Erfahrungen mit alternativen Ölen im Selbstzünder?

akafly

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Es gibt in der Literatur gelegentlich Hinweise zum möglichen Ersatz des Rizinus durch Motorenöle.
Wer hat dazu Erfahrungen: Ölsorte, Sprit-Mischung, Motortyp, Prop und Drehzahl und vor allem Standzeit?

Wesentlich wäre hierbei auch die konstruktive Reserve des verwendeten Motors:
- Kolbenfläche im Verhältnis zur Fläche des unteren Pleuelauges.
- aber auch wie passgenau der Kurbeltrieb gearbeitet ist (Passungen, Winkligkeit, Anordnung ggf. vorhandener Schmierbohrungen)

Nimmt man den Verbrennungsspitzendruck (beim Industrie-Diesel-Direkteinspritzer z.B. 80 bar) auf einen 13er Modelldiesel-Kolben und rechnet die Gaskraft um auf den Kurbelzapfen (z.B. 4x5 mm²) erhält man 80 * (13² pi/4) / (4x5) = 80 * 6,6 = 530 bar. Diesen Druck müsste der Schmierfilm ohne durchzubrechen halten.

Das Verhältnis Kolbenfläche/Pleuellagerfläche wird leider zu gerne von den Methanolern übernommen. Ich denke ist es unter 5 könnte könnte man versuchen ohne Rizinus auszukommen, natürlich auch von der Motorbelastung abhängig.

Was weis die Selbstzünder Gemeinde?

Gruß
Rene'
 
Hallo !

Die kleinen Motoren brauchen das Öl eher zur Kühlung, gar nicht so sehr zur Schmierung.
Ein Clubkollege von mir, der früher erfolgreich F2C (Deutscher Meister) geflogen ist hat mir mal gesagt, als ich ihn gefragt hatte (wörtlich) : "Ach für unsere Nelsons haben wir immer 5-7% genommen, irgend ein Leichtlauföl von der Tanke, was gerade da war"

In den MTR-Renndieseln (Kugellager & AAC) verwenden wir im Club 12-15% Mineralöl. Bei den Retromotoren würd ich nicht unter 15% gehen, eher 18-20%. Ether nur so viel, dass er anspringt, mehr kostet nur Leistung..
Ansonsten nehme ich für Taifun & co den Fertigsprit von Simprop.

Grüße,
Sebastian
 

akafly

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Hallo Jungs,

@Tobias
- ich habe nicht die Oberfläche des Hubzapens berechnet, sondern die Pressung (Druckfläche senkrecht zur Pleuelkraft)
- es gibt effektiven Mitteldruck (wovon keine Rede war) und Spitzendruck. Letzterer stammte beispielhaft von einem Saugdiesel, den ich selbst indiziert habe. Das übernehme ich als >Größenordnung< für den Modellmotor. Ich hatte auch mal einen Rasenmähermotor indiziert, aber einen 2 ccm Modelldiesel noch nicht. Stelle mir das lustig vor, wenn der Drucksensor schon halb so groß ist wie der Kolben.

@Sebastian
so wenig Mineralöl? kann mir kaum vorstellen, dass damit die Pleuel überhaupt halten.
Ich habe kürzlich mein Pleuel unten 0,5 mm verschlissen. Der MVVS Junior 2 kam noch aus der Schachtel. Ich war noch beim Einstellen innerhalb der ersten Läufe um mich an die nötige Kompression vorsichtig heranzutasten und wunderte mich, dass ich recht bald 1/2 Drehung weiter war als 3 Tankfüllungen zuvor... naja, wenn das Pleuel kürzer wird.
Mischung: Ehter 40%, Petroleum 30% und 30% vollsynthetisches 2-Takt-Öl (Motul 800 weil zur Hand). Was mir erst hinterher auffiel, der Hubzapfen war nicht komplett (rund-)überschliffen sondern hatte auf 1/3 des Umfanges noch die ungeschliffene Oberfläche, ca. 1/100 tiefer als das Schleifmaß....kann also auch daran gelegen haben.

Der arme Junior... Habe mir was gebaut um den Zapfen rund zu schleifen, sowie das Pleuelauge mit Rotguss ausgebuchst. Nun traue ich mich nicht so recht weiter zu experimentieren, deshalb mein Thread.

Wäre schön wenn sich hier paar Datensätze mit funktionierender Mischung ohne Rizinus sammelten. Das Flächenverhältnis soll die Vergleichbarkeit verbessern.

Gruß
Rene
 

akafly

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1. Datensatz

1. Datensatz

Versuchsobjekt Jena 1
Kolbendurchmesser 11,0 mm
unteres Pleuelauge Dmr. 4 x 4,5 mm²
Kolbenfläche / Pleuelauge = 5,3
Gebrauchsmotor bei geringer Leistungsbelastung
40% Äther, 30% Petroleum, 30% Öl Motul 800
--> einige Tankfüllungen bisher ohne erkennbaren Verschleiß

Wenn ich wieder Zeit habe wird die Laufzeit erhöht, ggf. dann der Ölanteil reduziert, in Maßen.

