Leitwerksprofil schleifen, was ist richtig?

Huskydoc

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Moin,
ich habe Leitwerke in Brettform, die nun zu schleifen sind und meine hier mal gelesen zu haben, dass es aerodynamisch besser ist die Nasenleiste des Leitwerkes und die Endleiste des Ruders einfach zu verrunden, statt Nasenleiste rund und Endleiste spitz auslaufend.
Könnte mich mal bitte jemand aufklären?

Vielen Dank.
 
Nase ist klar, verrunden. Zur Endleiste habe ich nur zu stumpfen, dicken Endleisten Untersuchungen gefunden. Dicke Endleisten führen zu höherem Auftriebsanstieg und höherem Auftrieb. Das ist bei einem Leitwerk erwünscht. Es scheint, dass sich der Abströmpunkt eher zur Druckseite hin verlagert, die Zirkulation also verstärkt wird. Negativ ist der höhere Widerstand bei einer dicken Endleiste. Bei einer kleinen Fläche wie einem Leitwerk ist das aber nicht so tragisch.
Mein Bauchgefühl sagt, dass rund an der Endleiste nicht unbedingt empfehlenswert ist; das Kriterium, wo die Strömung sich hinter dem Profil wieder vereinigt, ist buchstäblich weniger scharf.
Anderseits haben viele Manntragende bespannte Rohrrahmen als Leitwerke, sooo schlecht kann es also nicht sein.
 
Ich kann mich noch gut erinnern, dass mir Dieter Werz damals für seinen Gnumpf geraten hat, das Leitwerk nicht zu verrunden. Es sei aerodynamisch günstiger, wenn die Kanten bleiben, da so die Strömung besser anliegt. Und es gibt keine Unterschiede in den erreichbaren Geschwindigkeiten. Ob das für alle Modellgrößen und Auslegungen übertragbar ist, weiß ich nicht. Bei einem Scalemodell würde man das Leitwerk wohl kaum mit der Kreissäge ausschneiden und so lassen...

Gruß Mirko
 

Dix

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Das mit der kantigen Endleiste kann man sich gut vorstellen wie bei Bugs Bunny:
Carl der Coyote (=die Grenzschicht), merkt erst über dem Abgrund, dass der Boden weg ist...
 
Endlich versteh ich das mit der Grenzschicht, so schön hat das noch keiner erklärt *grins*

Nach meinen eigenen Versuchen funktioniert auch eine runde Endleiste am Brettleitwerk, verträgt aber keine grossen Ausschläge.
Abgespitzte und scharfkantig-stumpfe funktionieren etwa gleich, wobei ich über den Widerstand nix sagen kann, weil es mir völlig egal ist, ob der Apparat 110 oder 112 km/h geht.

Rein optisch finde ich scharfkantig-stumpf fürchterlich, weshalb ich an meiner Seagull-Nemesis das HR noch angesitzt und neu bebügelt habe, bevor alles zusammengeklebt wurde.
H.
 

Julez

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Vorne sollte das Leitwerk auf jeden Fall verrundet werden. Hinten auf keinen Fall.

Das Beste ist eine scharf zulaufende Endleiste, wie halt bei einer Tragfläche auch. Hat schon seinen Grund, warum die so sind. Bei Leitwerken wird's dann aber oft sehr instabil. Daher ist die zweitbeste Möglichkeit, die Endleiste nur ein wenig dünner zu schleifen, wie es halt von der mechanischen Stabilität sinnvoll ist, aber immernoch scharfkantig Enden zu lassen. Suche mal nach "boat tail bullet", so ungefähr. Wie halt ein Tragflächenprofil, von dem hinten sauber ein Streifen abgeschnitten wurde.
Die drittbeste Lösung ist, das Leitwerk hinten stumpf und scharfkantig Enden zu lassen. Und die schlechteste Lösung, es hinten zu verrunden wie vorne.
 

Huskydoc

User
Leider habe ich den besagten Beitrag nicht gefunden und werde wie schon immer die Ruder auslaufend schleifen.

Besten Dank.
 
Carl der Coyote merkt erst über dem Abgrund, daß der Boden weg ist...:D:D Dafür darfst Du zweimal winken, Dirk!

Ansonsten bin ich bei Markus N. Ebene Platten und dicke, scharfkantige Endleisten resultieren in einem steileren Auftriebsanstieg bei höherem Widerstand. Der Grund liegt in meinem Verständnis in der Energie des entstehenden Wirbels, welcher den Abströmpunkt - wie Markus schon sagte - Richtung Druckseite verlagert.

Im Schiffbau (Ruderanlagen) kann man den entstehenden Wirbel (=Energie) im Extremfall sogar hören, wenn er die Ruderfläche zu Vibration anregt. Das gilt für symmetrische Profile mit zu dicker, nicht angeschrägter Endleiste. Man nutzt den Wirbel auch bewußt zu einer Absaugung der Grenzschicht bei Profilen, die zu diesem Zweck entworfen wurden.

Mein Fazit wäre in dieser Reihenfolge: 1. dünn auslaufend 2. etwas dicker, eckig 3. rund (vermeiden)
 
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