Tragflächen Tuning

Hallo liebe Modelbaumädchen und Bübchen,

ich habe mal auf irgendeiner Seite gesehen das jemand so ne aufdickung mit Klebestreifen quer über die ganze Tragflächenlänge angebracht hat. Ich meine um irgendwelche Luftwirbeljedöns zu brechen. Ich komm einfach nicht drauf wie man das nennt und wofür das nochmal gut war. Hat jemand ne Idee? Vielen Dank im voraus.

Liebe Grüße
Faddy
 
Heisst Turbulator, und kann für zwei Dinge gut sein. Bei kleinen, leichten Modellen, an denen wegen zu kleiner Re-Zahl gar keine vernünftige Tragflächenumströmung zustande kommt, kann er dramatisch die Flugleistungen verbessern, indem er überkritische Strömung erzwingt.
Und bei Modellen, die wegen auch nicht so richtig überkritischer Strömung, oder wegen Umschlagblasen, die die Ruder "einhüllen" schwammig auf die Ruder reagieren, kann er knackigere Ruderwirkung herbeizaubern.
Auch der Strömungsabriss wird IDR angenehmer. (In beiden Fällen)

Was er macht: er erzwingt den Umschlag der Grenzschicht von laminar zu turbulent. Turbulent hat zwar mehr Widerstand, kann aber der Profilkrümmung besser folgen. Folge: Weniger Widerstand und mehr Auftrieb bei vollständig unterkritischem Flügel, näher der Profilkontur folgende Strömung und damit weniger zickige Flugeigenschaften bei Flügeln, die im Prinzip schon tun, aber halt nicht so richtig angenehm.

Obs etwas bringt, hängt von Grösse und Gewicht des Flugzeugs und vom Profil ab. Heute gibt es einige sehr gute Seglerprofile, an denen Turbulatoren mehr schaden als nützen.
 
Wow super. Danke für die Antworten. Auf dem Bild ist zu erkennen das der Turbulator weiter hinten angebracht ist. Aber in dem Video hat er die Streifen am ersten Drittel angebracht. Macht das noch nen Unterschied? Ich möchte mir den andREaS von Höllein kaufen und überlege ob sowas Sinn macht.
 
Bei Modellen muss ein Turbulator, vor allem für Fall 1 in der Regel nahe an die Nase. Für Fall 2 kann auch kurz vor dem Klappenscharnier noch helfen.

Aber beim AndREaS würde ich das lassen. Ein Turbulator ist eine Krücke. Die setzt man nur ein, wenn etwas gebrochen ist, nicht präventiv. Z.T. wird er gleich von Grund auf ins Konzept hinein entworfen, wie z.B. bei modernen Manntragenden an der Flügelunterseite. Das ist hier aber nicht der Fall. Der AndREaS hat gesunde Flächentiefen, ein modernes Profil, und keine Querruder. Gibt keinen Grund, da Stolperkanten auf die Fläche zu kleben.
 
Hi!
Gerade jetzt lässt sich die Position des Zackenbandes leicht erfliegen. Starten - fliegen - landen. Im vorderen Nasenbereich sollte die Fläche beschlagen sein. An die Grenze Richtung Hinterkante, wo kein Beschlag mehr ist, klebt man das Band auf.
Damit habe ich mal etwas experimentiert, schon lange her.
 
.....Im vorderen Nasenbereich sollte die Fläche beschlagen sein. An die Grenze Richtung Hinterkante, wo kein Beschlag mehr ist, klebt man das Band auf.

Das habe ich bei meinen morgendlichen Testflügen mit RES-Modellen oft selbst erlebt.

Im Laminarbereich bleibt das Kondeswasser (entstanden durch den Unterdruck) auf der Flügeloberseite stehen, ab Umschlagspunkt trocknet es durch die turbulente Grenzschicht ab - ist das so richtig??

mfg
der Nichtflügler
 
Im Laminarbereich bleibt das Kondeswasser (entstanden durch den Unterdruck) auf der Flügeloberseite stehen, ab Umschlagspunkt trocknet es durch die turbulente Grenzschicht ab - ist das so richtig??
Ja. Ich denke allerdings nicht, dass das Tauen durch den Unterdruck verursacht wird. Das sind schlicht die generellen atmosphärischen Bedingungen.

Wo ich mir nicht ganz klar bin: Ist der Bereich der Ablöseblase auch trocken? Oder bleibt der Tau da liegen? Die Umschlagblase ist ja eine Zone eher "lahmer" Strömung. Wenn der Tau da auch liegen bleibt, müsste der Turbulator sicher 20 mm vor die Taugrenze.

Abstrichbilder sind da eindeutiger. Peter Wick (oder war es Reini Kaufmann?) hat da vor einiger Zeit ein paar Bilder von einem Test gepostet.

[Edit] Es war reinika
 

UweH

User
Im Laminarbereich bleibt das Kondeswasser (entstanden durch den Unterdruck) auf der Flügeloberseite stehen, ab Umschlagspunkt trocknet es durch die turbulente Grenzschicht ab - ist das so richtig??

