Absturz- Video

f4bscale

User
Gedanken zum Absturz des Modells von Christover Bredford in Untersiggenthal 2016:

https://www.youtube.com/watch?v=7e8mMSZmJAA

Im Video des Fluges von Christover kommt es in der 12. und 13. Sekunde der 5. Flugminute zu einer Situation, die den Absturz des Modells zur Folge hat.

Anlass zum Nachdenken gab mir die Betrachtung des Videos in Zeitlupe. Bis zu einem Zeitpunkt bei einem Leinenwinkel von 45° schien alles noch in Ordnung zu sein (1 bis 2). Kurz danach drehte das Modell schlagartig nach innen und war nicht mehr abzufangen(3)

Christover  Absturz 1.jpg

Meine Vermutung:

Von Position 1 bis 2 ist die Hand des Piloten vermutlich noch vor dem Modell.
Zwischen Position 2 und 3 muss die Hand des Piloten hinter der gedachten Geraden zwischen Pilot und Modell zurückgeblieben sein.
Dadurch dreht sich das Modell in Richtung Mittelpunkt des Flugkreises.
Ein Gegenimpuls durch Laufen in Flugrichtung, wie es der Pilot gemacht hat, ist auf Grund des notwendigen langen Laufweges und der dazu erforderlichen Laufgeschwindigkeit unmöglich. Eine sehr schnelle Bewegung des Armes in Flugrichtung und Laufen entgegen der Flugrichtung hätte einen Gegenimpuls erzeugt. Es ist allerdings fraglich, ob das bei einem schweren Scale Modell zum Erfolg geführt hätte.

Zur Verdeutlichung die richtige Armhaltung beim Normalflug.

Blickrichtung beim Fesselflug.jpg

Die Hand des Piloten ist immer vor dem Modell.

Beim Kunstflug sollen die Figuren durch den Arm vorgezeichnet werden. So ist es in verschiedenen Beiträgen in Foren nachzulesen. Auch hierbei ist die Hand vor dem Modell.


Eine Situation wie im Video erlebt man bei Kunstflugmodellen selten. Meist war dann die Motoreinstellung schlecht. Das Modell fliegt mit einer zu geringen Geschwindigkeit und erzeugt nicht mehr genügend Fliehkraft.
Kunstflugmodelle sind wesentlich leichter und haben heute meist verstellbare Leinenführungen. Diese werden beim Einfliegen des Modells optimal eingestellt, so dass eine fehlerhafte Einstellung und Fehler des Piloten beim Vorzeichnen der Figuren im Normalbetrieb nicht mehr wirksam werden.

Anders beim Scale Modell:

Scale Modelle sind meist schwerer als Kunstflugmodelle und benötigen entsprechend mehr Fliehkraft. Die Leinen haben auch einen größeren Querschnitt und damit mehr Luftwiderstand, was zu einer stärkeren Durchbiegung der Leinen entgegen der Flugrichtung führt. Diese verstärkt das nach innen Drehen des Modells.
Verwenden wir jetzt den bei Kunstflugmodellen üblichen Winkel der Rückverlagerung der Steuerleinenführung von 2° bis 5°, vergrößert sich auch der Einfluss der Handhaltung des Piloten bezogen auf die Flugbahn. Bewegen wir zum Beispiel die Hand in Flugrichtung dreht sich das Modell nach außen. Die Leinen werden zusätzlich zur Fliehkraft gespannt. Je größer der Winkel der Leinenrücklage ist, desto stärker ist dieser Effekt. Bleibt die Hand allerdings hinter der Flugbahn zurück, dreht sich das Modell bei kleinerem Rücklagewinkel zur Kreismitte. Bei richtiger Leinenrücklage wird das Modell immer durch die Fliehkraft nach außen gedreht. Der Einfluss einer falschen Handhaltung, bezogen auf die Flugrichtung verringert sich.
Ein zu großer Winkel allerdings verstärkt die Drehung des Modells nach außen. Dabei vergrößert sich aber auch der Stirnwiderstand des Modells. Das sollten wir wegen der dadurch verringerten Fluggeschwindigkeit berücksichtigen.

