Rumpfnaht bei GFK Rümpfen lackieren (Segelflugzeuge)

Ec120

User
Hallo,

Hätte ein paar Fragen zu diesen Thema,da es für mich Neuland ist.

Wie wird die Rumpfnaht lackiert,wird der ganze Rumpf lackiert oder nur die Naht.

Wenn nur die Naht,sieht man dann nicht den übergang?

Was mich auch wundert,warum so viele Hersteller die Rumpfnaht sichtbar lassen,oder ist der Aufwand so groß.

Bei meinen eher günstigen Staufenbiel Segler(Vitesse) ist keine Naht zusehen,aber bei einen 5000€ Segler ist es nicht Standart:confused:

Würde mich über Aufklärende Antworten freuen.

Mfg
Kurt
 
Die meisten Modelle werden in der Form lackiert. Damit erreicht man ein geringes Gewicht und ein gutes Finish - egal wie gut man lackieren kann oder wie viel Dreck in der Halle ist. Die Naht ist dann aber naturgemäß sichtbar. Die Naht alleine noch mal nach zu lackieren wäre schon ziemlich aufwändig. Man müsste es lokal füllern, lackieren und aufwändig polieren. Das dauert Stunden und wäre einfach nicht mehr wirtschaftlich.

Ob Staufenbiel die Rümpfe in der Form und dann noch mal komplett oder generell nur extern lackiert, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht warum sie das machen. Einen Grund gibt es bestimmt. Der Kunde scheint es zu honorieren. Vielleicht ist in großen Mengen die normale 2K-Farbe preiswerter als Vorgelat oder IMC. Vielleicht ist auch die Arbeitsteilung im großen Stil so besser zu organisieren.

Ich würde immer in der Form lackieren. Die Naht stört mich aber auch nicht. Die Pinholes zu füllern ist eine schreckliche Arbeit. Vom Gewicht ganz zu schweigen.

Stefan
 

Gideon

Vereinsmitglied
Bei den meisten vorbildgetreuen Großseglern wird wohl UP-Vorgelat verwendet, weil dies auch bei den Manntragenden eingesetzt wird. Das lässt sich sehr einfach beilackieren, schleifen und polieren.
 

Ec120

User
Hi Stefan,

Danke,ja geht um Großsegler.

Und man sieht dann den Übergang nicht wenn nur die Naht(Rumpfrücken)lackiert ist?

Mfg
Kurt
 
Hallo Stefan,

kannst Du die einzelnen Arbeitsschritte aufzählen?
Was meinst Du mit einfach? Im Sinne von technisch leicht oder wenig aufwändig?

Stefan
 

Gideon

Vereinsmitglied
Mit einfach meine ich, dass es durch die leichte Schleif- und Polierfähigkeit des Materials kein Problem ist, Übergänge komplett unsichtbar hinzubekommen. Zudem passt der Farbton dann auch 100 %ig, denn UP-Vorgelat ist nur annähernd RAL 9010.
 
Rumpfnaht abdecken

Rumpfnaht abdecken

Ich erlaube mir, eine Korrektur anzubringen. Sowohl Schleicher wie auch Glaser-Dirks verwenden schon seit Jahren das auf Polyester basierende UP-Vorgelat als Deckschicht nicht mehr. Dafür wird der modifizierte PU-Lack auf 2 K Basis verwendet. Die Haftung der Laminate ist bei diesem Lack genau so gut wie bei dem Vorgelat und hat aber den Vorteil der Nichtvergilbung. Schleicher lackiert ältere Segler bei der Überholung mit dem PU-Lack nach. Die USA nimmt Segler mit UP-Lackierungen erst gar nicht ab, sondern verlangt UP-Deckschichten. Soweit meine persönlichen Informationen, die mir von den Unternehmen so bestätigt wurden.

Ich decke meine Nähte folgendermaßen ab: Wenn diese glatt und ohne Lunker sind, reicht ein leichter Überschliff mit einem feinen Schleifpapier. rechts und links der Naht bringe ich dünnste Malerabdeckbänder im Abstand von rund 5 mm je Seite entlang der Rumpfnaht an. Zusätzlich säubere ich diesen Spalt mit Azeton zur absoluten Entfettung. Sollten irgendwo noch kleine Lunker sein, decke ich diese mit einem Cobispachtel ab und nach Trocknung wird leicht glattgeschliffen. So vorbereitet, wird lackiert. Und zwar mit einem feinen Schaumroller. Als Lack wird ein Zweikomponentenlack mit der gleichen Ral-Kennung verwendet. Die meisten Rümpfe werden mit RAL 9010,9003 und 9018 gespritzt. Ich überrolle im Abstand von 10 Minuten zweimal mit nur sehr leichtem Druck, um eine Dickauftragung zu vermeiden. Sofort nach dem Lackauftrag die Malerbänder entfernen.

Ich warte mindestens zwei Tage, dann überschleife ich die Nachlackierung mit einem 1500 Naßschleifpapier. Dies kann man eigentlich nur mit den Fingerkuppen und leichtestem Druck vornehmen. Der letzte Vorgang wäre dann, den überschliffenen Lack wieder durch Politur auf Glanz zu bringen. Ich habe dabei gute Erfahrungen mit "one step" von Mipa gemacht, das ich auch zur Lackauffrischung verwende.

