Nachtrag mit Fotos
Nachtrag mit Fotos
Beitrag 5 diesmal mit Bilder!
Kapitel B: Vorbereiten der Formen, Lackierauftrag, Nachbereitung
Die Formen sind nun soweit einen Lackauftrag zu bekommen. Eine Skizze auf Papier hilft bei der Vorstellung des Endergebnisses. Hier kann man frei experimentieren und bei Bedarf zerknüllen und neu anfangen.
Man sollte jedoch immer die eigenen Fähigkeiten im Hinterkopf haben. Insbesondere Farbübergänge welche über die Trennebene hinaus gehen sind sehr schwer zu treffen. In vielen Fällen können Modellflieger nicht verstehen welcher Aufwand bei manchen Lackiertechniken steht und somit ist die Enttäuschung groß wenn der Gegenüber das Ergebnis und seinen Schwierigkeitsgrad nicht zu würdigen weiß. Dazu habe ich in einem anderen Beitrag Fotos von einem Flipper Rumpf gemacht wo ich das Lackieren über die Trennebene hinaus mal gemacht habe.
Die meisten Modellflieger wünschen sich auf dem Flieger die Farbe Weiß und zur besseren Sichtbarkeit am Himmel ein paar Blockstreifen in einer anderen Farbe. Wer genügend Kreativität und Hand-Auge-Lackierpistole Koordination mitbringt kann atemberaubende Ergebnisse erzielen. Man sollte auf jeden Fall den Mut aufbringen etwas neues auszuprobieren. Was ich schon so gemacht habe:
1.) Ein verzerrtes Karomuster aus 200 einzeln geschnittenen Vierecken
2.) Von
http://www.cooltext.com den Namen auf dem Flieger abgeklebt, dann T30 als "Kleber" aufgespritzt, Glitterstaub blau-metallic und rot-metallic jeden einzelnen Buchstaben mit Farbverlauf aufgebracht
3.) Blockstreifen mit mehrfachem Nebeleffekt
4.) Lass-dich-überraschen-Effekt
Der jetzt zu Papier gebrachte Lackiervorschlag hat als Augenfang sechs symmetrisch und gleichartig angeordnete Nebelfelder auf der Tragflächenoberseite in der Farbe grün welche komplett weiß hinterspritzt sind. Die Tragflächenunterseite ist 80% Sichtkohle (transparenter Lack) und verschieden breite Streifen in den Farben grün und weiß. Der Rumpf, Konus und die Unterseite vom Höhenleitwerk sind schwarz gehalten. Die Oberseite vom Höhenleitwerk ist grün. Die Tragflächenunterseite hat also Streifen die abgeklebt werden müssen. Es ist hierbei genau darauf zu achten IN WELCHER REIHENFOLGE die Klebestreifen abgezogen werden! Es hilft diese zu nummerieren damit später nichts schiefläuft.
Als Abklebeband gibt es das für Lackierer welches unbedingt zu empfehlen ist. Malerkrepp und No-Name Marken sind mit Vorsicht zu geniessen weil diese Lack "aufsaugen" oder Unterlaufen und beim Abziehen ein Sägezahnmuster hinterlassen.
Wenn alles in der Negativform soweit fertig ist kann es an das Abkleben der Trennebenen gehen. Das ist eine Fleißarbeit die am Ende viel Zeit verbraucht und Müll produziert. Das hat mir schon immer keinen Spaß gemacht weil genau diese zwei Aspekte mir gewaltig auf die Nerven gehen. Die Lösung sind formgenaue Bretter für die Trennebene. Beim Mantikor Formensatz wird fast alles mit Innensechskantschrauben M8x40 zusammengepresst. Die Durchgangslöcher auf der Trennebene nutze ich aus um die Bretter mit eingeklebten 8mm Holzdübeln exakt zu positionieren. Das ab-brettern des gesamten Formensatzes dauert jetzt nicht mehr eine Minute Als Material für die Bretter habe ich eine hölzerne Transportverpackung für eine grosse Pumpe von Flowserve SIHI (~100Liter/Sekunde) verwendet. Die bestand aus 10mm Multiplex Platten. Die Dübel mussten alle auf einem CNC-Drehautomaten im Durchmesser etwas abgenommen werden damit sie nicht im 8mm Loch klemmen. Achtung: Das Herstellen von Trennebenenbrettern dauert lange und lohnt sich nur unter dem Aspekt der Serienherstellung! Bei wenigen Abformungen ist besagte Fleißarbeit eindeutig im Vorteil!
