Alles Kohle oder: die Wiederbelebung eines Retro-Getriebemotors

Hier im Thread hatte Dieter nach Möglichkeiten gefragt, einen alten Bürstenmotor in einem gebraucht erworbenen E-Segler durch einen Brushless zu ersetzen oder doch den alten Motor fit zu machen und mit einem 3S Lipo zu fliegen. Wie immer gab es geteilte Meinungen, er hat sich dann für den Brushless entschieden und der alte Bürstenmotor mitsamt Getriebe und Steller landete bei mir.

Angekommen.jpg

Auf den ersten Blick sieht es gut aus, bis auf den Tamiya Stecker, der ist für Flugmodelle sogar mir etwas zu oldschool.

Servostecker 1.jpg

Der Servostecker sieht nicht gut aus..

Servostecker 2.jpg

... aber da er sowieso ersetzt wird... die Oxydation läßt auf Feuchtigkeit während der Lagerung schließen.

Stromanschluß.jpg

Der Blick in den Tamiya-Stecker verrät: diese Kontakte sind leicht aufgebogen, eine Krankheit dieses Systems, da hilft auch die "Veredelung" nichts.

Das alles paßt zu der Aussage von Dieter:

"Die Kombi Motor/Akku/Regler hat aber Probleme. Der Motor läuft nicht richtig an und es gibt Aussetzter."

Also mußten erstmal die alten Stecker neuen weichen, dann auch gleich passend zum von mir verwendeten System.

Slim 35 umgelötet.jpg

Bereit zum Funktionstest.

Probelauf.jpg

Ok, er läuft sauber an, zeigt aber etwas viel Bürstenfeuer und läuft unrund. Typische Zeichen für einen verschmutzten Kollektor. Die Kohlen klemmten nicht in ihren Schächten, das habe ich vorher ausprobiert.

Putzzeug.jpg

Der Motor ist geöffnet und man sieht deutlich, daß er das bereitliegende Putzzeug sehr nötig braucht. Bis auf den ganzen Kohlenstaub ist der Motor aber in einem sehr guten Zustand, der könnte noch richtig gut laufen und seine Nennleistung bringen. Also ran an´s putzen!
 
Zuerst habe ich mit einem sauberen Taschentuch den Kollektor abgewischt, das Ergenis sieht schon gut aus.

Kollektor sauber.jpg

Da ist schon ein bißchen was aus den Ritzen gekommen, die Laufspuren auf dem Kollektor sind ok.

Lagerschild staubig.jpg

Hinteres Lagerschild und Montagering, wie frisch aus dem Kohlebergwerk.

Montagering sauber.jpg

Der Montagering, einmal drüber gewischt, blieb vom Kohlestaub schon eine Menge im Taschentuch hängen. Nach dem Foto habe ich ihn endgültig gesäubert, der glänzt wie neu.

Lagerschild sauber.jpg

Vom Lagerschild in´s Taschentuch, die Odyssee des Kohlenstaubs... mit Taschentuch und Pinsel wurde das hintere Lagerschild sorgfältig entstaubt.

Kohlen ok.jpg

Der wieder montierte Motor. Die Kohlen sehen auf beiden Seiten gleich aus, gut eingelaufen, aber nicht abgenutzt. Die Kohlen kommen wieder in ihre Schächte, die Federn werden eingehängt, der Motor ist bereit für einen zweiten Testlauf. Und siehe da, nach einstellen des ungefähren Timing durch drehen des Lagerschilds surrt er fleißig und ganz gleichmäßig vor sich hin. Kein Bürstenfeuer mehr im unbelasteten Zustand im unteren Teillastbereich, leichtes Bürstenfeuer um Vollgas herum.

Da mir bald ein Baukasten eines älteren, gemütlichen Thermik-E-Seglers zulaufen wird, kann ich diesen Motor auch sinnvoll einsetzen. Das Maxon Getriebe ist 1:4,4 untersetzt und für eine Dauerleistung von maximal 95 Watt und kurzzeitig 150 Watt zugelassen. Ich denke, daß ich den Motor auf eine Eingangsleistung von ca. 100 - 130 Watt an einem 3S Lipo abstimmen werde. Sanftes steigen paßt manchmal doch besser zu solchen Modellen, und dank der Untersetzung wird da ein ziemlich großer Löffel für mehr als genug Schub sorgen können.

