Baubericht Stampe SV4 1:4 von Modellstudio Wolfgang Liening

Also gut, dann wollen wir mal. :D

Das diesjährige Herbst/Winterprojekt soll eine Stampe mit ca. 2 Meter Spannweite sein, die elektrisch befeuert wird. Ich hab mir mal gedacht, da dieser Bausatz und auch der Hersteller wohl ein wenig exotisch sind, schreib ich mal einen Baubericht. Der Andi Maier meinte, das wäre hier im Elektroflug gut aufgehoben.

Der Bausatz kostet rd. 280.-Euro und besteht aus folgenden Komponenten:

Recht sauber gefräste Spanten, Rippen und sonstige Formteile aus Pappelsperrholz bzw. Balsa.
Jede Menge Leisten und Beplankungsmaterial
Ein vorgebogenes Fahrwerk
Eine recht sauber gearbeitete GfK-Haube, die natürlich noch lackiert werden muss.
Kleinteile, Ruderhörner und anderer Krimskrams, welchen man auch gerne mal durch Eigenkompositionen ersetzt.
Drei grosse 1:1 Baupläne, eine Stückliste, ein Blatt mit Baustufenbildern und eine 1-seitige !!!!!!! Bauanleitung.

Das alles ist für einen einigermassen erfahrenen Modellbauer genug, um daraus ein Modell zu zaubern. Ich selbst bin nun auch nicht der Profi vor dem Herrn, aber nach einem grossen Krick-Grunau Baby, einer Mick Reeves 1:4 Sopwith Camel, einer DB-Sport & Scale Tiger Moth, einer 1:4 Piper J3 von Balsa USA und diversem Kleinkram traue ich mir nun doch zu, das Ding zu stemmen.

Die nicht mehr ganz jungen unter uns werden sich noch daran erinnern, wie ein Graupner-Schnellbaukasten ausgestattet war. Explosionszeichnung, bestes Holz, Pläne mit Schnittzeichnungen, die keine Fragen offen liessen, komplettes Zubehör und eine idiotensichere Bauanleitung. Das alles gibt es hier nicht. Fantasie ist gefragt.

Ich werde hier nun nicht erklären, wie ich Spant 8 an Holm R5 anklebe, etc., sondern werde hin und wieder mal in sinnvollen Abschnitten mit Bildern zeigen, wie das Modell im grossen und ganzen aufgebaut wird, was gut und was schlecht ist und worauf jemand achten sollte, der das Modell auch mal später bauen will.

Hier mal ein Bild vom Frästeilesatz (wie Balsabretter und Leisten aussehen, hab ich mal nicht fotografiert)
 

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Das hier ist die Bauanleitung. Sie ist wie schon gesagt, nur eine Seite lang und beschreibt ausreichend die grobe Vorgehensweise.
 

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Der erste Schritt ist der Rumpf. Angenehm einfach und fast selbsterklärend aufgebaut mit 2 Rumpfseitenteilen, Spanten, Gurten, etc.

Das erste zusammenstecken ergab, dass die Frästeile recht exakt gearbeitet sind, die Zapfen der Spanten passen sehr gut in die Aussparungen der Seitenteile.

Ich leg dann mal so langsam los, werde die erwähnenswerten Baustufen fotografieren und diese inkl. meinem Senf dazu hier zum Besten geben. :D


Gruss Armin
 

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Nun sitzen die Spanten mal soweit alle an Ort und Stelle.
Alles sitz, passt, wackelt und hat Luft, wie man so schön sagt. Wünschenswert wäre gewesen, wenn die Spanten aus einem stabileren Sperrholz wären. Ich hab mal beim Hersteller wenigstens für den Motorspant ein stabileres Duplikat zum aufdoppeln nachgeordert, da ich den geplanten AXI F3A nicht an eine dünne Pappel heften möchte.
Der Anruf beim Hersteller ergab, dass das eigentlich die Precedent Stampe mit kleinen Änderungen ist. Die Anstellwinkel der Flügel und des Höhenleitwerks wurden zum ursprünglichen Modell dahingehend geändert, dass sich wie beim Original beim Geradeausflug der Rumpf leicht nach vorne geneigt zeigt. Das soll dem Piloten eine bessere Sicht nach vorne verschaffen.

