Volldokumentierter Aufbau eines alten F5B Fliegers

Ich heisse alle interessierten Leser herzlich willkommen. In diesem Bericht soll es, wie es der Titel schon andeutet, um den volldokumentierten Aufbau eines alten F5B Fliegers gehen.

Dieses Unterfangen haben auch schon viele andere gewagt und erscheint in diesem Zusammenhang nichts neues in diesem Forum zu sein. Daher soll die Messlatte etwas hoeher haengen:

1.) Die Dokumentation soll vollstaendig und der gesamte Aufbau nachvollziehbar sein.

2.) Die Qualitaet jedes gebauten Fliegers soll auf hohem Niveau liegen. Dies betrifft Lackierung, Faserwahl sowie saemtliche Laminier- und Verklebungearbeiten.

3.) Nachdem ein Muster fuer die Bilddokumentation entstanden ist, soll eine Serienfertigung folgen. Vom ersten Handgriff bis zum fertigen Modellflugzeug sollen keine 72 Stunden vergehen.

Die oben genannten Bedingungen stellen eine besondere Herausforderung dar und deren Notwendigkeit soll nun naeher diskutiert werden. Gerade der erste Punkt ist in meinen Augen der wichtigste von allen. Sobald sich jemand dazu entscheidet einen Formensatz zu kaufen, sind die Huerden die waehrend der ersten Prototypen fuer Frischlinge beim Laminieren genommen werden muessen, sehr viel hoeher als der finanzielle Aufwand. Dieser Bericht soll mit vielen detaillierten Bildern aufgewertet sein, sodass Tricks und Kniffe die ueber viele Berichte verstreut in diesem Forum schlummern hierbei in Vielzahl zur Anwendung kommen sollen.
Der zweite Punkt ist eine Selbstverstaendlichkeit bei Modellen die wir fuer Geld kaufen. Jedoch druecken wir seltsamerweise mehr als ein Auge zu wenn es sich dabei um ein selbstgebautes Modell handelt - Ein klassischer Fall von kognitiver Dissonanz... Dementsprechend soll auch hier der Bericht helfen typische Fehler wie Lunker in der Nasenleiste oder in Klebenaehten zu vermeiden.
Der dritte Punkt hat es wirklich in sich. Forumsmitglieder die haeufiger zu Lack und Harz greifen, wissen was es bedeutet in dieser kurzen Zeit ein komplettes Modellflugzeug aus Formen auf die Beine zu stellen. Hinter diesem Punkt verbirgt sich der Wille den Aufbau unter Zuhilfenahme von speziellen Werkzeugen und Tempern derart zu beschleunigen, sodass "1" gut geplantes Wochenende ausreichen sollte um "1" Modell herzustellen. Dabei geht der Bericht auf alle Moeglichkeiten der Beschleunigung ein und untersucht deren Kosten-Nutzen-Verhaeltnis.

Als Grundlage fuer diesen Bericht dient ein vollstaendiger Formensatz vom F5B Wettbewerbsmodell Mantikor. Es hat eine Spannweite von 1710mm inklusive Winglets, 30,05dm Tragflaecheninhalt, 3,53dm Leitwerksflaecheninhalt, Flaechenprofil MH 30 (7,84%, f=1,75%), Fluggewicht ~2,5kg bei 75 gr/dm Flaechenbelastung nach FAI. Das Modell wurde 1991 geplant und konnte die deutsche Meisterschaft 1992/93 gewinnen. Waehrend der F5B Weltmeisterschaft 1994 in Wangaratta (Australien) konnte W. Schaeffer mit jenem Modell einen dritten Platz belegen. Zu den Machern rund um den Mantikor gehoerten seiner Zeit Christian Baron, Wilhelm Schaeffer, Joerg Wolter, Werner Vauth, Axel Bruse, Ralf Solinske sowie natuerlich alle Ehefrauen der vorher genannten.

Ich haette gerne genau hier eine Drei-Seiten-Ansicht vom Mantikor als Bild hochgeladen, aber das geht irgendwie nicht :-/

Zur Namensgebung: Der Mantikor ist ein griechisch-persisches Fabelwesen und meint eine Mensch-Tier Chimaere. Es besitzt den Koerper eines Loewen, den Schwanz eines Skorpions und in manchen Darstellungen hat es auch die Fluegel eines Drachen. Da steuert man also nicht irgendein dahergelaufenes Modellflugzeug durch die Luft sondern ist Baendiger eines unnatuerlich starken und gefaehrlichen Wesens. Dieser kraeftezehrenden Verantwortung kann nicht jeder Modellflieger gerecht werden, das merkt man spaetestens beim Einschlag nach der letzten Wende...

