Die Querruder braucht man nicht zwangsläufig zum Torquen. Die früheren Kunstflieger hatten auch keine langen Ruder bis zum Rumpf. Dann rotiert der Flieger im schlimmsten Fall um die Längsachse, wenn er senkrecht in der Luft steht. Daher kommt auch der Name Torquerolle, nämlich von Torque = Drehmoment, also eine Drehmomentrolle, die vom auf den Prop einwirkendes Drehmoment seitens des Motors gegenüber der Umgebungsluft vorherscht. Genau genommen ist alles ander wie senkrechte "hinhängen" auch nur hovern, wenn der Flieger nicht um die Längsachse rotiert (weil dann nicht nahezu ganz senkrecht stehend und eine "Vorwärtskomponente" der Bewegungsrichtung auf die Tragflächen einwirkt, was der Wirkung des Motordrehmoments weitestgehend entgegen wirkt). Bei der echten Torquerolle rotiert der Flieger immer um die Längsachse, daher ja auch der Name TorqueROLLE.
Höhenruder- und Seitenruderausschläge reichen immer zum torquen/hovern, so lange sie auch für den Normalflug groß genug sind. Natürlich wird es umso einfacher, je größer die Ruderwirkung ist. Aber man braucht umso weniger Ruderunterstützung bzw. -wirkung, je hecklastiger der Schwerpunkt ist. Das merkt man auch im Horizontalflug, der Flieger wird umso empfindlicher auf Höhenruder, je weiter nach hinten der Schwerpunkt wandert. Wer es nicht glauben will, hat es noch nie selbst getestet!
Schnelle und starke Servos haben nichts mit der Fähigkeit eines Modells zum torquen/hovern zu tun. Auch vor 15 Jahren konnten sogar die großen 3m Kisten schon torquen/hovern, als es noch keine derart starken und schnellen Servos wie heute gab, Stichwort Analogservos. Im Zweifel: Auch hier ist nicht das Modell ansich entscheidend, sondern welche Komponenten verbaut werden, genau wie der notwendig potente Antrieb.
Auch das Gewicht hat prinzipiell nichts mit dem "senkrecht hinhängen" zu tun. Dafür ist einzig und allein die Schubleistung entscheidend! Siehe Turbinenjets, verglichen zum 3D Kunstflieger eine riesige Flächenbelastung, dennoch bei ausreichend Turbinenpower und ggf. Schubvektor problemlos fähig senkrecht einzuparken.
Früher vor einigen Jahren haben wir sogar im Verein abends nach dem "Lehrer-Schüler-Fliegen" der Ferienaktionen mit dem guten alten Kyosho Calmato und 7,5ccm Methanoler in etwas SIcherheitshöhe spaßeshalber "getorqued". Die Motorleistung reichte zwar nicht, die Höhe dauerhaft zu halten, aber für ein paar Sekunden blieb der Flieger nahezu senkrecht eingeparkt stehen und war über Höhenruder und Seitenruder jederzeit voll kontrollierbar. Auch hier hatten die Querruder in dieser Flugposition keinerlei Wirkung, weil zu kurz. Trotzdem ging das Manöver problemlos. Mit einem stärkeren Motor wäre das dann endlos lange möglich gewesen.
Nächstes Beispiel, glaube aus dem Jahre 2004 oder so. Damals mit Simprop Solution 2 und Magic Drive 40-28 Brushless Antrieb, ursprünglich für 12NiCd Zellen, die guten Sanyo RC2400 als 12er Stange mit 750g Gewicht. Als es dann die ersten Lipos gab (damals war Kokam die Marke schlechthin), hatte ich auf einen 4S Lipo umgerüstet. Schlagartig wog der Flieger viel weniger, hatte zudem viel mehr Motorleistung. Flieger ließ sich direkt aus dem Handstart heraus endlos senkrecht wegziehen. Zwar nicht wie ein moderner Hotliner, aber es ging endlos senkrecht! Etwas weniger Gas gegeben und er hing wie ein Heli senkrecht an der Klappluftschraube auf konstanter Höhe. Quasi torquen, wie umgangssprachlich gesagt wird.
Ich bleibe dabei, es ist mit nahezu jedem Flieger möglich, sofern genügend Schub vom Antrieb, zuträglicher Schwerpunkt sowie persönliches Geschick des Piloten vorhanden sind!
Letzteres ist maßgeblich Übungssache...