Gruß
Rene
 

akafly

User
Datensatz 2

Datensatz 2

Versuchsobjekt Jena 1
Kolbendurchmesser 11,0 mm
unteres Pleuelauge Dmr. 4 x 4,5 mm²
Kolbenfläche / Pleuelauge = 5,3
Gebrauchsmotor bei geringer Leistungsbelastung
Luftschraube 180x100 mm, schlankes Blatt
Drehzahl 10500 rpm (seltsamer Weise 500 rpm weniger als mit 30% Petroleum)
35% Äther, 40% Petroleum, 25% Öl "Addinol pole position high speed 2 Takt"
--> erstmal 2 Tankfüllungen, bisher ohne nennenswerten Verschleiß im unteren Pleuellager

Kann also den Rest der Mischung noch verfeuern. Dann gehe ich mit dem Ätheranteil wieder etwas hoch, da lief er gleichmäßiger durch.
Das Öl habe ich mir übrigens ausgeguckt, weil es fast an SAE 50 heran kommt.

Gruß
Rene
 

akafly

User
Datensatz 3

Datensatz 3

Versuchsobjekt Jena 1
Kolbendurchmesser 11,0 mm
unteres Pleuelauge Dmr. 4 x 4,5 mm²
Kolbenfläche / Pleuelauge = 5,3
Gebrauchsmotor bei geringer Leistungsbelastung
Luftschraube 180x100 mm, schlankes Blatt
Drehzahl 10600 rpm
37,5% Äther, 37,5% Petroleum, 25% Öl "Addinol pole position high speed 2 Takt"
--> nochmal eine halbe Stunde Laufzeit, wieder kein Verschleiß im unteren Pleuellager sichtbar.

Die verwendete Ölsorte scheint mit 25% Anteil für Retromotoren standfest zu sein. Es kommt schon aus der Flasche spürbar zäher als andere synthetische Öle, wenn auch deutlich dünnflüssiger als Rizinus. Mir fehlen Daten um die Viskosität des verwendeten Addinolöles mit Rizinus bei hohen Temperaturen zu vergleichen. Ich kann mir aber gut vostellen, dass dieses Addinolöl an den heißen Motorstellen dem Rizinus nicht nachsteht.

Ich weis was ich wissen wollte. Rizinus ist auch im Selbstzünder nicht unersetzlich.
Wer möchte kann mit kleineren Ölanteilen weiter experimentieren (oder seine Motoren weiter verkleben;)).
Wäre schön wenn hier noch Ergebnisse dazu kämen.

Ansonsten...Tschüß
Rene'
 
Hallo !

Zu deinem 2ccm Junior Diesel :
Fertigungsfehler - da hättst du auch 50% Hightech Öl nutzen können und das hätt nichts geholfen.

Ansonsten :
So lange du mehr als 25% Öl im Motor nutzt ist es ziemlich egal welches - Dazu eine Anekdote :

Ein Modell-Rennbootfahrender Freund von mir hat in seiner Jugend mit seiner Gruppe an einem Wettkampf teilgenommen. Damals wurden noch Selbstzünder gefahren. Damit der Sprit garantiert frisch ist, haben die den immer erst direkt vor Ort gemischt.
Nun haben sie aber Äther und Petroleum mitgehabt, aber das Rizi vergessen. ..

Mist..

Am Ende sind sie in den Konsum, das Einzige, was sie bekommen konnten wo Öl drin war waren Fischkonserven. Damit haben die dann wirklich den Sprit gemischt und sind mitgefahren... Die 2,5ccm Jena-Motoren haben das anstandslos mitgemacht, nur die Kähne haben wohl bestialisch gestunken danach :D

Was ich damit sagen will - solange du nicht an die Grenzen gehen musst funktioniert fast alles...

Grüße !
 

akafly

User
...richtig. Solange sich ein durchgängiger hydrodynamischer Schmierspalt einstellt reicht auch Wasser, bloß dafür müsste die Drehzahl schon sehr, sehr hoch sein:eek:

Es ging mir hier nicht um den 2er Junior, sondern überhaupt um die Möglichkeit Rizinus betriebssicher zu ersetzen.
Das Öl
https://www.motor-oel-guenstig.de/s...0/1-liter-addinol-pole-position-high-speed-2t
ist für den Rennsport und enthält keine Vormischkomponente. Somit ist "mehr Schmierstoff" in der angesetzten Mischung als bei Standard-Zweitaktölen.
Mit seiner höheren Grundviskosität und dem (sicherlich) hohen Viskositätsindex kommt es bei Betriebstemperatur nahe an Rizinus heran.

Es hätte mich gereizt auszutesten, wie weit man den Ölanteil damit reduzieren kann, im Vergleich zu Rizinus. Ich könnte dafür ein Pleuel opfern, aber dann hätten wir nur einen Motor für den die Grenze nachgewiesen wäre. Würden sich hierfür mehr interessieren, auch Nutzer von Renndieseln und würde hier eine Datenbasis entstehen, könnte man Verallgemeinerungen treffen wie vielleicht: 15% Addinol ersetzen 10% Rizinus, oder so.

Aber die Mehrheit der Modellflieger macht wohl lieber das was es schon gibt.:cry:

Gruß
Rene'
 
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