Nun stelle ich die einzelnen Kapitel dieses Projektes vor, die von meinem fleissigen Helfern und mir in Zukunft abgearbeitet werden:


Kapitel A: Formen saeubern, Trennmittelauftrag, eventuell Anwendung von Folientrennmittel
Kapitel B: Vorbereiten der Formen, Lackierauftrag, Nachbereitung
Kapitel C: Anfertigen von (Faser-)Zuschnitten
Kapitel D: Anfertigen von Halbzeugen

Kapitel E: Laminieren und Absaugen der Tragflaeche (+Hoehenleitwerk)
Kapitel F: Einlegen und Absaugen der Gurte
Kapitel G: Einkleben der Stege (+Laminieren und Verpressen des Hoehenrudersteges)
Kapitel H: Stege schleifen, Tragflaeche schliessen
Kapitel J: Entformen, Entgraten, Nase schleifen, Ruderspalte freischneiden, Scharniere gaengig machen, Servos einkleben, Klappen anlenken

Kapitel K: Laminieren und Absaugen des Rumpfes
Kapitel L: Spanten- und Halbzeugeinbau
Kapitel M: Verklebung der Rumpfhalbschalen
Kapitel N: Entformen, Entgraten, Seitenleitwerknasenleiste schleifen, Seitenruderspalt freischneiden, Scharnier gaengig machen, Servos einkleben, Klappe anlenken

Kapitel O: Laminieren und Aufblasen des Rumpfkopfes
Kapitel P: Entformen, Entgraten, Motorspant einkleben, Stuetzspant einkleben

Kapitel S: Kompletter Aufbau des Modells, Schwerpunkt auswiegen, Einstellwinkeldifferenz nachmessen
Kapitel T: Fernsteuerungsmischer programmieren, Erstflug


Eine Sache darf nicht unerwaehnt bleiben und die ist mir persoenlich ganz wichtig: Ich habe in diversen Bauberichten immer wieder Benutzer gesehen die einen kurzen Kommentar schreiben wie "Ey boar ist ja voll super was ihr da macht, ich wuenschte ich waere auch irgendwie im Stande so etwas zu koennen *ganz_viele_verschiedene_smilies_nach_meinem_post* ". Ich bitte darum genau dies zurueckzuschrauben weil aufgrund der Taktik der kleinen Schritte die Laenge des Berichtes nur kuenstlich aufgeblasen wird. Mit diesem Bericht sollen insbesondere junge Modellflieger angesprochen und ermutigt werden - und eben nicht das Mausrad mit der Druckluftpistole antreiben weil sie erstmal ueber viele "unwichtige" Nachrichten rueberscrollen muessen... Kritik und Anmerkungen via PN an mich sind jederzeit willkommen. Dazu werde ich meine Profileinstellungen nochmal aendern muessen damit mir Benutzer Emails schreiben koennen.
 
Ich ergänze deine Einführung zum Bau des Mantikor mit einem link zu Martin Hepperle, der eine Dreiseitenansicht des Mantikor auf seiner Seite beim Profil MH30 eingefügt hat: http://www.mh-aerotools.de/airfoils/f5b_models.htm

Die Fläche hat übrigens das MH30 nicht durchgehend verwendet sondern zum Randbogen hin ein Re-Zahl modifiziertes MH30.
Die Konstruktion ist auf dieser Seite meiner alten Homepage beschrieben: http://www.cb-roter-baron.de/Manticor.html

Bitte beachtet, dass dieses Konstruktion schon 27 Jahre alt ist und heute sicher einiges besser gemacht werden kann. Die Zeit ist nicht stehen geblieben, trotzdem ist der Mantikor auch heute noch ein sehr gut fliegendes Modell.
 
