Erfahrungen 2020
Erfahrungen 2020
Hallo,
wie schnell doch die Zeit vergeht…. Nach meinen Einträgen von 2012 und den sehr positiven Erfahrungen mit der LS9 baute ich zwischenzeitlich noch einen 5m Salto mit diesem Profilstrak. Auch hier kann ich für den Maßstab 1:3, für den der ursprüngliche Strak der ASH 26 ja berechnet wurde, nur positiv berichten, was auch logisch ist, da die Re-Zahlen ähnlich sind. Im absoluten Schnellflug, nach Ablassern aus 600m Höhe, merkt man die Wölbung des Straks, da der Flieger irgendwann nicht mehr schneller wird. Das liegt aber vermutlich auch an dem geringen Gewicht des Saltos von ca. 9kg. Da könnte mit Gewicht natürlich nachgeholfen werden… Dafür ist der Strak aber letztlich auch nicht gemacht, wie man auch in der Polare erkennt…. Viel schöner ist es, im Anschluss aus 50m Höhe einen Bart auszukreisen und wieder an Höhe zu gewinnen. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut dieser Strak geht. Besonders die sehr gute Gleitleistung mit dem gutmütigen Abreisverhalten beeindrucken. Wenn man die Polarenschar betrachtet, kann ich nach meinen praktischen Erfahrungen die berechnete Polare 1:1 auf die Flugeigenschaften übertragen und behaupten, dass die Polarenschar die Stärken exakt wiedergibt.
Zeitgleich begann ich 2015 mit dem Bau einer LS9 und erhöhte die Streckung durch Vergrößerung der Spannweite auf 8m. Da ich wusste, dass der Strak für kleinere Re Zahlen gerechnet wurde, musste hier also noch Potential zur Optimierung vorhanden sein. Wie viel da zu holen ist, kann ich leider nicht abschätzen. Anfangs investierte ich nochmals viel Zeit und Bemühungen, unter Änderung des Profilstraks die Profile auf die örtlichen Re-Zahlen anzupassen, sowie die geänderte Auftriebsverteilung mit zu optimieren. Dabei wurde ich wie immer von der Realität eingeholt, dass es nichts umsonst gibt und jede Änderung des Strömungsverlaufes am Profil auch Nachteile mit sich bringt. Es wäre auch vermessen, wenn ich als Laie den Entwurf eines Profis schnell mal für mich optimieren könnte… Letztlich blieb ich bei dem Originalstrak und einer gut passenden, wenn auch nicht 100% optimalen Auftriebsverteilung.
Nach fünf Jahren Bauzeit war es also am zweiten erlaubten Flugtag 2020 nach CORONA so weit
. Eigentlich war ein Reichweitentest, Funktionstest etc. vorgesehen. Mangels Schleppmaschine wurde kurzerhand ein Eigenstart mit FES durchgeführt und ein erfolgreicher Erstflug konnte verzeichnet werden. Die Flugeigenschaften sind wie erwartet sehr gut und ich bin mal wieder begeistert
.
Aktuell kann ich noch nicht mehr sagen, da weder Schwerpunkt, EWD, Klappenstellungen, Differenzierung etc. eingestellt wurden und ich die ersten sechs Flüge nur grobe Veränderungen vorgenommen habe. Wichtig war mir, den Flieger heil zu landen. Die nächsten Monate widme ich mich dann der Optimierung und den Einstellungen des Fliegers.
Grundsätzlich soll es hier ja um den Profilstrak gehen. Da ich sehr viel vom Austausch und der Weitergabe des Wissens in RCN profitiere, möchte ich mit meinen Erfahrungen nun etwas beitragen und zurückgeben.
Während der langen Bauzeit von fünf Jahren, wurde mehrmals „upgegraded“
. So wurde der Rumpf im Absaugverfahren bewusst sehr leicht gebaut und am Rücken für den KTW Einbau verstärkt. Der hintere Rumpfbereich ist vollständig aus Kohlefaser, das Rumpfboot aus GFK. Das vorgesehene JK-KTW wurde mit Spanten etc. auch eingebaut, bis die Entscheidung auf einen Nasenantrieb fiel (Da war ich wohl der LS8-e neo weit voraus
). Dazu musste dann wieder der Rumpfrücken geschlossen werden. Jeder, der schon mal einen Rumpfrücken aufgeschnitten und ein KTW eingebaut hat, weiß, was das für eine Entscheidung ist…. Gleichzeitig wurde die Entscheidung getroffen ein WEMO Hybrid Fahrwerk einzubauen. Auch dazu wurden die Spanten des vorgesehenen FEMA Fahrwerkes unnötig und der Fahrwerksausschnitt wieder geschlossen und neu ausgesägt sowie die Schleppkupplung aus der Rumpfnase entfernt.
