Ein echt dämlicher Modellverlust! oder" Holzauge sein wachsam."

Gestern Abend dachte ich mir, die ruhige Luft zu nutzen und noch eine gemütliche Runde mit dem Pioneer über dem Acker zu drehen.

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Also Brille auf, Akku anstecken und das Modell mit leichtem Schwung über den Gartenzaun (dahinter liegen wirklich große Felder!). Bei der ersten Korrektur kam das große "Au Backe", denn es passierte nichts, außer dass der Motor weiter lief und das Modell begann, sich in schönen Kreisen in den Himmel zu schrauben. Also Sender aus und wieder an, mit dem gleichen Ergebnis. Und dann kam mir der entscheidende Gedanke. Ich hatte in den letzten Tagen den Sender (mx-12) etwas zerlegt, um mal zu schauen, ob ich einen Lautsprecher für die Sprachausgabe einbauen könnte. Dafür musste ich einige Schrauben lösen, Leiterplatten beiseite schieben und, ja, ich musste die Antenne von der Platine abziehen...
Ich rannte also mit Affentempo in die Werkstatt, holte den Schraubendreher, öffnete den Sender in 10 Sekunden, steckte die Antenne an und hatte sofort wieder Funkverbindung. Der ganze Akt dauerte echt höchstens 30 Sekunden. Aber die reichten, dass mein Modell jetzt nicht mehr zu sehen war. Ich stoppte also sofort den Motor und legte die Knüppel in die Ecken, um das Modell langsam aber sicher wieder herunter zu holen. Dabei scannte ich den Himmel, aber ohne jeden Erfolg. Ich hatte also weder eine Ahnung, wie hoch die Kiste noch ist, ob sie überhaupt noch fliegt oder wo genau ich suchen muss. Ich hatte nur die große Richtung west, mehr nicht. Dann stellte ich das Display um, um das Vario anzuzeigen, ich hatte noch gute 200 Meter Höhe, also weitersuchen und nicht aufgeben. Dann entdeckte ich über einem Wald gaaaanz winzig den Pioneer. Es war aber nicht mehr möglich, eine Fluglage kontrolliert zu steuern. Ich versuchte nochmal Höhe zu machen, um Zeit zu gewinnen, aber es brachte nichts. Das Modell war weg, die Funkverbidung auch, und ich stinkesauer auf mich selbst!

Ich setzte mich mit dem Sender ins Auto und fuhr in Richtung der letzten Sichtung. Auf dem Feld hinter dem Wald hatte ich von einem Hochstand aus wieder Funkverbindung! Das Modell war also nicht weit. Aber unsere Felder sind schon ordentlich groß, da kannste lange suchen... Dank der Tatsache, dass 2.4 GHz auf Abschattungen der Antenne reagiert und die Telemetrie die Signalqualität und -stärke anzeigt, konnte ich nach einiger Zeit tatsächlich einen Bereich eingrenzen, in dem das Modell liegen müsste. Heute Morgen bin ich dann zeitig los, wollte mit einer Stehleiter die Treckerspuren ablaufen und alle paar Meter von oben schauen, ob ich das Modell nicht sehen könnte. Eine völlig bescheuerte Idee!!! Das Getreide versteckt alles, da tritt man eher auf den Flügel, als ihn aus mehr als 5 Meter Entfernung zu sehen...
Ich lief aber in verschiedene Richtungen, beobachtete immer die Signalstärke und deckte mit der Hand auch immer weder die verschiedenen Richtungen ab. So konnte ich mich dann wirklich der Einschlagstelle nähern. Ein kurzes Einschalten des Motors brachte dann den finalen akustischen Hinweis, sonst wäre ich auch hier glatt vorbei gelaufen! Der Einschlag war aber auch nochmal an ganz anderer Stelle, als ich am Abend zuvor vermutet hatte.

Der Pionier hat ein sauber abgerissenes Leitwerk, das in 10 Minuten wieder angeklebt ist. Sonst gibt es null Schaden am Modell, außer 150 g Körner im Rumpf.

Warum schreibe ich diese Vollpfostengeschichte?

