Ein Quantensprung bei der Flugleistung

Zitat Allerhopp: Angenommen Andreas Modellpolare ist korrekt, macht es Sinn den "sweet spot" um 12m/s zu kennen und einstellen zu können? Einstellen definiere ich so, dass ich am Sender eine Flugphase programmiere, die den Segler mit 12m/s im Leistungsoptimum fliegen lässt. Diese Einstellung ist doch zulässig und ich darf sie auch Einstellen nennen, oder?

Ist es generell für Euch unbedenklich, wenn man stattdessen z.B mit 15m/s fliegt, wo das Sinken um fast 30% größer ist?

Beim Freiflug geht man sogar noch weiter. Man trimmt so hoch, dass der Flieger im Geradeausflug pumpen würde, nur der Kreisflug verhindert das dann.

Beim gesteuerten Modellflug kann ich mit sehr wenig Ruderausschlag die Geschwindigkeit von 15 m/s auf 12 m/s verringern, und da normalerweise im Geradeausflug getrimmt wird, ist ganz nebenbei, bei jeder Kurve (auch flachen großräumigen) ein entsprechender, händisch gesteuerter, Höhenruderausschlag notwendig um am geringsten Sinken dran zu bleiben.

Die Betrachtung eines stabilen Flugzustandes alleine sagt nichts über die Leistungsfähigkeit eines Modelles aus, sondern immer nur etwas über den einen Flugzustand.

LG

Franz

P.s.: Basis: SP, EWD und sonstiges befinden sich in einem sinnvollem Bereich.
 

Björn

User
Hi Allerhopp,

wenn du meine Ausführung gelesen hast, dann kennst meine Antwort zu deiner Frage ob es "Sinn" macht so etwas zu haben...

Einstellen wie Uwe sagt durch empirisches Testen, ggf. unterstützt durch Simulationsdaten. Durch letztere kennst zumindest in etwa das Fenster was Sinn machen sollte.

Bzgl. dem schnelleren Fliegen: Ja warum nicht....du kommst nur schneller runter. Aber das verbietet dir ja niemand und ist teils auch notwendig....siehe meine Ausführung zur "Strecken" Flugphase etwas weiter oben.

Ich glaube so langsam fällt der Groschen oder? Das Einstellen der Fluggeschwindigkeit bzw des Auftriebsbeiwertes hat halt eigentlich nichts mit dem Abfangbogen zu tun, sondern mit Erfahrung und anderen Messgrößen / Bewertungskriterien

Gruß Björn
 

Tern

User
Eigentlich Interessant..

Eigentlich Interessant..

Die Grundfrage, wenn ich es richtig verstanden habe, war ja, warum ist ein weiter hinten liegender Schwerpunkt leistungsfördernd.
Diese Frage hatte ich mir auch mal gestellt und bin auf folgende Antwort gekommen ....

Interessant wird die Frage nach dem Schwerpunkt bei dynamischen Flugzuständen.
Hier kann man auch ohne Messaufwand eine deutliche Veränderung hin zu mehr Leistung feststellen.

Bei unseren Fliegern muss das Leitwerk in der Regel Abtrieb liefern, um das Moment des Schwerpunktes auszugleichen.
Verlegt man den Schwerpunkt nach hinten, so muss das Leitwerk entsprechend weniger Abtrieb erzeugen, um das Flugzeug im Gleichgewicht zu halten.

Wenn man nun mit 40m/s in die Wende einfliegt, so kommt bei einem 25m Wendenradius einiges an Zentrifugalkraft dazu.
Diese wirkt im Schwerpunkt. Das Flugzeug wird schwerer.

Das Leitwerk muss mehr Abtrieb erzeugen, um im Gleichgewicht zu bleiben.

Mehr Abtrieb heisst aber, dass der Flügel mehr Auftrieb leisten muss um die Lage zu behalten.

Mehr Auftrieb heisst mehr induzierter Widerstand.

Ist jetzt der Schwerpunkt weiter hinten, so ist weniger Abtrieb am Leitwerk nötig und dadurch weniger Auftrieb am Flügel .
Der induzierte Widerstand ist kleiner.
Die Leistung unseres Flügels in der Wende besser.
Wir kommen mit mehr Geschwindigkeit aus der Wende.