Moin Schorch
willst du den Briefbeschwerer nochmal in die Luft bringen

Wie du siehst :) das ist mein voller Ernst :p und für den noch zu bauenden E-Segler paßt der wunderbar :cool:
 

Dix

User
Heavy Metal!

Heavy Metal!

Yo! Es gibt sie noch...

Denk bitte an eine geeignete Unterspannungsüberwachung. Den alten Reglern traue ich da nur bedingt über den Weg.

Und spendier dem Motor noch die Diode (z.b. SB550) über die beiden Motor-Anschlüsse. Das ist Zusatz-Entstörung mit extra-Turbo...
 
Der Steller schaltet den Motor erst bei 5 Volt ab, da wäre der Lipo schon tot. Ich fliege mit Telemetrie, da ist das aber kein Problem. Eine Schottky-Diode steht auch schon auf meiner Einkaufsliste, der vorgeschlagene Typ SB 550 sollte passen. Danke, Dix :) du hast mir etwas Sucherei erspart.
 

Dix

User
Das mit der Diode hielt ich zu anfangs damals auch für sehr merkwürdig. Da lötet man seit Jahrzehnten 1-3 Kondensatoren mit 47 und 100nF an und dann kommt da einer mit so einem Ding die Ecke.

Dann hab ich eine mal mit nur einem Bein angelötet - und während des "Hand"-Laufs das zweite Beinchen angedrückt: Holla die Waldfee, ich war schlagartig von jeden Zweifeln geheilt...
Kein Kollektorfeuer mehr, Leistungssprung.

Ssssssupergeil! ;-)
 
Ich weiß, was du meinst, habe den gleichen Versuch gemacht. Vor allem das verringerte Bürstenfeuer war überzeugend. Ein weiterer Nebeneffekt ist die geringere Temperaturentwicklung von Motor und Steller.
 
die Kondensatoren braucht man aber trotzdem? Bei meinem Akkuschrauber könnte ich dann ja auch ein bisschen Feintuning betreiben?
 
Die Kondensatoren müssen bleiben, die Kombination mit der zusätzlichen Freilaufdiode macht die Entstörung perfekt. Allerdings darf man den Motor damit nicht rückwärts laufen lassen, da die Freilaufdiode dann kurzschließt und wegraucht.
 

Dix

User
... oder sogar Deinen Regler killt wegen Kurzschluss.
Naja, der Kondensator quer über die heiden Pole scheint dann überflussig. Schliesslich ist er in einer Richtung kurzgeschlossen.
Ich hatte ihn schnell weggelassen und keine Einbußen feststellen können.
 
Hallo Schorch,

Du schreibst:

"Das Maxon Getriebe ist 1:4,4 untersetzt und für eine Dauerleistung von maximal 95 Watt und kurzzeitig 150 Watt zugelassen."

Wenn es die Keramikversion ist, dann ist das stark untertrieben.
Hacker setzt es in den B40 Motoren bis 700W ein!

Ich habe mehrere von diesen Getrieben auf brushless Motoren ummontiert und betreibe sie ohne Probleme in diesem Leistungsbereich (Hotliner / Pylon), ich denke dass sogar 1000W noch drin sind.

Viele Grüße,

Georg
 
Hallo Namensvetter (heiße auch Georg) :)

es ist die Keramikversion, das Ding ist echt winzig. Die Daten stammen von der Maxon Homepage und wurden anhand der Artikelnummer rausgesucht.

Getriebe 1.jpg

95 Watt Dauer und 150 Kurzzeitleistung sind für so ein kleines Getriebe schon super. Ich denke, diese Angaben sind für eine lange Lebensdauer gemacht worden und es hält durchaus noch mehr aus. Aber mit dem Bürstenmotor liege ich da schon genau richtig, und für den geplanten Einsatz in einem gemütlichen Thermik-E-Segler paßt der Antrieb perfekt. Der Antrieb hat so wie er ist wahrscheinlich mehr Leistungsfähigkeit als ich brauche, er paßt auch altersmäßig prima zum Modell.
 
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