Bis jetzt läuft´s bei mir. :D

Gruss Armin
 

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genial

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Stampe SV 4

Stampe SV 4

Hallo Armin,

habe einen Telemaster 240 von Liening gebaut und die Stampe auch ins Auge gefasst. Werde also mal schauen wo und ob größere Fehler im Bausatz sind. Wenn es gut läuft wird das mein Bausatz für den Winter 17/18.
Werde die Stampe aber mit 4-takt Verbrenner bauen.
Was mich vorab schon mal interessiert: Sind die Flächen teilbar zu bauen? Das macht den Transport immer etwas einfacher.

Bis jetzt sieht's ja sehr gut aus. Danke für den Baubericht und weiter so.

Gruß

Stefan
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
Mensch Armin, das ist mein Traummodell !

Seit ich vor ca 12 Jahren diese Stampe im Rothmans Design
in Aspach damals noch mit 24 Becherzellen gesehen habe,
bin ich hin und weg von ihr.


Das wird vermutlich mein nächster Doppeldecker
wenn nicht wieder was anderes in den Weg hüpft. :D

Also werde ich gut mit lesen und alles gut merken. ;)



Gutes Gelingen
Gruß
Andreas
 

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...Der Anruf beim Hersteller ergab, dass das eigentlich die Precedent Stampe mit kleinen Änderungen ist. Die Anstellwinkel der Flügel und des Höhenleitwerks wurden zum ursprünglichen Modell dahingehend geändert, dass sich wie beim Original beim Geradeausflug der Rumpf leicht nach vorne geneigt zeigt. Das soll dem Piloten eine bessere Sicht nach vorne verschaffen....
Hierzu ein kleiner Hinweis: Das bedeutet aber, daß im Rückenflug der Anstellwinkel noch größer ist als beim Precedent-Modell, was mir nicht gefallen würde. So mußt Du auf dem Rücken das Höhenruder beim Originalplan jetzt schon fast halb durchdrücken, um das Modell wenigstens im Horizontalflug zu halten. Wenn die EWD jetzt noch für den Normalflug verändert wird, hast Du auf dem Rücken einen noch größeren AoA. Aus diesem Grunde habe ich beim Bau der Precedent-Stampe seinerzeit die Rippen mit den geraden Unterseiten ausgetauscht gegen solche mit einem NACA 2412, um auf dem Rücken einigermassen passable, vorbildähnliche Flugeigenschaften zu haben. Die Anordnung und Dimensionierung der Holme habe ich wie vorgesehen übernommen. Nur habe ich so jetzt wesentlich gefälligere Rückenflugeigenschaften. Auch das sonstige Flugverhalten hat sich in Richtung einfachem, vorbildgerechtem Kunstflug verbessert.

Die Stampe fliegt im Original nämlich nicht ganz so federleicht wie z. B. eine Tiger Moth, die Flugeigenschaften sind schon etwas stabiler und satter. Das Original hatte ebenfalls eine gewölbte Unterseite, was schon seinen Grund hatte. Insofern ist es sogar vorbildgetreu. Meine ist mit einem OS FS 120 motorisiert, hebt bei einer Masse von 6kg nach 5 Metern mit Halbgas (18x6) ab und wirkt sehr vorbildgetreu. Ich nehme an, daß das von Precedent übernommene Clark Y (?) oder einem ähnlichen der Verwendung des 10cm³ Zweitakters geschuldet war, was anderes, was unter die Haube passte, stand dem Modellkonstrukteur damals ja nicht zur Verfügung. Die (Precedent-)Ursprungskonstruktion ist ja mindestens 30 Jahre alt. Der Widerstand des Modells ist eben nicht zu unterschätzen und ein heutiger E-Motor braucht diese damals notwendige, vom Original aber abweichende extra Auftriebshilfe nicht mehr.

Du kannst natürlich auch ein anderes, moderneres und geeigneteres Profil als ein 2412 nehmen, ist klar. Nur rückenflugtauglich sollte es halt sein, gerade bei der Stampe, finde ich. Und das ist wohl bei einer geraden Unterseite nie der Fall. Den hohen Auftriebsbeiwert eines geraden Profils brauchst Du bei der Stampe im Normalflug eh nicht.

Ich weiß, es ist lästig, bei einem nagelneuen Bausatz die schönen einbaufertigen Rippen so einfach auszumustern und neue anzufertigen. Doch das Flugergebnis hinterher hat mich voll und ganz überzeugt, da auf dem Platz auch eine nach Plan gebaute Stampe mit gerader Unterseite war und der direkte Vergleich beider Modelle in der Luft war sehr beeindruckend.