Resultat: Der Flieger ist „bissiger“ und macht mehr Spass.

Konsequenzen nach einer Schwerpunktverschiebung nach hinten:
-Mehr Leistung bei Wenden oder bei schnellen und engen Flugmanövern (Beispiel: F3F Wende und Pumpen; F3b Speed Wende und Strecke
-Für den stationären Flug ist der Leistungsgewinn nach diesem Denkansatz quasi nicht vorhanden
-Weniger Höhenruderausschlag nötig
-Weniger Differenzierung nötig und dadurch mehr Querruderwirkung
-Leitwerk wird aerodynamisch entlastet es muss weniger Abtrieb erzeugen
-Flugzeug wird instabiler um die Querachse

- Das ganze hat auch Grenzen und wird irgendwann lebensbedrohlich für unseren Flieger.

Der Flugzustand heisst: „Highspeedstall“ ;
Dieser tritt bei einer schnell geflogenen Wende mit engem Radius auf.
Ursache ist ein Strömungsabriss am Leitwerk

Markus
 

reinika

User
Konkrete Fragen an die Experten:

Angenommen Andreas Modellpolare ist korrekt, macht es Sinn den "sweet spot" um 12m/s zu kennen und einstellen zu können? Einstellen definiere ich so, dass ich am Sender eine Flugphase programmiere, die den Segler mit 12m/s im Leistungsoptimum fliegen lässt. Diese Einstellung ist doch zulässig und ich darf sie auch Einstellen nennen, oder?

Ist es generell für Euch unbedenklich, wenn man stattdessen z.B mit 15m/s fliegt, wo das Sinken um fast 30% größer ist?

Kennt ihr den "sweet spot" jedes Modells und könnt ihn jederzeit fliegen? Woher kennt ihr ihn, Erfahrung, Abfangbogen, Simulation, Messen, andere Experten fragen?

Ich weiss nicht worauf Du hier abzielst?
Es liest sich, als würdest Du annehmen andere Piloten fliegen nur eine einzige Geschwindigkeit :rolleyes: Kein Mensch tut das mit RC Seglern.

Grundsätzlich wird jedes Modell auf ein sogenanntes Auslegungs Ca (Auslegungsgeschwindigkeit) hin entworfen und eingestellt. DAS IST NIE BESTES GLEITEN, ODER SINKEN!
Diese Grundeinstellung wählt man vorzugsweise so, dass sämtliche anderen geforderten Geschwindigkeiten innerhalb der Steuergrenzen fliegbar sind.
Du kannst diese Grundeinstellung auch auf die wichtigste Flugaufgabe hin ausrichten (zb. GPS Streckenflug), trotzdem muss jede andere geforderte Geschwindigkeit möglichst einfach und widerstandsarm abrufbar sein.

Und JA, man muss eine Vorstellung davon haben WO sich die entsprechenden Maxima einstellen. Logisch.
Feststellen tu ich das mittels Berechnungen, Referenzflugzeugen, Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Die Abfangbogen meiner Segler kenne ich nicht, die sind je nach Schieberstellung anders.

Dieses umtrimmen auf andere Geschwindigkeiten kann man zb. mit dem Höhenruder steuern, oder mit Flugphasenschaltung, oder wie bei mir mit einem Schieberegler, der Wölbklappen und Höhenruder in passender Weise verstellt.

Du siehst also, es ist müssig auf dieser Grundeinstellung rumzuhacken. Wie Steffen schon mal schrieb, legt man damit vor Allem die Steuerbarkeitsgrenzen fest.

PS. Kleiner Nachtrag: Steuern ist ausdrücklich erlaubt! :D
 

Gast_74695

User gesperrt
Ich weiss nicht worauf Du hier abzielst?

Erst mal danke an alle, die die Diskussion bis hierher ausgehalten haben. Dein Post stellt einige grundsätzliche Dinge klar.

