Hallo,
ich freue mich natürlich, dass der Thermikhobel hier diskutiert wird und dass es auch Leute gibt, die darüber nachdenken, das Modell zu bauen.
Da es wohl die eine oder andere Unstimmigkeit gibt, habe ich eine komplette Bildergalerie des Aufbaus in einem ZIP File zum Download bereitgestellt. Sollten danach noch Fragen offen sein, beantworte ich diese gerne.
http://www.hangmonster.de/download/Thermikhobel.zip
Bei den Bildern sieht man noch einen geknickten Flächenverbinder, der separat hergestellt werden musste. Beim FMT Plan wurde dieser auf einen geraden Verbinder geändert.
Falls jemand fräsen möchte: Hier die Frästeile als dwg, dxf und pdf:
http://www.hangmonster.de/download/TH-Fraesteile.zip
Das Modell war als reines Vereinsprojekt gedacht. Das daraus ein Beitrag für die FMT wird, war vor Baubeginn nicht geplant. Die Tatsache, das der Thermikhobel aber extrem gut fliegt und (aus meiner Sicht) sehr einfach zu bauen ist, hat dann doch einen Beitrag und den Plan entstehen lassen. Das "Referenzfeld" im Plan kann getrost ignoriert werden. Ich sollte diesen Platz für Werbung freilassen. Die Kästen sind also nur Platzhalter, da die Werbung vom Verlag (warum auch immer) an einem anderen Platz untergebracht wurde.
Ich habe das AG35 für das Modell gewählt, weil es mich bereits bei einem kleineren Modell von mir (dem "Holzwurm") auf ganzer Linie überzeugt hat. Das Profil ist bei einer EWD von ca. 0.8 bis 1.5 Grad und entsprechend gewähltem Schwerpunkt unglaublich vielseitig. Recht schnell, agil, thermikstark, läuft gut und setzt Energie gut um.
Also, kann ich zu dem "PS" aus dem vorherigen Post nur schreiben: Warum soll es nicht schnell fliegen können? :-) Allerdings kann man das Modell auch sehr langsam fliegen.
Wichtig ist beim schnell fliegen, dass die Ruderklappen spielfrei angelenkt sind und die Fläche Torsionssteif genug ist. Ersteres hat jeder beim Aufbau selbst in der Hand. Letzteres ist konstruktiv ausreichend. Dafür sorgt die Kombination aus CFK Nasenleiste, Haupt- und Hilfsholm, sowie die Beplankung am Mittelteil und die Folienbespannung.
Zur Kritik an den Rippen:
Was die Kritik mit der Herstellung der Rippen angeht, muss ich hier einigen Recht geben. Man könnte die Rippen natürlich leichter mit Ausschnitten für Kieferleisten herstellen. Jedoch finde ich, dass sich der erhöhte Aufwand bei der Herstellung der Rippen lohnt, wenn man danach beim Aufbau des Modells extrem viel Zeit einspart. Das war der Hauptgedanke dabei, auf eine geschliffene Nasenleiste, auf einen Holmaufbau aus Kiefer-Holmgurten und Balsa-Holmstegen, sowie auf Rippenaufleimer zu verzichten.
Wir haben die Rippen bei uns im Verein tatsächlich gefräst. Bei uns haben fünf Mitglieder eine eigene Fräse. Da war es keine Option, die Rippen per Hand herzustellen. Früher habe ich das aber oft gemacht und beim Thermikhobel ist das auch im manuellen Verfahren kein echtes Problem. Das Mittelstück ist rechteckig. Also können immerhin 18 Rippen im Blockverfahren vorbereitet werden. Hierzu würde ich Holzteile großzügig zuschneiden, zunächst die Bohrungen für Hauptholm und hinteren Hilfsholm mit einer Standbohrmaschine bohren, den Haupt- und Hilfsholm in die Bohrungen einschieben und dann die Rippen im Block feilen, Die Aussparung für die Nasenleiste kann man im Block mit einer Schlüsselfeile einbringen. Die Absetzungen für die Beplankung und die Bohrungen für die Flächensteckung muss man dann jedoch individuell anpassen, was bei Balsa aber auch kein Problem darstellt. Die Sperrholz Rippen sind von der Außenkontur her alle gleich.