Nichts für ungut, schöner Baubericht.
 
Ich weiß, es ist lästig, bei einem nagelneuen Bausatz die schönen einbaufertigen Rippen so einfach auszumustern und neue anzufertigen.

Uiiiiiiiihhjee, ich bau mal so, wie es ist. Natürlich hast du recht. Ich werd mal die EWD nicht allzu riesig machen, um wenigstens diese "Bremse" rauszunehmen.
Aber der Baubericht mit anschliessendem obligatorischen Flugbericht soll ja auch denen helfen, die das Teil so bauen wollen wie es ist, weil sie evtl. selbst keine neuen Rippen fertigen wollen oder können.


Trotzdem danke für die Info.

Gruss Armin
 

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Wenn ich mich Recht entsinne hat mich vor ein paar Jahren Georg Funk,
genau mit dieser Stampe und einem 15ccm 4T. geschleppt.
Ohne Brimborium flog diese wunderbar.
Seltsam: Georg Funk schreibt selber:..."Leistung an der unteren Grenze"... Ich nehme an, er meint damit den Soloflug.

Hier: http://www.rc-network.de/forum/show...bbyland-Stampe?p=404331&viewfull=1#post404331

Was für einen Segler willst Du denn bitte mit einem 15er und mit 6kg Schleppermasse, dazu noch Doppeldecker, schleppen?

Wobei der von mir angeführte Hinweis sich auf die dem Vorbild entsprechende Kunstflugeignung bezog, zum Schleppen brauchst Du freilich vor allem Leistung, das Profil des Schleppers ist sekundär (für manche Segler sollte es aber schnell genug sein).
 
Hierzu ein kleiner Hinweis: Das bedeutet aber, daß im Rückenflug der Anstellwinkel noch größer ist als beim Precedent-Modell, was mir nicht gefallen würde. So mußt Du auf dem Rücken das Höhenruder beim Originalplan jetzt schon fast halb durchdrücken, um das Modell wenigstens im Horizontalflug zu halten. Wenn die EWD jetzt noch für den Normalflug verändert wird, hast Du auf dem Rücken einen noch größeren AoA.

Ich verstehe deine Ausführungen und Schlussfolgerungen nicht. Kannst du das mal näher erläutern? Ich habe beim Lesen verstanden, dass bei der jetzigen Konstruktion die Anstellwinkel von Leitwerk und Flächen verändert wurden. Das heißt ja nicht, dass auch die EWD verändert wurde. Was ist ein AoA? Diese Abkürzung ist mir nicht geläufig.
Dass ein kunstflugtauglicheres Profil besseres Turnen bringen kann, will ich nicht in Abrede stellen. Aber auch hier müssten die Anstellwinkel zueinander passen.

Gruß Mirko
 
Ich habe beim Lesen verstanden, dass bei der jetzigen Konstruktion die Anstellwinkel von Leitwerk und Flächen verändert wurden. Das heißt ja nicht, dass auch die EWD verändert wurde.
Gruß Mirko

So isses.
Um mal kurz Licht in die Dunkelheit zu bringen: Jetzt nehmen wir mal als gedachte Nulllinie des Rumpfes den Gurt, an dem die Klapptürchen angeschlagen sind. Das ist dann der, ab wo der Rumpf oben halbrund wird. Gegenüber dieser Linie ist die untere Fläche 3,7° und die obere Fläche 3° angestellt. Das Höhenleitwerk werde ich zur unteren Fläche rd. 1° anstellen (also quasi 1° EWD) und der Motorsturz wird zur unteren Fläche 2° betragen.

Das alles bewirkt, dass die Flügel und das Leitwerk mit einem Grad EWD sozusagen im Geradeausflug "waagrecht" fliegen sollen, der Rumpf dabei aber die Nase etwas nach unten und den Popo etwas nach oben gerichtet hat. Der Hersteller sagt, so ist das beim Original und so soll es beim Modell auch sein.

Der Erstflug, der wie immer mit dem Herz in der Hose und zitternden Knien stattfinden wird, wird es dann zeigen........ :D

Ich bau dann mal weiter.

