Es sind doch fast schon zwei Monate seit unserem letzten Post vergangen und ich muss zugeben ich war in letzter Zeit etwas schreibfaul. ^^
Bei uns geht es immer noch mit großen Schritten in Richtung des ersten Fliegers, aber immer der Reihe nach.
Da unser Flügel ebenfalls mit Vollkern gebaut wird, wurde vor einigen Wochen die Saugform für die Flügelkerne gefräst. Wir haben hier den gleichen Ansatz wie schon bei den SLW und HLW Saugformen verfolgt und arbeiten wieder mit verschiedenen Einlegern und Rahmen um den Kern in der Form zu positionieren. An der Saugform sieht man erstmals auch die Flügelgeometrie in der Realität und nicht nur im CAD. Der Flügel ist deutlich schlanker geworden als unser Bachelor-Flügel, was in Kombination mit dem dünnen Profil für gute Starthöhen sorgen sollte.
Da die meisten aktuellen F3K-Modelle mit Verkastung der Querruder sowie SLW und HLW gebaut werden, wollten wir dieses Feature bei unserem Modell ebenfalls umsetzen. Dazu ist ein Steg in der Form notwendig, welcher bei Negativformen üblicherweise direkt gefräst wird. Da wir uns trotz anfänglicher Überlegungen gegen Aluminiumformen entschieden haben und weiterhin von Urmodellen abformen, muss auch der Steg abgeformt werden. Um die Baubarkeit und Entformbarkeit der Steggeometrie zu testen haben wir eine Testform mit unterschiedlichen Rillengeometrien konstruiert, gefräst und abgeformt. Wir haben drei verschiedene Rillengeometrien mit 5°, 10° und 15° Winkel ausprobiert, alle ließen sich problemlos entformen. Gleichzeitig hatten wir die Möglichkeit unser gesponsertes Formenharz FG110 mit Härter FT110 von GRM-Systems zu testen. Die Oberfläche wird sehr gut und lässt sich hervorragend polieren.
Um bei den langen Stegen in der Flügelform auf Nummer sicher zu gehen haben wir uns entschieden, einen Stegwinkel von 10° bei allen Formen zu verwenden um die Entformbarkeit zu garantieren.
Nebenher ist das Urmodell und der Stempel unserer Verbinderform entstanden. Da die Geometrie als Positiv einfacher zu fräsen ist, haben wir uns entschieden die eine Hälfte der Form abzuformen und den Stempel direkt in Ureol zu fräsen. Nach dem Abformen war unsere Verbinderform bereit für den ersten Verbinder.
Da der Verbinder relativ breit ist, wird er ebenfalls mit Vollkern aus PMI-Schaum gebaut um Gewicht zu sparen. Für die Biegung kommen auf jeder Seite 2x50k Rovings zum Einsatz, die Schublage besteht aus einem Kohleschlauch welcher über den Kern zusammen mit den Rovings gezogen wird. Da der erste Verbinder mit 7,83g etwas schwer geworden ist, haben wir beim zweiten Verbinder die Rovings pro Seite auf 1x50k reduziert. Daraus folgte ein Verbindergewicht von 6,11g. An dieser Stelle muss ich dazusagen, dass der Verbinder aus der Form heraus deutlich länger ist als er später im Flügel sein wird. Ich denke wir kommen mit dem gekürzten Verbinder im Flügel und einem abgestuften Roving-Aufbau auf ein Gewicht von unter 3,5g pro Verbinder.
Anschließend folgten einige Lasttests der beiden Verbinder: eine Seite wurde fest eingespannt, die zweite 10cm nach dem Knick der V-Form belastet. Der Verbinder mit 1x50k Roving pro Seite hat bei 7kg erste Knackgeräusche von sich gegeben und bei 9kg auf Biegung versagt. Der stabilere Verbinder hat selbst bei 11kg Belastung keine Anzeichen von Versagen gezeigt. In den nächsten Wochen werden wohl noch einige Layups und Tests folgen, um das Gewicht und die Steifigkeit des Verbinders zu optimieren.
Zusätzlich zur Verbinderform haben wir das Urmodell unserer Kabinenhaube gefräst und abgeformt. Die erste Haube in knalligem Rot wurde aus 3 Lagen 110er Glas gebaut und im Vakuumsack ausgehärtet. Das Gewicht von 2,6g für die berandete Haube ist gut und die Haube schön stabil.
Aus unserer 3D gedruckten Wurfstiftform sind mittlerweile einige Exemplare entstanden. Der erste Wurfstift (Vollkohle) war mit 3,8g viel zu schwer, weshalb wir dazu übergangen sind den Wurfstift auch mit Kern zu bauen. Aktuell sind wir bei einem Wurfstiftgewicht von 1,8g angelangt, wobei der Stift immer noch komplett steif und vollgasfest ist.