Bei meinem ARES nicht, da war es etwas anders. Die laminare Strömung nimmt die Feuchtigkeit vom Tau mit und trocknet den Flügel im Flug, unter der laminaren Ablöseblase ist Totwassergebiet und der Flügel beschlagen, hinter der Blase nach dem turbulenten Wiederanlegen ist der Flügel dann wieder trocken.
Auf den Fotos kann man leider nur erahnen was auf dem Flugfeld sehr gut und reproduzierbar zu erkennen ist:

klein_CIMG2286.jpg
klein_CIMG2287.jpg

Der Turbulator sollte ein Stück vor der Ablöseblase aufgeklebt werden weil die Blase mit dem Anstellwinkel wandert bzw. im anderen Fall etwa 10 mm vor der Scharnierlinie weil die Strömung etwas träge auf Störungen reagiert.

Gruß,

Uwe.
 

UweH

User
seit neuesten klebt man jetzt einen Streifen Haifisch auf die Tragfläche

Das ist nicht neu, es ist nicht nur so alt dass es mir jetzt zu umständlich ist raus zu suchen vor wie vielen Jahren das Thema bei Siggis Profile Light-Artikeln in der Aufwind war, es war sogar damals schon alt :rolleyes:
 

UweH

User
@ Uwe: Wenn ich Deine Bilder richtig interpretiere, dann waren meine 20 mm für die Umschlagblase seeeehr optimistisch...

Hi Markus, die Blase beginnt auf den Bildern vom ARES-Prototyp am vorderen Hilfsholm, kann ich mir leicht merken und ist ~ bei 35 mm = 20 % Flügeltiefe. Bei den Flügen habe ich mit der Normalflugtrimmung geworfen oder Hochstart gemacht und dann sehr wenig gesteuert.
Der Nuri ist 26° gepfeilt, das kann beim ungepfeilten Leitwerker anders aussehen und beim Langsamflug mit höherem CA und kleineren RE kommt die Blase sicher noch weiter vor.

Gruß,

Uwe.
 
Hi Uwe,
der Haifischhauteffekt ist natürlich schon ewig alt um die Luft bzw. Wasserreibung zu reduzieren. Das man die einzelnen Schuppen wie ein Turbolenzband anordnet um mehr Auftrieb bei geringeren Widerstand zu erzielen war mir neu .

MarkusN ,ja das Sauberhalten von solchen Rillenschuppen muss wahrscheinlich sehr penibel erfolgen sonst wirds nix bringen und so leider nur für die Forscher. Aber nett zu wissen das man könnte wenn man wollte.

Happy Amps Christian
 

UweH

User
Das man die einzelnen Schuppen wie ein Turbolenzband anordnet um mehr Auftrieb bei geringeren Widerstand zu erzielen war mir neu

Hi Christian, ja warum denn nicht? Das Thema mit dem sauber halten wurde auch im Artikel von Siggi behandelt und so weit ich mich erinnere war das der Hauptgrund warum die Haifischhautfolie fast nur auf Rümpfe aufgebracht wurde und sich nicht in der breiten Praxisanwendung durch setzen konnte.
Der Haifischeffekt ist ja so was wie Beeinflussung der Oberflächenreibung durch Microturbulenz. Ich denke mal dass ein schmaler Streifen auf dem Flügel entweder nur in sehr kleinem Maße geringfügig über seinem Flächenanteil den Widerstand reduzieren kann oder wie ein konventioneller Turbulator mit ggf verbesserter Form wirkt....aber ich lasse mich da auch gerne von positiven Meßergebnissen überraschen um wieder was neues dazu zu lernen ;)

Gruß,

Uwe.
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
Wer mal nach München ins Deutsche Museum geht sollte sich dort die Flugmodelle genauer ansehen.
Dort hängt ein Freiflugmodell, welches ein ca 1cm vor der Nasenleiste gespanntes Gummiband als Turbulator hat.


Ach ja, wenn Haifisch-Haut so effektiv ist,
warum haben das die doch recht flott fliegenden Turmfalken nicht an ihrem Körper ? ;)
(Sie wärmt nicht) :D



Gruß
Andreas
 

UweH

User
Wer mal nach München ins Deutsche Museum geht sollte sich dort die Flugmodelle genauer ansehen.
Dort hängt ein Freiflugmodell, welches ein ca 1cm vor der Nasenleiste gespanntes Gummiband als Turbulator hat.

Modell mit Turbulenzdraht in der Flugwerft Oberschleißheim, erzeugt eine Karmannsche Wirbelstrecke, eine realtiv widerstandsarme Turbulenz aus regelmäßigen kleinen Wirbeln:

110430 Flugwerft 381.jpg

110430 Flugwerft 382.jpg

110430 Flugwerft 383.jpg

Manche Leute machen das auch hinten am Flügel dran, wahrscheinlich um widerstandsärmer rückwärts einparken zu können, das schont die Karosserie :D

Klein_IMG_1603.jpg

Klein_IMG_1600.jpg

Klein_IMG_1679.jpg

Gruß,

Uwe.
 
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