Der Rumpf und Konus sind später über einen Schiebesitz miteinander verbunden. Die gedrehten Formteile aus Aluminium greifen in die Form ein und das Abkleben dort gehört in die Gruselecke mit den Stephen King Romanen. Abhilfe schafft hier ein Blindgänger aus Holz welcher ebenfalls auf der Drehbank entstanden ist. Dieser wird mit doppelseitigem Klebeband an Ort und Stelle gehalten. Dabei habe ich mit Vollholz und zusammengeleimten MDF Platten auf der Drehbank experimentiert. Die MDF Blöcke lässen sich in jeder Hinsicht besser spanend bearbeiten weil sie keine echte Faserrichtung besitzen.
Damit der Luftdruck beim Spritzlackieren die Schutzteile nicht hinfort pustet muss alles mit doppelseitigem Klebeband, Schrauben oder Schraubzwingen befestigt sein. Das Ab-brettern nach dem Lackieren war allerdings noch verbesserungswürdig weil die Brettern sich nirgendswo anfassen lassen um diese herauszuheben. Da werde ich nacharbeiten und Schubladenknaufe anschrauben.
Das Abwiegen von Lack ist wieder eine Fleißaufgabe. Benötigt werden kleine Gläser für Marmelade, Oliven, Soße, Senf, etc... Die Gläser sollten eine Handbreit hoch sein und einen versiegelnden Kunststoffring im Deckel besitzen. Das Glasgewicht ohne Deckel beträgt etwa 150 Gramm. Glas und Deckel sollten ohne Papieraufdruck durch die Spülmaschine gewandert sein (die Papierfetzen verstopfen sonst das Sieb in der Spülmaschine. Die meisten Aufkleber lassen sich durch stundenlangen Einweichen unter Wasser entfernen). Eine Waage für Lack abwiegen sollte hierbei mindestens 300gr bei einer Auflösung von +/- 0,01gr schaffen. Diese gibt es bei Ebay für 8 bis 10 Euro inklusive Batterien.
Bei diesem Projekt wird mit UP Vorgelat gearbeitet. Dieses Lacksystem ist mittlerweile unbeliebt weil der Klarlack T30 nur dann gute Ergebnisse liefert wenn Lack und Härter noch frisch geöffnet sind und bei angenehm warmen Temperaturen mit geringer Luftfeuchte verarbeitet werden. Die Waage sollte vorher mit Frischhaltefolie großflächig abgedeckt sein. Diese Vorsichtsmaßnahme hat schon viele Waagen gerettet. Das Glas wird dann ohne Deckel auf die Waage gestellt und das Tara-Gewicht mit Edding auf dem Glas notiert und die Waage genullt. Dann wird der entsprechende Lack ordentlich durchgerührt und mit Mundspatel wie Honig aus dem Topf gezogen und mit einem zweiten Mundspatel in das Glas auf der Waage abgeschoben. Dann wird das Lackgewicht abermals notiert. Falls die Waage mal ausgehen sollte oder man durch irgendwelche Ereignisse bei dieser Arbeit unterbrochen wird kann man immer noch durch eine einfache Rechnung nachvollziehen was im Glas drin ist. Als Lackverbrauch sollte man bei T35 (weiß) mit 1gr pro qdm zzgl. 3-5 gr Verlust (entweichender Lacknebel, Anhaftungen im Mischbecher und der Pistole, etc) rechnen. Bei T30 ist es etwas mehr mit 1,2 gr pro qdm zzgl 4-5 gr Verlust.
