Baubericht Schweizer 300C in 1:24 für den Blade 130S

Ich bau ja nun seit mehr als 10 Jahren zusammen mit paar anderen Freaks Scale-Rümpfe für die kleineren RC Helis (bis 400er Größe). Sind inzwischen über 60, deren Bausätze erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit.
In den letzten Jahren habe ich meist Modelle von Blade verbaut, aktuell meist den 230S / 250CFX oder den 200S / SRX. Vor einiger Zeit kam ja dann auch der Blade 130S raus, als Nachfolger des 130X, aber mit Motorheck. Der ist sauber zu fliegen und bietet sich natürlich an für den Einbau in Rümpfe. Hinderlich ist dabei der Hauptmotor von unten (wegen dem Akku), was die Bauhöhe nach oben treibt. Und am Heck ist wieder so ein großer Jonny, der führt schnell zu Hecklastigkeit.
Vor paar Monaten habe ich angefangen, eine Mi-24 in 1:48 für den 130S zu bauen. Parallel fiel mir irgendwann auf, daß der 130er sich ja auch für das Schweizer 300C-Projekt eignen müßte. Beim 130X hatte ich vor Jahren aufgegeben, weil bei mir natürlich auch das angehobene Heck gebaut werden sollte. Das geht mit einem Starrantriebler eben schlecht.
Also einfach mal den Dreiseitenriß vom 300C testweise auf 1:24 gezoomt. Und siehe da, paßt fast alles. Also gings los.
Wir hatten vor Jahren schon den 300C und den 269 Calypso für den mCPX und dessen BL-Version gebaut. Die Zeichnungen waren also vorhanden.

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Das waren damals die konstruierten Teile. Für den jetzigen Zweck waren nicht alle zu gebrauchen, andere mußten angepaßt werden.

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Am einfachsten ging das noch beim Landegestell.

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Bei den Anbauteilen war es dadurch komplizierter, da mein Kollege das damals mit einem Modellierungsprogramm gezeichnet hatte, ich aber Fusion360, ein CAD Programm nutze. Hier Teile der früheren Zeichnungen (als STL) zu verändern geht zu machen (über Netz), aber ist eher aufwendig. Manchmal kommt man schneller zu Ziel, wenn man die Teile einfach nachkonstruiert. Hier aber nicht.

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Die nächste Hürde bestand darin, die Mechanik des Blade 130S hier "einzubauen". Mit Einschränkungen wäre das wohl auch mit dem original Rahmen gegangen, ich entschied mich aber für unser schon vorhandenes Multichassis. Das ist eine Eigenkonstruktion, deren Zweck es ist, die Bauteile so flach und schmal wie möglich anzuordnen. Dazu muß der Motor immer nach oben (beim 130S dreht er ja von unten) und die Servos müssen so angeordnet werden, daß sie sauber die Taumelscheibe ansteuern, aber auch so schmal wie geht stehen. Letzteres ging in dem Fall nicht, weil dann der Motor im Weg war. So sieht die Grundkonstruktion aus:

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Dieses Multichassis wurde jetzt angepaßt, daß es in der richtigen Höhe (wegen Lage Hauptrotor) in dem Rahmen des 300C zum Stehen kam. Hier gelöst durch Aufsatzstützen auf dem Landegestell. Der Akku sollte unter dem Hauptzahnrad seinen Platz finden, der Steuerbaustein auf einer Befestigung vorn (in der Kabine). Hier war schon Skepsis vorhanden, da der Heckmotor ein relativ schweres Teil ist und voraussichtlich zu Hecklastigkeit führen kann. Da war dann angedacht, einfach den Akku weiter nach vorn Richtung Kabine zu verschieben. Zeichnerisch sah das so aus:

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Das Drucken der Teile bei Shapeways dauert ja immer paar Tage. Also wurde erst mal die Trainerversion mit dem Dreiblatt ausgestattet. Das ist die Version von Rakonheli, vor Jahren für den Blade 130X entwickelt und dann auch beim Blade 200 eingesetzt.
Da es auch hier keine passende Taumelscheibe von RKH gibt (die für den 130X ist zu groß in den Anlenkpunkten der Servos), wurde unser Adapter (entwickelt für den Blade 230S) einfach modifiziert. Dann schneidet man die Kugelköpfe an der Plast-Taumelscheibe einfach ab und setzt den oben drauf. 3 mm Kugelköpfe gibt es von RKH, die werden an den markierten Bohrungen eingeschraubt und von innen mit flüssigem Sekundenkleber verfestigt.