Mir ging es ganz egoistisch darum, meine Messergebnisse interpretieren zu können. Meine Annahme war, dass der Schwerpunkt Einfluss auf die Leistung hat, weil ich nur mit "vorderem" Schwerpunkt die niedrigen Geschwindigkeiten der Leistungsoptima fliegen konnte. Da ich die Geschwindigkeit beim Messen immer trimme und nicht steuere, scheiden Pilotengewohnheit etc. komplett aus. Also gibt es einen anderen Faktor. Die Re-Zahl in Kombination mit dem MH32? Aber das macht eigentlich auch wenig Sinn. Leitwerk aerodynamisch überlastet? Keine Ahnung ....

Diskussionstechnisch kommen wir, glaube ich, nicht weiter. Ich werde jetzt einen "modernen" Segler vermessen, meine 4m Maxa, und schauen, was ich dort wiederfinde. Die Maxa flog von vorneherein sensationell, da hatte ich nie das Gefühl, etwas verbessern zu müssen (und wollte auch kein 5mm Loch in die wunderschöne Abdeckung bohren ;)). Ich fliege sie leicht kopflastig.

Es gibt noch ein altruistisches Motiv, möglicherweise haben sich ja auch andere Kollegen im "großen Mysterium CG/EWD/Anfangbogen" (i love it) verirrt, sind unzufrieden und werden mit meinem Ansatz glücklicher.

Nebenbei war mir natürlich noch wichtig, die Erinnerung an einen großen Sportsmann wachzuhalten ;)
 
Hallo,


Interessantes Thema,
ich lese hier schon eine ganze Zeit lang mit und "versuche" zu verstehen und etwas daraus zu lernen, hier und da kann ich auch Ansätze finden mit denen ich etwas anfangen kann.
Wollte auch hier nicht schreiben da ich keine Ahnung habe!
Aber ich gehöre zu den Segelfliegern die versuchen ihre Modelle auf beste Ergebnisse Was auch immer das für den ein oder anderen bedeuten mag einzustellen (ich denke Vorlieben würde besser passen, oder lange oben bleiben)

Dabei schiebe ich den CG eigentlich immer weiter nach hinten, als es die Vorgabe sagt.
Dabei versuche ich den Zustand zu erreichen, das dass Modell "willig" auf die Ruder reagiert speziell die roll Achse das ist mir meist zu träge und das es sich "gut" in der Thermik kreisen lässt, klar man kennt es vom hören sagen CG nach hinten "ergibt Leistung" wenn das was ich hier so lese drüber nachdenke bekomme ich die Leistung die man durch das zurückverlegen des CG gewinnt daher, das man mit hinten liegendem CG mit deutlich geringere Ruderausschläge fliegt und ich denke daher weniger Widerstand / "bremst" ?


Was mir gar nicht klar ist, hier wird gesprochen vom geringsten sinken, wenn ich meine Segler so Trimme das sie sehr langsam sind und dementsprechend wohl im geringsten sinken sind, verschlechtert sich zumindest bei meinen Modellen die Ruderwilligkeit und somit das Kurvenflugverhalten extrem zum schlechten, sprich die Kiste wird sehr unwillig um sich in die Kurve zu legen und auch da zu bleiben, die Wahrscheinlichkeit das dabei die Strömung abreist ist sehr groß anstatt in den gewollten kreis zu fliegen.

Was mache ich da bei meiner Einstellungen oder denke ich einfach nur falsch?

Wenn meine Äußerungen hier irgendwie gar nicht hinpassen einfach diesen Post ignorieren, ich dachte halt es passt so in etwa.
 

Gast_74695

User gesperrt
Was mir gar nicht klar ist, hier wird gesprochen vom geringsten sinken, wenn ich meine Segler so Trimme das sie sehr langsam sind und dementsprechend wohl im geringsten sinken sind, verschlechtert sich zumindest bei meinen Modellen die Ruderwilligkeit und somit das Kurvenflugverhalten extrem zum schlechten, sprich die Kiste wird sehr unwillig um sich in die Kurve zu legen und auch da zu bleiben, die Wahrscheinlichkeit das dabei die Strömung abreist ist sehr groß anstatt in den gewollten kreis zu fliegen.