Beim Bohren ist es wichtig, wirklich
gute Bohrer zu verwenden. Im Idealfall Holzbohrer, es gehen aber auch scharfe Metallbohrer. Dann sollte man mehrere Rohzuschnitte (10 bis 15 Stück) übereinander aufstapeln, mit Stecknadeln sichern und mit einer Standbohrmaschine mit hoher Drehzahl bohren. Wichtig ist auch, dass man eine Opferplatte aus Hartholz unterlegt und in Stufen aufbohrt. Also, beginnend mit einem 3mm Bohrer und dann
in maximal 1mm Schritten aufsteigend zum Sollmaß aufbohren. Danach dann erst die Kontur im Block schleifen. Dann splittert nichts und die Rippen zerbrechen auch nicht beim schleifen / feilen. Eine
einzelne
, bereits geschliffene Rippe mit einer sauberen 8mm Bohrung zu versehen, ist zugegeben fast unmöglich.
Auf die Stützfüße könne man sogar verzichten, wenn man sich die Mühe macht, beim Bau die Endleiste entsprechend zu unterlegen. Mein Hintergedanke mit den Füßchen war, einen verzugsfreien und möglichst einfachen Aufbau zu gewährleisten. Wenn man die Endleiste unterlegt, ist das Risiko gegeben, versehentlich eine unerwünschte Schränkung in die Fläche einzubauen.
Witzig finde ich in dem Zusammenhang, dass mir bei meiner letzten Veröffentlichung vorgeworfen wurde, ich würde nicht modern konstruieren, weil ich die Fläche eben in der Bauweise mit Holmgurten und Holmstegen aus Kiefer / Balsa aufgebaut habe. Sowas würde im Jahre 2017 schließlich niemand mehr freiwillig machen, war da die Aussage... Hier zeichnet sich also ab, dass es schwierig ist, den Ansprüchen aller gerecht zu werden. :-)
Jedoch möchte ich gar keinen Ansprüchen gerecht werden, sondern einfach Spaß an meinem Hobby haben. Wenn ich durch meine Konstruktionen anderen Modellfliegern Freude bereiten kann, ist das ein schöner Nebeneffekt. Wenn ich z.B. nach jedem Flug das Grinsen im Gesicht des oben genannten Jugendlichen sehe, ist das für mich schon eine kleine Belohnung.
Zum Kritikpunkt mit den Eigenschaften im Langsamflug:
Der im Video interpretierte Eindruck täuscht. Das Modell kann extrem langsam geflogen werden. Der Strömungsabriss kommt sehr spät und kündigt sich auch gut spürbar an. Wenn das Modell auf die Steuerbefehle nur noch schlecht reagiert und anfängt zu schieben, steht der Abriss kurz bevor. Dann sollte wieder Fahrt aufgeholt werden. Das ist aber dann schon nahezu Schrittgeschwindigkeit. Ich habe das Modell schon oft beim Landeanflug gefangen. Bei nächster Gelegenheit mache ich hiervon gerne ein Video und stelle dies bei RCMovie.de ein.
Im Video sieht man zum einen eine völlig unproblematische Landung in den Alpen. Bergauf mit Rückenwind in den Hang (und trotzdem direkt vor meine Füße). Das spricht ja nicht für schlechte Landeeigenschaften.
Die weiteren beiden Landungen wurden bei stärkerem Wind mit Seitenwind und ausgeprägten Leewirbeln aufgenommen. Wie die Verwirbelungen das Modell beeinflussen, kann man auf dem Video auch gut sehen. Unter diesen Umständen wäre die Landung mit geringerer Fluggeschwindigkeit kaum geglückt.
