DLA 56 hinteres Lager geht auf Wanderung / warum ???

Genie

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Ich habe da ein echt nerviges Problem an meinem DLA 56. Bei mir verschiebt sich das hintere Kurbelwellenlager ohne Fremdeinwirkung in Richtung hinteres Kurbelgehäuse.
Das Kurbelgehäuse ist eloxiert, was schon mal grundsätzlich keine besonders gute Option ist. Dadurch sind die Passungen der alten DLA Motoren problembehaftet. Aus diesem Grund wurde diese Spielerei seitens des Herstellers wieder verworfen.
Das Kurbelgehäuse habe ich bei einem deutschen Händler neu gekaut, es waren aber schon Montagespuren zu erkennen. Offensichtlich wurde ein Motor als Ersatzteilspender geschlachtet.

Bei der ersten Montage hatte ich die neuen Kugellager noch nicht ins Gehäuse eingeklebt. Der Lagersitz war augenscheinlich i.O. . Nachdem der Motor einen kurzen Probelauf absolviert hatte, ging es in die Luft. Super Leistung und kultivierter Lauf für einen Einzylinder. Luftschraube 21 x 12 Dreiblatt SS Engel.

Gleich danach wollte ich den direkten Vergleich zu einer 2 Blatt Luftschraube testen und habe eine Holzlatte 22 x 10 montiert. Die Zentralbohrung war aber nicht optimal und so konnte ich die Luftschraube nur mit etwas mehr Kraftaufwand montieren. Das war`s dann auch schon. Die Kurbelwelle ließ sich nicht mehr richtig durchdrehen, der Zapfen vom Pleullager scheuert am hinteren Kurbelgehäuse. Motor ausgebaut und gesehen, dass das hintere KW Lager nach hinten gewandert ist. Also Motor zerlegt und diesmal beide Kugellager eingeklebt.

3 Liter später fast der selbe Effekt, diesmal aber ohne jegliche Fremdeinwirkung. Vor dem Start dreht die Kurbelwelle komplett frei, der Flug ohne irgendwelche Überraschungen. Nächster Startversuch und die KW dreht mit etwas Widerstand, also nicht ganz frei. Motor zerlegt und schon wieder ist das hintere KW Lager um etwa 1 mm in Richtung hinteres Kurbelgehäuse gewandert.

Warum ???? Die Luftschraube zieht die KW doch immer in Flugrichtung. Wieso wandert meine KW in die entgegen gesetzte Richtung ?

Die verwendeten Lager sind FAG mit erhöhtem Lagerspiel, also C3. Der Kleber für die Lager ist von Loctite. Warum wandert meine Kurbelwelle ???

Falls einer eine Idee hat, dann bitte mal melden. Im Moment bleiben mir nur wenige Optionen.

Gruß Ralf
 
Servus Ralf,

also so ein Phänomen habe ich in 26 Jahren Motorenbau auch noch nicht erlebt! Aber wenn die Passung Lager/ Kurbelwelle korrekt ist (Lager lässt sich nur nach Erhitzen aufsetzen), sollte so eine Wanderung des Lagers eigentlich ausgeschlossen sein.
Loctite vom Typ "Fügen Welle - Nabe" hält eig. alles an Ort und Stelle. Falls die Eloxalschicht das "rutschige" Problem ist, würde ich sie einfach vorsichtig abschleifen, geht auch partiell. Loctite überbrückt Spalten von ein paar Zehntel, wenn es sein muss. Dann muss man aber auch mit Aktivator und Wärme arbeiten: Loctite auf das Lager, Gehäuse erhitzen, Aktivator schnell einpinseln und die Teile ebenso schnell zusammenfügen. Dann die Komponenten bis zum nächsten Tag an einem warmen Ort (z. B. Heizkörper) auslagern. Kugellager erst nach dem Zusammenbau des KW-Gehäuses vorölen! Eine Fettfreimachung der Teile vor dem Zusammenbau ist obligatorisch, z. B. mit Isopropanol.