Moin Kai

Ich haette gerne genau hier eine Drei-Seiten-Ansicht vom Mantikor als Bild hochgeladen, aber das geht irgendwie nicht :-/
Da ist sie, von Siggis Seite: https://www.aerodesign.de/modelle/F5B/mantikor.htm

mantikor.gif


Technische Daten "Mantikor"
Spannweite 1710mm
Tragflächeninhalt 30,05dm²
Flächeninhalt FAI 33,58dm²
Streckung 9,73
Profil MH30
YLW Fläche 3,53dm² (Proj.)
YLW Profil NACA 0006
Fluggewicht 2400-2500g
Flächenbelastung 79,8-83,2g/dm²
Flächenbelas. FAI 71,5-74,4g/dm²
RC-Funktionen HR, QR, Motor

Design: Christian Baron/Team Porta Westfalica
Bildquelle: Zeichnung Stefan Weidner (vgl. FMT 6/95 Seite 16)
 
Vorbereitungen

Vorbereitungen

Kapitel A: Formen säubern, Trennmittelauftrag, eventuell Anwendung von Folientrennmittel

Das Säubern der Formen ist der Grundstein für jede weitere Arbeit. Man darf hier also nicht nachlässig sein.
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Das Entfernen von Harzverkrustungen auf der Formtrennebene gelingt mit selbstgemachten Stechbeiteln aus geschliffenen Hartholz. Der Vorteil besteht darin, dass das Holz nicht die Form zerkratzen kann. Der Querschnitt muss selbstverständlich der zu erwarten Gewalteinwirkung standhalten!
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Ein Band- oder Tellerschleifgerät leistet hier gute Dienste weil man die schnell abgestumpfte Holzklinge wieder schärfen kann. Dabei werden durch den Schleifvorgang auch die harten Harzpartikel entfernt die sonst für Kratzer sorgen könnten.
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Für kleinere Stellen verwende ich Mundspatel ( auch "Mach mal AAAAAAAA"-Stäbchen genannt) aus Holz oder ABS Kunststoff. Beide Sorten gibt es in jeder Apotheke und kosten etwa 3 bis 5 Euro pro 100 Stück. Diese lassen sich natürlich auch in Form schleifen um schwierige Konturen zu erreichen.
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Eine leckere Alternative sind Eis am Stiel. :cool:

Für besonders hartnäckige Fälle bleibt einem oft nichts anderes übrig als Metallwerkzeug zu verwenden. Hammer, Stechbeitel, Reissnadel, Bohrer, Fräser, Schleifdorn, blaue Seite vom Radiergummi (ist mit Glasfasermehl gefüllt), etc sind mit äußerster Vorsicht zu benutzen. Einmal in die Funktionsfläche mit einem harten Werkzeug abgerutscht und man könnte stundenlang vor Spiegel stehen und wüste Beschimpfungen aussprechen. :cry:

Nach erfolgter Reinigung steht ein Trennmittelauftrag an (Die Funktion und Eigenschaften von Trennmitteln sind hier nicht näher beschrieben. Einige Kombinationen aus Trennmittel und Lacksystem sind in diesem Forum schon näher untersucht worden. Neue Kombinationen sollten auf jeden Fall vorher auf einer Glasplatte getestet werden! ). Die Formen vom Mantikor wurden immer mit Trennwachs Norpol W70 behandelt und so ist es auch heute nach 27 Jahren noch. Ein frischer Lappen weicher Baumwolle tut hervorragende Dienste beim Verteilen des Wachses. Wenn man Bekannte hat die in der Industrie tätig sind kann man diese freundlich fragen ob die mal etwas Kattunware (grosse Bündel mit Baumwollfetzen) mitbringen könnten. Sobald der Lappen mit Wachs "getränkt" ist, tausche ich ihn gegen ein neues Exemplar aus. Die Gefahr ist zu gross, dass ich Schmutz, Fett, o.ä. dann auf den kompletten Formensatz verteile.
Insbesondere die Trennebene am Übergang zur Funktionsfläche muss immer frisches Wachs abbekommen. Es ist die mit am höchsten strapazierte Stelle beim Entformen. Wenn Formenharz abplatzt, dann meist an schroffen Übergängen mit geringer Materialstärke - ergo hoher Materialspannung - in seltensten Fällen woanders.

Norpol W70 ist sehr einfach in der Handhabung. Schritt 1: Etwas Wachs auf den Lappen und Schritt 2: Los gehts mit kreisenden Bewegungen. Man feudelt ein Stück der Form ab und geht sehr zeitnah mit Polierwatte (aus dem Autozubehör) ans Werk. Wenn man zu lange wartet ist das Wachs wieder hart und der Poliervorgang wird deutlich anstrengender. Dann wiederholt man Schritt 2 und versucht abermals die Stelle mit Watte auszupolieren. Ich habe in Vorbereitung dieses Unterfangens den Formensatz 2 Wochen lang täglich gewachst. Danach haben mir meine Oberarme geraten das nochmal mit dem 6 Meter Segler zu überlegen... :eek:

Der Lohn aller Mühe ist ein speckig glänzender Formensatz.

