200. Flug - Sunrise-Fliegen mit der Snow Goose

Moin,

Heute ging's früh raus:

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Die Snow Goose habe ich heute zu ihrem 200. Flug rausgeworfen. Acht Jahre und gut 100 Stunden Airtime ohne einen Kratzer - nicht schlecht für einen E-Segler, der eigentlich nur als Experiment gedacht war, um die Grenzen der Bauweise ohne Holm auszuloten.
So hat sie mit 1870mm Spannweite, Schalenflügeln aus 1mm Balsa und ca. 800g Abfluggewicht überlebt. Könnte man als gelungenes Experiment bezeichnen.
Die Streifenquerruder sind zentral angelenkt, und die Landehilfe ist das spreizbare Seitenruder:

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Mechanisch gemischt, natürlich!

Leider waren die Bedingungen heute früh zwar früh, aber keineswegs sunrisemässig: es weht ein recht strammer Ostwind, aber im Lauf der Jahre habe ich sie mit wachsendem Vertrauen in die Festigkeit der Flächen vom Leichtwindsegler zum Auch-bei-mässigem-Wind-Segler umbenannt;)
H.
 
Hi Claas,
so, dass du sie aus beliebiger Höhe auf den Kopf stellen und dir vor die Füsse setzen kannst.
H.
 
Lieber Holger

Also,die Bilder die du hier postest,weisser Flieger vor weissem Hintergrund oder gar im Formationsflug mit einem Airliner.Ich als Flugleiter..................;)

Gruss Peter
 
Stimmt Peter!
Der A319 war voll im Weg, hat das aber eingesehen und ist ausgewichen:D

Und:
Die Snow Goose war schon weiss, bevor da der Schnee lag. Kann ich also nix dazu;)
H.
(ohne Flugleiter)
 
Sic transit...

Sic transit...

Hmm,
ob das nun mit diesem Fred zusammenhängt oder nicht, jedenfalls ist die Snow Goose heute beim 201. Flug runtergefallen. Es gab offenbar einen Wackelkontakt, den ich jetzt posthum noch finden muss.
Da die holmlose Fläche einen Knick davongetragen hat, hat sich der Vogel damit erledigt.
Eine Reparatur ist bei dieser Bauweise unmöglich.

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Was solls: nur wer nicht fliegt, kann keinen Bruch machen. Der Apparat hatte die Erwartungen schon bei weitem übertroffen und hat hier gerade noch rechtzeitig sein Denkmal bekommen:cool:
H.
 
...doch noch ne Menge Substanz!

...doch noch ne Menge Substanz!

So,
wie so oft, sieht die Welt am nächsten Tag schon anders aus.
Natürlich war ich an dem Absturz selbst schuld: der Akku wollte nicht so in den Rumpf, wie ich das wollte, und hat deshalb auf den an der Rumpfseitenwand befestigten Steller gedrückt. Dessen BEC fand das garnicht komisch und hat deshalb aus Protest zeitweise den Dienst eingestellt.
Das erste Mal gemerkt habe ich das in ca. 100m Höhe, da lag sie in einer Linkskurve mit Tendenz nach unten. Als dann ein paar Sekunden später wieder Empfang war, hatte ich den HR Knüppel am Anschlag und mich gleich darauf gewundert, dass die Goose bei dem folgenden, höchst undosierten Abfangmanöver nicht die Ohren angelegt hat - wir erinnern uns: kein Holm!
Dabei muss das hier passiert sein:

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Das ist der Knick in der oberen 1mm-Beplankung, den man schlicht nicht reparieren kann. Die Fläche ist also definitiv hin, obwohl sie den eigentlichen Einschlag (aus ca. 20m Höhe anlässlich des nächsten Aussetzers im Landeanflug) recht gut weggesteckt hat. Der linke Randbogen ist an einem zukünftigen Weihnachtsbaum hängen geblieben, aber so weit aussen kann man sogar eine holmlose Fläche reparieren (siehe "Smart Repair" an der Bugatti).

Der Plan ist jetzt, mit den sorgfältig aufbewahrten originalen Zeichnungen eine neue Fläche zu bauen - diesmal mit Holm einfachster Machart, also ohne allzu grossen Gewichtszuwachs.

Den Rumpf krieg ich wieder hin, da hatte ich schon schwierigere Patienten.

Es geht also weiter, wenn auch ganz anders, als ursprünglich in diesem Beitrag gedacht;)
H.
 
Das Haus verliert nix...

Das Haus verliert nix...

