Auslegung einer Ente: Größenverhältnis Flügel vorne zu Flügel hinten?

Moin,

gibt es eine Daumenregel bezüglich des Größenverhältnisses Flügel vorne zu Flügel hinten ?

Wie würde sich ein zu kleiner Flügel vorne auf die Eigenschaften auswirken, nur das ich mal eine Idee bekomme.

Vielen Dank schon mal

Kosta
 
Hallo Kosta,

ja, die gibt es. Auch der Hebelarm dazwischen ist entscheidend, und die Auftriebsbeiwerte der beiden Flügelprofile, deren Abreißverhalten, ob Pendel- oder Klappencanard, die Schwerpunktvorlage etc.

Such mal hier im Forum mit folgenden Stichwörtern nach einschlägigen Beiträgen. Daraus kannst Du einige grundsätzliche Infos ableiten.

-"Entex" (das war mal ein Auslegungsprogramm)
-Dieter Schall (der Ersteller des Programms)
-Canard (der vordere Flügel)

Viel Erfolg

Klaus.
 

FamZim

User
Hallo Kosta

Vor fielen Jahren hab ich einfach Experimente gemacht mit einem kleinen Freiflieger.
Da kann man sich nicht versteuern und hat daher Zeit zum beobachten.
Er war etwa 80 cm gross, und aus dem Vollen geschliffen.
Das beste Flugergebniss gab es wenn vorne die Flächenbelastung etwa 50 % höher war als hinten und das Profiel 20 % dicker.
Die Profiele hatten grade Unterseite und waren Handgeschliffen, also nix grosses gerechnet.
Der Schwerpunkt ergab sich durch das Hebelgesetz und den jeweils bestimmten Auftrieb.
Der wurde bei 1/3 Flächentiefe jeweils angesetzt.
Das Modell flog in relatief weiten Schwerpunktbereichen noch stabiel, ( 1 cm vor oder zurück), es war ja ein kleines Modell.
Probleme gab es um die Hochachse, da es anfangs schnell mal um diese kreiste.
So wurde der Rumpf vorne niedriger gemacht und an den Flächenenden kamen kleine Winglets drann.
Bei Schwerpunktvorlage konnte das Ruder durch einen kleinen Keil vorne unter dem H Ruder verändert werden.
Im Prinzip so wie es Klaus auch beschreibt, nur ohne Rechenprogramme ;)

Gruß Aloys.
 
Hallo Kosta,

eine Ente zum einfachen Fliegen zu bringen, ist nicht all zu schwer. Oben genannte Randbedingungen genügen.
Wenn aber der Anspruch steigt, und man die Überziehfestigkeit so ausnutzen will, dass die Abrisseigenschaften harmlos sind, dann muss man ins Detail gehen. Also rechnen.

Was bringt das?
-die Ente überzieht erst kurz bevor die Strömung am Hauptflügel abreißt, nicht früher.
Somit kann man mit der Ente hohe Anstellwinkel fliegen, ohne dass sie vorne zu früh abtaucht, oder sich unkontrolliert aufbäumt.

Dieser Auslegungs-Punkt hängt von den genannten geometrischen und aerodynamischen Größen inkl. EWD ab. Das heißt auch, dass ein Canardprofil auf das Flügelprofil abgestimmt sein muss, ebenso die EWD, Re-Zahl, Schwerpunktlage usw.

Und dennoch habe ich gut ausgelegte Enten flachtrudeln gesehen, aus dem sie nicht mehr herauskamen.

Gruß
Klaus.
 
Beim Lockspeiser war der Entenflügel exakt baugleich mit dem Hauptflügel, allerdings bei genau halbierter Spannweite. Das ist sicher eine extreme Auslegung, zeigt aber, dass der Vorflügel ruhig groß sein kann.

Versuch' das Buch von Dieter Schall aufzutreiben - es ist ziemlich die einzige Literatur zum Thema. (Ich habe gerade erst eines im Antiquariat ergattert-das bleibt aber jetzt sicher bei mir).

Zur Frage:

Ein zu kleiner Entenflügel kann nicht genügend Auftrieb liefern und bedingt eine starke Schwerpunktrücklage. Beides ist schlecht für das Stabilitätsmaß (Stichwort "schwanzlastig") und den maximal fliegbaren Anstellwinkel (Stichwort "Langsamflug").
 

FamZim

User
Hallo

Wenn ich noch mal das Flachtrudeln aufgreifen darf ?
Jedes Modell hat nicht nur Flächen für den Auftrieb , sondern auch Seitenflächen, die sich bei Anstellung durch schieben ebenso verhalten.
Diese liegen zum Teil vor und hinter dem Schwerpunkt.
Schiebt ein Modell nun stark, reist die Strömung eher im hinteren Bereich des Rumpfes ab.
Das hat zur Folge, das die Seite vor dem Schwerpunkt das Modell leicht in Drehung, das Flachtrudeln, versetzen kann.
Hat das Modell ein grosses H Ruder Vorne, ist auch der Schwerpunkt weiter Vorne, und davor ist die seitliche Fläche dann kleiner, der hintere Teil an einem längeren Hebelarm, und kann dem Flachtrudeln eher Paroli bieten.

Gruß Aloys.
 
Hallo Alois,

klingt einleuchtend.
Ich erinnere mich auch, dass Dieter Schall noch nicht ganz zu Ende war mit seinen Überlegungen zur Größe des Seitenleitwerks, oder jener der Winglets. Vielleicht war auch dies ein Faktor, geht ja in Deine Richtung.

Zu diesem Thema hat er am Flugplatz noch getüftelt, zusammen mit Jo Walser.

Vielleicht war auch dies ein Faktor, geht ja in Deine Richtung.

Gruß
Klaus.
 
Moin!

Wenn es das Buch noch irgendwo als PDF gibt, der Link ist leider tot, wäre ich auch sehr interessiert!

Ich versuche mich gerade in der 3d Konstruktion einer Thermikente, da wären ein paar Grundlagen sehr willkommen.

Vielen Dank schon jetzt

Gruß von der Ostsee, Micha
 
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