Moin Mario,

du kannst das doch messen, ich weiß das zufällig ;) Wie ist denn das geringste Sinken bei diesem Segler? Wie stark steigt das Sinken bei deiner Komforteinstellung? Expo ist ausgeschaltet? OK, das letzte war ein Joke :D

Ich finde das Fliegen bei optimaler Leistung weder unwillig, noch stalle ich regelmäßig. Aber man kann halt auch nicht erwarten, im Thermikkreis an jeder Stelle die gleichen Bedingungen vorzufinden. Thermik ist wie Formel1 wenn es gerade anfängt zu regnen, frag mal Vettel ;) Ein Dreher oder bei uns ein Stall hat doch immer auch etwas unterhaltsames :)
 
Der Flugzustand heisst: „Highspeedstall“ ;
Dieser tritt bei einer schnell geflogenen Wende mit engem Radius auf.
Ursache ist ein Strömungsabriss am Leitwerk
Einverstanden mit Deinen Auführungen, bis hierhin.

Warum soll ein geringer belastetes HLW bei engen Manövern eher abreissen? Der Abriss erfolgt am Flügel. Weil das mit hinten liegendem SP wirksamere Leitwerk den eben schneller in den kritischen Anstellwinkel bringt.
 

Gast_74695

User gesperrt
....hier mal ein Bericht , welcher selbst an Modell-Segelflugzeugen ne interessante Anwendung finden könnte !!! Mini-Kameras gibt"s ja nun genug...!!;)

https://www.dg-flugzeugbau.de/bibliothek/der-seitenfaden

Das habe ich bei meiner langen Suche nach der optimalen Einstellung vor 4 Jahren schon probiert. Der Erkenntnisswert war relativ gering. Man sieht aber ganz gut, wie turbulent die Thermik ist und wie bescheiden das eigene Können. Insofern war es doch lehrreich ;)
Übrigens natürlich auch mit einem Strömunsabriss 13:09 :D

https://www.youtube.com/watch?v=81LiJiOzXzg&list=PLDygmiM0zXbHGKSaVN26mbROE6t6lsywK
 

Steffen

User
Wenn man nun mit 40m/s in die Wende einfliegt, so kommt bei einem 25m Wendenradius einiges an Zentrifugalkraft dazu.
Diese wirkt im Schwerpunkt. Das Flugzeug wird schwerer.

Das Leitwerk muss mehr Abtrieb erzeugen, um im Gleichgewicht zu bleiben.
Ähm, nein.
Das Leitwerk macht in der Wende Auftrieb.

Ist jetzt der Schwerpunkt weiter hinten, so ist weniger Abtrieb am Leitwerk nötig und dadurch weniger Auftrieb am Flügel .
Der induzierte Widerstand ist kleiner.
Die Leistung unseres Flügels in der Wende besser.
Wir kommen mit mehr Geschwindigkeit aus der Wende.
Das Leitwerk macht dann mehr Auftrieb aber mit weniger Ruderausschlag.

Daraus resultieren aber wirklich nur recht kleine Widerstandsunterschiede. Selbstverständlich hat ein schlechter eingestellter Schwerpunkt etwas mehr Widerstand, der Unterschied ist aber so klein, dass man das nicht merken kann. Die Leistungsunterschiede bei der Vermessung damals waren auch nur mit erheblichem Messaufwand feststellbar und sind eine Größenordnung unter den Leistungsunterschieden, wenn ich nur ein bischen die falsche Geschwindigkeit fliege.

Resultat: Der Flieger ist „bissiger“ und macht mehr Spass.
Der Eindruck liegt aber nicht an besserer Leistung respektive weniger Widerstand, sondern an der besseren Wendigkeit.

Bei den großen gibt es genug Untersuchungen, die belegen, dass der Schwerpunkt nur minimale Einfllüsse auf die Leistung hat, aber erheblich unterschiedlich von den Piloten wahrgenommen wird.

Wir hatten mal eine mächtig im vorderen Schwerpunktbereich betriebens ASK 21 die vor allem nach zurücknehmen des Schwerpunktes den Trimmbereich von 90-120 auf 80-200 erweiterte. Alles fühlte sich besser an, kurbeln, vorfliegen, beschleunigen...