Besonders schwierige Stellen lassen sich mit PVA Folientrennmittel entschärfen. Wahlweise kann es mit Moltopren Schwamm oder einer Spritzpistole auftragen werden (Düsendurchmesser 0,3 - 0,6mm , Druck ~1,5 bar). Am Mantikor Formensatz gibt es tatsächlich eine Stelle wo PVA gute Dienste leistet:
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Hier sieht man die Tragflächenauflage des Rumpfes von Innen. Für die exakte Positionierung der Tragflächenbefestigungsschrauben wird eine Bohrung durch den Formenkörper benötigt. Der herausragende Stiftkopf wird mit PVA ringsherum mit PVA abgedichtet damit kein Harz hineinfliesst.
 
Lackieren

Lackieren

Kapitel B: Vorbereiten der Formen, Lackierauftrag, Nachbereitung

Die Formen sind nun soweit einen Lackauftrag zu bekommen. Eine Skizze auf Papier hilft bei der Vorstellung des Endergebnisses. Hier kann man frei experimentieren und bei Bedarf zerknüllen und neu anfangen. Für dieses Projekt hat der Lackiervorschlag 5 (in Worten: fünf) Wochen verschlungen.

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Man sollte jedoch immer die eigenen Fähigkeiten im Hinterkopf haben. Insbesondere Farbübergänge welche über die Trennebene hinaus gehen sind sehr schwer zu treffen. In vielen Fällen können Modellflieger nicht verstehen welcher Aufwand bei manchen Lackiertechniken steht und somit ist die Enttäuschung groß wenn der Gegenüber das Ergebnis und seinen Schwierigkeitsgrad nicht zu würdigen weiß. :mad: Hier sind Fotos von einem Rumpf des F5D Modells "Flipper" an welchem ich das Thema Farbübergänge mit Trennebene ausgereizt habe.

!Fotos werden nachgereicht!

Die meisten Modellflieger sind einfach gestrickte Menschen und wünschen sich auf dem Flieger 90% bis 100% RAL9001, 9003 oder 9010. Richtig, es handelt sich um die Farbe Weiß in verschiedenen Nuancen. Dazu möchten sie Blockstreifen in einer Farbe nach Wahl. Ob dahinter die Taktik des erhöhten Wiederverkaufswertes steht habe ich noch nicht näher untersucht. :rolleyes: Wer jedenfalls genügend Kreativität und Hand-Auge-Lackierpistole Koordination mitbringt kann atemberaubende Ergebnisse erzielen. Hier mal ein Link zu einem Youtube Video eines Strassenkünstlers der mit Sprühdosen arbeitet (ja ich weiss, er lackiert auf das Positiv. In Negativformen müsste es aber ähnliche Techniken geben. Insbesondere der letzte Kommentar im Video hat mir den Rest gegeben :confused:): https://www.youtube.com/watch?v=3sYet9VDmBo

Der zu Papier gebrachte Lackiervorschlag hat als Augenfang sechs symmetrisch und gleichartig angeordnete Nebelfelder auf der Tragflächenoberseite in der Farbe grün welche komplett weiß hinterspritzt sind. Die Tragflächenunterseite ist 80% Sichtkohle (transparenter Lack) und verschieden breite Streifen in den Farben grün und weiß. Der Rumpf, Konus und die Unterseite vom Höhenleitwerk sind schwarz gehalten. Die Oberseite vom Höhenleitwerk ist grün.

Die Tragflächenunterseite hat also Streifen die abgeklebt werden müssen. Es ist hierbei genau darauf zu achten IN WELCHER REIHENFOLGE die Klebestreifen abgezogen werden. Damit beim späteren Lackieren nichts schief läuft:

1.) Gehirn einschalten
2.) Auf Klebestreifen Nummern mit Edding schreiben damit die Abziehreihenfolge festgelegt ist
3.) Nochmal prüfen ob das Gehirn wirklich eingeschaltet ist :eek:
4.) Nochmal prüfen ob die Abziehreihenfolge wirklich korrekt ist :cool:

Als Abklebeband gibt es das für Lackierer welches unbedingt zu empfehlen ist. Malerkrepp und No-Name Marken sind mit Vorsicht zu geniessen weil diese Lack "aufsaugen" oder Unterlaufen und beim Abziehen ein Sägezahnmuster hinterlassen.