Nach meiner Auffassung war im Falle des Absturzes des Modells von Christover das Zurückbleiben der Pilotenhand verantwortlich für die Drehung des Modells zur Kreismitte. Bis zu einem Leinenwinkel von 45° war ja alles noch in Ordnung. Mit Sicherheit hätte ein stärkerer Motor und ein größerer Winkel der Leinenrücklage das Problem vertuscht. Die höhere Fluggeschwindigkeit, zumindest im Wingover, hätte ein stark vom Original abweichendes Flugbild ergeben. Sicherlich wären Abzüge beim Realismus des Fluges die Folge.
Der Zusammenhang von Rücklagewinkel der Leinen und Handhaltung des Piloten ist nicht nur bei Kunstflugfiguren von Bedeutung.

Auch der Langsamflug zum Beispiel beim Demonstrieren der Landeklappenfunktion oder beim Landen mit möglichst vorbildgetreuer geringer Landegeschwindigkeit erfordert die Beachtung dieses Zusammenhangs.

Hierbei kann zum Beispiel stärkerer Seitenwind zur Ursache eines Verlustes von Leinenzug werden. Scalemodelle haben oft im Vergleich zu Kunstflugmodellen eine größere Rumpfseitenfläche, was den Seitenwiderstand des Rumpfes erhöht und damit die Kraft, die der Fliehkraft bei Seitenwind entgegenwirkt, vergrößert. Allerdings ist im Horizontalflug das nach innen Drehen des Modells besser zu fühlen und eine Gegenreaktion des Piloten erfolgt oft schneller.

Meine Schlussfolgerung:

Bei Scalemodellen sollte der Winkel der Leinenrücklage besser mehr als 5° betragen. Es macht demnach auch Sinn, verstellbare Leinenführungen vorzusehen.
Im Training ist auf exakte Armhaltung Wert zu legen.
Sollte Kunstflug für das Modell vorgesehen werden, ist die Verwendung von Motoren von 15 bis 20 cm³ zu empfehlen. Das Modellgewicht muss dabei so gering wie möglich sein.

Wolfram
 
Mein erster Eindruck:
Strömungsabriss wegen mangelnder Motorleistung,
dadurch schiebt der Flieger nach links, seitlich, über die Flächen weg.
Der Luftwiderstand und das Gewicht der Leinen haben die Linksdrehung noch unterstützt.
Aber wie immer,
irren ist menschlich,
wer nicht irrt,
ist kein Mensch.

Gruß Peter
 

Dix

User
Moin,

auch mein Eindruck: Zu wenig Motorleistung, zu steil hochgezogen, abgekippt nach links. Nichtmehr steuerbar, weil die Seilspannung weg ist.

Der Flieger hat genau das gemacht, wofür er gebaut ist. Stabil fliegen. Hat sich die Fahrt selbst geholt....
 

Dix

User
Mahlzeit!

Dazu kommt noch die nicht unerhebliche Gewichts- und Widerstandskraft der Seile am Flügelende. Dieses kann der voreingestellte Seitenruderausschlag irgendwann auch nicht mehr ausgleichen.
 
Wingover....

Wingover....

... mit einem Scalemodell?

Das probiert doch keiner ernsthaft!
So gemütlich, fast schwerfällig wie sich dieses Modell die ganzen 5 Minuten bewegt hat, habe ich ein Gefühl für die Flächenbelastung und das Leistungsgewicht bekommen. Damit käme ich nicht im Traum auf die Idee einen Wingover zu probieren (jedenfalls nicht ohne Zusatzraketen).

Wenn der Pilot kein Anfänger ist, könnte ich mir vorstellen, dass die Tiefenruderleine gerissen ist:
Vollausschlag Höhenruder - Strömungsabriss - Absturz - Einschlag.

Gruß Andreas
 
Ergänzung

Ergänzung

Spätestens bei TC Ende 5:10 hätte jeder halbwegs erfahrene Fesselflieger kräftig am Tiefenruder gerissen um Schlimmes abzuwenden.
Bei TC 5:11 war schon alles zu spät. Das Unglück nahm seinen Lauf.
Ich tippe auf ein technisches Problem.

Gruß Andreas

p.s. Kommen die Scaler am 12.-14.10.18 wieder nach Hammersbach? Wir können die Flugfigur dort ja mal nachstellen...:rolleyes:
 
Zitat Andreas:
Wir können die Flugfigur dort ja mal nachstellen...
Zitat Ende.

Tja...….gut wäre
wenn die Frankfurter Airport Feuerwehr vorher dort den Schaumteppich auslegt .

Gruß
Peter
 

f4bscale

User
Ich nehme an, dass Scaler nach Hamersbach kommen. Allerdings wird keiner der deutschen Piloten sich auf das Experiment einlassen.