Der Flugzustand heisst: „Highspeedstall“ ;
Dieser tritt bei einer schnell geflogenen Wende mit engem Radius auf.
Ursache ist ein Strömungsabriss am Leitwerk
Ein highspeedstall ist nicht an einen Leitwerksabriss gekoppelt und ein Leitwerksabriss tritt bei gedämpften Ruder mit einem weiter hinten liegenden Schwerpunkt immer weniger auf.

Erscheint Paradox, ist aber so, da das Leitwerk zwar mehr Auftrieb macht, aber dabei weniger Klappenauschlag hat und letztendlich größere Auftriebe liefern kann.

Für Pendelleitwerke ist es daher anders rum.

ist schon manchmal bischen kompliziert ;-)
 

mademax

User
Wende

Wende

Steffen: Ähm, nein.
Das Leitwerk macht in der Wende Auftrieb.

Max: ach so, Du drückst in der Wende, interessant!

Gruß Max
 

Tern

User
@Steffen
Sorry...aber in der Wende ziehe ich und dadurch macht das Leitwerk Abtrieb.

@MarkusN
So genau kann ich das nicht belegen, das es nur am Leitwerk liegt.

Hatte bereits 2x das Vergnügen eines Highspeedstalls.
Das geht so schnell, das ist bei so hoher Geschwindigkeit.
Du fliegst die Wenden wie immer und dann das...eine kleine Böe oder etwas zuviel Ausschlag und ab in den Hang.
Bei mir war es so, dass ich nach einer Reparatur vergessen hatte den Schwerpunkt zu prüfen.
Höhenruderausschlag gleichgelassen hatte. Resultat Einschlag am Hang nach 20 min F3F Training.

Meine Theorie: Das Leitwerk kann durch den hinteren Schwerpunkt leichter eine Anstellwinkeländerung für den Flügel und auch für sich selber machen und weil das so leicht geht, merkt der Mann am Knüppel das nicht und zieht durch...

Es handelt sich um einen Grenzbereich. Vielleicht sind es auch Kombinationen aus Leitwerkabriss und Flügelabriss.
Aenderung des Leitwerkprofils am Radical Jazz hat hier zusätzliche Reserven geschaffen, somit gehe ich von einem Leitwerkproblem aus.

Markus
 

Steffen

User
@Steffen
Sorry...aber in der Wende ziehe ich und dadurch macht das Leitwerk Abtrieb.
Nein, das ist falsch.

Ja, Du ziehst, aber dabei erhöhst Du den Anstellwinkel und das Leitwerk macht mehr Auftrieb durch Anstellwinkel als Abtrieb durch Höhenruderausschlag.

Es ist einfach so:
Langsamflug (=hohe Auftriebsbeiwerte/hohe Anstellwinkel): Leitwerk macht Auftrieb
Schnellflug (kleines cA/alpha): Leitwerk macht abtrieb.

Wenn man das andersrum annimmt, kommt man zwangsläufig auf falsche Ergebnisse.
 

Steffen

User
Steffen: Ähm, nein.
Das Leitwerk macht in der Wende Auftrieb.

Max: ach so, Du drückst in der Wende, interessant!
nein, aber es macht trotzdem Auftrieb.

Denk mal darüber nach wo der Neutralpunkt des Flugzeuges liegt und wo der Neutralpunkt des Flügels.

Daraus wird sofort klar, dass Fliegen bei höheren Anstellwinkeln mehr Auftrieb am Leitwerk macht.

ist einfach so, kann man nix dran ändern.
 
HLW Ab-oder Auftrieb..!!

HLW Ab-oder Auftrieb..!!

.....ich setze einmal so an :

Zwischen Langsamflug und Schnellflug wird es einen Punkt geben , wo das Leitwerk weder Abtrieb noch Auftrieb liefern muss (HLW CA =0 )Wird dieser "neutrale"Geschwindigkeits Punkt "wieder

verlassen werden sich wieder irgendwelche HLW CA positiv/negativ..einstellen.