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Mittlerweile gibt es auch die plastgespritzten Anlenkungen von Blade kaum noch, so daß ich auch diese nachkonstruiert habe. Die 1,3 mm Preßstifte wurden durch M1,2 mm Schrauben ersetzt.

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Der Umbau von Zweiblatt auf Dreiblatt ist eher pilllepalle. Man muß auch an den Servos nichts ändern. Der Adapter wird einfach mit Sekundenkleber aufgeklebt. Man kann ihn noch durch zwei Schrauben von oben sichern (notwendig ist das nicht).

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So sieht der Trainer umgebaut aus, hinten auch schon mit Zweiblatt auf der linken Seite. Dazu dreht man nur den Motor um und polt ihn an zwei der drei Kabel einfach um.

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Er flog von Anfang an ohne Schwierigkeiten, so daß große Zuversicht bestand, daß auch auf dem neuen Gestell deshalb keine Probleme entstehen würden.
 
Auch die Formen für die Folien (Kabine, Leitwerke) wurden einfach aus den 1:32-Zeichnungen gezoomt und gedruckt.

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Die wurden dann wieder mit Silikon ab- und mit Resin ausgegossen.

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Die ersten Probezüge zeigten dann, daß an der Oberfläche noch einiges zu tun war. Hier dann schon Abzüge nach der zweiten Nachbehandlung.

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Bei den beiden seitlichen Tanks ging das nicht so einfach. Das war in 1:32 ja einfach ein tiefgezogenes Folieteil.
Hier wurden nach einer Vorlage zuerst die Tanks nachgezeichnet und ergänzt (Tankverschluß usw.). Beim ersten 3D Druck war das dann (obwohl als Hohlkörper gezeichnet) ein Vollkörper (Shapeways erklärte später warum). Die wurden zu Tiefziehformen genutzt, aber das Ergebnis war unbrauchbar.

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Der 2. Versuch waren dann schon Hohlkörper, aber die paßten ja nicht an das Chassis. Also wurden diese Tanks soweit mit der Hand ausgeschnitten, daß es seitlich paßte. Das wurde dann nachgezeichnet. Parallel wurde die gedruckten Tankauflagen und -halter ausprobiert. Auch hier mußte nachgeschnitten werden.

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So provisorisch sah das dann auf der Innenseite aus.

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Der 3. Versuch war dann schon gut passend. Ein richtiger Konstrukteur würde das alles in der Zeichnung simulieren, ich mach hier eher Try and Error.

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Variante 2 des Multichassis sah man schon auf dem letzten Bild. Wie erwartet lag der Schwerpunkt in V1 wegen des Heckmotors zu weit hinten. Den Akku hätte man auch nicht weit genug nach vorn schieben können.
Also wird der Steuerbaustein jetzt auf einer neu eingezogenen Lochplatte an der Oberkante des Landegestells befestigt. Vorn ist eine schräg stehende Lasche, an der die Kabine unten angesetzt wird (mit Magneten gesichert).

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Beim Multichassis wurde hinten die Einsteckbuchse des Heckrohres etwas abgesenkt, unterhalb der Hauptzahnradebene eine Art Gitter eingezogen (damit die im Steuerbaustein steckenden Kabel sich nicht mit dem Zahnrad ins Gehege kommen), links vorn eine Befestigungslasche für den Doppelregler konstruiert (der klebt dort dann senkrecht befestigt) und vorn eine schräge Befestigungsebene für den Akkuhalter gezeichnet.

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Der Akkuhalter sieht dann so aus, man klebt ihn in passender Höhe dann an die Schräge an.

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Die Gesamtkonstruktion in V2.

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Hier jetzt mit eingestecktem Tailboom.

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So sehen die Auflagen und Halter aus. Es ist nur noch ein Halter auf jeder Seite (für den eigentlich zweiten ist durch die Bauteile der Mechanik kein Platz). Der Halter hat eine rechtwinklige Fläche vorn dran, da kommen später an die Rückseite Magnete, um das Folieteil der Kabine oben zu halten.

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Die derzeitigen Anbauteile, hier schon mit Tailboom-Lampe und Hecksporn.

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Die Fortsetzung hat eine Weile gedauert. Andere Projekte gingen vor. Und in so einer Modellbau-Manufaktur liegt auch oft was Anderes an.
Inzwischen sind die Bauteile des 130S auf die Version 2 umgebaut. Im Wesentlichen paßt jetzt alles und hat Platz. Links an der Lasche klebt hochkant der Doppelregler.

