rudern, Anlenkungen, Winglets und einem Brettchen als Auflage für den Akku vervollständigt - fertig!!

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Also ab zum Erstflug!
 
Erstflug

Erstflug

Nach insgesamt etwa acht Stunden Bauzeit ging es raus zum Fliegen. Gewicht ohne Akku ist etwa 180g, und mit einem 3S450mAh Akku reisst der 8x6 Slowfly Prop einem das Ding förmlich aus der Hand.
Kookaburra machte auf anhieb richtig Spass, mit dem Winzakku dauerte der erste Flug sieben Minuten.

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Das Antriebsset hat mit 3S im Kookaburra völlig vergessen, dass es ja eigentlich "Slowfly" heisst. Das Ding geht bei Vollgas richtig los und auch beliebig senkrecht. Rückenflug oder Normallage macht keinen Unterschied, und die Ruderreaktionen sind wunderbar direkt. Wo er so schön funktioniert, kriegt er auch noch etwas Deko:

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In den Kofferraum passt er sowieso:

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Man kann so ziemlich jeden Akku von 2S800 bis 3S1500 draufschnallen, zum Rumgurken reichen 2S, mit 3S geht die Post ab.
Starten kann man traditionell durch werfen mit Festhalten am Rumpf, aus der Hüfte am Randbogen gehalten oder einfach senkrecht halten und loslassen: durch den grossen Zugprop ist immer sofort genug Druck an den Rudern.
Kookaburra ist eigentlich fast lautlos, ausser mit dem gezeigten orangen GWS Prop. Der gerät mit 3S bei Vollgas in Resonanz, was einen ganz eigenen, sonoren Klang ergibt.
Ersetzt man den Slowfly durch einen gleichgrossen Klapppropeller, geht Kookaburra auch als Hangflitzer, ausprobiert bei uns auf der Halde.

Landen geht ins Gras genauso gut wie in die Hand, er wird extrem langsam und man kann ihn ordentlich anpacken.

Im Flug hat er durch Kollision schon ein Winglet komplett verloren, was aber keinen Einfluss auf die Flugtauglichkeit hatte. Nur beim langsamen Einkurven über die Seite mit dem verbliebenen Winglet wird er etwas pflaumig, aber voll beherrschbar.

Kann ein Modell vielseitiger sein?
 
Einen guten Eindruck vom Wesen des Kookaburra gibt vielleicht das folgende Bild:

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Und glaubt ja nicht, der Pilot wäre zum Starten des Nuris aus seinem Sessel aufgestanden...;)

Soweit der Bericht zum Kookaburra!
Danke fürs Lesen.
 
Kookaburra 2: nur echt in Sanitär-Türkis!

Kookaburra 2: nur echt in Sanitär-Türkis!

Hallo in die Runde,
wenn man bei diesem traurigen Wetter im Hangar rumhängt und einem plötzlich Restbestände des türkisen Trittschall-Zeugs erscheinen, mit dem in der Vergangenheit schon mehrere sehr brauchbare Modelle entstanden sind, dann ist der weitere Ablauf vorprogrammiert.

Also erstmal Bestände checken:
Antrieb - 28mm/30g/1300/min/V Motor
Steller - 12A mit BEC
Empfänger - 6 Kanal Parkfly
Servos - 2x4g analog
Holz - genug für den Rumpf
Anlenkungsteile, Prop mit Nabe

Alles da!

Die Wahl fiel dann auf den Kookaburra, denn das Original hat seit einigen Jahren in den Hangar meines Sohnes gewechselt. Ausserdem hat das Konzept bedingt durch den unseligen Regulierungswahnsinn unerwartet zusätzliche Attraktivität gewonnen: er wiegt beim Abwerfen weniger als 250g!

Also los...
 
Fläche

Fläche

Der Aufbau der Fläche ist identisch mit der ersten. Gebogener Hauptholm aus 4mm Balsa, Profil 10% dick, frei Hand gezeichnet...

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man beachte den detaillierten Bauplan auf dem Bierdeckel links oben im Bild

...das ganze rundum mit Holz eingefasst. Die 8x8mm Nasenleiste besteht aus Titan-Balsa, dürfte so manchen Ast durchschlagen und ist entsprechend schwer. Macht aber nix, Resteverwertung ist das Gegenteil von Holz selektieren;)

Die 25x5mm Endleiste wird noch um einen 10mm breiten Streifen aus 1mm Balsa erweitert, so dass am Ende dieses Profil herauskommt:

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Rumpf

Rumpf

Beim Ur-Kookaburra war der Motor vor den Rumpf geschraubt. Das ergab sich so, weil am Gehäuse der Propsaver gleich mit dran war.
Diesmal habe ich einen Roxxy mit normaler 3,2mm Welle, eingerichtet für die Montage hinter dem Spant.
So wird der neue Rumpf entsprechend angepasst:

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vorne etwas länger

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wer sagt, dass Holz nicht rund sein kann?

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und schon steht der Rohbau
 
QnD statt ARF

QnD statt ARF

Quick 'n' Dirty
Da es hier nicht um ein Modell für den Showroom geht, sondern um einen Alltagsflieger mit immer-dabei-Fähigkeiten, wurden die Schritte zur Fertigstellung so einfach wie möglich gestaltet.
- Schaumzeugs ist per se wetterfest, also wurden die Holzleisten schlicht mit Tesafilm eingefasst.
- Rumpf und Ruder bekamen, was die Folienkiste noch hergab.
- Die Servos liegen in passenden Ausschnitten auf der Flächen-Oberseite auf Fundamenten aus Balsaklötzchen.
- Die Anlenkungen liegen offen und sind deshalb leicht zu checken. Das ist auch nötig, denn ich habe die eigentlich genialen Graupner Klemmgabelköpfe verwendet. Und die sind aus ABS...
- Der Empfänger klebt mit Tape an der rechten Rumpfwand
- Der Steller liegt unter der Fläche im Rumpf
- Der Akku hockt per Klett oben drauf.

Und so sieht er fertig aus:

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Jetzt muss er nur noch fliegen. Im Moment geht aber höchstens Schwimmen...
 
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