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Wenn alles in der Negativform soweit fertig ist kann es an das Abkleben der Trennebenen gehen. Das ist eine Fleißarbeit die am Ende viel Zeit verbraucht und Müll produziert. Das hat mir schon immer keinen Spaß gemacht weil genau diese zwei Aspekte mir gewaltig auf die Nerven gehen. Die Lösung sind formgenaue Bretter für die Trennebene. Beim Mantikor Formensatz wird fast alles mit Innensechskantschrauben M8x40 zusammengepresst. Die Durchgangslöcher auf der Trennebene nutze ich aus um die Bretter mit eingeklebten 8mm Holzdübeln exakt zu positionieren. Das ab-brettern des gesamten Formensatzes dauert jetzt nicht mehr eine Minute :cool: Als Material für die Bretter habe ich eine hölzerne Transportverpackung für eine grosse Pumpe von Flowserve SIHI (~100Liter/Sekunde) verwendet. Die bestand aus 10mm Multiplex Platten. Die Dübel mussten alle auf einem CNC-Drehautomaten im Durchmesser etwas abgenommen werden damit sie nicht im 8mm Loch klemmen. Achtung: Das Herstellen von Trennebenenbrettern dauert lange und lohnt sich nur unter dem Aspekt der Serienherstellung! Bei wenigen Abformungen ist besagte Fleißarbeit eindeutig im Vorteil!

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Der Rumpf und Konus sind später über einen Schiebesitz miteinander verbunden. Die gedrehten Formteile aus Aluminium greifen in die Form ein und das Abkleben dort gehört in die Gruselecke mit den Stephen King Romanen. :( Abhilfe schafft hier ein Dummy aus Holz welcher ebenfalls auf der Drehbank entstanden ist. Dabei habe ich mit Vollholz und zusammengeleimten MDF Platten experimentiert. Die MDF Blöcke lässen sich in jeder Hinsicht besser spanend bearbeiten weil sie keine echte Faserrichtung besitzen.

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Damit der Luftdruck beim Spritzlackieren die Schutzteile nicht hinfort pustet muss alles mit doppelseitigem Klebeband, Schrauben oder Schraubzwingen befestigt sein. Das Ab-brettern nach dem Lackieren war allerdings noch verbesserungswürdig weil die Brettern sich nirgendswo anfassen lassen um diese herauszuheben. Da werde ich nacharbeiten und Schubladenknaufe anschrauben.

Das Abwiegen von Lack ist wieder eine Fleißaufgabe. Benötigt werden kleine Gläser für Marmelade, Oliven, Soße, Senf, etc... Die Gläser sollten eine Handbreit hoch sein und einen versiegelnden Kunststoffring im Deckel besitzen. Das Glasgewicht ohne Deckel beträgt etwa 150 Gramm. Glas und Deckel sollten ohne Papieraufdruck durch die Spülmaschine gewandert sein (die Papierfetzen verstopfen sonst das Sieb in der Spülmaschine. Die meisten Aufkleber lassen sich durch stundenlangen Einweichen unter Wasser entfernen). Eine Waage für Lack abwiegen sollte hierbei mindestens 300gr bei einer Auflösung von +/- 0,01gr schaffen. Diese gibt es bei Ebay für 8 bis 10 Euro inklusive Batterien.

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Bei diesem Projekt wird mit UP Vorgelat gearbeitet (dieses Lacksystem ist sehr unbeliebt weil der Klarlack T30 sehr kapriziös ist). Die Waage sollte vorher mit Frischhaltefolie großflächig abgedeckt sein. Diese Vorsichtsmaßnahme hat schon viele Waagen gerettet. Das Glas wird dann ohne Deckel auf die Waage gestellt und das Tara-Gewicht mit Edding auf dem Glas notiert und die Waage genullt. Dann wird der entsprechende Lack ordentlich durchgerührt und mit Mundspatel wie Honig aus dem Topf gezogen und mit einem zweiten Mundspatel in das Glas auf der Waage abgeschoben. Dann wird das Lackgewicht abermals notiert. Falls die Waage mal ausgehen sollte oder man durch irgendwelche Ereignisse bei dieser Arbeit unterbrochen wird kann man immer noch durch eine einfache Rechnung nachvollziehen was im Glas drin ist.