Wahlweise kann man nun Farbpulver oder Pasten (z.B. von EMC Vega) hineinmischen. Pulver gebe ich maximal 5 Gewichts-% und Pasten 15 Gewichts-% hinzu. Bei Gemisch T30+Pulver wird nur das T30 Gewicht notiert. Bei Gemisch T30+Paste wird die Summe aus T30 und Paste notiert. Der Grund für diesen Unterschied liegt in der Reaktivität mit dem Härter. Das Pulver benötigt keinen während die Paste welchen benötigt. Der Unterschied zu Pulver und Paste liegt auch im Preis. Farbpigmente (z.B. von Kremer) sind sehr ergiebig und aber sollen angeblich unter UV Strahlung verblassen. Diesen Umstand werde ich mal genauer untersuchen weil ohne Fotobeweis glaube ich das nicht. Die meisten Pulver sind Schwermetalle die in diesem Fall von UV-absorbierenden Lack umhüllt sind. Nach einem Jahr intensiver UV Bestrahlung schauen wir uns das Ergebnis nochmals genauer an.
UP Vorgelat benötigt MEKP Härter und spritzfertigen Verdünner SF 10 (also 10 Gewichts-%) damit dieser einwandfrei durch die Pistole geht. Mir persönlich ist das Gemisch aus Lack, Härter und SF10 noch nicht dünnflüssig genug und meine Pistole fängt dann an Fäden zu spucken. Ich gebe zusätzlich noch reines Azeton in der gleichen Menge wie SF10 hinzu, dann sind die Probleme wie "fortgeblasen". Als Pistole verwende ich eine F-75 von WinTec mit 1,5mm Düse und Seitenbecher, Spritzdruck 1 bis 2 bar (ich habe sie damals Neu für 13 Euro bei Ebay gekauft. Es gibt sie heute noch unter dem Namen F-75 Lackierpistole Metall Spritzpistole für Autolack 400 ML. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist als sehr gut zu bezeichnen. Mittlerweile habe ich über 10 Flieger aus dieser Pistole lackiert und bin damit sehr zufrieden. Genebelte Übergange können HVLP Spritzpistolen von SATA, IWATA, Devilbiss, etc deutlich besser bei allerdings auch deutlich höheren Preisen). Wenn alles im Glas ist stellt sich die James-Bond-Frage: Geschüttelt oder gerührt ? Früher war ich ein Rührer, mittlerweile ein Schüttler. Also Deckel auf das Lackglas und eine Minute Hardcore-Metal-Rockmusik anschalten Den Inhalt dann in den Becher der Pistole giessen, kurze Spritzprobe ausserhalb der Form damit Druck und Farbdurchfluss eingestellt werden können und los gehts!
Es lohnt sich übrigens einen Schutzanzug und Gasmaske zu tragen. Schutzanzüge gibt es in den Schutzstufen weiß, blau und gelb. Die Weißen sind sehr dünn und luftig und kosten etwa 4 Euro pro Stück im Baumarkt. Die Blauen sind deutlich dicker und kaum noch atmungsaktiv (sperren gegen Fett). Kosten pro Stück etwa 8 Euro. Die Gelben sind wasser-, öl- und luftdicht. Darunter schwitzt man sehr und sie sind nicht zu empfehlen. Gasmasken gibt es natürlich auch verschiedene Modelle. Ich habe mich für die Vollgesichtsmaske Dräger Xplore 6300 mit Filter A2 P3 R D entschieden (Maske 130 Euro + 30 Euro Filter).
Fast alle zuvor beschriebenen Schritte hat mein fleissiger Helfer zum allerersten Mal, jedoch unter Anleitung durchgeführt. Das Ergebnis wäre als sehr gut zu bezeichnen wenn er nicht jedes Mal beim Abziehen der Bretter in den Lack gegriffen hätte
Auf dem letzten Foto gut zu sehen: Wenn Nebelfelder lackiert werden dann im einfachsten Fall von der Tragflächenwurzel nach außen hin. Jedes weitere davor liegende Feld muss abgedeckt sein damit kein Farbnebel die Fläche kontaminiert.