Instrumentenbretter selber bauen

f4bscale

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Ich lese seit langem hier mit und habe schon manchen guten Hinnweis von euch bekommen. Nun möchte ich selbst einiige Erfahrungen weitergeben.

Instrumentenbretter selber bauen?
Das ist eine nur schwer zu beantwortende Frage. Ich habe mir ein paar Internetseiten professioneller Hersteller angesehen und dort hervorragende detailgetreue Kabinenausstattungen gefunden. Allerdings war es schon schwerer, dann das für mich passende zu finden. Der übliche Maßstab ist 1:4. Bei Jets findet man schon mal auch 1:5 oder 1:6. Fast alle bieten auch Fertigung nach Kundenwunsch an. Da stellt sich dann auch die Frage nach dem Preis. Ich habe Angebote gesehen, die doch recht erschwinglich sind. Für mich als eingefleischtem Selbstmacher war die Entscheidung schwer. Da ich schon langjährige Erfahrungen beim Bau von Instrumentenbrettern habe und als Rentner keinen Stundenlohn berechnen muss, war Selbstbau angesagt. Als Beispiel das Instrumentenbrett meiner Z-50 von 1985. Von Computer, CNC- Fräse, Schneidplotter und 3D-Drucker habe ich damals nicht einmal geträumt.

Z-50  Instrumentenbrett.jpg

Im Vergleich dazu das vor kurzem fertig gestellte Instrumentenbrett einer Zlin -226 ebenfalls im Maßstab 1:6.

PC130016.JPG

Bei der Z-50 kam vor allem Fototechnik zum Einsatz. Die Instrumente habe ich 1:1 gezeichnet und fotografisch verkleinert. Die Schilder wurden zum Teil aus Fotos vom Original verkleinert und aufgeklebt. Jedes Instrument besteht aus einem gedrehten Ring mit entsprechender Kunststoffscheibe. So mache ich das auch heute noch. Nur mit dem Unterschied, dass ich nun COREL Draw und einen Drucker am Arbeitsplatz habe, was vieles schneller und einfacher macht. Auch wenn ich nach Abschluss der Arbeit an den Instrumentenbrettern der Z-226 die Erfahrung machen musste, dass mit professioneller Unterstützung vieles qualitativ besser gelungen wäre. Ich komme an entsprechender Stelle darauf zurück.

Wer aber auch mit einer solchen Qualität wie im nachfolgenden Bild leben kann, dem sei die Arbeit mit einem Computerprogramm wärmstens empfohlen.

Corel Draw Gerätebrett Z-226.jpg

In einem Semiscale Modell ist das völlig ausreichend.
Nun einige Tipps:

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit Corel Draw die Arbeit sehr gut gelingt, da das Programm „Elemente für künstlerische Gestaltung“ zum Beispiel Schriftarten, Farbschattierungen und Zeichenfunktionen vereint. Bei meinem CAD Programm (AUTO CAD 2003) habe ich schon das eine oder andere Problem zum Beispiel beim Hinterlegen von Zeichnungen mit Pixelgrafik. Letztere wird im 3D Ansichtsmodus, den ich jetzt fast immer verwende, nicht angezeigt. Aber solche Dinge kennt ihr sicher und habt wie immer gute Ratschläge parat.
So pendle ich immer zwischen drei Programmen Auto CAD; Corel Draw und Photo Paint.

Als ersten Schritt lege ich mir Bilder der gewünschten Instrumentierung auf eine Ebene im Zeichenprogramm.

Instrumente Bildschirm 1.jpg

Mit einem Doppelklick kommt man in den Bearbeitungsmodus für das Bild. Man ist dann bei Photo Paint und kann das gewünschte Instrument markieren und ausschneiden oder kopieren.
Mit der Funktion „Neigen“ lässt sich das Instrument dann entzerren.

Instrumente Bildschirm 2.jpg

Dann ist es nicht mehr schwer, das entsprechende Instrument nachzuzeichnen.