Da rührt sich normalerweise nix mehr! :D

Gruß,

Robby
 

Genie

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Hallo Robby

Aktivator habe ich keinen verwendet. Eventuell ist auch mein Fügeklebstoff etwas überlagert, denn der ist schon in die Jahre gekommen. Wann braucht man den schon mal ?! Die Klebeflächen sind vorher gereinigt und leicht angeschliffen worden. Mit der Aushärtezeit habe ich es wohl auch nicht so genau genommen. Habe noch kurz nach Loctite Fügeklebstoffen gegoogelt und mir mehr Infos geholt.
Das alles beantwortet aber nicht die Frage, warum das Lager nach hinten wandert. Nach dem Flug habe ich das Modell im Vorbereitungsraum abgestellt und beim nächsten Anwerfen plötzlich der Widerstand an der Luftschraube. Das ergibt doch keinen Sinn !
 
Das "nach hinten wandern" habe ich nicht aufgenommen, da man hier nur Vermutungen anstellen kann:
Dein Motortyp hat kein Lager hinter der KW. Deshalb ist das Hauptlager enormen Wankbewegungen ausgesetzt, die sicher einen "Herausschäleffekt" haben, dem der Zug der Luftschraube unterlegen ist. Im Leerlauf wohl noch mehr wie bei Vollgas.
Die unterschiedliche Wärmeausdehnung von KW und Gehäuse könnte auch mit reinspielen.

Wenn man etwas auseinander baut und eine Welle will sich durch ziehen nicht aus einer Bohrung lösen, versucht man es automatisch mit einer kreisenden Bewegung: das wäre der identische mechanische Ablauf wie bei deinem Motor.:)

Gruß,
Robby
 

Genie

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Hallo Robby

Du hast natürlich Recht, meine KW hat hinten kein weiteres Stützlager. Somit kann sich die KW Welle frei nach hinten bewegen. Der DLE 55 hat da eine einfache Lösung gefunden. Zwischen Hauptlager und vorderem Lager ist noch eine Alubuchse verbaut, die genau den Abstand zwischen den beiden Lagern definiert. Die Buchse drückt nur gegen den inneren Lagerring. Baut man dann den Luftschraubenmitnehmer ein und zieht den Zentralbolzen fest, dann verhindert diese Buchse eine Wanderung des Lagers. Nach vorn kann es nicht, weil das Hauptlager im Kurbelgehäuse den Weg blockiert. Nach hinten kann es nicht, weil das vordere Lager im KW Gehäuse den Weg blockiert. Das war bei dem ersten DLA 32 auch so aufgebaut.

Ob das beim ersten DLA 56 auch so ist, das kann ich nicht sagen. Zwischenzeitlich haben sich die Luftschraubenmitnehmer geändert. Bei den ersten Luftschraubenmitnehmern war die innere Bohrung für die KW durchgängig. Lager, Distanzbuchse und Mitnehmer bildeten eine Einheit, die nicht wandern konnte. Das war bauartbedingt ausgeschlossen. Bei der zweiten Generation ist die Bohrung aber nicht mehr durchgängig. Hier kann man den Mitnehmer nicht mehr bis zum vorderen Lager bewegen. Der Mitnehmer hat nun einen inneren Anschlag für das vordere Ende der Kurbelwelle. Es bleibt immer ein Spalt von etwas mehr als 1,3 mm bis zum vorderen Lager. Daher macht die Distanzbuchse zwischen den Lagern auch keinen Sinn mehr und wurde weggelassen. Und genau diesen Weg kann die KW nun nach hinten wandern. Explosionszeichnungen der verschiedenen DLA Varianten sind nicht zu finden, oder ich bin zu blöd dafür. Was die Zeichnungen betrifft, hällt sich DLA sehr bedeckt. Findest du auch nicht bei den deutschen Händlern.

