Leute Leute, wenn ihr bei senkrechten Flügen von
ground speed redet... wie wäre es mit
TS true speed für die absolute Geschwindigkeit und
TAS true airspeed für die Geschwindigkeit relativ zur Luft?
Hat er durch die Thermik quasi Gegenwind im Sturz kann er mehr Airspeed aufbauen.
Ja, TAS ist natürlich höher, aber was nützt das dem Segler, wenn er die senkrechte Sturzlinie verlässt?
Angenommen er fliegt mit 80m/sec nach senkrecht unten in einen Aufwind mit 70m/sec nach oben (es sind übrigens in Cumulonimben bis 100m/sec Aufwind gemessen worden...) - dann passiert zunächst völliger Quatsch der zu dem Quatsch in den Aussagen hier führt:
Nach passieren der Grenzschicht (an der der Aufwind rechtwinklig um die Ecke horizontal abfliessen müsste
) hat der Segler nach etwas seitlichem Versatz in der Grenzschicht eine TS von immer noch 80m/sec, aber eine TAS von plötzlich 150m/sec.
Und jetzt fliegt der Segler eng "90°" um die Ecke...
Die 90° haben es in sich. Wenn der Segler aus
seiner Sicht 90° horizontal fliegt, fliegt er in Wirklichkeit mit 70m/sec nach oben... fast so schnell wie er heruntergekommen ist.
Fliegt er aber aus
unserer Sicht 90° horizontal weg, fliegt er lediglich 27° abweichend von der Senkrechten (!!!) - das bisschen Trigonometrie werdet ihr ja wohl hinbekommen.
Ich hoffe es ist jetzt keiner dabei, der glaubt, dass der arme Segler, der sich plötzlich in 150m/sec TAS befindet und um die Ecke - welche auch immer - fliegt, jetzt auch mit 150m/sec horizontal (wiederum egal, welches "horizontal" man meint) davon und aus der Blase herausschiesst. Wer das glaubt, glaubt auch an
perpetuum mobile und meteorologische Singularitäten in denen die Naturgesetze nicht gelten.
Schliesslich gilt immer noch eines vor allem anderen: das Gesetz der Energieerhaltung. Wenn ihr also einen Segler von oben mit 80m/sec in eine Blase egal welcher Natur (Aufwind, Abwind, Turbulenzen) fallen lasst und der Segler kommt nachher irgendwo seitlich in horizontaler Flugbahn und -lage heraus (bezogen auf ruhige Luft
ausserhalb der Blase!), dann wird er nach kleinen Abzügen für die "Kurvenreibung" noch immer ca. 80m/sec drauf haben.
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Wenn man beim Absteigen durch ein Saufen fliegt, sprich man hat quasi Rückenwind, hat man eine Groundspeed, die größer als die Airspeed ist. Desshalb hat man eine höhere Kinetische Energie und man hat weniger Höhe verbraten. Wenn man danach wieder Aufsteigt um zu gucken, wie viel Energie man verbraten hat, ist dann natürlich ein Bart wieder vorteilhaft.
Da schaudert es mich.
Der Flieger der durch "gute" Luft/Thermik stürzt hat unten eindeutig mehr Energie, daran gibt es für mich in der Praxis keinen Zweifel, das erleben wir ständig. Aus 400m durch gute Luft....Bäm voll Druck. Aus 600 durch kalte die z.B. dem Bart nachzieht der dich grad raufgebracht hat und schwupps für die Höhe nicht viel drin.
Relativ nahe an der Realität, nur unglücklich formuliert. Es ist ganz trocken eine Frage der Energieeinbringung in deinen Segler: Wenn Du durch ein Aufwindblase fliegst, tankt er Energie. Völlig egal ob Du von oben, seitlich oder unten kommst. Du kannst also - verglichen mit einem anderen Segler in toter Luft oder Abwind - diese zusätzliche Energie verbraten. Die Eingangsfrage
Welcher Segler hat nach dem Durchfliegen der Blase/des Saufens den höheren Speed, also hat mehr Höhenmeter verheizt ?
ist schräg formuliert: Wenn beide Segler am gleichen Ort in gleicher Flugbahn herauskommen, ist natürlich der aus der Thermikblase kommende schneller. Die Formulierung "hat mehr Höhenmeter verheizt" ist irreführend, obwohl nicht abwegig: aus Sicht des Aufwind-Seglers hat er ja verglichen mit seinem Saufkumpanen die Flugbahn mit wesentlich mehr Anstellwinkel nach unten durchflogen - ihm kam es so vor als ob er wesentlich mehr Höhe verloren/vernichtet hat als der Saufkumpane. Um genau 20m x Aufenthaltsdauer in der Blase. Jetzt ist es leicht, diese gewonnene potentielle Energie durch Nachdrücken in kinetische Energie umzuwandeln:
Bei einem dreisekündigen Aufenthalt in einem 20m/sec Aufwind verglichen mit Windstille (das entspricht dem +10m/sec vs. -10m/sec der Eingangsfrage) kann man die gewonnenen 60m in 34m/sec Nachdrücken: 122km/h...
Was jetzt seltsam viel erscheint: aber 20m/sec hat man ja auch nicht alle Tage...
Das von mir übertriebene Beispiel macht es aber anschaulich. Es geht um in den Segler eingebrachte Energie:
- Wenn jemand aus Sturzhöhe in ein Abwindfeld hinein einfliegt und auf horizontale Fluglage geht, ist er sauschnell - verliert aber dramatisch Höhe, was er vielleicht gar nicht so wahrnimmt.
- Wenn sein Freund aus gleicher Höhe in ein Aufwindfeld einfliegt und auf horizontale Fluglage geht, bremst er dramatisch ab - gewinnt aber genauso dramatisch Höhe...
- Wenn dieser Freund aber gar nicht horizontal fliegen würde, sondern nur "relativ steil" nach unten, käme er an der gleichen Stelle an wie der "jemand" von Fall 1 - nur wesentlich schneller!!
Die ganzen Diskussionen bei allen Arten von um die Ecke fliegen entstehen nur, weil keine zwei Modellflugkollegen in der Lage sind in wechselnden Windbedingungen an den exakt selben Stellen in Kurven in Gebieten mit unterschiedlichen Auf-/Abwinden einzufliegen UND genauso exakt am Ende (vor allem in selber Höhe!) auszufliegen. Wenn am Ende beide Segler 90° anders orientiert sind, kommt uns die Kurvenflugbahn identisch vor. Das ist aber dramatisch nicht der Fall!
Energie ist Energie, auch beim Modellflug. Perpetuum mobile gibt es bei uns nicht, auch nicht beim dynamischen Kurvenflug bzw.
dynamic soaring.
gN Bertram