Hi,
jetzt hab ich die aufbewahrten Dokumente gesichtet, und siehe da: alles vorhanden!

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Die Position des neu hinzukommenden Holms werde ich noch von Hand nachtragen, der wird bis etwa 2/3 der Spannweite gehen.
Holz hab ich heute auch schon gekauft, beim grossen C gab es einen 10er-Pack 1mm Balsabrettchen für €16,-, und der Modellbaufritze hatte Leisten, hartes 4mm Balsa für den Holm, Bowdenzüge und einen neuen Steller.

Die neue Fläche bekommt dasselbe Profil (Clark Y 10%) und dieselbe Verwindung (-1,5°) wie die alte.
Die V-Form werde ich leicht vergrössern von 4° auf 6° gesamt, dafür entfallen die Tiplets, die beim Transport einfach nerven. Damit wird die etwas träge Reaktion auf SR-Ausschläge aus dem Geradeausflug heraus behoben, so dass ich mit der neuen Fläche unterm Strich weniger Ruderbewegungen brauche.

Aber die Fläche muss noch etwas warten. Demnächst hab ich Urlaub, da kann ich dann zusammenhängend bauen und nicht immer nur halbstundenweise:)
H.
 
Mein Reden,200 mal gehts gut und dann............:D Nein im Ernst,schön das du den Flieger wieder aufbaust,sieht so schön Retro aus.

Gruss Peter
 
Hi Peter,

ja, Einflüsse von Modellen aus den 70ern sind in der Tat vorhanden: die Rumpfform ist stark an Carreras Primus angelehnt (der übrigens auch das selbe Profil spazieren flog), während Spannweite und Streckung identisch mit dem Multiplex Acro sind, von dem auch der HLW-Grundriss stammt.

Trotzdem wäre die Snow Goose bei den Retros deplaziert: Baujahr ist nunmal 2008.

Demnächst gehts weiter mit der Bestandsaufnahme am demolierten Rumpf.
H.
 
Rumpf

Rumpf

Der Snow Goose Rumpf ist ein konventionelles Gebilde aus 3mm Balsa mit grosszügigen Dreikantleisten zur Abrundung und drei Spanten aus 2mm Flugzeugsperrholz.
Das Schadensbild ist entsprechend so, wie man das schon oft gesehen hat.

Von vorne nach hinten gibt es folgende Baustellen:

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Die Nase ist links oben aufgerissen, ein glatter Bruch ohne Substanzverlust.


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Den Hauptspant vor der Fläche hat es beim Einschlag rausgerissen. Auch hier ist nichts verquetscht, der passt einfach so wieder an Ort und Stelle.


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Die beiden Widerlager der Flächenschrauben sind auch beim Aufprall weggerissen. In der Luft haben sie alles mitgemacht, und hätte ich anstelle der 6mm Kunststoffschrauben welche mit M4 genommen, hätte es wahrscheinlich nur die Schrauben erwischt.


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Der Flächenübergang hinten links ist eingedötscht.


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Und last not least ist das Leitwerk abgebrochen. Das ganze hing noch an den drei Bowdenzügen und ist zum Glück nicht abgeknickt. Der Tannenbaum hat die Bruchstücke einigermassen in Position gehalten.

Mal sehen, was man daraus machen kann;)
H.
 
Ab hier: es geht wieder aufwärts

Ab hier: es geht wieder aufwärts

Nachdem jetzt Ursache und Schadensumfang klar sind, ist es Zeit, nach vorne zu sehen.
Also die Trümmer wieder in den Urzustand zu versetzen.

Den Anfang macht das abgebrochene Leitwerk: wenn das schiefgeht, kann ich den Rest sowieso wegwerfen.
Der Bruch ist bei näherem Hinsehen glatt, aber faserig. Dadurch gibt es genug Oberfläche, um ohne komische "Verstärkungen" die Fragmente einfach mit Weissleim wieder zusammenzufügen. Mit Weissleim gefügte Teile brechen gründsätzlich neben der Leimstelle, so dass alle im Flug auftretenden Kräfte aufgenommen werden.
Wir bauen schliesslich nicht für den Absturz!

Sieht dann so aus:

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Und näher:

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Sieht doch schon wieder wie n Rumpf aus!
 