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Wahlweise kann man nun Farbpulver oder Pasten (z.B. von EMC Vega) hineinmischen. Pulver gebe ich maximal 5 Gewichts-% und Pasten 15 Gewichts-% hinzu. Bei Gemisch T30+Pulver wird nur das T30 Gewicht notiert. Bei Gemisch T30+Paste wird die Summe aus T30 und Paste notiert. Der Grund für diesen Unterschied liegt in der Reaktivität mit dem Härter. Das Pulver benötigt keinen während die Paste welchen benötigt. Der Unterschied zu Pulver und Paste liegt auch im Preis. Farbpigmente (z.B. von Kremer) sind sehr ergiebig und aber sollen angeblich unter UV Strahlung verblassen. Diesen Umstand werde ich mal genauer untersuchen weil ohne Fotobeweis glaube ich das nicht. Die meisten Pulver sind Schwermetalle die in diesem Fall von UV-absorbierenden Lack umhüllt sind. Nach einem Jahr intensiver UV Bestrahlung schauen wir uns das Ergebnis nochmals genauer an.

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UP Vorgelat benötigt MEKP Härter und spritzfertigen Verdünner SF 10 (also 10 Gewichts-%) damit dieser einwandfrei durch die Pistole geht. Mir persönlich ist das Gemisch aus Lack, Härter und SF10 noch nicht dünnflüssig genug und meine Pistole fängt dann an Fäden zu spucken. Ich gebe zusätzlich noch reines Azeton in der gleichen Menge wie SF10 hinzu, dann sind die Probleme wie "fortgeblasen". Als Pistole verwende ich eine F-75 von WinTec mit 1,5mm Düse und Seitenbecher, Spritzdruck 1 bis 2 bar (ich habe sie damals Neu für 13 Euro bei Ebay gekauft. Es gibt sie heute noch unter dem Namen F-75 Lackierpistole Metall Spritzpistole für Autolack 400 ML. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist als sehr gut zu bezeichnen. Mittlerweile habe ich über 10 Flieger aus dieser Pistole lackiert und bin damit sehr zufrieden. Genebelte Übergange können HVLP Spritzpistolen von SATA, IWATA, Devilbiss, etc deutlich besser bei allerdings auch deutlich höheren Preisen). Wenn alles im Glas ist stellt sich die James-Bond-Frage: Geschüttelt oder gerührt ? Früher war ich ein Rührer, mittlerweile ein Schüttler. Also Deckel auf das Lackglas und eine Minute Hardcore-Metal-Rockmusik anschalten :cool: Den Inhalt dann in den Becher der Pistole giessen, kurze Spritzprobe ausserhalb der Form damit Druck und Farbdurchfluss eingestellt werden können und los gehts!

Fast alle zuvor beschriebenen Schritte hat mein fleissiger Helfer zum allerersten Mal, jedoch unter Anleitung durchgeführt. Das Ergebnis wäre als sehr gut zu bezeichnen wenn er nicht jedes Mal beim Abziehen der Bretter in den Lack gegriffen hätte :p

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Die Überspitzung mancher Kommentare geschieht hier mit Absicht. Viele Modellbauer die zum ersten oder zweiten Mal aus Formen bauen machen zwangsläufig irgendwelche Fehler. Vielleicht entlockt so mancher Kommentar wie "Gehirn einschalten" ein kurzes Lächeln weil sie sich an ihre eigenen Fehler z.B. beim Abkleben oder der Abziehreihenfolge erinnern.

Wenn Modellflugzeuge ganzheitlich in weiß lackiert sind sehen sie so langweilig aus wie ein Stück weißes Papier. Gerade wenn man ein Flieger für sich aus Formen baut möchte hat man diesen seinen persönlichen Stempel aufdrücken. Wenn ich mir das Modellflugzeug Eisvogel und seine interessante Lackierung so anschaue, ist das sehr weit von RAL 9001, 9003 und 9010 entfernt :)
 

Dagobert

User
Kapitel B: Vorbereiten der Formen, Lackierauftrag, Nachbereitung
Insbesondere Farbübergänge welche über die Trennebene hinaus gehen sind sehr schwer zu treffen. In vielen Fällen können Modellflieger nicht verstehen welcher Aufwand bei manchen Lackiertechniken steht und somit ist die Enttäuschung groß wenn der Gegenüber das Ergebnis und seinen Schwierigkeitsgrad nicht zu würdigen weiß.

Du sprichst mir aus der Seele, Die Lackierung dauert oftmals fast so lange wie den ganzen Flieger bauen. Mit Computerdesign, plotten, ausschneiden, abkleben usw.
Trennebene treffen lehne ich grundsätzlich ab. Neulich hab ich mich wieder breitschlagen lassen und ist prompt in die Hose gegangen. Das ist unheimlich schwierig immer zu treffen. Aber mach das mal einem klar der es nicht selbst schon gemacht hat.

Manches mache ich anders als du, ist aber nicht wichtig, wichtig ist was hinten rauskommt.
 

