Der KNALLFROSCH - F-250 Tiefdecker oder: Kein Plan? - Kein Problem!

Cowling

Cowling

Der Motor kommt wie gesagt vor den Kopfspant, sollte also durchströmt werden, ohne nackt in der Gegend zu stehen.
Rein kommt die Luft vorne von alleine, und zum Abfließen sind seitlich die Kanäle im Rumpf. Für die Haube entsteht wieder eine einfache Tiefziehform aus Balsa:



Dann muss wieder Verpackungsmaterial herhalten...



...und schon stimmt die Linie:



Damit haben wir alle Elemente zusammen. Mal sehen, wie das zusammengefügt aussieht.

Rohbau komplett

Rohbau komplett

Mit den Tiefziehteilen und fertig verschliffenen Leitwerken sieht das jetzt schon nach Flugmodell aus:



Die komplette Zelle wiegt 73g:



Und jetzt kann auch das Turtle Deck vom Rumpf getrennt werden.



Vor dem Finish fehlt noch die QR-Anlenkung.

QR-Anlenkung

QR-Anlenkung

Weil heute kaum noch jemand glaubt, dass man für die Querruder keine zwei Servos braucht, geh ich da nochmal etwas ausfühlicher drauf ein.

Das QR-Servo sitzt zentral in der Fläche, die “Tasche“ dafür kann man weiter oben auf dem Bild des noch offenen Flügels sehen.

Als erstes werden zwei gleich lange Stücke Stahldraht (hier: 1,2mm Durchmesser) einmal rechtwinklig gebogen und passende, ca. 12mm lange Stücke Bowdenzughülle aufgefädelt:



Die schon gebogene Seite sitzt später im Rumpf und ist etwa 25mm lang. Als nächstes werden spiegelbildlich je eine weitere 90° Biegung eingebracht, dieser Teil steckt später im Querruder:



Die beiden ruderseitigen Stücke sind auf ca. 15mm abgelängt, damit sie hinterher nicht aus dem 20mm tiefen Ruder rausgucken.

Die Querruder werden auf der Flächenoberseite anscharniert, also muss hier auch die Drehachse der Anlenkung liegen:



In die Querruder kommen jetzt noch passende Löcher, in denen später die Anlenkung verklebt wird. Sieht dann komplett so aus:



Ist natürlich alles noch nicht verklebt.

Wir befinden uns damit im Zustand Ready To Cover!

QR-Anlenkung

QR-Anlenkung

Weil heute kaum noch jemand glaubt, dass man für die Querruder keine zwei Servos braucht, geh ich da nochmal etwas ausfühlicher drauf ein.

Das QR-Servo sitzt zentral in der Fläche, die “Tasche“ dafür kann man weiter oben auf dem Bild des noch offenen Flügels sehen.

Als erstes werden zwei gleich lange Stücke Stahldraht (hier: 1,2mm Durchmesser) einmal rechtwinklig gebogen und passende, ca. 12mm lange Stücke Bowdenzughülle aufgefädelt:

Anhang anzeigen 1994984

Die schon gebogene Seite sitzt später im Rumpf und ist etwa 25mm lang. Als nächstes wird spiegelbildlich je eine weitere 90° Biegung eingebracht, dieser Teil steckt später im Querruder:

Anhang anzeigen 1994985

Die beiden ruderseitigen Stücke sind auf ca. 15mm abgelängt, damit sie hinterher nicht aus dem 20mm tiefen Ruder rausgucken.

Die Querruder werden auf der Flächenoberseite anscharniert, also muss hier auch die Drehachse der Anlenkung liegen:

Anhang anzeigen 1994986

In die Querruder kommen jetzt noch passende Löcher, in denen später die Anlenkung verklebt wird. Sieht dann komplett so aus:

Anhang anzeigen 1994987
die leicht nach vorne geneigten Anlenkhebel sind die mechanische Differenzierung!

Ist natürlich alles noch nicht verklebt.

Wir befinden uns damit im Zustand Ready To Cover!

Modellbau at its best!

Zwischenspiel: heute fliegen

Zwischenspiel: heute fliegen

Der Knallfrosch hat heute seinen 2., 3. und 4. Flug gemacht.


Abwerfen...


...und Spass haben (es war noch seeeehr früh)

Neben der Erkenntnis, dass der Vogel einwandfrei funktioniert, sind meine 3S450er Akkus unangenehm aufgefallen: ich wusste garnicht, wie asthmatisch die sind! Trotzdem ging der Knallfrosch noch senkrecht, aber richtig ist anders.