Die Freunde aus Tschechien fliegen Wingover mit 4,5 bis 5 kg Modellen mit entsprechend großen Motoren seit Jahren erfolgreich. Allerdings finde ich die Powerfliegerei nicht sehr schön. Ein realistisches Flugbild sieht anders aus. Auch bei den Punktwertern gibt es da unterschiedliche Auffassungen.

Mit Modellen wie Christover es in Unttersiggentahl gezeigt hat, ist man am Limit. Es wäre sicherer gewesen eine ander Flugfigur auszuwählen. Aber das muss jeder Pilot selbst entscheiden. Zumal alle Wahlfiguren zu denen der Wingover gehört den gleichen Koeffizienten in der Wertung haben.

Die Anmerkungen zur Position der Leinenführung und Körperhaltung war mir aber wichtig an diesem Beispiel aufzuzeigen. Leider gibt es vom Absturz der Jak-6 des polnischen Freundes Malota bei starkem Seitenwind vor einigen Jahren in Leszno kein Video. Im Horizentalflug bei 2m Flughöhe. Die Flugbahn sah allerding ähnlich aus. Nach innen drehen und über die Fläche abgekippt.

Wolfram
 
Jetzt hab ich den Vorteil beim Fesselfliegen erkannt:








Man muss das Wrack nicht suchen:cool:

H.
der sich den nicht verkneifen konnte, aber trotzdem mit dem Unglücksraben mitfühlt
 
hängt eben an den Seilen...nachlaufen und gut ist.
Es gab aber auch schon Fesselflugmodelle
die nach einem Leinenriss im Maisfeld verschwunden sind.
Da dauerte die Suche etwas länger.

Gruß
Peter
 

f4bscale

User
Wingover

... mit einem Scalemodell?

Das probiert doch keiner ernsthaft!
So gemütlich, fast schwerfällig wie sich dieses Modell die ganzen 5 Minuten bewegt hat, habe ich ein Gefühl für die Flächenbelastung und das Leistungsgewicht bekommen. Damit käme ich nicht im Traum auf die Idee einen Wingover zu probieren (jedenfalls nicht ohne Zusatzraketen).

Gruß Andreas

Damit wir uns besser verstehen:

Der Wingover bei Scale Modellen sieht auch etwas anders aus als der im Kunstflug.

Wingover Scale.jpg

Auch der Übergang vom Horizontalflug zum Steigflug hat keinen Radius von 1,5m. Der Radius sollte nach Auffassung der Punktwerter auch dem Vorbild entsprechen. Bei einer Extra oder Z-50, Su-26 wäre ein engerer Radius gut. Mit einem Warbird kann er schon etwas weiter sein. Ich erinnere mich an den Meisterschaftsflug von Stephan Rätsch mit seiner P-47 2005 in Bitterfeld. Stephan hat damals allen gezeigt wie es geht.

W.
 
Vermutlich zu hohe Flächenbelastung gepaart mit zu geringer Motorleistung,
haben den Flieger bei diesem Manöver entgleisen (Strömungsabriss) lassen.
Für dieses Manöver hatte offensichtlich die Motorleistung nicht ausgereicht.

Wenn man die Flächenbelastung und Motorleistung
im Verhältnis bei dem Manntragenden Flieger und
dem Fesselflugmodell vergleicht,
hätte der Manntragende Flieger bestimmt das doppelte Abfluggewicht und
würde beim TURN auch seitlich abschmieren,
Strömungsabriss eben.

Erschwerend kommt noch hinzu ….
der Manntragende Flieger hatte keine Stahltaue am Flügelende die er zwangsläufig ziehen muss.


Gruß
Peter und
schöööönen Feiertag
 

Dix

User
Flächenbelastung? Bei dem Pappdrachen? Ich glaube nicht...

Zum Strömungsabriss, hier sind zwei Vorfälle zu beobachten gewesen.
1. Seitliches Ausbrechen im Steigflug: Aufgrund des Seilwiderstandes an der Flügelspitze. Hätte klappen können, war nur etwas zu langsam, und ist deshalb reingedreht in den Kreis unter Verlust der Seilspannung.
2. Kurz vor dem Aufschlag: Seile spannen sich, Höhensteuer wird wieder kontrollierbar, Höhenruderausschlag ist zu groß, Strömungsabriss mit Trudeln (Abkippen nach links, mehr geht ja nicht wegen der Seile). Boden aua. Flieger kaputt.
 