Instrumente Bildschirm 3.jpg

Für den Höhenmesser kann das dann wie oben aussehen. Ich zeichne immer im vergrößerten Maßstab und verkleinere dann bis zur im Modell notwendigen Größe.
Dabei muss aber beachtet werden, dass Schriftgrößen und Strichbreiten später vor dem Druck angepasst werden müssen. Dabei kann es sinnvoll sein, Objektränder zu entfernen oder aber sehr klein einzustellen. Hier muss man auch in Abhängigkeit vom der Auflösung des Druckers experimentieren.

Am Beispiel des Temperaturmessgerätes der Zlin will ich das weitere Vorgehen beschreiben.

Instrumente Bildschirm 4.jpg

Das Instrument fertig gezeichnet.

Und so sieht das nach dem Ausdrucken aus:

PB120008.JPG

Jedes Instrument besteht aus mehreren Elementen, hintereinander angeordnet werden.
Hinten die Skale dann der Zeiger, dann die Deckscheibe aus glasklarem Material.
Bei meinem Temperaturmessgerät habe ich etwas vereinfacht. Für 7mm im Durchmesser war mir der Aufwand dann doch zu hoch.

PB120009.JPG

Der Zeiger ist nur gedruckt. Als Scheibe dient ein Streifen glasklares Klebeband. Als Maske kommt dann darüber das rechts abgebildete Teil.

PB120011.JPG

Das fertige Instrument zeigt deutlich die auftretenden qualitativen Probleme.
Als erstes ist Papier nicht geeignet für eine höhere Qualität.
Der mit der Hand ausgeführte Ausschnitt ist auch nicht überzeugend.
Eine Alternative wäre.
Schwarze Folie gleich mit dem ° C bedruckt und mit dem Schneidplotter geschnitten. Das kann aber nur ein professionell ausgerüstetes Werbestudio.

Mit einem Aluring versehen kann der Temperaturmesser dann eingebaut werden.

Temperaturmesser.jpg

Zur Rettung meiner Modellbauerehre sei aber gesagt, dass im fertigen Modell keiner so nah an das Objekt kommt wie meine Kamera für diesen Beitrag.

W.
 

f4bscale

User
Instrumentenbretter selber bauen 2

Instrumentenbretter selber bauen 2

Der Kompass ist zum Beispiel ist ein komplexes Element.

Kompass 1.JPG

Im Bild wird der Unterschied zwischen der Druckvariante und der 3-D Darstellung deutlich.
Hauptelement ist dabei der sternförmige Instrumentenring mit der gewölbten Vorderseite des Flüssigkeitskompasses. Den Instrumentenring habe ich aus Alu gedreht und die Kerben eingefeilt. Auch dieses Teil könnte gefräst oder sogar im 3D-Druckverfahren gefertigt werden. Für letzteres ist eine entsprechende 3-D Zeichnung erforderlich. An dieser Stelle ein Wort zum Zeitaufwand. Eine Zeichnung ist für alle Fertigungsarten notwendig. Beim Fräsen oder 3-D Druck muss erst das Maschinenprogramm erstellt werden. Wenn man die Bedienung der notwendigen Programme erst erlernen muss, kann das schon eine Weile dauern. Hat man diese Arbeiten aber in Griff, ist die neue Technik bezüglich der Qualität nicht zu schlagen. Entsprechend meiner Möglichkeiten habe ich mich für die Handfertigung entschieden.
Die gewölbte Frontscheibe ist mit einer einfachen Drückvorrichtung aus glasklarem Polykarbonat 0,5mm dick gedrückt.

Kompass 2.JPG

Die Unterlegscheibe nutze ich als Niederhalter.

Kompass 3.JPG

Die Polykarbonatplatte ist mit Malerkrepp gegen Verrutschen gesichert.
Jetzt wird das alles mit Heißluft auf Umformtemperatur gebracht.(etwa 160 °C)

Kompass 4.JPG

Mit einer Holzkugel (aus dem Kreativhandel) die Kugelform eindrücken und fertig ist das Teil. Einen Ständer für den Heißluftföhn werde ich mir nun doch bald bauen.
Bei dieser Arbeit wäre eine 3.Hand schon gut.