Da traf es sich gut, dass der Modellbaufritze auf dem Weg beim heutigen Ausflug nach Dortmund liegt. Der hat jetzt sein Lager an 3S450er LiPos leer

Die sind auch schon alle auf mein System umgelötet, so dass es morgen an die ernsthafte Erprobung gehen kann.


in guter Gesellschaft

Doch noch ARF

Doch noch ARF

So schnell geht das von RTC zu ARF:



Wer Modelle nur in diesem Zustand aus bunten Kartons zieht, weiss gar nicht, was er auf dem Weg dahin verpasst. Das ist nur Konsum, und es ist auch klar, dass so nach kaum 10 Flügen der Wunsch nach einem neuen Verschleissteil aufkommt.

Meinen ersten Eigenbau fliege ich jetzt seit 12 Jahren, und der ist immer noch nicht langweilig.

Mir ist schon klar, dass das jeder selbst wissen muss und dass ich mit meiner Art der Modellfliegerei in der absoluten Minderheit bin. Das ist mir aber genauso egal wie die Frage, ob jemand das in Zukunft noch so machen will und wird. Ich zeig euch den Kram einfach, und wenn es auch keine Nachahmer geben sollte, dann ist der Fred zumindest für mich eine schöne Erinnerung an die Entstehung eines neuen Flugmodells.

Da hat man was. Was eigenes. (Loriot)

Der Spruch passt, weil ein Modell etwa so relevant ist, wie ein Jodeldiplom

H.
_{zuweilen etwas verkopft}

Zwischenspiel 2: Flugerprobung

Zwischenspiel 2: Flugerprobung

So,
heute war ich mit den neuen Akkus draussen, um dem Knallfrosch auf den Zahn zu fühlen. Mit dabei war auch der älteste Hangarbewohner:


Hotstepper (12J) und Knallfrosch (7Tage)

Zufällig nutzt der Hotstepper dieselben Akkus, und weil die taufrisch sind, dreht er die 3x3“ Latte mit echten 30.000/min. Das hört sich gut an und macht noch mehr Spass, wenn das kleine Ding in anderthalb Meter Höhe mit gut 100 Sachen in drei Meter Entfernung an dir vorbeizischt

Aber reden wir vom Knallfrosch.
Der Start ist völlig entspannt, man packt ihn mit Daumen und Zeigefinger vor der Fläche, gibt Vollgas und schiebt ihn in die Luft. Ist so einfach, wie es sich anhört.
Er zieht gerade weg, ohne Tendenz in irgend eine Richtung.



Die Ruderreaktionen um alle Achsen sind sehr ausgewogen und direkt. Ich fliege wie immer ohne Expo und Flugphasen. QR kommt linear und bei Bedarf sehr zackig, aber kein bisschen nervös. HR ist dank reichlich Hebelarm auch keineswegs hektisch, sondern angenehm direkt. SR bewirkt wie gewünscht nichts ausser Gieren.

Auf dem Rücken braucht er etwas Tiefe, ist auch kein Wunder mit 0,9° EWD. Ist aber überhaupt nicht störend, es bleibt genug Ausschlag übrig für nachdrückliche Manöver.



Rollen kommen sehr sauber, die Differenzierung passt anscheinend. Es war sehr windig heute, so dass manche Figuren etwas verpustet wurden, aber der Knallfrosch liegt sehr ruhig und stabil (habe ich schon erwähnt, dass natürlich kein Kreisel an Bord ist?). Da profitiert er von der in Richtung Stabilität tendierenden Auslegung.

Ein echtes Schauspiel sind Turns. Sauber steuerbare Drehung im Scheitelpunkt, und kein Nachpendeln auf dem Weg nach unten. Abfangen beliebig tief, weil absolut kalkulierbar.

Überziehtest: aus dem Stillstand eine Nickbewegung, und zwei Meter tiefer wieder voll steuerbar.

Trudeln einleiten geht wie mit nem Lichtschalter, und er hört sofort auf, wenn die Ruder wieder neutral stehen.

Der Landeanflug geht fast von alleine (beim Erstflug war der erste Anflug bei Fuss), der Zwerg gleitet sehr ordentlich, trotzdem kann man das Sinken ganz easy dosieren. Über dem Zaun die Pulle rausnehmen und dann bis zum Aufsetzen hungern, hungern, hungern. Dank Spezialprofil gibt es keine Tendenz zum Abkippen, obwohl das Ding fast schon erschreckend langsam wird.

Dann liegt er da, und für die ersten Flüge hatte ich die Uhr auf sechs Minuten stehen.