Ich muss an dieser Stelle doch mal dem vorschnellen Eindruck entgegentreten, dass es sich bei Chris Bradford um einen Anfänger handele. Ich hatte das Vergnügen, mit ihm 1989 auf einem tollen Wettberwerb in Näfels/Schweiz antreten zu dürfen. Er war zu dieser Zeit der Spitzenpilot der britischen Scale-Szene und Teilnehmer an EM und WM. Obendrein ein sehr sympatischer und humorvoller Mensch.
Seine Nieuport war ein Top-Modell und so leicht, dass Chriss ohne Mühe Wingovers und Loopings damit fliegen konnte - was ich ihm dann auch mit meiner kleineren Gulfhawk nachzumachen gelang. Er gewann natürlich auch diesen international besetzten Wettbewerb.
Vielleicht hat sein Modell seit damals etwas "zugenommmen" und der Motor an Leistung "abgenommen,aber Chris war schon ein ernstzunehmender Experte.

Karl-Georg
 
Hallo !

Ich hab das Video noch mal angesehen, ich meine, es gibt oberhalb der Bäume Turbulenzen, da bei etwas höherer Flughöhe immer mit dem Heck zu Tanzen anfängt.
Direkt vor dem Wingover hatte er auch so eine Bewegung, die er mit in die Figur genommen hat. Von der Startposition her würde ich ableiten, dass er den Wingover in den Wind geflogen ist.
Für mich siehts also aus, als ob er hat in einem ungünstigen Taumelwinkel am anfang des Wingovers eine Turbulenz abbekommen hat, die ihm das Modell in den Kreis gedrückt hat. Durch die Unruhe in der Flugbahn konnte sich das Modell nicht mehr stabilisieren.
Strömungsabriss würde ich nicht sagen, da das Modell eigentlich genug fahrt hatte und auch nicht nennenswert durchgesackt ist.

Frage an die Scale experten : wie verhält sich bei einem so großen Modell die unterschiedlich schnelle Anströmung am außen- und Innenflügel ? Wie weit bekommt man den unterschiedlichen Auftrieb bei symmetrischem aufbau kompensert ? War evtl die Fläche im Laufe der Zeit verzogen (Aussenflügel mehr EWD als Innen) ? Das könnte vielleicht den kleinen Dreher nach innen Kurz vor dem Aufschlag erklären (da hatten die Leinen keinen Flugmechanischen einfluss mehr auf die Flug-Stabilität).. Dadurch würde das Modell auch Windempfindlicher, da es nur noch durch die Fliehkraft stabilisiert wird
 
Auffällig

Auffällig

ist dass der Flieger beim Steigflug um die Längsachse hin und
her pendelt, quasi wie Queruder links,rechts,links, rechts.
Das schlagen , pendeln der Fläche überträgt sich auf die Leinen und
die Spannung derer wart Ade.
Der Leinenwinkel lag nach meinem Augenmaß weit über 60 Grad.

Was die Unruhe selbst in den Flieger brachte ,
ich war kein "LIVE" Augenzeuge vor Ort,
ist für mich pure Spekulation ? Windböen ?, Turbulenzen ?,
Spaß an (ein sog. Luftloch ?) Spaß aus.
Für mich letztendlich unklar,...alles Spekulatius...und
die gibt es erst zu Weihnacht.

Gruß
Peter
 

f4bscale

User
Danke Karl - Georg. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Außer, dass ich es alles live miterleben musste.
Peter bringt es auf den Punkt. Vieles ist Spekulation.
Ich allerdings habe bezüglich Piloteneinfluss und Position der Leinenführung Erfahrungen gesammelt. Auch mit meinem aktuellen Modell.

Es gibt physikalische Grenzen, diese gilt es auszuloten. Das ist mein Anspruch.

W.
 
Zitat Wolfram
Es gibt physikalische Grenzen, diese gilt es auszuloten. Das ist mein Anspruch.
Zitat Ende

Wenn die Zentrifugalkraft gepaart mit Auftriebskraft
geringer ist als die Erdanziehungskraft,
geht der Kräftevektor nach unten gen Erde.
BTW Physik war mein Lieblingsfach.
Das ist mein Anspruch.

Hätte sich das Modell beim Steigflug nicht aufgeschaukelt,
was zusätzlich zu Fahrtverlust führte,
wäre das Manöver bestimmt geglückt.
Das war leider eine unglückliche Verstrickung verschiedener negativer Einflüsse in Sekundenbruchteile.

Irren ist menschlich.
Wer nicht irrt, ist kein Mensch.

Gruß
Peter
 
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