Als Zwischenlösung habe ich gestern folgendes gemacht: Alles zerlegt und gereinigt, mein letztes Hauptlager mit dem alten Fügenkleber neu eingeklebt ( Klebeflächen natürlich leicht angeschliffen ) und um das hintere Lager herum mit dem Körner ein paar Fixierungspunkte auf dem Gehäuse gesetzt. Kann man sich leicht vorstellen, wenn man sich den Bereich vom Magneten am Luftschraubenmitnehmer genauer anschaut. Da wird es auch so gemacht. Robby weiss sicher, was ich meine. Dann habe ich noch eine kleine Buchse aus Alu gedreht, die den Spalt zwischen vorderem Lager und Mitnehmer fast ausgleicht. Die Buchse kann sich noch leicht drehen. Ich hätte auch eine Anlaufscheibe nehmen können, aber wo soll ich die auf die Schnelle herbekommen. Zum Glück habe ich wenigstens eine kleine Drehbank. Die Wanderung von KW und Lager sollte damit unterbunden sein. So ist jedenfalls die Theorie. Wenn das nicht hilft, dann muss ich zu anderen Maßnahmen greifen.
Es bleibt immer noch die Option den jetzigen Mitnehmer aufzudrehen, sodass der innere Anschlag wegfällt und dann so eine Buchse wie beim DLE 55 einzusetzen. Das wäre dann einfach zu realisieren und ohne weitere Kosten verbunden.
Andere Option wäre das Lager mit dem richtigen Fügenkleber einzusetzen, falls ich hier den falschen verwendet habe. Von Loctite gibt es viele Varianten und ich kann jetzt nicht sagen, welchen genau ich verwendet habe.

Aber deine Erklärung war mir halt wichtig, warum das Lager überhaupt in die falsche Richtung wandern kann. Vielen Dank dafür

Gruß Ralf
 

Bernd Langner

Moderator
Teammitglied
Hallo Ralf

Ansich sollte das vordere Lager festsitzen ebenso das hintere.
Vorne im Lager wird die Welle geklemmt bzw in Position gehalten.
Im hinteren Lager sollte die Kurbelwelle Schiebsitz haben.
Damit werden unterschiedliche Ausdehnung bei Wärme von Gehäuse/Welle ausgeglichen.
Diese Bauweise haben fast alle kleinen Glühzünder mit einseitiger Lagerung
der Kurbelwelle.

Hier mal Beispiel von MVVS
Die Lösung beim 58cc entspricht fast deiner Änderung (Teil 0208)


MVVS 58.jpg

MVVS 58cc

MVVS 50.jpg

MVVS 50cc

MVVS 30.jpg

MVVS 30cc

Bilder sind der Orginalanleitung von MVVS entnommen.
bzw können bei MVVS heruntergeladen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ralf,

die unterschiedlichen Aufbauten im Bereich Lagerung/ Fixierung von KWs sind mir geläufig. Da du dich hier auch super reingedacht hast, wirst du sicher die ideale Auslegung für deinen Motor finden.

Heutzutage wird man an Kleber-Varianten förmlich erschlagen, und das nicht nur von Loctite. Das klassische und von mir für viele Jahre benutzte Produkt war Loctite 638. Will man für sehr kleine Spalte eine bessere Kriechfähigkeit, nimmt man das dünnflüssige 601 oder 603 (eignet sich auch prima zum Schrauben sichern).
Ich bin auf das ergo 4453 umgestiegen, das liegt in seiner Beschaffenheit so zwischendrin und härtet auch schnell aus. Ist halt auch immer eine Ansichts- und Glaubensfrage...:)

Viel Glück!

Robby
 

Genie

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Hallo Bernd

Vielen Dank für deinen Beitrag. Wenigstens weiß ich nun, wie der MVVS aussieht, ohne einen zu haben. Aber in der Sache hat mich das jetzt nicht weiter gebracht. Wie meine Motoren von innen aussehen, dass weiß ich ja schon. Es wäre halt schön gewesen, wenn mein Lager nicht auf Wanderschaft gehen würde. Gut, dass ich beim ersten Zusammenbau nicht gleich die Lager mit dem richtigen Kleber bei einem kritischen eloxiertem Gehäuse eingesetzt habe, das geht jetzt mal auf meine Kappe.
Das diese eloxierten Gehäuse aber auch passungsmäßig Probleme machen, dass sagen uns die aufdringlichen und tollen Werbeauftritte deutscher Verkäufer hier im Forum aber nicht. Das bekommt man erst zu hören, wenn man mal einen echten Motorenbauer kontaktiert. Incl. Tipps zur Mängelabstellung.
Richtige Reparaturen oder Umbauten muss ich nur an den DLA Motoren vornehmen, denn an denen wurde ständig etwas verändert. Seien es die Lager, die Luftschraubenmitnehmer, die Zündungen, die Gehäuse, die Zylinder, die Kolben oder die Kurbelwellen. Also mal ganz davon abgesehen, dass es auch Zwischenlösungen gegeben hat, die dann auch wieder verworfen wurden.