Der Flügelverbinder ist ein Vierkant-Kohlefaserstab 30x30x800mm mit je 3 Grad V-Form pro Seite. Heute würde ich ihn breiter und evtl. hohl bauen. Die Tragflächen sind vollständig mit 200g/m² Biaxialgelege unterlegt und an den Trennstellen verstärkt. Die Flächen habe ich diesmal gebügelt.
Die Klappen/Querruder sind auf der Unterseite angeschlagen und mit Kevlargewebe 45Grad 140g/m² anscharniert. Für die Klappenstege/Flügelabschluss wurde ein vorgefertigtes Sandwichmaterial aus Kohlefaser und Schaumkern verwendet. Die vier Wölbklappen lassen sich 90Grad nach unten ablenken. Zusätzlich sind dreistöckige Schambeck Störklappen verbaut.
Der Holmsteg besteht aus senkrechtem Balsa und ist ebenso als Sandwich aufgebaut. 3 x Balsa senkrecht und 4 x 250g/m² Glas unter 45Grad. Die Verbindertaschen wurden z.T. in den Holmsteg eingesetzt und die Trennstelle seitlich mit Gewebe verstärkt. Die Taschen sind mit AFK Rovings umwickelt. Die Holmgurte bestehen aus 50mm UD-CFK. Da immer wieder die Frage aufkommt, welche Werte zur Berechnung des Holms hergenommen werden, setze ich mal einen Ausschnitt meiner Berechnungsgrundlage ein:
Das Hybrid Fahrwerk und das Haubenscharnier kommen von WEMO. Eingebaut ist u.a. das einstellbare Federbein mit Ölzugbremse. Aus Gewichtsgründen würde ich heute die neuere Variante mit hinterer Dämpfung von ihm einbauen. Beim Haubenscharnier hatte ich anfangs Bedenken, dass die Haube beim Öffnen vorn streifen könnte, aber das Ergebnis hat mich begeistert! Hier muss ich wirklich die Innovation, die handwerklichen Fähigkeiten und den sympathischen Umgang miteinander lobend erwähnen. Dietmar Werner hat meine Wünsche immer umgesetzt, top beraten und ist ein absolut fairer und rechtschaffender Geschäftsmann. (und nein, ich bin nicht verwandt und verschwägert…etc… nur positiv beeindruckt und ich weiß es zu schätzen….)
Beim FES Antrieb habe ich mich nach Beratung durch Uwe Neesen für einen Hacker A60-16L kV168 an 12S und einer RFM 20x13 entschieden. Die GM 20x13 scale würde wohl besser anliegen, aber aufgrund der Drehzahl fiel die Entscheidung auf die RFM. Da kein passender Spinner für die Nase der LS9 gefunden wurde, habe ich noch eine Form und eine Spinnerkappe laminiert. Im 3D Druck wäre es vermutlich einfacher, aber die Kontur der Rumpfnase im CAD zu treffen ist vermutlich auch Zufall. Vielleicht rüste ich hier noch auf eine Propellerpositionierung von Florian Schambeck auf, um die Luftschraube im Flug an der besten Position zu haben.
Bei den Servos setze ich diesmal auf KST BLS825HV und X10 an einer Jeti CB400.
Insgesamt konnte ich nun mit Blitzer von Unilight, Sitzwanne (alles unnötiges Gewicht
)etc. ein Gewicht von ca. 23kg erzielen, was eine Flächenbelastung von ca. 108g/dm² ergibt.
So ein Projekt baut man nicht alleine und ohne Hilfe. Darum möchte ich mich hier bei allen, die ihr Wissen weitergeben und teilen, z.B. Christian Baron für das Holm-Berechnungstool, bei Philip und Benjamin für den genialen Profilstrak und bei allen Helfern bedanken!
Vielleicht veröffentlichen Philip oder Benjamin mal einen (älteren?) Entwurf eines Straks für höhere Re Zahlen aus dem Bereich GPS Triangle… ?
Anbei noch ein paar Eindrücke vom Erstflug. Nachdem ich alleine war, sind es nur ein paar Handy Schnappschüsse nach der ersten Landung.
Gruß