Abformen eines ABS-Rumpfes

matt

User
Hallo,

ich möchte gern den ABS-Rumpf eines alten Robbe Motorseglers (Easy) abformen. Der Rumpf ist bis auf ein paar kleine Löcher in den Flächen für die Anschlussrippen noch so wie er aus Blasform gekommen ist.
Meine Frage ist, wie sollte man so einen alten Rumpf für das Abformen vorbereiten? Der Rumpf ist noch nicht kurz vor dem Zerbröseln, ist also noch ziemlich eleastisch und kann gut gehändelt werden. Ich würde jetzt einen 2K-Füller spritzen und den dann schleifen, ist das empfehlenswert?
Ziel ist es eine Form für den Rumpf zu bauen, die nicht unbedingt eine Spitzenoberfläche bietet, die Naht muss sowieso nachgespachtelt und der Rumpf lackiert werden.
Wenn überhaupt sollen mal so 3 Rümpfe daraus entstehen. Dass sich das finanziell nicht lohnt ist mir klar, es ist eben Hobby und ich würde gern mal lernen wie man sowas macht.
Für den Formenbau würde ich mich an die brilliante Anleitung von "Eisvogel" halten.
Über ein paar Tipps von den Profis hier würde ich mich freuen.

Gruß Andreas
 
Hi
ich würde den Rumpf 2k füllern, dann mit 2K Autolack lackieren gut aushärten lassen, 5 bis 6 mal wachsen und eine Schicht Trennlack PVA.

bei so wenigen Abformungen würde ich aus Kostenfründen dann die Form aus Polyester fertigen.
 

matt

User
Hallo Peter,

welchen Polyesterharz kannst du da detailliert empfehlen? Hast du Links zu Laminierharz und Formenharz?

Gruß Andreas
 
Hi !

Das würd ich lieber nicht machen, da der Styrolanteil im Polyesterharz das ABS anlösen könnte.
Desweiteren stinkt Polyesterharz wie die Hölle und wird in dicken Wandstärken recht schnell heiss.
Ich würd Epoxi nehmen. Ist auch weniger Verzugsgefährdet als Polyestherbauteile.
So hoch ist der Preisunterschied auch nicht mehr. Du brauchst ja eh Epoxi für die Rümpfe, hast also auch ein Harzgebinde weniger offen, ausserdem kannst du dann ein größeres, preiswerteres Gebinde Epoxi Kaufen und nicht zwei kleine mit Epox und Polyesther.

Grüße !
 

matt

User
Ja ich erinnere mich gerade an die Motorradverkleidungen die wir mal mit Hobbyplast (DDR-Polyesterharz) abgeformt haben.
Das Hauptproblem war wirklich der Gestank, den wollte ich vermeiden.

Welches Epoxy-Harzsystem ist zu empfehlen? Wenn ich mal ein Langzeitharz einsetze, dann immer R&G Harz mit Härter L, hatte da noch nie Probleme.
Aber vielleicht gibt's ja Systeme die preiswerter und vielleicht sogar besser sind. Wieviel Formharz und Laminierharz sollte man eigentlich für so eine Form (ca. 1m langer schmaler Rumpf) einplanen?
 

Eisvogel

User
Die Oberfläche lassen wie sie ist.
Das ABS-Zeugs ist die ideale Oberfläche zum Abformen. Einfach die Löcher zuspachteln, die Naht planschleifen, wachsen und abformen.
Alles was draufkommt ist ein Risiko und völlig unnötig.
 

matt

User
Braucht man eigentlich zwingend "Finish" Glasgewebe oder tut's auch "Silan" für den zu laminierenden Rumpf?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Braucht man eigentlich zwingend "Finish" Glasgewebe oder tut's auch "Silan" für den zu laminierenden Rumpf?


Glasgewebe_finish.png

Quelle: R&G Faserverbundwerkstoffe GmbH
 

matt

User
Danke Stefan!

Ich würde jetzt das Formenharz P und den Härter 161-P verwenden, als anschließenden Laminierharz dann Harz L und Härter L oder auch den Härter 161-P für längere Topfzeit.
Gibt's da Einwände oder andere Empfehlungen?
Welchen Laminataufbau für die Form sollte man verwenden? Als Koppelschicht Baumwollflocken? Silan-Gewebe würden für die Form doch sicher reichen, oder?