Gruss Armin
 
Man könnte meinen, auf diesem Bild wäre das zwar etwas übertrieben, aber so in etwa zu erkennen:
 

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Armin,

mir ist schon völlig klar, wie Anstellwinkel und EWD zusammenhängen und was das beim Flugzeug bewirkt. Ich fliege und baue ja nun schon ein paar Jahre, auch Doppeldecker. Ich weiß, dass bei der Motte von TC ein ähnlicher Weg gegangen wurde, d.h., das HLW hat zum Rumpf ziemlich viel Anstellung. Ich möchte meinen, es waren hier 3,5 Grad. Dadurch sieht das Flugbild etwas besser aus und es fliegt nicht mit hängendem Heck durch die Gegend.
Das alles hat aber eben nichts mit der EWD zu tun, wie es ausgeführt wurde. Vielleicht erhellt "Auftrieb" noch meine Verständnislücken, was er mit seinen Zeilen beschrieben hat.
Was der AoA ist, weiß ich ja schon mal. Obwohl ich das, auf deutsch geschrieben, nicht hätte nachfragen müssen.

Gruß Mirko
 

Auftrieb

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mir ist schon völlig klar, wie Anstellwinkel und EWD zusammenhängen und was das beim Flugzeug bewirkt......und es fliegt nicht mit hängendem Heck durch die Gegend.....Was der AoA ist, weiß ich ja schon mal. Obwohl ich das, auf deutsch geschrieben, nicht hätte nachfragen müssen.
Ich vermute, Du verwechselst da was: Das, was Du vermutlich meinst, ist NICHT der AOA, sondern der Pitchangle. Beide, also Pitchangle und Angle of Attack, haben die gleiche Bezugslinie, nämlich die Chord Line (Profilsehne), aber der Pitchangle hat als Referenzgröße von der Seite betrachtet den Horizont, der AOA aber die Tangente zur Anströmrichtung der Luft.

Die Aussage, daß die Stampe im Original mit "dem Hintern hoch" fliegt, kann man so einfach auch nicht stehen lassen. Jedes (Reise-)flugzeug hat eine konstruktiv bestimmte Grund-/Horizontalgeschwindigkeit, bei der das Gesamtgebilde, was da durch die Luft fliegt, also Rumpf mit Flächen, Leitwerksträger und Leitwerk, den besten Kompromiß aus möglichst geringen Widerstand bei gleichzeitig größtmöglicher Geschwindigkeit und Auftrieb bietet. Das muß aber nicht zwingend nach "Hintern hoch" aussehen. In dem von Adrenalin gezeigten Bild sieht man deutlich, wie das Höhenruder leicht nach unten ausgeschlagen ist (= nichts anderes als eine größere EWD), weil die gesetzte Leistung höher ist als zum Erreichen der Grundgeschwindigkeit notwendig wäre. Auf dem Bild fliegt die Stampe nicht mit der optimalen "Grundgeschwindigkeit", sondern ist schneller. Würde der Pilot nicht leicht drücken, würde die Stampe wegsteigen, er drückt also etwas, dadurch fliegt sie schneller und nimmt den Hintern hoch. Mit einem Profil mit gerader Unterseite wäre dies noch stärker, also deutlicher zu sehen.

Jetzt schließt sich der Kreis zu meinem ersten Beitrag hier: Stelle Dir nun dasselbe auf dem Rücken vor. Dann weißt Du sofort was ich meine. Wenn die Stampe mit einem "Hochauftriebsprofil" (also ein Clark Y ist ein solches im Vergleich zu einem 2412) versehen ist, mußt Du auf dem Rücken gewaltig drücken, um horizontal zu fliegen. Dann hast Du einen irre großen Anstellwinkel. Da die Stampe aber eben nicht ein langsames Reiseflugzeug ist, sondern in erster Linie eine Konstruktion für einfacheren Kunstflug, sollte man dem Modell eben auch diese Eigenschaften mitgeben und dies tut man am besten mit einem halbsymmetrischen Profil und nicht mit einem mit gerader Unterseite.

Die große Stampe von Schlundt beispielsweise hat nicht umsonst das halbsymmetrische Profil des manntragenden Originals, ich meine es ist ein NACA 2412 mod.
 
Aufgrund des besten Wetters, geht es im Moment nicht sooo schnell voran. Es fehlen eben die verregneten Sams-und Sonntage.

Trotzdem ist der Rumpf mal ein gutes Stück vorangekommen. Alle Spanten, alle Gurte, Rumpfboden und Fahrwerksaufnahme sind drin. Jetzt geht es ans beplanken.
 

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