Obwohl man das Modell also durchaus langsam fliegen kann und es sehr gutmütig fliegt, soll es ja gar kein Superfloater sein. Dafür gibt es genügend RES Modelle, welche diese Eigenschaft besser erfüllen. Der Thermikhobel soll gefahrlos, auch bei sehr schwachen Bedingungen, über die Hangkante geworfen werden können und er soll eben auch bei flotterem, dynamischen Flugstil Spaß machen.
Dahingehend wurde auch das Leitwerk ausgelegt. Meiner Erfahrung nach wirkt sich ein zu großes Höhenleitwerk negativ auf den von mir bevorzugten Flugstil aus und der Sinn des Modells liegt ja auch darin, den Schaummodell Umsteigern in unserem Verein ein Modell zu liefern, an dem diese Piloten wirklich Spaß haben. Ich behaupte einfach, bei uns im Verein hat es geklappt. Ein 13 Jähriger Jugendlicher hat das Modell z.B. nahezu alleine, nur mit geringer Unterstützung seines Vaters und mir gebaut. Er war nach den ersten völlig problemlosen Flügen noch immer völlig aus dem Häuschen, was die Flugeingeschaften des Modells betrifft. So ein gutes Gleiten und eine solche Dynamik kannte er von seinen Schaummodellen zuvor nicht. Ich wage zu behaupten, dass andere Piloten auch Freude an dem Modell haben und die Konstruktion durchaus ihre Qualitäten besitzt. Jedoch steht natürlich jedem frei, das Modell abweichend vom Bauplan nach eigenen Vorlieben zu modifizieren.
Abschließend möchte ich noch betonen, dass der Thermikhobel KEIN Anfängermodell ist! Die Konstruktion richtet sich an Modellflieger, die bereits Modelle im Flug sicher beherrschen, jedoch bisher noch bei Schaum oder einfachen ARF Modellen festhängen. ...und natürlich auch an alle, die einfach Spaß am bauen haben. In den Alpen waren z.B. viele Leute begeistert von dem Modell und ich weiß von zwei erfahrenen Modellfliegern, die bereits an dem Modell bauen, weil eben beide absolut überzeugt von den Flugeigenschaften waren und das Modell selbst haben wollen. Trotz der geringeren Größe braucht das Modell fliegerisch den Vergleich mit (zugegeben älteren) F3J Modellen wie z.B. Explorer 1 oder Aspire nicht zu scheuen. Weder von der Wendigkeit, der Dynamik, noch von der Thermikleistung ist er unterlegen und das ist für ein so kleines Holzmodell wirklich erstaunlich. In den Alpen und bei uns auf dem Flugplatz sind mir bei nahezu Windstille auch Flüge "aus der Hand in die Thermik" gelungen. Auch hier kann man in geringer Höhe und bei langsamer Fluggeschwindigkeit beherzt in die Ruder greifen um in die Thermik einzukreisen.
Viele Grüße,
Sven
PS: Ich habe gerade nochmal auf die Stückliste geschaut. Zwei Brettchen 3mm Balsa für die Rippen fehlen tatsächlich. Ebenso ca. 200mmx200mmx1mm Sperrholz Der Rest passt aber. Mehr braucht man nicht.
Kleinteile sind schwierig anzugeben. Einige bevorzugen sicher Kugelköpfe oder Seilanlenkungen. Pauschalisieren könnte man aber: 2x Bowdenzüge komplett (3mm Außenrohr, mit Kunststoff Innenrohr und Draht), 4x Gewindestangen M2, 4x Gabelköpfe M2, 6x Ruderhörner zum einkleben, 2x Nylonschrauben M3, 2x Einschlagmuttern M3, 1x Sekundenkleber dünnflüssig, 5-Minuten Epoxy, Holzleim, Bauunterlage (z.B. eine wirklich ebene 50mm Styroporplatte), Folie zum Abdecken, Stecknadeln.
Cuttermesser, Feile, Schleifklotz, Bohrer und sonstige Werkzeuge zähle ich jetzt nicht mit auf.