wenn wir schon davon reden......
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Projekt HS-203
Heinkel-Scheibe Zugvogel III S
Der bekannte deutsche Leistungsflieger Rolf Spänig erflog sich mit dem Zugvogel mehrere nationale Meisterschaften, für die Weltmeisterschaft 1963 in Argentinien wollte er mit einem besonderen Einzelstück antreten, einer Maschine mit Zugvogel III Tragfläche und Leitwerke, dazu einen auf seine Körpergröße abgestimmten formschönen Rumpf. Der Rumpf stammte von Otto Funk welcher damals bei der noch existenden Firma Heinkel arbeitete und einige interessante Hochleistungssegler mit Rümpfen aus einem verkleidetedem Stahhlrohrvorderteil mit angenieteter konischer Aluminium-Röhre entwickelte und baute.
Die Grundiedee der späteren Funk-Segler stammte übrigens von Basten, welcher den Kunstflugsegler B 4 entwarf der dann bei Pilatus (CH) als Pilatus B-4 PC-11 in Serie gefertigt wurde. Egon Scheibe erklärte sich am 13.10.1961 schriftlich bereit, daß seine Tragfläche und Leitwerke des Zugvogels verwendet werden durften und war auch mit der Bezeichnung ”Zugvogel III S” einverstanden.
Im Oktober 1962 konnten dann auf dem damaligen Werksflugplatz von Heinkel in Speyer die ersten Probeflüge der eleganten Heinkel-Scheibe Zugvogel III S aufgenommen werden. Mit den Flugeigenschaften war man sehr zufrieden. Leider wurden nie exakte Vermessungsflüge durchgeführt um objektiv zu beweisen wie sich der neue, vollkommen auf Spänigs Körpergröße angepasste Rumpf in Verbindung mit dem Trag-und Leitwerk des 17 Meter Zugvogels leistungsstärkend auswirken würde.
Wie schon erwähnt schnitt man den Rumpf auf die Körpergröße von Rolf Spänig zu, wie früher der Sperber Junior für Hanna Reitsch, oder etwa die Fafnir für Groenhoff. Die Rumpfkeule hatte eine maximale Höhe von 0,75 m und eine Breite von 0,50 m. Die Maschine entstand in der Lehrwerkstatt von Heinkel unter sehr großen Freizeitopfern der Beteiligten. Das Rumpfvorderteil mit seiner in der Seitenansicht keulenartigen Linienführung wurde aus Stahlrohren aufgebaut und mit einer Verkleidung aus GFK versehen. Der Leitwerksträger bestand aus einer konischen Duralröhre mit kreisrunden Querschnitten.
Diese Rumpfröhren verwendeten später viele Akademische Fliegergruppen zum Bau ihrer Hochleistungseinzelstücke ( fs-25, fs-28, fs-29 und auch das Braunschweiger Superschiff SB-10). Auf der Leitwerksröhre war ein langer Kiel aus Balsaholz aufgesetzt, darauf lagerte das Höhenleitwerk. Die sauber eingestrakte Kabinenhaube hatte keine Verstrebung und reichte von der Flügelwurzel bis fast zur Rumpfspitze. Als Fahrwerk kam ein großes Einziehfahrwerk zum Einsatz welches im ausgefahrenen Zustand noch halb verkleidet war um Verschmutzungen an der Rumpfunterseite und im Fahrwerksschacht zu unterbinden. Das bremsbare Rad wurde nach hinten eingezogen, als Hecksporn diente eine verkleidete Blattfeder. (unverkleidet!)
Der geringe, bewusst gewollte kleine Rumpfquerschnitt bereitete den Konstrukteuren einiges an Kopfzerbrechen. Bei der Konstruktion der Steuerung mußte manches Problem umschifft werden. Damit der Pilot überhaupt die Möglichkeit hatte vollen Querruderausschlag zu geben, mußte der Drehpunkt des Steuerknüppels in Richtung Querruderaussschläge höher gelegt werden als der Drehpunkt für die Höhenruderbedienung. Die Stahlseilzüge für den Seitenruderantrieb wurden in den Gurtrohren des Stahlrohrgerüst́s verlegt. Bemerkenswert für die damalige Zeit auch die Gestaltung des Instrumentenbretts, um die Sicht noch mehr zu verbesserrn wurde der Wendehorizont, der ja nur im Blindflug gebraucht wurde, während des Normalflugs nach vorn weggeklappt.
Nach den ersten Flügen mußte auf Anordnung der Prüfstelle für Luftfahrtgerät (Heute LBA=Luftfahrt Bundesamt) folgendes geändert werden.
1.) Der Steuerknüppel wurde um 40 mm verlängert und mit einem Knopf versehen.
2.) Der Bremsklappenhebel wurde um 30 mm verlängert.
3.) Die Fallschirmwanne wurde etwas tiefer gelegt, sodass durch die veränderte Körperlage jetzt mehr Bewegungsfreiheit für den Flugzeugführer Kopf vorhanden war.
4.) Die Kopfstütze wurden so ausgebildet, dass sie während des Fluges verstellbar war.
5.) Alle Querruderschlitze wurden abgedichtet.
Laut der diversen Literatur soll diese elegante Maschine nicht mehr rechtzeitig für die Weltmeisterschaft in Argentinien fertig geworden sein, gewisse Details sollen lange gedauert haben, so trat Späning 1963 bei der Weltmeisterschaft in Südamerika mit einem herkömmlichen Zugvogel III B an.
Vielleicht gibt es aber andere Hintergründe weshalb er dieses elegante Flugzeuge für seine Teilnahme an der WM nicht einsetzten wollte, konnte oder durfte......
(c) by Hans-Jürgen Fischer & Jochen Ewald
Zeichnungen (c) by H.-J.FISCHER