Kompass 5.JPG

Der nächste Schritt ist das Anbringen der weißen Mittelmarkierung.

Kompass 6.JPG

Mit einer Nadel habe ich zunächst eine Vertiefung geritzt. Diese wurde mit weißer Farbe gefüllt. Ich arbeite gern mit Farben wie sie auch bei Plastikmodellbauern üblich sind. Ist die Farbe gut getrocknet, braucht man nur noch die nicht im Anriss befindliche Farbe entfernen. Das Ergebnis befriedigt mich nicht. Der Strich ist noch viel zu breit. Damit muss ich leben.

Kompass 7.JPG

Im nächsten Schritt wird die auf selbstklebendes Etikettenpapier gedruckte Maske geklebt. Auch hier wäre bedruckte und im Schneidplotter geschnittene Folie besser geeignet.
Von hinten noch die Kompassrose einkleben den Rand beschneiden und fertig sind die Teile zum Einbau in den Instrumentenring.

Kompass 9.JPG


Die Arbeitsgänge für die restlichen Instrumente sind die gleichen. Dadurch erübrigt sich eine weitere Beschreibung.
Auf der linken Seite des Gerätebretts befindet sich der Zündmagnetschalter. Dessen Fertigung will ich noch beschreiben.

Zündmagnet 1.JPG

Das Hauptelement ist der aus 0,3mm Dural hergestellte Instrumentenring. Da ich keine Fräse habe, musste ich das Teil anders fertigen. Ich habe mich für die Laubsäge entschieden. Nachdem ich bei mehreren Versuchen das von Hand zu erledigen gescheitert bin, die 0,3x 0,5 mm Sägeblätter waren nicht fest genug für meine schon zittrigen Hände. Mit der vor Jahren selbst gebauten Dekupiersäge war es dann ein Kinderspiel die Teile auszusägen.

Zündmagnet 2.JPG

Das Anreißen erspare ich mir indem ich die Teile auf Etikettenpapier drucke und auf das Material klebe. Alle Teile des Gerätebretts habe ich mit nur einem Sägeblatt gefertigt. Das ist auf die besondere Konstruktion der Säge zurückzuführen. Industriell hergestellte und preisgünstige Dekupiersägen haben den Nachteil, dass das Sägeblatt ständig gestaucht und gestreckt wird weil die Spannung nur einseitig durch eine Feder erzeugt wird. Bei meiner Maschine ist das nicht der Fall und ich kann mit so feinen Sägeblättern arbeiten wie oben beschrieben.

Zündmagnet 3.jpg

Hinter den Rahmen kommt dann die wie bei den anderen Instrumenten gedruckte Skale.

Der Schalter besteht aus Alu und wurde aus einem 3mm dicken Reststück gefeilt.

Zündmagnet 4.JPG

Mit 4 Alunieten 4x1mm ist das Teil am Instrumentenbrett angenietet.
 
Schöner Bericht:)

Mit Corel x7 zeichne ich auch, geht sehr gut und
sieht meines Erachtens auch realistisch aus,
der Rest ist halt immer noch Handarbeit, ohne 3-D Drucker
oder sonstige Hilfsmittel (Maschinen)

geht aber auch noch anders;)

z.B.
mi41.jpg

http://www.oliver-theede-oldtimersegler.de/instrumententafel.htm

Wurde hier aber auch schon mal veröffentlicht;)

Gruß Olli
 
Ja das sieht auch gut aus.

Muss bei meinen zwei Be2e ja auch noch die instrumentenbretter machen.
Die haben allerdings weniger instrumente :D:D

Aber in 1:2 ist das wenigstens eine größe die meine Wurstfinger zulassen:D:D
 

f4bscale

User
Instrumentenbretter selber bauen 3

Instrumentenbretter selber bauen 3

In diesem Abschnitt will ich die Anfertigung der Gerätebretter beschreiben.

Ich verwende dafür gern Litoblech oder Polystyrol. Bei der Zlin -226 habe ich 0,3mm Alu eingesetzt.