Bild 1.jpg
Punkt HLW CA=0:


Bild 2.jpg
Im Bereich Langsamflug (linkes Bild)haben wir am HLW - Auftrieb (auch bei nach oben ausgeschlagenen Ruder,was eigentlich Abtrieb erzeugt)
....Schnellflug (rechts im Bild)....HLW- Abtrieb ....(auch, bei nach unten ausgeschlagen Ruder,was eigentlich Auftrieb erzeugt)


Tabelle zu Modellpolare.jpg
hier sieht man die jeweiligen HLW CA (bei vorgegebenen/festen Schwerpunkt)...zu den entsprechenden Tragflächen CA ,..also Langsamflug/Schnellflug.....!
..also nach links positiv (Auftrieb)....,..rechts von "Neutral" oder Null...dann negativ (-Abtrieb)
 
Meist, außer bei deutlicher Schwerpunkvorlage, Auftrieb am dann ungünstigeren (S-Schlag-) Höhenleitwerksprofil.

Es verschiebt sich ein Teil des erzeugten Auftriebes vom Flügel zum Leitwerk. Das Flugzeug fliegt ja insgesamt mit mehr Anstellwinkel durch die Luft, es gilt somit auch für das Höhenleitwerk der höhere Anstellwinkel.

In einem Looping oder im Kurvenflug usw. wird ein Teil der ,,Kräfteverschiebung" nicht ausgeglichen und ergibt dadurch die Richtungsänderung.

Wenn man den Auslegungspunkt oder die Trimmung eines Modelles in einem Bereich optimiert (z.B.: geringstes Sinken) sind zwangsläufig im entgegengesetztem Flugzustand überdimensionale Ruderausschläge nötig.
Dadurch ergeben sich mitunter sehr widerstandsträchtige Auftriebs - Profilformkombinationen.

Dass ein nach oben ausgeschlagenes, Höhenruder Auftrieb erzeugen kann wird bei folgendem Gedankenexperiment klar:

Ich reduziere die Flügelfläche und vergrößere die Höhenleitwerksfläche - Entenflügel

ich reduziere die Flügelfläche auf 0 und vergrößere die ungepfeilte Höhenleitwerksfläche weiter - Brettnurflügel

LG

Franz

P.s.: Bei entsprechender Schwerpunktvorlage reduziert sich im Langsamflug der Abtrieb hinten und wird im Schnellflug mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
In einem Looping oder im Kurvenflug usw. wird ein Teil der ,,Kräfteverschiebung" nicht ausgeglichen und ergibt dadurch die Richtungsänderung.
Jein. Das gilt nur für den kurzen Moment der Rotationsbeschleunigung. Sobald die Rotation konstant ist, sind die Kräfte wieder im Gleichgewicht.

Was aber spürbar ist, vor allem in engen Manövern: Durch die Rotation haben Leitwerk und Flügel nicht mehr die gleiche Anströmrichtung. Das erhöht den Anstellwinkel am HLW in der Wende erheblich.
 
Hallo,

also zunächst mal mein Kompliment an Steffen (stellvertretend für die "Stimmen der Vernunft" hier ;)). Nicht aufgeben!

Dann: ganz offensichtlich geistert immer noch die Vorstellung durch manche Köpfe, dass ein Ausschlag am Hlw einen sinnrichtigen Auf-/Abtrieb erzeugt. Basiert wahrscheinlich auf der (fast richtigen) Vorstellung, dass wenn ich z.B. in einem bestehenden Gleichgewichtszustand, in dem das Hlw Auftrieb liefert, ziehe, und der Schwanz daher nach unten geht, am Leitwerk eine abwärtsgerichtete Kraft, vulgo Abtrieb, entstanden sein muss. "Fast" aus zwei Gründen: 1. Es kann ja sein, dass durch den Ausschlag nur weniger Auftrieb - aber eben noch kein Abtrieb - enstanden ist, es geht also um eine Differenzkraft, die in diesem Fall in Richtung "Abtrieb" zeigt (auch wenn das Hlw nach wie vor Auftrieb liefert). Diese "Abtriebs-Differenzkraft" führt zu einer Drehbewegung "Schwanz runter" um die Querachse. 2. Sobald ein neuer, zum Klappenausschlag passender, Gleichgewichtszustand erreicht ist, wird noch mehr Auftrieb am Hlw erzeugt. Fazit: Ich brauche paradoxerweise erstmal weniger Auftrieb am Hlw um in einen stabilen Zustand mit mehr Auftrieb am Hlw zu kommen. Was vermutlich in den Köpfen sitzt, ist der Teil 1., das ist jedenfalls meine Vermutung aus Gesprächen mit einigen Kollegen.

