Die neue Focus V2

Moin,
die Dragon Flite 95 hat eine etwas größere und deutlich schwerere Schwester. Die neue Focus V2, eine vorbildlose 1m RC-Yacht, die vielleicht etwas schwer geraten ist. Das Kielschwert wiegt 308 g und die Ballastbombe 1960g. Etwas weniger hätte es wohl besser getan. Sonst macht das Boot mit seinem wantenlosen Rigg auf den ersten Blick einen professionellen Eindruck. Die technische Ausstattung liegt auf dem Niveau der Dragonforce. Nun stelle ich fest, dass der Großbaum und der Einstellweg des Baumniederhaltes zu kurz sind. Einige Abmessungen stimmen mit den Daten der Aufbauanleitung nicht überein oder lassen sich beim Aufriggen nicht einhalten.

Kennt jemand die neue Focus V2?

https://www.youtube.com/watch?v=xOjekXmihEA

Ralph
 
Hallo Ralph,

Die neue Focus V2 kenne ich nur von den wenigen Bilder und video, also soweit bin ich keine 1:1 hilfe, aber mitdenken darf man, oder...

Wenn der Grossbaum zu kurz geraten ist, liegt da eine Fehler vom Hersteller vor, oder will man bewust so ein tiefes Profil im Gross haben?
Ich würde beim Lieferanten nachfragen, oder im Drachengeschäft ein neues Karbonrohr holen.

Die Position wo der Niederhalter am Grossbaum befestigt wirdt, gibt doch auch die maximale einstelllänge vor, oder?
Ist dieser Position vorgegeben, oder kann man das selber bestimmen?

Gruss, Jan.
 
Hallo Jan,

niemandem möchte ich das Mitdenken untersagen. Im Gegenteil, die Welt wäre wahrscheinlich besser wenn die Meschen mehr denken und weniger reden würden. -

Mit meiner Anfrage wollte ich klären, ob mit meinem Verständnis oder dem Baukasten etwas nicht stimmt. Die Frage können naturgemäß am ehesten diejenigen klären, die das Modell schon mal zusammengebaut haben.-

Auf dem verlinkten Video kann man erkennen, dass die Segel sehr bauchig stehen. Dabei stehen die Schothörner bereits auf Anschlag bündig an den Baumnocks.

Die Befestigungsbeschläge für den Baumniederhalter an Mast und Baum sind fest verklebt. Die Gewindestange mit dem gegenläufigen Gewinde in der Mitte ist bereits zum Ende herausgedreht. Sie müßte etwas länger sein. Das Rechtsgewinde auf der einen Seite der Gewindestange entspricht keinem Standardgewinde.

Nun habe ich folgende Änderungen vorgenommen.

Den Großbaum habe ich mit einem Karbonröhrchen verlängert und das Schothorn des Groß an einem Graupner Kunststoffbeschlag angeschlagen. Dadurch habe ich zusätzlich etwas Höhe gewonnen. (Der Gewichtszuwachs beträgt 3 g.) Den Baumniederhalter habe ich so ziemlich auf das Maximum ausgedreht. Knallt man das Achterstag an, paßt jetzt alles so halbwegs. Nur das Maß zwischen Segelhals und Staghalter ist immer noch größer als es die Aufbauanleitung vorschreibt.

Ralph
 
Hallo Ralph,

Und wie segelt das jetzt?
Im vergleich zum 'bauchigem' Video Einstellung?

Gruss, Jan.
 
Hallo Jan,

gestern fand die Jungfernfahrt mit dem serienmäßigen A-Rigg bei 3-4 Bft., in Böen bis zu 5 Bft. statt. Genau das Wetter also, bei dem die Segel nicht zu bauchig stehen sollen. Das Unterliek des Groß fuhr ich etwas flacher, als mit dem Seriengroßbaum und Serienbaumniederhalter möglich gewesen wäre. Trotz meiner Modifikationen reicht der Hals des Großsegels immer noch nicht mit dem empfohlenen Abstand an den Staghalter heran.

Keine Frage, das Boot läuft prima, was meine Selbstzweifel, ob ich beim Aufriggen etwas übersehen haben könnte, verstärkt hat. Zweimal lief das Boot in kräftiger Böe aus dem Ruder, als ich nicht schnell genug auffierte. Davon abgesehen lief das Boot immer beherrschbar, ruhig und kursstabil. Wellen werden nicht überfahren sondern durchschnitten. Setzt die Böe ausreichend sanft ein, hebt sich der Bug aus dem Wasser und das Boot gleitet. Gelingt das nicht, gräbt sich der Bug auch schon mal ein wenig in der Welle ein. Es kam aber immer schnell wieder hoch, ohne dass sich das Heck dramatisch dem Himmel entgegen reckte.

Der Flautentest steht noch aus.

Das Boot läuft jedenfalls schnell. Aber unter Regattabedingungen werden die Boote vorneweg fahren, die am besten auf den jeweiligen Wind getrimmt wurden. Den jeweils optimalen Trimm zu finden ist nämlich nicht so ganz einfach. Die Focus V2 verfügt über alle Trimmöglichkeiten einer IOM zuzüglich einer Winkeleinstellung des Mastes unten am Mastfuß. Damit können Mastkurve und Segelschwerpunkt zusätzlich beeinflußt werden.

Ralph
 

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Hallo Jan,

ein Vergleich mit anderen 1 m Booten und eine Flautenfahrt stehen zwar noch aus. Aber das Boot kann man sicherlich empfehlen, selbst wenn Großbaum und Baumniederholer etwas zu kurz geraten sind. Im Gegensatz zum Vorgänger, der Focus, erfüllt die Ausstattung der Focus V2 die Bedürfnisse von Regattaseglern. Das Preis-Leistungsverhältnis halte ich für sehr gut.