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Eine Sache über die man im Eifer des Gefechts stolpert: Anscheinend sind die Bilder pro Thread begrenzt... :D Ich muss mir also einen externen Bilderspeicher im Netz zulegen und dann meine Bilder mit einer URL in den Bericht hineinstellen.
 
Dann mach lieber mehrere einzelne Beiträge. Allzu viele Themen sind irgendwann nutzlos weil:
*blablabla*.....siehe Foto: Link--->Error 404 :D

Du wirst die Bilder extern nicht ewig speichern wollen und die Arbeit soll ja nicht nach ein paar Jahren nutzlos verschwendet sein.

Grüße
Dennis
 

guckux

Vereinsmitglied, Seniorenbeauftragter
Guckux Projektleiter

Eine Sache über die man im Eifer des Gefechts stolpert: Anscheinend sind die Bilder pro Thread begrenzt... :D Ich muss mir also einen externen Bilderspeicher im Netz zulegen und dann meine Bilder mit einer URL in den Bericht hineinstellen.

Eher nicht - eine Begrenzung ist so nicht gegeben, im Magazin haben wir ein Limit, das liegt bei rund 100 Bildern für einen Beitrag - gleiches sollte auch hier sein - im Forum...
Solltest Du gegenteiliges feststellen, dann sag Bescheid und ich schaue nach.

Bekannte Begrenzungen: 2000pixel x 2000pixel und 2MB Dateigröße PRO Bild.

und bitte, BITTE nicht auf externe Server, wir hatten vor nicht allzulanger Zeit den Fall, daß ein Bilderserver von "free to pay" konvertiert ist und damit Hunderte von Bildern aus dem Forum verschwunden sind. Nur die Speicherung auf :rcn: gewährleistet den Zusammenhalt. Und wenn Du Dir schon soviel Mühe gibst, dann sollte es daran nicht liegen ;) und nicht die Gefahr eingehen, irgendwann den mühevoll erstellten Baubericht ohne Anschauungsmaterial verwesen zu lassen...
 
Wie versprochen die Bilder vom Flipper Rumpf:

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IMG_20181204_172715.jpg

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Leider sieht man sofort dass dieser Rumpf eigentlich Ausschuss ist weil die Formen sich während der Aushärtung gegeneinander verschieben konnten (jaja, der fehlende Paßstift war wohl doch wichtiger als gedacht...)
 

v.p.

User
Von Norman ;-)

Btw. Sehr interessanter thread.... ABER... diese ausgelagerten Anhänge die nicht funktionieren machen net unbedingt bock auf mehr :-/

Hoffe ihr macht ordentlich weiter, bin sehr gespannt...
Vor allem habt ihr da nen richtig schickes fliegerle :-)

Beste grüße
Max v.P.
 

v.p.

User
Freu dich doch, dass daraus noch modelle gebaut werden ;-)
Habe bei uns auf dem speedtreffen sogar nen Flipper fliegen gesehen ;-)

Auf jedenfall nen schönes modell ;-)

Beste grüße
Max v.P.
 

e-yello

User
Max,

Du baust mich wirklich auf....


Es gäbe "sogar" Flipper die Fliegen!!!

Ja danke auch....:rolleyes:


Die Geschichte dahinter ist wohl eine ganz andere...


Yello
 
Kapitel C: Anfertigen von (Faser-)Zuschnitten

Beim Mantikor für Wettbewerbe sind (wahrscheinlich) folgende Fasern eingesetzt worden:

Rumpf bestehend aus 61er Kevlar und 158er Kevlar-UD

Rumpfkonus bestehend aus 61er Kevlar und mehreren Lagen 93er Kohlefaser für den Motorspant (Hartschale)

Tragfläche bestehend aus 25er/49er Glasfaser und 93er Kohle Leinwand für D-Box/Ruderverstärkung, 1 bis 2mm Rohazell, 25er Glas Innenlage

Leitwerk bestehend aus 2x 25er Glasfaser, 0,8mm Rohazell, 1x 25er Glasfaser

Für unsere Zwecke ist dieser Aufbau zu dünn und zu teuer. Also machen wir es dicker und günstiger.

Die günstigen Kohlefasergewebe sind 160er und 200er (sie sind beide aus 3k Fasern hergestellt und unterscheiden sich nur minimal in der Fadenzahl [Kette und Schuss pro laufender Meter]). Ich habe mich für 160er Kohlefasergewebe Leinwand entschieden. Die Lücken zwischen den Fasern lassen sich im getränkten Zustand mit leichtem Anpressdruck schliessen.