Hilft es vielleicht für das grundsätzliche Verständnis, sich einen unverwundenen elliptischen Flügel vorzustellen, der in Bezug auf die l/4-Linie ungepfeilt ist? Ohne Reibungseffekte gilt, dass die Auftriebskraft genau in der l/4-Linie angreift und dass der Momentenbeiwert C_M25 um die l/4-Linie konstant ist. Im Gleichgewicht muss gelten, dass Auftrieb = Gewicht, andererseits ist A ~ v*v*C_A. Damit legt der Auftriebsbeiwert C_A die Geschwindigkeit v fest. Nun ist das Flügelmoment um l/4 entsprechend M25 ~ v*v*C_M25, es ändert sich also stark mit der Gechwindigkeit. Jetzt haben wir schon fast alles was wir zum Verständnis brauchen. Was fehlt ist der Schwerpunkt. Der liegt üblicherweise hinter der l/4-Linie und da stellen wir ihn uns jetzt auch vor. Nun müssen wir überlegen, welche Momente um den Schwerpunkt wirken (der wird als Referenz nur gewáhlt, damit die Gewichtskraft sich nicht auch noch in die Momentenbilanz einmischt...): zum einen der Auftrieb, der greift an der vor dem SP liegenden l/4-Linie an, macht also, da immer A = G ist und der Abstand l/4 zum SP auch konstant ist, ein konstantes, immer gleich grosses aufnickendes Drehmoment, egal wie schnell wir fliegen. Dann bleibt noch das abnickende Moment M25. Wie oben gesagt ändert sich das stark mit v, d.h. mit C_A. Jetzt ist es ein leichtes, sich in Gedanken eine Kombination von SP und C_A vorzustellen, bei der Moment durch Auftrieb und durch Profilmoment sich gerade kompensieren. In diesem Zustand muss das Hlw keinen Auf-/Abtrieb liefern. Gehen wir in der Vorstellung mit C_A rauf (langsamer) oder runter (schneller), dann wird das abnickende Moment durch das Profil kleiner bzw. grösser, das Hlw muss also Auftrieb (langsamer) bzw. Abtrieb (schneller) liefern. Der C_A-Wert ohne Hlw-Auftrieb wird nur durch die SP-Lage festgelegt, aber wir kommen nicht um die Erkenntnis herum, dass jenseits das Verhalten so ist, dass es der Intuition widerspricht. Warnung: diese Darstellung sollte nicht überstrapaziert werden!
Ich hoffe Steffen wird mich jetzt nicht schlachten :( Ich gelobe Besserung und werde in Zukunft das abstraktere Konzept der Neutralpunkte verwenden ;)

Zu den Bildchen von Segelflieger45: Ich hoffe es ist nur ein Versehen, dass die Pfeillängen, die Auf-/Abtriebskräfte repräsentieren zusammengenommen nicht die Länge der Gewichtskraft ergeben?

Gruss,

Michael

PS: Mist ;) Markus war schneller mit der Rotationsbeschleunigung...
 
Zuletzt bearbeitet:

Gast_74695

User gesperrt
Zu den Bildchen von Segelflieger45: Ich hoffe es ist nur ein Versehen, dass die Pfeillängen, die Auf-/Abtriebskräfte repräsentieren zusammengenommen nicht die Länge der Gewichtskraft ergeben?

Ich antworte mal aus meiner Sicht: Das Bild zeigt sehr schön die qualitativen Verhältnisse. Nur Buchhalter kommen auf die Idee, die Vektoren graphisch zu addieren.
Wie wäre es mit Ideen zum Thema: Flugleistung?

Dazu werden Vorschläge gesucht, wie der Besitzer eines Seglers den Flugzustand ;) des besten Sinkens findet. Wir wissen durch mehrmalige Hinweise, dass natürlich niemand im Rahmen der FDGO gezwungen werden darf, mit bestem Sinken zu fliegen. Freie Fahrt für deutsche Flieger sozusagen. Und das ist auch gut so.
 
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