Nach dem Testen der Steggeometrie haben wir uns an die Arbeit gemacht unsere finalen SLW- und HLW-Formen zu bauen. Dazu mussten noch einmal vier Urmodelle gefräst, geschliffen und poliert werden. Ursprünglich hatten wir bereits eine HLW-Form gebaut, diese hatte aber keinen Steg und mit der Formenqualität waren wir auch nicht 100%-ig zufrieden, deshalb musste eine neue her.
Inzwischen sind wir dazu übergegangen die Urmodelle bis 5000er Körnung nass zu schleifen und anschließend auf das Polieren zu verzichten. Nach dem Auftragen des Trennwachses (Formula 5) ist die Oberfläche spiegelglatt.
Die Rille an der Nasenleiste der Urmodelle verschließen wir mit Formenclay von R&G. Dazu kommt der Clay bei 60°C in den Backofen, woraufhin er super weich und einfach zu verarbeiten ist. Nach dem Reindrücken in die Rille lässt man den Clay abkühlen und zieht ihn dann mit einem Kunststofflineal parallel zur Trennebene ab. Ergebnis ist eine fast perfekte Trennebene bis zur Nasenleiste und das Abformen kann beginnen.
Der Aufbau der Formen besteht aus zwei Schichten Formenharz FG110, welche jeweils 1 Std. aushärten bevor weitergearbeitet wird. Anschließend werden alle Kanten mit Mumpe ausgerundet und es folgt 2x50er Glas, 2x110er Glas, 3x160er Kohle (Köper). Die Rillen für die Stege werden im Urmodell mit zwei zusätzlichen Streifen 50er Glas und Kohleroving ausgefüllt. Mit Mumpe wird der Rest der Rille soweit aufgefüllt, dass eine Ebene parallel zur restlichen Leitwerksgeometrie entsteht.
Der Hinterbau wird mit Poraver (70g Harz/ Härter-Gemisch mit 1% Schaumtreibmittel auf 1L Poraver) aufgefüllt. Um die gleichmäßige Harzverteilung im Poraver zu überprüfen haben wir das Harz mit pinken Pigmenten eingefärbt. Der Rückbau erfolgt anschließend symmetrisch zum vorherigen Lagenaufbau (3x160er Kohle, 2x 110er Glas, 2x 50er Glas). Abschließend kommt eine MDF-Platte auf die Rückseite, welche mit Mumpe mit dem Rückbau verklebt wird und die Form darf 24h aushärten. Dann folgen zwei Tempergänge bei 30°C und 40°C für jeweils 24 Stunden. Nach 24 Stunden abkühlen werden die Formen vom Urmodell getrennt.
Die Formen ließen sich gut entformen und die Stege sind ohne Beschädigungen aus der Form gekommen. Lediglich am HLW-Steg hat sich eine kleine Luftblase im Steg versteckt, welche nachträglich mit Harz aufgefüllt wurde. Somit ist unser Formensatz für die Leitwerke komplett und wir können in den nächsten Wochen erste Leitwerke mit Klappenverkastung bauen.
Auch im CAD hat sich einiges getan und diverse Konzepte unserer Querruderanlenkung und Servopositionen im Rumpf wurden durchgesponnen. Unsere Querruderanlenkung wird ähnlich wie beim Vortex 3, da uns das Konzept sehr gut gefällt und der Flügel sehr einfach abnehmbar ist.
Die Umlenkhebel im Querruder haben wir testweise aus kohlefaserverstärktem Filament 3D gedruckt und erste Belastungstests durchgeführt. Bei einer Layerhöhe von nur 0,03mm ist die Steifigkeit wirklich erstaunlich, das Gewicht mit 1,14g (ohne Gabelkopf) pro Seite ebenfalls. Vermutlich wäre diese Lösung bereits ausreichend und könnte so im Flieger eingebaut werden, um auf Nummer sicher zu gehen haben wir aber bereits Formen gefräst und die Teile aus CFK laminiert.
Nach aktuellem Stand werden die Servos mit einem Rahmen aus GFK im Rumpf gehalten, welcher mit einer einzigen Schraube aus dem Rumpf gelöst und herausgezogen werden kann. Die Ballastkammer bietet genug Platz für bis zu 150g Wolfram und ermöglicht ein stufenweises Einstellen der Ballastposition. Durch den Rahmen kann man die Servos bequem auf der Werkbank einbauen, den Empfänger verkabeln und die gesamte Einheit anschließend im Rumpf befestigen. Durch unseren relativ breiten Rumpf ist ausreichend Platz für ein Vario und einen großen Akku in der Nase vorhanden. Hier mal ein aktuelles Rendering aus dem CAD, ein erster Prototyp wird gerade gefräst und getestet.
Während wir in der Werkstatt fleißig beschäftigt waren, wurden von einem netten Forenmitglied unsere Flügel- und Rumpfurmodelle gefräst. Nach über 50 Stunden Fräszeit waren die Urmodelle fertig und warten nun auf die weitere Bearbeitung.