1. Wenn ich (ihr) an der Anlage herumschraubt, seid bitte sorgfältig. Es kommt immer blöder, als man es sich denken kann! Und es gibt nichts, wirklich gar nichts,
was es nicht gibt!
2. Kommt nur nicht auf den Trichter, dass euch sowas nicht passieren kann. Es kann...!
3. Ich hatte kein Failsafe programmiert. Ich bin aber auch nicht sicher, ob das sofortige Abschalten des Motors nicht dafür gesorgt hätte, dass das Modell gleich
auf der Straße oder im Dorf "gelandet" wäre. Ist aber alles hätte, wenn und aber. Ich werde das nachholen und dafür sorgen, dass der Motor nicht weiter
laufen kann.
4. Natürlich hätte ein Reichweitentest die Nummer verhindert. Aber wer macht den wie oft? Wenn meine Modelle funktionieren, prüfe ich sowas nicht mehr. Und
der Pionieer hatte ja schon einige Flüge hinter sich.

Für mich bleibt hier die einzig wichtige Erkenntnis übrig, stets wachsam und sorgfältig zu bleiben. Auch kleinste Schlampigkeiten können sich schnell zu Katastrophen entwickeln. Bei mir ist hier alles gut gegangen. Das Modell ist fast heil geborgen und vor allem ist niemand zu Schaden gekommen. Schwein gehabt! Das passiert aber nicht sehr oft.
Darum also mein Appell: Seid bei der Sache und überlegt und prüft lieber einmal mehr, ob alles ordentlich funktioniert, gerade, wenn ihr an euren Modellen oder Anlagen herumgeschraubt habt.

Noch was? Ja.
Der Pionieer ist ein klassisches Holzmodell, über zwei Achsen gesteuert, ziemlich eigenstabil fliegend mit sehr solider Struktur. Das Modell ist völlig allein sauber ins Feld gegangen und hat bis auf das Leitwerk nicht eine Schramme abbekommen. Damit ist für mich klar, dass es mehr als geeignet ist, meinem Sohn damit das Fliegen beizubringen.

Gruß Mirko
 
Hi,
das wichtigste an der Geschichte ist die Selbsterkenntnis, und schon deshalb unterscheidet sie sich wohltuend von den üblichen Absturzthreads.
Du hast gegen eine elementare Regel verstossen:

"Funktioniert die Anlage (das Modell, das Auto...)?
- FUMMEL BLOSS NICHT DRAN RUM!

Lautsprecher im Sender ist -Entschuldigung - Schnickschnack. Wer das haben will, sollte sich einen Sender kaufen, der das schon hat.

Fail Safe, Telemetrie, Doppelstromgedöns: all das braucht man nicht wirklich. Wer die Zuverlässigkeit seines Hangars wirksam verbessern will, der muss schlichtweg nur alles ausbauen, was nicht unbedingt notwendig ist.
Ihr werdet staunen, wie die Defekte nach unten gehen.
H.
 
Ich rannte also mit Affentempo in die Werkstatt, holte den Schraubendreher, öffnete den Sender in 10 Sekunden, steckte die Antenne an und hatte sofort wieder Funkverbindung. Der ganze Akt dauerte echt höchstens 30 Sekunden.

bei mir sind 30 sek wesentlich kürzer...;)
 
Failsave ist gut, Vorflugkontrolle ist besser.
Failsave plus Vorflugkontrolle ist am besten.

Gruß
Thomas, der nach leidvoller Erfahrung immer eine Vorflugkontrolle durchführt und sogar auf die Richtung der Ausschläge achtet.
 
Vielen Dank für die positive Resonanz. Mir ist völlig klar, dass die Nummer komplett selbst gemacht ist. Und ich kann mich auch der Erfahrung anschließen, nicht an funktionierenden Systemen herumzudoktern. Das habe ich auch gar nicht gemacht. Meine mx-12 (ein gebraucht erworbener Zweit-/Schülersender) brauchte ein Update, weil vom Vario keine vernünftigen Werte ausgegeben wurden. Der Sender ist eine sehr frühe Version, noch ohne Sprachausgabe. Das Update war auch mit professioneller Hilfe nicht möglich, da der Sender über die Schnittstelle nicht kommunizierte. Daher habe ich das Sprachausgabemodul eingebaut, auf welchem auch ein usb-Anschluss integriert ist. Der Einbau war kein Problem, das Udate dann auch endlich möglich. Damit kam dann schlicht die Idee, eventuell auch einen Lautsprecher einzubauen und ich habe eben erkundet, wie die Platzverhältnisse unter den Leiterplatten sind. Und dabei machte ich den Fehler, die Antenne nicht wieder anzustecken. Das ist reine Unachtsamkeit, ein prüfender Blick auf die Leiterplatten vor dem Verschließen des Senders hätte das vielleicht verhindert. Vielleicht...
Machen wir uns nichts vor, jedem passieren Fehler! Und es braucht niemand erzählen, bei ihm nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass ich schon seit Jahren keine technischen Probleme mehr hatte, weil die Technik in meinen Modellen einfach und solide ist. Auch ich verzichte gern auf möglichst viel Technik, um weniger Fehlerquellen im Modell zu haben. Das wiegt einen gut in Sicherheit, schützt aber leider nicht vor so doofen Fehlern.