So eine kurzzeitige Zwischenlösung ist dann auch mein eingesetzter Luftschraubenmitnehmer, der irgendwie keinen Sinn gemacht hat. Wenn die KW konstruktionsbedingt nicht an der Wanderung gehindert wird, dann wird sie das im Zweifelsfall auch machen. Das Spiel zwischen Mitnehmer und dem vorderen Lager liegt bei rund 1,3 mm. Das ist aber deutlich mehr, als die KW Platz zum hinteren Gehäuse hat. Praktisch jedes Teil wurde in den letzten Jahren verändert und Ersatzteile sind dafür nicht mehr zu bekommen. Die letzten Ersatzteile habe ich dann bei HobbyKing für den baugleichen Turnigy 32 oder 56 gekauft. Jetzt rate mal, welche Prägung dort z.B. im Kolben oder auf dem Pleul zu finden ist ?

Ich werde den Motor die Tage mal testen und sehen was passiert. Über meine kleine Buchse sollte die Wanderung aber ein Ende gefunden haben, da bin ich mir fast sicher. Ich würde mir die Mühe nicht machen, wenn der Motor ansonsten nicht tadellos laufen würde. Werde mir die Tage noch einen DLE 55 aus Einzelteilen zusammen bauen, nur für den Fall. Mit dem hatte ich keinerlei Probleme und die Einzelteile haben sich seit Jahren nicht verändert. Warum auch, die Konstruktion funktioniert problemlos und zum Glück sind fast alle Teile mit den ersten DLA Motoren kompatibel.
 

Genie

User
kleiner Zwischenbericht

kleiner Zwischenbericht

Nach gut 10 weiteren Flügen , aufgeteilt auf 2 verschiedene Tage, ist an dem Motor nichts mehr auszusetzen. Die KW bleibt nun da, wo sie hingehört. Drehzahlen messe ich nicht so oft, daher auch keine Angaben von mir. Zweiblatt nehme ich die Mezlik 23 x 8 und damit hat der Motor ein leichtes Spiel mit der Sebacher 2,2. Auf die Leistung des Motors kann ich mich jederzeit verlassen, kleine Gasstöße und die Kraft wird sofort umgesetzt. Wenns etwas leiser sein soll, dann nehme ich die Super Silence Dreiblatt 22 x 10. Ohne es gemessen zu haben unterscheiden sich die beiden Luftschrauben nicht im Durchzug. So sehen es auch die Vereinskollegen. Ich bin zufrieden.
Der Grund für das Beenden des Wanderns wurde eigentlich nur durch die zusätzliche Alubuchse erreicht. Die anderen Maßnahmen waren eher unterstützend, hätten allein und auf Dauer aber sicher keine Abhilfe geschaffen. Es kann durchaus sein, dass diese Zwischenlösung von meinem Luftschraubenmitnehmer einfach nur fehlerbehaftet und auf ein falsches Maß gedreht war ( ist ). Ich hätte einfach nur den inneren Anschlag um 1,3 mm weiter ausdrehen müssen, um das Problem zu beheben. Stattdessen habe ich eine zusätzliche Buchse gedreht, die aber den gleichen Effekt erzielt. Machmal sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber der Weg ist hier wohl das Ziel.

Sollte jemand Ersatzteile für den DLA 56 brauchen und keine Hilfe bei den deutschen Händlern bekommen, dann einfach mal nach Ersatzteilen für den DLE 55 suchen. Dann aber auf Originalteile wert legen. Mein zweiter DLA 56 hat letzte Woche eine neue Kurbelwelle vom DLE 55 spendiert bekommen, weil das Nadellager am Pleul schon etwas Luft hatte. Kolben und Zylinder passen natürlich auch, nur der Luftschraubenmitnehmer hat den Magneten an der falschen Stelle. Der lässt sich aber mit der heißen Flamme entmagnetisieren und wenn die Bohrung für den neuen Magneten an der richtigen Stelle sorgfältig gebohrt wird, dann passt der Mitnehmer besser und spielfreier, als das Original und funktioniert perfekt

Gruß Ralf
 
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