Gruß Andreas
 

Gideon

Vereinsmitglied
Die Härter 161-P oder EPH 161 sind identisch. Da dieser aber recht lange Verarbeitung- und Reaktionszeiten aufweist, ist eine der Anhärtung bei 23 °C über 24 h folgende Nachhärtung bei > 40 °C über 10 h absolut sinnvoll. Alternativ auf Härter P gehen und mit mehreren Ansätzen arbeiten, (Epoxydharz L +) Härter L ist indes kein Problem für den Formenbau und die Bauteilfertigung. Besser wäre aber grundsätzlich, Epoxydharz L mit Härter CL zu verwenden. Das ist mechanisch besser, hat eine längere Topfzeit (60 min) und das Tränkungsverhalten ist optimiert.

Kauf Dir einmal Gewebe und verwende das für den Formenbau als auch für die Bauteilfertigung. Alles andere ist wenig sinnvoll.

Vorgehensweise:

- Formenharz P + Härter P dünn mittels Modlerpinsel auftragen. Dabei in eine Richtung arbeiten, um Lufteinschlüsse zu vermeiden

- Gelierzeit von rund 90 Minuten abwarten. Fingerprobe machen, die Oberfläche muss noch leicht klebrig sein

- Dünne Kupplungsschicht aus Harz, Thixotropiermittel und Baumwollflocken auftragen. Vorwiegend damit Hohlkehlen ausrunden. Flächig sehr dünn verwenden

- Laminataufbau:

1. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92110 163 g/m² in +/- 45°
2. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92110 163 g/m² in 0°/90°
3. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92140 390 g/m² in +/- 45°
4. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92140 390 g/m² in 0°/90°
5. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92140 390 g/m² in 0°/90°
6. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92140 390 g/m² in +/- 45°
7. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92110 163 g/m² in 0°/90°
8. Lage: Glasgewebe Interglas Style 92110 163 g/m² in +/- 45°


Alles Finish FK 144 und Köper 2/2. Das leichtere Glasgewebe 163 g/m² kannst Du auch später für den Bau des Rumpfes verwenden.
 

matt

User
He Stefan, das ist genau das was ich gebraucht habe, vielen Dank für deine Mühe!

Darf ich noch kurz fragen wie man den Rumpf dann laminieren sollte? Es ist ein ziemlich schmaler Rumpf mit ca. 1m Länge.
Welches Vorgelat ist zu empfehlen wenn ich mit dem Harz L und Härter L oder CL weiterarbeiten will?
Welcher Laminataufbau wäre korrekt, 80g/m² + 2x 163g/m²?

Grüße Andreas
 

Gideon

Vereinsmitglied
Welches Vorgelat ist zu empfehlen wenn ich mit dem Harz L und Härter L oder CL weiterarbeiten will?

Das klassische UP-Vorgelat genannte Polyester-Gelcoat.

Welcher Laminataufbau wäre korrekt, 80g/m² + 2x 163g/m²?

Für einen ersten Versuch würde ich nur das Glasgewebe mit 163 g/m² verwenden. Einmal in 0°/90° und auch in ± 45° + zusätzliche Verstärkungen.
 

matt

User
Hallo,

danke nochmal für die ausführliche Hilfe hier, auch wenn Anfänger immer die gleichen Fragen stellen.:D
Udo, danke für dein Angebot, habe deine Seite natürlich schon inhaliert... schöne Modelle baust du!

Gruß Andreas
 
Hi,
also UP-Vogelat würde ich nicht verwenden, das Zeug stinkt ungemein. Ich verwende statt dessen InMouldCoat von HP-Textiles, da kannst Du auch die Form wochenlang stehen lassen bevor Du laminierst. Das geht mit UP-Vogelat nur bedingt.

Gruß Mario
 

Gideon

Vereinsmitglied
Hi,
also UP-Vogelat würde ich nicht verwenden, das Zeug stinkt ungemein. Ich verwende statt dessen InMouldCoat von HP-Textiles, da kannst Du auch die Form wochenlang stehen lassen bevor Du laminierst. Das geht mit UP-Vogelat nur bedingt.

Das IMC riecht auch nicht gerade nach Rosen. Hinsichtlich der Überlaminierbarkeit habe ich genau gegenteilige Erfahrungen gemacht. Ich spreche hier allerdings von MGS T30/T35, nicht von anderen, epoxykompatiblen UP-Gelcoats. Zudem ist das IMC im Vergleich zum UP-Vorgelat recht spröde, was bei dünnen Laminaten eindeutig nachteilig ist.
 
Normales Laminierharz mit Thixo geht bei einer Form, die nur 2-3 Abformungen aushalten muss, auch sehr gut.
Wenn man es ganz schick machen will, noch alupulver oder Farbpaste mit rein.

Viele Grüße,
Sebastian
 
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