285mAh

Die sechs Minuten lasse ich so, denn vom Vollgasanteil her war noch Luft nach oben

A propos Vollgas:
Der Knallfrosch geht wie die wilde Wutz, wenn er soll. Weil er nur 1/3 der Grösse eines alten RC-1 Bombers hat, aber deutlich mehr als halb so schnell ist, wirkt ein Mark 20 dagegen wie eine lahme Ente.
Trotzdem ist mit dem 4,75x4,75“ APC Speed genug Durchzug vorhanden, um ganz dosiert mit Halbgas zu turnen, und die Reserven für die Hebefiguren zu nutzen.

Wenn euch das jetzt so vorkommt, als hätte ich Spass gehabt, dann ist das eine Untertreibung

H.

Moin Holger,
das Modell und dein Bericht gefallen mir sehr gut, es führt zum bekannten "Jucken in den Fingern" zum nachbauen.
Ich lass es trotzdem lieber sein, denn der Kleine entschwindet meinen alten Augen wahrscheinlich in kürzester Zeit.
Also bleib ich lieber bei meinen 5s- bzw. 10s-Fliegern.

Hi Hans,
Du kannst ihn ja einfach verdoppeln. Oder mal drei nehmen und mit 5S fliegen. Oder mal vier mit 10S.
Der Clou ist ja, dass die Grösse nicht festliegt, denn das Konzept funktioniert in jedem Fall.

Klar ist die Performance einem Wettbewerbsmodell unterlegen, aber auf 85-90% kommst Du alle Male. Und das bei nur 10% des Aufwandes...

Bei mir setzt jedenfalls der Typ an den Knüppeln die Grenzen, nicht das Modell

Im nächsten Kapitel geht es dann um die Fertigstellung und den Erstflug.

So long,
H.

Von ARF zu RTF

Von ARF zu RTF

Der Baubericht neigt sich seinem Ende zu.
Die Motorhaube zuschneiden...



...und von innen lackieren:



Flächen und Leitwerke mit dem Rumpf verkleben ist der nächste Schritt. Und dann muss ja noch die QR-Anlenkung an ihren Platz.

Also erstmal maßnehmen...



...ansetzen...



...und einfädeln:



Alle Ruder werden mit Tesafilm anscharniert. Die Kabinenhaube kommt mit UHU Alleskleber an ihren Platz, und schon ist der Vogel bis auf den RC-Einbau komplett:

Von ARF zu RTF

Von ARF zu RTF

Schöne Neue Welt: für den Knallfrosch habe ich 4g Analogservos zum Stückpreis von €7,- gekauft. Hätte es sowas schon vor 40 Jahren gegeben, hätte ich die 3+kg Phase gleich übersprungen
Wegen der zentralen QR-Anlenkung brauchen wir auch nur drei Stück davon. HR und SR werden auf direktem Weg mit 1,2mm Stahldraht angelenkt. Alle Einbauten sind dank Turtle Deck frei zugänglich, und es sieht ziemlich aufgeräumt aus in dem kleinen Vogel:



Damit ist der Knallfrosch komplett. Mit einem 3S450mAh Akku im vorderen Abteil liegt der SP in der Gegend des Holms - und bevor einer fragt: genauer weiss ich's nicht.
Meinem Credo zufolge sollte der Schwerpunkt beim Erstflug im NP der Tragfläche liegen. Hier haben wir aber ein relativ grosses HLW gepaart mit reichlich Hebelarm, so dass der gesamt-NP ein gutes Stück weiter hinten liegen dürfte. Und schon sind wir auf wundersame Weise bei der (in Wirklichkeit nicht existenten!) 1/3t-Regel


RTF


Abfluggewicht. Ziemlich gut getroffen, die angepeilten 200g

Den Erstflug habe ich dann an einem Sonntagabend gemacht. Es war ein reiner Shakedown, also nur ein Funktionstest, weil an diesem 5. August 2018 um die Zeit immer noch 30°C herrschten.

Ich habe ihn gegen den leichten Wind abgeworfen, und wenn ich die QR-Gestänge etwas sorgfältiger genullt hätte, wären alle Trimmungen auf null geblieben. Der Knallfrosch flog von Anfang an stoisch geradeaus, und alle Ruder zeigten die etwartete Wirkung.
Mehr wollte ich für dieses Mal nicht wissen, und so habe ich ihn nach knapp drei Minuten wieder reingeholt. Der Gleitwinkel ohne Antrieb ist beliebig kontrollierbar, und so hab ich ihn mir gleich im ersten Anflug vor die Füsse gehungert. Vielleicht sollte ich mir das Profil doch patentieren lassen. Nur mit den Koordinaten wird's schwierig...



So lag er dann im verbrannten Gras. Mission accomplished hat mal ein amerikanischer Präsi gesagt, und im Gegensatz dazu stimmt diese Feststellung bei meinem “RC-1/3“ Flieger tatsächlich.