Nachdem das Leitwerk wieder dran ist, kommen jetzt die eher kleineren Blessuren an die Reihe.
Da ich den Rumpf zumindest partiell sowieso neu bebügeln muss, kann ich die Gelegenheit nutzen, die Lufthutze auf der Nase zu entfernen, die noch ein Überbleibsel aus der Zeit ist, als da vorne noch ein Bürsten-Heizkraftwerk gewerkelt hat:

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Also weg mit der Hutze, und die Folie um die zu klebende Stelle herum entfernen. Dann den Riss mit Weissleim fluten, der Überschuss wird hinterher weggewischt:

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Und die Nase fixieren:

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Erstmal trocknen lassen. Als nächstes kommt dann der Hauptspant wieder an seinen Platz.
 
Dieser Hauptspant, also der gleich vor der Fläche, ist erstaunlicherweise glatt rausgebrochen, ohne dass irgendwas drum herum in Fetzen gegangen ist:

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Auch hier kommt das Teil schlicht mit Weissleim wieder an seinen alten Platz. Die Bruchstücke des Flächenübergangs passen auch wieder nahtlos zusammen:

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Es geht also voran, nur noch die Widerlager der Flächenbefestigung und die Macke im hinteren linken Flächenübergang.
 

wno158

User
Moin Holger,
vielen Dank fürs Zeigen der Reparaturarbeiten! Für den Fall der Fälle ist das für mich sehr hilfreich.

Kleine Frage: Beim erneuten Ansetzen des Leitwerks (Post #13) würde ich befürchten, dass der Leim an der Bruchstelle in die Bowdenzughülle läuft und das am Ende nur noch sehr schwer geht. Wie hast Du das gelöst?

Gruß Walter
 
Nächster Schritt: Flächenübergang und hintere Flächenbefestigung.

Der Übergang vom Rumpf zu den Flügeln war mir damals beim Bau der Goose ein paar Extrastunden wert. Pate für die Linie des Rumpfes war wie gesagt Carreras Primus. Der hatte an dieser Stelle ein Monsterteil aus ABS, von Carrera vornehm "Interferenzverkleidung" genannt. Dieses Teil war zwar schön abgerundet, dürfte aber seinen aerodynamischen Nutzen durch den Zuwachs an Stirnfläche wegkompensiert haben.

Für die Snow Goose hab ich deshalb zwar das Prinzip übernommen, aber weniger dick aufgetragen.

Und jetzt ist das schöne Teil zerdötscht:

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Aber auch hier gilt: ruhig bleiben und die Trümmer unter Zugabe von Weissleim wieder in Position bringen.

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Klingt einfach - isses auch.
 
Und schon geht die Reparatur des Rumpfes auf die Zielgerade.
Von der vorderen Flächenbefestigung ist nicht viel übrig geblieben. Immerhin ist das Teil bevor es zerbrochen ist einfach rausgerissen:

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Überhaupt sind die Kollateralschäden äusserst gering. Die direkt betroffenen Teile sind rausgebrochen, aber drum herum ist eigentlich nix passiert. Und weil die Snow Goose in der Luft alles ausgehalten hat, war die Rumpfstruktur festigkeitsmässig einfach nur genau richtig. Verstärkungen, Dopplungen, Glasbandagen? - Alles verzichtbar.

Jetzt könnte man ja für das neue Widerlager vorne ein Programm schreiben und das ganze CAM-mässig ausfräsen (wenn man aktuelle Bauberichte liest, kriegt man den Eindruck, es ginge garnicht mehr anders).
Ich hab lieber Bleistift, Geodreieck, Laubsäge und Schleifklotz rausgeholt...

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...und 10 Minuten später war das neue Brettchen an seinem Platz:

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Das Teil sitzt deshalb so schräg im Rumpf, weil die vordere Kunststoffschraube mit ihrem Kopf parallel zum Profilverlauf liegt. Das Loch für die Schraube kommt später in das Brettchen, nämlich wenn die neue Fläche fertig und die Bohrung darin gesetzt ist.

Die Spaltmaße der Kabinenhaube stimmen auch schon wieder:

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Damit ist der Rumpf bis auf die fehlenden Folienstücke wieder fertig. Der Aufwand war mässig, und man wird später keine Spuren von den Schäden sehen. Auch zusätzlichrs Gewicht ist nicht hinzugekommen.
Nächster Schritt ist jetzt der Bau der neuen Fläche. Heraus kommt dann die Snow Goose 1.2:D
H.
 

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Mischer

Mischer

Gerade gesehen:
Im ersten Bild des vorigen Posts hat man freien Blick auf den mechanischen Mischer für das Spreizseitenruder. Das Spreizservo ist sonst von der vorderen Flächenbefestigung verdeckt.

Und NEIN: man könnte das nicht im Sender mischen, und dabei bei beiden Servos den vollen Weg nutzen:cool:
H.
 
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