Ich weiß, es ist eine Geduldsarbeit, doch Spraynachlackierungen ruinieren nur die Lackoberfläche, die ja perfekt aus der Form kommt.

Gutes Gelingen
 

jonasm

User
Ich erlaube mir, eine Korrektur anzubringen. Sowohl Schleicher wie auch Glaser-Dirks verwenden schon seit Jahren das auf Polyester basierende UP-Vorgelat als Deckschicht nicht mehr. Dafür wird der modifizierte PU-Lack auf 2 K Basis verwendet. Die Haftung der Laminate ist bei diesem Lack genau so gut wie bei dem Vorgelat und hat aber den Vorteil der Nichtvergilbung. Schleicher lackiert ältere Segler bei der Überholung mit dem PU-Lack nach.

Das ist so nicht ganz richtig. DG hat immer Schwabbellack in die Form gespritzt, bis 2012 die Produktion dieses Polyesterlacks eingestellt wurde. Seitdem wird T35, also das UP-Vorgelat verwendet um in die Form zu lackieren. Beim Finish werden alle Baugruppen nochmal komplett mit T35 überlackiert und gefinished. Sofern der Kunde es wünscht, wird zum Schluss eine Pu-Deckschicht aufgebracht und ebenfalls gefinished. Schleicher und Schempp-Hirth haben schon seit den ersten Kunststofflugzeugen mit Vorgelat lackiert. Mittlerweile ist auch da eine PU-Deckschicht erhältlich. Neulackierungen gibts es überall standardmäßig in T35, PU kostet immer extra.
 
Lackierung von Trennnähten

Lackierung von Trennnähten

Anscheinend hast Du noch bessere Informationen als ich. Bei meinem letzten Besuch bei Schleicher im Juni 2015 habe ich zumindest derartige Informationen bekommen. Gut, ich werde dies registrieren. Danke dafür..Im wesentlichen wollte ich die ursprünglich gestellte Frage beantworten, denn mit dieser Methode habe nach vielen Versuchen jetzt recht guten Erfolg. Vielleicht hilft dies weiter.
 
Hallo Clemens,
welche schaumrolle benutzt du, ich habe erst vor kurzem mit einer Schaumrolle 2-K akryl aufgetragen,
leider mit vielen bläschen.
gruß Hermann
 
Bläschenbildung mittels Schaumroller

Bläschenbildung mittels Schaumroller

Ich gebe mal einen Tipp, wie Blasen mittels des Rollers weitestgehend vermieden werden können.Ein Zweikomponentenlack sollte nach Durchmischung rund 10 Minuten ruhen, bevor er verarbeitet wird. Lack und Härter wärme ich vorher im Wasserbad auf rund 20 Grad. vor. Ich nehme den feinsten Schaumroller, den es zu kaufen gibt. Aufgerollt wird sehr dünn, dann rund 5 Minuten gewartet und ohne Druck den Roller nochmal über den Lack rollen und zwar so, daß der Roller nicht wieder die Farbe mitnimmt. Vorher habe ich über ein Saugpapier den Roller etwas ausgerollt, damit nicht zusätzlich Farbe nochmal aufgetragen wird. Dieses Überrollen glättet evtl. kleine Bläschen, sofern vorhanden. Ich warte dann, bis der Lack angezogen ist, dann nochmal dünste Schicht aufrollen und zwar immer ohne jeden Druck, sondern nur mit leichter Hand drübergleiten lassen. Das Geheimnis ist einfach Geduld und Feingefühl.
 

Macke233

User
Rumpfnaht lackieren

Rumpfnaht lackieren

Hallo an alle,

Die besten Ergebnisse habe ich immer erzielt wenn man die Rumpfnaht verschleift, eventuelle pinholes mit feinspachtel behandelt und das ganze dann mit einem professionellen 2 Komponenten Füller Füllert. Wichtig ist dabei das man sauber alle Körnungen durchschleift damit es später in der Sonne keine Landkarten gibt. Also ein durchschimmern der naht und Eventueller schleifspuren im Lack. Wer es tausend prozentig möchte Füllert am besten mit zwischenschliff zwei mal. Nach dem Farbe ( basislack)lackieren überziehe ich immer den ganzen Rumpf mit Klarlack ( der ist auch 2k und wenn verfügbar auch noch kratzfest) damit hat man ein super Ergebnis das auch viele Jahre hält ( auch in der Sonne und bei genauem hinsehen ) . Und man spart sich das lästige polieren an dem runden Rumpf. Da läuft man immer Gefahr das man irgendwo wieder durchpoliert und man fängt wieder von vorne an. Mein Tipp wäre bei solchen Sachen immer beim freundlichen Lackierer vorbei schauen, da spart man sich den Frust und die Kosten halten sich meist auch in Grenzen wenn man dem Lackierer etwas Zeit einräumt sowie die Vorbereitung selber macht.

Mit freundlichen Grüßen

Martin
 
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