Mit Kevlar arbeite ich zwar ungerne, aber das Material bietet hier und da bestimmte Vorteile gegenüber Glas oder Kohle. Ich werde es in den gängigen Grammaturen 61, 110 und 170 verbauen.

Die Preise von Glasfasern sind nicht der Rede wert.


Der Aufbau für das Testmodell und die spätere Serie sieht wie folgt aus:

Rumpf bestehend aus 1x200er Glasfaser, 1x220er Glasfaser UD, 61er Kevlar Seitenruder, 110er Kevlar am Leitwerksfuß, 170er Kevlar am Boden

Rumpfkonus bestehend aus 1x100er und 2x280er Glasfaser

Tragfläche bestehend aus 1x160er Kohle (vollflächig), 1mm Rohazell, 49er Glasfaser Innenlage

Leitwerk bestehend aus 2x 25er Glasfaser Leinwand, 0,6mm Balsa, 1x 25er Glasfaser Leinwand


Das sieht natürlich auf den ersten Blick ganz schön wuchtig aus... Da ist aus dem F-104 Starfighter urplötzlich ein 2000 Tonnen Space Shuttle geworden. Nein, so schlimm ist es natürlich nicht! Der Rumpf hat sehr viel mehr Fasern spendiert bekommen welches sich in größerer Laminatdicke bemerkbar macht. Weil dieses Modell auch außerordentlich gut beim Hangflug funktioniert habe ich entschieden den Rumpf dergestalt anzupassen, dass gedrückte Landungen besser verdaut und die Reparierbarkeit gewährleistet ist.

Der Rumpfkonus soll den Elektromotor auch wirklich beim Aufprall/Landestoß schützen. Das tut so ein dünner Kevlarbecher nicht, da muss es schon etwas mehr sein: vor allem Wandstärke.

Die Tragfläche soll schön anzusehen und steif sein. Also kommt nur 160er Kohlefaser in Frage. Flächen aus Kohle-Kevlar-Mix wären auch möglich gewesen - verschiedene Materialien zum Testen sind vorhanden und werden in späteren Berichten vorgestellt.

Nachdem fest stand welche Fasern gekauft werden sollen musste ich die bekannten Händlern und deren Preise vergleichen (Bacuplast, Carboplast, HP-Textiles, EMC-Vega, R&G um nur ein paar zu nennen). Alle Preise von allen interessanten Produkten von allen Händlern in eine grosse Excel Tabelle geschrieben. Ja, da sind ein paar Tage ins Land gegangen bis ich mich entschieden hatte bei wem ich was kaufe...

Fast ausnahmslos alle Materialien sind auf Rolle geliefert. Auf sehr grossen Tischen kann man sie abrollen, mit Krepp Band fixieren und dann zuschneiden. HALT! Das ging viel zu schnell! Zurückspulen... Nochmal langsam: Der Tisch muss natürlich sauber und "pickelfrei" sein sonst bleiben die Fasern daran hängen und die Sichtkohle Optik ist futsch bevor man überhaupt die Möglichkeit hatte noch andere Fehler zu machen. Ein feuchtes Tuch macht sauber und identifiziert scharfkantige Stellen auf dem Tisch (getrocknete Harzreste vom letzten Mal z.B.). Die abgerollte Ware lässt sich mit einem übergroßen Geo-Dreieck unter 45 Grad mit Malerkreppband fixieren. Im Baumarkt bekommt man >6mm MDF Platten in sehr großen Formaten. Direkt im Baumarkt oder bei einer Tischlerei kann man sich aus dem Rechteck ein Dreieck machen lassen. Zu zweit wird das Abkleben dann zum Kinderspiel. Dreieck auf die Fasern legen, Kreppband neben der langen Seite des Dreiecks auf die Fasern kleben, mit Schere oder Messer durch die Mitte des Kreppbandes fahren, fertig. Bereit für den nächsten Schnitt. So kommt man mit einfachen Mitteln schnell voran.

Zu guter letzt möchte ich die Frage beantworten warum ich kein Kevlar mag. Hat man eine mikroverzahnte Schere ist das schon mal die halbe Miete. Schnurgerade, nicht ausfransende Schnitte - Fehlanzeige. Nur mit 7:1-Ethanol-Epoxy Gemischen lassen sich schiebefeste Gewebe herstellen. Die müssen aufwändig mit Dopplern eingepackt werden damit sie nicht delaminieren. Viel Aufwand und dann keine Gewichtsersparnis...
 
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