Zum Thema Failsafe:
Ich bin noch nicht sicher, was hier der Weisheit letzter Schluss ist. Motor aus ist wohl die einzige Funktion, die mir sinnvoll erscheint. Aber wenn das Modell in der Luft ist, hat dies nur zur Folge, dass der Einschlag näher bei mir erfolgt. Vor allem gibt es hier so viele Szenarien, welchen ich mit einer Einstellung gar nicht gerecht werden kann. Konsequenterweise müsste ich ja immer auch dafür sorgen, dass das Modell augenblicklich ins Trudeln gerät, um schnell und langsam Höhe abzubauen und die kinetische Energie möglichst gering zu halten. Aber Ruder in die Ecke, wenn das Modell noch über dem Platz ist und Leute herumstehen? Finde ich auch nicht so prickelnd...

Gruß Mirko
 

2AX

User
Das kann ich gut nachvollziehen ... ich habe gestern zum ersten Mal meinen 2,80m Maxie Thermiksegler mit meiner neuen mc-20 Hott geflogen und musste dabei feststellen, dass ich das Seitenruder beim V-Leitwerk gegenläufig eingestellt hatte - Knüppel nach links gedrückt, Flieger ging nach rechts. Das kommt davon, wenn man VOR dem Modell steht und programmiert .... zum Glück gibt's an dem Flieger noch die Querruder. Aber ein saudummer Anfängerfehler war das schon, nach ca 17 jahren Modellflug. Ich konnte es selbst kaum fassen.
 

Julez

User
[]Aber Ruder in die Ecke, wenn das Modell noch über dem Platz ist und Leute herumstehen? Finde ich auch nicht so prickelnd...[]
Das ist die beste Methode, wenn es um kompromisslosen Personenschutz geht. Und eigentlich sollten in der Flugzone keine Leute herumstehen, bzw nicht über herumstehenden Leuten geflogen werden.
 

Jole

User
Auch heul

Auch heul

Vor zwei Tagen ist mir was Ähnliches passiert.

Ich dachte um 20 Uhr gehst Du noch vor die Haustür fliegen.
Hatte mir als Weihnachstgeschenk einen UMX Radian zugelegt zum Fliegen vor der Haustüre.
Also raus in kurzer Hose und Sandalen.
Es hat gut getragen.
Um 21 Uhr 30 den dritten Akku rein.
Alles gut. Dann hat mich etwas ins Bein gestochen. Kurz runter geschaut, dann wieder hoch und weg war der Flieger.
Habe den bisher auch nicht wieder gefunden. Na ja war ja auch nur ein Flieger für 80€. Trotzdem blöd, vor allen Dingen weil es ja nach zwei Flügen auch gereicht hätte.
 
Das passiert sogar bei Freifliegern. Mir früher als Scüler oft. Z.B. Glimmschnur an der Thermikbremse nicht angezündet... Oder beim Fesselflug, Leinen nicht gecheckt. Merke: Murphy lauert immer und überall!
 

GC

User
eine schön verfasste Geschichte. Endlich mal jemand der zugibt dass er einen Fehler gemacht hat und nicht nur dass die böse Technik, Software oder sonst irgendwas schuld war. wenn wir ehrlich sind müssen wir alle zugeben dass wir solch oder noch blöder Fehler auch schon gemacht haben
 
wenn wir ehrlich sind müssen wir alle zugeben dass wir solch oder noch blöder Fehler auch schon gemacht haben

Na ja, die besonders coolen Typen schweigen sich da lieber aus. Die besonders Dämlichen hauen solche Stories bei jeder Gelegenheit raus und lachen sich darüber noch einen. Ich bin eher von der Sorte, der sich selbst in den Anus beißen würden, wenn ich nur rankommen könnte...
Aber mal im Ernst: Sowas darf und wird mir nie wieder passieren. Und wenn ich damit einige Leute wach rüttele, lohnt sich der Beitrag. Auch wenn es immer Piloten gibt, die denken, Murphy kommt nicht zu ihnen. Er kommt sicher, nur weiß man eben nicht wann...

Gruß Mirko
 
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