Jahresrückblick zur ersten CX-Saison
Jahresrückblick zur ersten CX-Saison
Liebe SAL-Piloten!
Nachdem ich nun eine Saison lang das Concept geflogen bin, möchte ich ein paar Eindrücke schildern, die diesen aussergewöhnlichen Flieger vielleicht etwas besser charakterisieren können.
Aussergewöhnlich ist dieser DLG in mehrfacher Hinsicht. Zunächst haben wir es ja mit einer Konstruktion zu tun in die über Jahre hinweg sehr viel Studienarbeit zum Layout durch Roland Sommer Senior hineingeflossen ist und die sich ja tatsächlich, für unsere gegenwärtigen Verhältnisse, seit längerer Zeit bewährt. Es wurde hier wie nur selten geschafft, dass durch das Einfliessen der immer neuesten Materialien ein "Evergreen" entstanden ist, der oft auf den forderen Plätzen zu finden war, und dennoch sein volles Potential langsam aber sicher immer noch mehr entfaltet. Ein entscheidender Faktor ist sicher das Abfluggewicht, das sich ständig reduziert hat und mindestens bis zum derzeitigen Stand das Handling deutlich verbesserte. Beim fliegen mit Ballast ist zu erahnen wie herausfordernd es gewesen ist dieses Modell voll auszufliegen, denn ich kenne bis jetzt keinen anderen DLG, der so sensibel auf ab- und zunehmendes Gewicht reagiert. So bin ich dieses Jahr bei einem Leergewicht von 235 Gramm nie mit mehr als 20 Gramm Ballast geflogen, meist haben 10 Gramm völlig genügt. Dennoch war das Zurückkommen aus dem Lee, auch bei starkem Wind, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase kein Problem. Diese Eingewöhnungsphase war tatsächlich recht lang und die erste Saisonhälfte war von vielen, oft sehr unnötigen, Aussenlandungen geprägt. Aber das lag eben nicht an dem Modell, sondern an mir, der erst herausfinden musste, wie dieses Modell geflogen werden will. Und das ist tatsächlich, wenn auch in mancher Hinsicht sehr subtil, deutlich anders, als bei "gewöhnlichen" Modellen, damit meine ich z.B. insbesonere auch das gängige Hochdeckerprinzip.
Ich erinnere mich sehr genau an den Tag auf der heimischen Wiese, wo es "klick" gemacht hat und ich auf einmal "drin" war. Laufenlassen, laufenlassen, flach halten, auch bei "Ausbrüchen" aus der gewollten Flugrichtung nicht gleich reinfunken etc. - kurz, den Flug dynamisieren. Denn das ist das Concept; dynamisches Fliegen und dynamisches fliegen erfordert viel mehr Einfühlen in die gegenwärtigen Wetterverhältnisse und das Modell als ein von diesen Faktoren unabhängigeres Modell. Dann aber scheint der Flieger "in sich zu explodieren" und entfaltet ein enormes Leistungspotential, das erlaubt "fast überall gleichzeitig" zu sein. Diese Aspekte betreffen zunächst in der Haupsache das Gleiten und dieser Aspekt führt uns zu einem Bereich der mit diesem Flieger besonders schön zu lernen ist, weil gefordert; Das strategische fliegen. Wenn ich vor dem Start einen Plan hatte - "Du fliegst erst dahin, wenn das nicht klappt, dann geht es entlang dieses Schenkels dahin und dann könntest Du im Notfall noch dahin zurück..."- und mich an diesen Plan gehalten habe, dann lief die Sache meistens gut. Man sollte es, wir sprechen hier von Wettbewerbsfliegerei, im Grunde vermeiden auf dem Fleck Zeit abzuhängen. Und das ist auch etwas, was mit dem relativ schnellen fliegen zu tun hat, dass selbst lange Baumreihen schnell kurz werden und man lernen muss Aufwindfelder beim Durchfliegen optimal zu nutzen - immer schön im Steigen wenden und so. Die Ruderausschläge immer so klein wie möglich halten, am besten Kursänderungen nur anstossen und den Flieger "Nachschwingen" lassen, denn das Modell liegt sehr beweglich als Tiefdecker, ja es ist für mich eindeutig, das das Concept mit sehr wenigen und kleinen Ruderauschlägen auskommt.
Das alles betraf nun eine bestimmte, aber oft anzutreffende Wettersituation mit mässigem Wind und weiträumigem Fliegen. Das Thermikfliegen bei wenig Wind, oder Windstille, vielleicht auch in Bodennähe, macht natürlich auch stärkeres "Rühren" erforderlich". Das kann zunächst vielleicht überdurchschnittlich fordern. Hier hat sich für mich gezeigt, das ein "eckiger" Flugstil am meisten bringt, der aber auch bei genauer Beobachtung der Luft und des Fluges selbst, mit dem zentrieren der Thermik einwandfrei verbunden werden kann. Wenn ich schnell und gezielt Flugbewegungen impulsiere und dann dem Flieger wieder erlaube Fahrt aufzunehmen, dann entsteht auch hier das charakteristische dynamische Flugbewegungsbild des Concept auf engem Raum. Vielleicht mag es von aussen gelegendlich unruhig aussehen, aber ab einem bestimmten Punkt ist es dann konsequent und ab dann auch wieder schön stimmig. Es gehört dazu, besonders bei mehr Wind, das man fast bei jedem Kreis in die Situation kommt, Fahrtüberschüsse wieder in Höhe umsetzten zu müssen. Natürlich kann das Concept mit viel Vergnügen und erfolgreich auch ganz klassisch geflogen werden, wie gesagt, hier geht es darum Bereiche auszuloten in die das "Ausreizen" dieses Fliegers führt.
Dann reagiert das Concept trotz sehr großem Schwerpungbereich im Handling sehr sensibel auf Schwerpunktverlagerungen. Ist der Schwerpunkt nur ein kleines Bischen weiter hinten, oder vorne, so glaubt man fast ein anderes Modell zu fliegen, die Startkurve verändert sich deutlich und ich glaube man tut gut daran sich in dieser Beziehung eine gute Ausgangslage zu schaffen, von der aus man dann mit dem Ballast experimentieren kann. Vielleicht habe ich also nur mein "Schwerpunkt-CX4" beschrieben und es gibt noch tausend andere? Ich jedenfalls war froh, als ich mein Ballast so abgelängt hatte, das sich am vertrauten Flugverhalten nichts mehr änderte.
Allles in allem kann ich mir derzeit kein Modell vorstellen, dass ich lieber flöge und das fliegerisch so viel bereithält. Ich habe ganz sicher dadurch in dieser Saison viel dazulernen können.
Herzliche Grüße,
Johannes