Also wenn in eurem Kopf etwas rumschwirrt, das ihr schon immer mal bauen wolltet: traut euch! Die beschriebene Methode birgt wenig Risiko und hohes Spasspotential.

Fliegen ohne Bauen taugt genauso wenig, wie Bauen ohne Fliegen. Auf die Balance kommt es an.

Danke für eure Aufmerksamkeit!
H.

Danke Holger...

Danke Holger...

... für diesen Schnellkurs! Viel Spass mit dem Kleinen.

Super, quasi aus dem Nichts ist da ein wirklich schöner Flieger entstanden,
finde ich sehr gelungen, Respekt!

Namensgebung

Namensgebung

Hinter den Kulissen haben mir ein paar Leute unabhängig voneinander sehr taktvoll, aber unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie den Vogel zwar gut, seinen Namen aber nicht so gut finden.

Ich lass ja mit mir reden, und hinzu kommt noch, dass “Knallfrosch“ zu lang ist, um auf das kleine Modell zu passen.

Also hab ich mir Gedanken gemacht:

Die direkten Übersetzungen wären
a) Firecracker (gibt's schon ein paar von)
b) Squib (ist so ungebräuchlich, dass ich es mir selbst nicht merken kann)

Mein Arbeitstitel für diesen Vogel war WTF-250. Das würde aber eine Veröffentlichung in US-Foren praktisch ausschliessen.

Und so hab ich das alles über Bord geworfen und mich auf die Kernkompetenzen meiner Konstruktion besonnen, und die bestehen nun mal eindeutig darin, ziemlich geradeaus und ohne Schnickschnack, also ohne Tand und Täuschung zu sein.

Und deshalb heisst er jetzt

NO HOAX



das passt drauf


von unten sieht er übrigens so aus

Und damit ist das Modell wirklich fertiggestellt. Ab jetzt wird nur noch geflogen.
Dafür ist er gemacht!
H.

Moin Holger,
schickes Modell!! und ein wirklich klasse Bericht!!! Im Herbst ist mein Baubrett bestimmt mal eine zeitlang frei.

Grüsse, Kai

Holger....
Als nächstes dann bitte nen Scale-Nachbau al'a Curare, Matador, Kwikfly etc. :-P

Richtig cooles Gerät :-)

Grüße
Max v.P.

v.p. schrieb:

....
Als nächstes dann bitte nen Scale-Nachbau al'a Curare, Matador, Kwikfly etc. :-P

Zum Vergrößern anklicken....

Hi Max,

der hier fliegt doch schon wie sowas, und Du kennst doch meine Allergie gegen Nachbauten
_{und gegen Curare insbesondere}

Kai,
der blockiert das Baubrett nicht lange. Ich schätze meinen auf ca. 25h, allerdings war der Tiefziehklotz für die Kabinenhaube schon da. Also nur zu!
Ganz so instant wie der Kookaburra ist er aber nicht
H.

Fliegen, fliegen, fliegen

Fliegen, fliegen, fliegen

Heute waren fast Laborbedingungen. Leichter Wind, 18°C, teils bedeckt. Da kann man gut ausprobieren



Ein zufällig vorbeikommender Zuschauer war erstaunt, wie ruhig der No Hoax in der Luft liegt. Davon ausgehend habe ich mal ein paar Elemente des klassischen RC-1 Programms versucht.



Eine (im Verhältnis) so grosse Kubanacht bin ich glaube ich noch nie geflogen.
Dasselbe gilt für den doppelten Immelmann, der mit dem Kleinen richtig großräumig aussieht.
Die drei schnellen Rollen gehen ohne grosse Korrekturen wie an der Schnur.
Bei der Vierpunktrolle merkt man die EWD, denn im Messerflug muss man etwas drücken, damit er geradeaus geht.

Messerflug geht gut, es gibt keine Tendenz zum Rausdrehen, so dass man sich auf die Dosierung des Tiefenruderausschlags konzentrieren kann.



Das breiteste Grinsen kam aber heute von den Vollgas-Snaps, insbesondere den gestoßenen: der Vogel wirbelt ansatzlos rum und rastet nach Loslassen der Knüppel sofort ein. Voll gut.

Die Turns hatten wir ja schon, aber seit heute weiss ich, dass linksrum oder rechtsrum gleich gut geht.

Alles in allem ein voller Erfolg. Und das alles praktisch lautlos, denn der kleine Prop nutzt seine Energie für Vortrieb statt Krach, und aerodynamische Geräusche gibt es auch nicht. Da zahlen sich wohl die unsichtbaren Ruderanlenkungen (bis auf SR) aus.

Zufriedener Gruss,
H.

Holger, 'Squib' wäre IMO aber auch igendwie cool... sorry!