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Rechts sieht man die Lage des Steuerbausteins. Es wird in V3 eine Verschraubung zwischen Multichassis und Landegestell geben, einfach um das mal lösen zu können und besser an den Steuerbaustein ran zu kommen.

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So sah die vorige Variante aus. Alles zu eng, schlecht einzubauen. Nicht jede Idee ist als fertige Konstruktion eben brauchbar wie gewollt.

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Das ist nur ein Teil der inzwischen 3D gedruckten Versuche. So läuft Prototypen-Entwicklung, da ist auch viel Try and Error dabei.

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Der Akku geht vorn rein (derzeit noch etwas straff), der Heli ist dann auch nicht mehr hecklastig.
 
In den letzten Tagen wurden einige Teile nochmals überarbeitet.
Landegestell: Die Trägerplatte war verkehrt herum mit den Aussparungen (manchmal frage ich mich schon, wie sowas passiert, warum man das nicht eher sieht). Dann gab es paar Einkerbungen und Fehlstellen (mir vorger nicht aufgefallen), die da nicht hätten sein dürfen. Sowas entsteht, wenn man im Fusion360 mit Netzdateien arbeitet (Fusion kann STL nicht selber weiter bearbeiten), ergänzt oder abändert (ausschneiden kann man und auch andere konstruierte Teile einfügen). Da fehlt dann nach dem Hochladen bei Shapeways einfach mal ein Stück Netz. Muß ich zukünftig besser hinssehen.
Multichassis: Anschraublöcher vergrößert (0,5 mm gezeichnete muß man sonst nachbohren), Gegenhalter der Taumelscheibe schmaler gemacht (der Stift klapperte da richtig rum), hinten die Buchse für die Aufnahme des Tailbooms unten ausgespart (sollen dann die Kabel lang gehen), die Aufstützer auf dem Landegestell länger gemacht, so daß sie am LG anschraubbar werden, vorn die Akkuhalterung weiter nach hinten gesetzt und nach unten etwas verlängert.
Seitliche Tanks: Die Aussparungen nochmals etwas korrigiert, jetzt müßten die sauber sitzen.
Solche "Nacharbeiten" sind ärgerlich, aber kaum zu vermeiden. Wer sowas dann mal als Bausatz kauft, merkt davon nichts mehr. Aber das kostet halt auch immer wieder Geld (das Multichassis kostet schon im Einkauf fast 30 €!).
Kanzel: die letzten noch nicht soo glatten Stellen nachgearbeitet. Dazu zieht man mit 0,2 mm Folie tief, da sieht man jedes Detail. Später wird die Kanzel mit 0,3 mm tiefgezogen, da sind solche Feinheiten dann nicht mehr zu sehen.
Tailboom in Endgestalt gebracht. Hinten am Motorhalter die Stütze weggefräst und gefeilt, an drei Stellen umwickelt, um den Strohhalm als "Rohr" aufschieben zu können. Der hat 8 mm, maßstäblich wie beim Original.

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Lange Zeit passierte erst mal nichts. Ich hatte vieles Andere zu tun.
Dann ging es mal wieder weiter, soll ja auch mal fertig werden. Aber wie schon beim letzten Mal geschildert, der Teufel liegt im Detail. Das waren hier nochmal die Tanks mit der flachen Wanne drunter und die Aufhängung davor. Angebaut am bisherigen Prototyp zeigte sich, daß da Einiges noch zu ändern wäre. Das könnte man "wegschnitzen". Hilft aber dem Nachbauer des Bausatzes nicht. Ändern heißt Eingreifen in die bisherige Zeichnung / Konstruktion. Das geht eher problemlos, wo ich das selber im Fusion360 konstruiert habe. Wanne und Aufhängung waren aber Netzdateien, da kann man nicht einfach was ändern. Also nachzeichnen und dabei gleich an die Notwendigkeiten anpassen. Gleichzeitig habe ich die Schichtdicken an die Anforderungen von Shapeways (0,7 mm) angepaßt. Wanne und Aufhängung wurden bisher einzeln resingedruckt (war ja schon zu sehen), jetzt sind sie mit den Tanks gleich eins. So sieht das (hier schon zum 3D Druck verbunden) von außen aus.

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Und so von innen. Das gibt schon mal einen Eindruck, was ich da alles anpassen mußte. Hauptproblem war der freie Lauf des Hauptzahnrades.

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