Im Netz findet man einige Fehlinformationen über das Boot.

1. Der Rumpf soll aus GFK bestehen.
Das ist falsch. Der Rumpf besteht aus keinem Gewebematerial sondern vermutlich aus ABS.

2. Das Boot soll einen Alumast haben.
Das ist falsch. Mast und Bäume bestehen aus CFK.

Grüße
Ralph
 
Hallo Jan,

stimmt, im Netz findet man sowohl richtige als auch falsche Informationen zu dem Boot.

@ Rolf
In dem verlinkten Firmenvideo auf youtube neigt das Groß dazu, ausgehend vom Schothorn, eine häßliche Falte zu bilden. Auf meinen Fotos stehen die Segel faltenfrei. Jedenfalls kann ich keine Falte entdecken !? Was auf dem letzten Bild vielleicht wie eine Steilfalte aussieht ist das Achterliek der Fock. Auf dem vorletzten Bild fällt allerdings die Fock ein. Die Erklärung dafür liefert ein Blick auf den Verklicker. So kommt das eben wenn man gleichzeitig fotografiert und segelt und nur zwei Hände hat. -

Zum Mast: Tief im Rumpf steckt ein langes Carbonverbinderröhrchen im winkelverstellbaren Mastfuß. Über Deck wird zuerst der Großbaum mit seinen beiden gekapselten Zentrallagern auf das freistehende Ende des Verbinders geschoben. Darüber wird das lange Maststück gesetzt. Das lange Maststück reicht bis zum Fockstagbeschlag. Dieser Beschlag ist ebenso als Verbindungsstück ausgelegt und verbindet den unteren langen Mastabschnitt mit dem oberen kurzen Mastabschnitt. In das Masttopp wird abschließend noch der Carbonstaghalter gesteckt. Der Mast besteht also aus zwei, vier, fünf oder 6 Elementen, je nachdem, wie man das sehen möchte.
Bemerkenswert an der Mastkurve ist der achterlich gebogene Knick am Fockbeschlag des 3/4 Riggs. Das Achterstag soll so straff gespannt werden, dass der Mast achterlich 4 cm aus der Flucht steht. Wenn also das Groß mit Serienbaum und Serienbaumniederhalter zu tief gesetzt wird, dann paßt die Vorliekkurve des Großsegels nicht mehr optimal.

Ralph
 
Keine Ursache, gerne geschehen.

Anbei noch zwei Bilder vom neu von mir zusammengebastelten Baumniederhalter und verlängertem Großbaum.

Beide Änderungen schauen vielleicht nicht übermäßig elegant aus, sind jedoch funktionell, nahezu gewichtsneutral und spielfrei.

Ralph
 

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Am Vatertag durfte ich zum ersten Mal eine Focus 2 live erleben. Die Windstärke betrug 3 und in Böen 4 Bft. Da ich die alte Focus auch kenne, kann ich nur sagen eine erhebliche Verbesserung, aber bei den Böen bekam sie dann doch erhebliche Probleme. Zeitgleich waren vier IOMs auf dem Wasser, die dann doch schon wesentlich besser mit den Windverhältnissen zurecht kamen. Die Focus konnte auf dem Bojenkurs zu keiner Zeit mit den IOMs mithalten. Sicher war der Skipper der Focus noch recht unerfahren, aber selbst er merkte, als er meine Fraktal segeln durfte, doch den großen Unterschied zu seiner Focus, die übrigens auch von einem erfahren Skipper getrimmt war.

Sicher für den Preis ein gutes und für Einsteiger geeignetes Boot, aber bei einer Regatta, im Vergleich zu einer IOM, mit geringen Sieg-Chancen.

Gruß,

Rolf
 
Der Vergleich mit anderen 1 m Yachten fehlt mir bislang leider. Für die beachtliche Masthöhe hält sich die Focus V2 bei stärkerem Wind recht wacker. Allerdings bekam ich auf größere Entfernung gelegentlich Probleme auf Kurs vor dem Wind. Der Bug unterschneidet die Welle, das Heck steigt leicht an und das Boot läuft schnell aus dem Ruder, wenn man nicht blitzschnell richtig gegensteuert. Das fiel mir auf größere Entfernung oft schwer. -

Den optimalen Trimm zu finden halte ich mit Blick auf die Mastwinkelverstellung für eher schwieriger als bei IOM. Die Bedienungsanleitung spricht davon, sich mit zunehmender Erfahrung langsam an die jeweils optimale Einstellung, abhängig von der Windstärke, heran zu tasten.

Beim Bau sollte man auf Gewicht achten und es vielleicht mal mit einer abgespeckten Bleibombe versuchen.

Ralph
 
Hallo Ralph,

was heißt " beim Bau sollte man auf Gewicht achten"? Da sind doch werkseitig keine Möglichkeiten zu, und Gewicht beim Kielgewicht sparen ist ja wohl die schlechteste Stelle um Gewicht zu sparen. Wenn man unbedingt Gewicht einsparen möchte/muss dann wohl besser im Rigg (leichtere Foliensegel) oder im Rumpf. Dort kann man z. B. durch den Einsatz eines Lipos zur Stromversorgung und eines leichteren Ruderservos einiges sparen. In meiner IOM fahre ich ein 2S Lipo mit 600 mAH. (29gr) reicht für 2,5 Stunden segeln. Da Du dich bei der Focus nicht an Klassenregeln halten musst, verlagere doch Gewicht bei starkem Wind nach achtern. Akkuposition, oder noch besser anderer Kiel mit nach hinten versetzten Bleigewicht.

Gruß,

Rolf
 
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