Formenbau Fahrwerksgehäuse

Einfach mal der Baufortschritt ;):

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Die Kohlefaserschichten möglichst glatt und in einem Stück um die Form legen war ziemlich kompliziert.

Den Trennlack und den IMC-Lack habe ich per Spritzverfahren aufgetragen. Den PVA-Lack wurde 30% mit Alkohol verdünnt und der IMC-Lack mit ca. 10% weniger Härter verarbeitet (Reduktion der Sprödheit).

Nun noch die beiden Leitungen verlegen und alles schön dicht in den Schlauch befördern und dann hoffen....
 
Mehr Bilder:

Das Harzentlüften dauert schon recht lange (trotz Pumpe mit -987mBar und speziellem Infusionsharz). Ich habe dann nach ca. 15-20 min und nur noch ganz wenigen extrem langsam aufsteigenden Miniblasen im Harz und keinem Schaum mehr auf der Oberfläche aufgehört.

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Die Infusion des Harzes funktioniert ansonsten recht gut. Einzig das Absaugen des Folienschlauches auf Vakuum fand ich sehr schleppend über die Membran des MTI-Schlauches. Man erkennt regelrecht wie die Pumpe schlagartig die Membranhülle auf den inneren Spiralschlauch zieht und dann heftig gegen den Widerstand der Membran den Vakuumsack absaugt.

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Eine Frage habe ich noch an die Experten:

Wie lange sollte man das Vakuum aufrecht erhalten? Und wo kann ich die entsprechende Zeit für das Epoxidharz bzw. den Härter zum Abschalten entnehmen?

Danke.

Gruß
Matthias
 

Gideon

Vereinsmitglied
Wie lange sollte man das Vakuum aufrecht erhalten? Und wo kann ich die entsprechende Zeit für das Epoxidharz bzw. den Härter zum Abschalten entnehmen?

Die Pumpe läuft mindestens solange durch, bis das Harz den exothermen Peak überschritten hat. Bei 300 Minuten Topfzeit (100 g bei 23 °C) und der geringen Laminatdicke dürfte das mindestens zwischen 15 und 20 h sein.

Mein Tipp wäre, hier erst gar damit anzufangen und 24 h abzusaugen (oder wahlweise ein deutlich schnelleres Harzsystem zu verwenden).
 
Hallo Stefan,

besten Dank!

Das Bauteil härtet dann noch bis heute Abend per Raumtemperatur von 22-23 Grad aus. Die Pumpe habe ich nach gut 16h abgestellt, da der Geräuschpegel einfach doch zu sehr genervt hat...sollte nach deiner Abschätzung ja auch ausgereicht haben.

Nun habe ich aber noch ein weiteres Thema aus Unerfahrenheit ;):

Das Infusionsharz soll nach Herstellerangaben bei Raumtemperatur aushärten und dann 5h bei 60° und 6h bei 80° getempert werden. Meine Form ist aber mit Formenharz und Epoxidharz gebaut, welcher beim Formenharz 70° und bei L-Harz/Härter nur 60° Wärmeformbeständigkeit aufweist. Mir ist klar, dass man alles besser aufeinander abstimmen hätte müssen....

Ich würde nun das Bauteil in der Form so wie es im Sack ist in den Ofen bei 55° Tempern, da ich im Netz gelesen habe, dass bei mehr als 45° Tempern die Sprödheit bereits reduziert wird!?
Muss man dann einfach länger bei 55° Tempern als die beiden empfohlenen Intervalle, um auch gute Eigenschaften zu erhalten?

Danke.

Gruß
Matthias
 

micbu

User
Wenn du temperst, dann doch sicherlich weil du einfach daran interessiert bist dies aus Spaß zu machen, richtig? Nötig ist das bei solch einem Bauteil nämlich nicht.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Das Infusionsharz soll nach Herstellerangaben bei Raumtemperatur aushärten und dann 5h bei 60° und 6h bei 80° getempert werden.

Das sind die üblichen Vorgaben, um konform mit dem Germanischen Lloyd (GL) zu sein. Natürlich kann das damit hergestellte Bauteil auch bereits bei deutlich geringeren Temperaturen nachgehärtet werden, um später sinnvoll einsetzbar zu sein.

Meine Form ist aber mit Formenharz und Epoxidharz gebaut, welcher beim Formenharz 70° und bei L-Harz/Härter nur 60° Wärmeformbeständigkeit aufweist. Mir ist klar, dass man alles besser aufeinander abstimmen hätte müssen....

Dir muss vor allem klar sein, dass derartig hohe Glasübergangstemperaturen (Tg) nur mit vorangegangener Warmhärtung erreicht werden können. Realistisch sind eher 50 - 55 °C bei 23 °C. Je reaktiver ein Harzsystem ist, desto eher bildet es eine hohe Tg bei Raumtemperatur aus.

Ich würde nun das Bauteil in der Form so wie es im Sack ist in den Ofen bei 55° Tempern, da ich im Netz gelesen habe, dass bei mehr als 45° Tempern die Sprödheit bereits reduziert wird!?
Muss man dann einfach länger bei 55° Tempern als die beiden empfohlenen Intervalle, um auch gute Eigenschaften zu erhalten?

Wenn über 40 °C gehärtet wird, ist die Sprödphase bei den allermeisten Harzsystemen mit Topfzeiten ≥ 60 min bereits überwunden.
 
So zum Abschluss nochmal mein erstes Ergebnis:

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Es ist sicherlich nicht perfekt, aber ich bin für den Ersten Versuch der Vakuuminfusion zufrieden und für meinen Zweck reicht es auf jeden Fall.

Optimieren könnte man u.a.:
- das Gewicht (aktuell 50g), da es mit den aus Angst verwendeten 3 Gewebelagen sehr stabil ist und 2 Lagen auch reichen könnten.
- das Einbringen der Gewebelagen für eine gleichmäßigere Struktur auf der Sichtseite.
- weniger Sprühkleber (vermutlich hat dies zu den leicht weißlichen Stellen in den Kantenbereichen und den winzigen Lufteinschlüssen hinter dem IMC-Lack an den Kanten geführt?!

Hat jemand eine andere Erklärung für die milchigen bzw. "Schaum"-Bereiche in Teilbereichen der Kanten des Bauteils (siehe Beispielsbereich im letztes Foto)?

Abschließend nochmals ganz herzlichen Dank für die umfangreiche Hilfestellungen!!! Ich habe sehr viel gelernt und ich bin froh, dass es solche Plattformen zum Austausch gibt!

Gruß
Matthias
 

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Gideon

Vereinsmitglied
Ich vermute, dass dies Bereiche sind, die vom Gewebe etwas überspannt sind. Dies ist meist in Radien der Fall. Der Harzfilm hin zur Oberfläche sollte auch dicker sein.

Kannst Du das bestätigen?
 
Hallo Stefan,

für die leicht schaumigen Bereiche könnte deine Vermutung passen. Dort scheint das Gewebe trotz in die Kanten drücken eine minimale Überspannung möglich zu sein.

Die weißlichen bzw. milchigen Bereiche scheinen eine andere Ursache zu haben. Sie sind auch nicht unbedingt direkt in den Kanten.

Grüße
Matthias
 
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