Für die Mittelkonsole habe ich folgende Technologie benutzt.
Als erstes fertige ich aus Sperrholz eine Schablone, die mir die Arbeit mit dem dünnen Alublech erleichtern soll, gleichzeitig dient sie mir als Hilfe beim bördeln des Randes.

Mittelkonsole 1.JPG


Auf das fertig gebördelte Teil klebe ich dann meine Zeichnung mit Etikettenpapier und säge die Löcher für die Instrumente. Es war nur wenig Nacharbeit mit einer Reibahle nötig.

Mittelkonsole 2.JPG

Von hinten noch die Befestigungsschrauben angedeutet und das Teil ist fertig zum Beschichten.

Mittelkonsole 3.JPG

Als Beschichtung konnte ich nicht einfach Lack verwenden, da im Original eine Art Runzellack als Blendschutz benutzt wurde. Diesen habe ich nachempfunden, indem ich dünnflüssigen Kleber auf das Teil gestrichen habe. Danach streue ich Mikro-Ballons auf das Teil. Nach einer Trockenzeit von etwa 60 Minuten werden die überschüssigen Mikro-Ballons abgesaugt. Bei der Trockenzeit und Dosierung der Mikro-Ballons waren ein paar Experimente erforderlich. Zurück bleibt eine raue Oberfläche. Das Teil wurde dann mit anthrazitfarbigen Lack gestrichen.

Mittelkonsole 4.JPG

Nachdem alles gut getrocknet war, konnte ich mit der Endmontage der Instrumentenbretter beginnen.

Mittelkonsole 5.JPG

Damit beende ich meinen Beitrag in der Hoffnung, euch einig Anregungen zum Selbstbau von Instrumentenbrettern gegeben zu haben.

Danke auch für die bisherigen Wortmeldungen mit wertvollen Hinnweisen.


W.
 

uija

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Danke für die Anregungen.

Zum Thema drucken und schneiden. Ich möchte hier auf folgendes Statement eingehen:
Schwarze Folie gleich mit dem ° C bedruckt und mit dem Schneidplotter geschnitten. Das kann aber nur ein professionell ausgerüstetes Werbestudio.

Das ist leichter als man denkt! Ich hab mir vor ca. einem halben Jahr einen kleinen Schneidplotter zugelegt. Es ist der Silhouette Portrait. Er kostet derzeit so um die 180€. Er schneidet bisher alles an Folie und Papier, was ich ihm vorwerfe. Und er hat ein total schickes Feature: Er kann "Scannen".
Ich habe für meine Instrumente folgendes gemacht. Ich hab die Bilder der Instrumente in die Software vom Silhouette importiert . Dort hab ich die Schnittkanten gesetzt, damit der Schneidplotter weis, was er ausschneiden soll. Nun kann ich in der Software angeben, dass ich Schneidmarken auf dem Dokument haben möchte. Schick ich das Dokument jetzt zum Drucker passiert folgendes: Er druckt links oben in die Ecke einen schwarzen Kasten, links unten ans Ende der DIN A4 Seite einen 90° Winkel. Das selbe rechts oben. Wenn ich das so gedruckte Papier in den Schneidplotter lege und die Schnittkanten schneiden lasse, dann scannt er vorher nach diesen Schneidmarken und schneidet astrein die ausgedruckten Grafiken aus.
Obendrauf hab ich festgestellt, dass mein "Uralter" S/W Laserdrucker, der einzige Drucker in meinem Besitz, auch auf der Klebefolie, die ich besitze drucken kann. Man muss zwar danach sehr vorsichtig sein, weil der Toner leicht abzukratzen ist, aber ich konnte so, wenn einer hohen Qualität gedruckt, die Instrumente schick auf eine weiße Klebefolie drucken und diese dann ausschneiden lassen. Heraus kamen "perfekte" Instrumente. Leider in S/W, aber weit weg von "Das kann nur ein Werbestudio".

Klar, solch ein Schneidplotter kostet auch fast 200€, aber was ist das schon im Vergleich zu beinahe jedem Modell, was man baut?!
 
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