1. Nochmals vorab: die SLS Quantum 5000 65C sind die derzeit niederohmigsten käuflich zu erwerbenden Zellen in der 5Ah-Klasse. Ich messe sogar etwa bessere Werte als bei den Graphene, wobei ich jeweils nur eine kleine Anzahl besitze und es daher auch Fertigungsstreuung sein kann. Gegenüber den Magnum messe ich, je nach Temperatur, ca. 15-20% niedrigere Werte.
2. SLS hat die Zellen bisher soweit es geht korrekt gelabelt. Korrekt im Sinne von, dass eine einzelne Zelle auf einem Teststand mit massiven Spannblöcken für die Ableiter (Wärmekapazität und -ableitung) den angegebenen Dauerstrom bis 100% DoD überlebt. Das steht im krassen Gegensatz zu fast allen anderen Verkäufern, insbesondere aus dem RC-Car-Bereich, die Hirngespinste auf ihre Zellen drucken. Zellen wie eine 45C Magnum V2 werden ansonsten mind. als 60C Zellen verkauft. Von daher Danke für die Ehrlichkeit. Aber auch eine derart "korrekt" gelabelte Zellen schafft die 45C Dauer bis 100% DoD niemals im Pack. Bis 60% DoD, wie es Axel schreibt, sind nachvollziehbar. Ich nehme an, dass da in Flieger sogar auch etwas Luftkühlung werkelt. Leicht vorgewärmt und ungekühlt ist die Empfehlung in Booten max. 40-50%. Von diesen erlaubten 40-60% DoD steht aber nirgends etwas offiziell zu lesen.
3. Ja, SLS ist bisher der einzige LiPo-Verkäufer, der für mit 65C
Dauer geratete Zellen zusätzlich eine maximale Zeit für die Dauerentladerate angibt. Auch das verdient erst einmal Lob für die Ehrlichkeit. Mit 20s Dauer und 65C sind wir nun aber nur noch bei 36% DoD. Hmmm.
4. Und ja, es ist auch richtig, dass die chemische Grenztemperatur der Graphene oder Quantum eher höher liegt als bei den Magnum V2, d.h. auch wenn die Ableiter mal etwas über 60°C hinaus heiß werden, wird die Zellen nicht gleich fluffig und hochohmiger.
5. Chemisch können die Graphene oder Quantum echt eine Menge. Als Einzelzelle (Ableiter in massiven Kupfer-Alu-Blöcken eingespannt, d.h. Wärme wird aus den Ableitern herausgezogen) können sie 5s mit 300A/60C konst. schon ab Raumtemperatur, während eine Bolt z.B. dabei einen komischen Knick in der Entladekurve zeigt - also chemisch grenzwertig. Vorgewärmt gehen auch locker 5s mit 500A/100C, d.h. Kurven wie aus dem Bilderbuch. Eine Bolt kommt da selbst gut vorgewärmt chemisch an ihre Grenzen. Älteren Zellentypen hab ich das bisher gar nicht erst zugemutet.
=> Chemisch sind die Zellen in den letzten 10 Jahren gewaltig verbessert worden, insbesondere schon ab Raumtemperatur. Mechanisch hatten aber Kokam und Enerland-Zellen vor 10 Jahren schon breitere Ableiter und das idR auf gegenüberliegenden Seiten zur besseren Wärmeverteilung. Damals war allein die Chemie die leistungsbestimmende Komponente, d.h. die C-Raten von damals 20-25C waren hauptsächlich durch die Leitfähigkeit des Elektrolyten begrenzt. Die Ableiter waren auf diese 20-25C ausgelegt.
Im Vergleich dazu kann die Chemie einer Graphene oder Quantum nun eher sogar 80C Dauer. Leider aber die Mechanik nicht, da diese sich in den letzten 10 Jahren eher zurückentwickelt hat (nur noch einseitige Ableiter) und damit nun die Dauerentladerate massiv begrenzt - auf eben diese angegebenen 20C, wenn man von 100% DoD spricht.
Ich kann ja nachvollziehen, dass man bei diesem C-Raten-Rennen mitmachen muss um überhaupt noch Akkus zu verkaufen, aber irgendwo wäre es nicht schlecht, wenn man dabei ehrliche und für den Endkunde praktikable Angaben in den technischen Daten auflisten könnte. Die Angabe von max. 20s bei 65C ist da definitiv der richtige Weg.
Mein
Vorschlag dazu wäre zumindest im "Kleingedruckten" noch zusätzlich eine echte konst. Dauerentladerate bis 100% DoD (wg. mir auch 80% DoD weil im Flugbereich üblich) anzugeben.
Und mein
Wunsch wäre, dass man es schaffen könnte die Chinesen davon zu überzeugen breitere und dickere Ableiter auf gegenüberliegende Seiten der Zelle zu verbauen.
Gruß,
Jörg