Verzug durch Sonne - wie richten?

Malmedy

User
Hallo,

an die Experten, die Erfahrung mit Voll-GfK Fliegern haben:
Ich wusste es zwar im Prinzip (im Hinterstübchen), hab es aber aus alter Gewohnheit (hatte bisher keinen Voll-GfK Flieger) nicht beachtet: Lass keinen Voll-GfK Flieger im Auto liegen, wenn die Sonne draufbrät. Nun ist es passiert, eine Wölbklappe hat sich mächtig verzogen. Zum Glück nur eine und sonst nichts, aber das reicht! Welche Möglichkeiten habe ich, das im wahrsten Sinn des Wortes wieder gerade zu biegen?
Herzlichen Dank vorab für sachdienliche Hinweise und zielführende Tipps !

Grüße
Michael
 

Malmedy

User
Stefan, vielen Dank für deine Links und dass du dich der Mühe unterzogen hast, für mich die SuFu zu bemühen. Die SuFu im RC-N ist so grottenschlecht und unkomfortabel, dass ich da nur mit äußerstem Widerwillen dran gehe ;)
Leider hat keiner der Fragesteller in den Links berichtet, wie er mit den Vorschlägen der Ratgeber zurecht gekommen ist bzw. überhaupt das Problem lösen konnte.
Unapproved approach - dafür ist mir der Flieger zu wertvoll, kaputtmachen wäre die vorletzte Option:confused:
Scheint, als ob es keine wirklich sichere und erprobte Methode gibt - oder doch?

Viele Grüße
Michael
 

Auftrieb

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Ein der Länge nach verzogenes GFK Querruder habe ich wieder gerade bekommen, in dem ich es zwischen zwei Stahllineale gerade eingespannt und das ganze Paket mit dem Heißluftfön gleichmäßig erwärmt habe. In mehreren Etappen wurde das Ruder wieder kerzengerade. Langsam an die Temperatur herantasten ist anzuraten. Beim Abkühlen auf jeden Fall das Paket noch mehrere Stunden lang so belassen, bis man das Ergebnis kontrolliert. Bei noch vorhandenem Verzug das Ganze nochmals mit erhöhter Temperatur wiederholen..
 

Malmedy

User
Hallo Pit,

die Lineale statt das GfK direkt zu erwärmen klingt gut. Ich würde es mit Alu-U-Profilen versuchen, hab nicht so große und dicke Stahllineale. Temperaturkontrolle mittels IR-Thermometer. Werde es im Spätherbst mal so probieren und über das Ergebnis hier berichten.

Grüße
Michael
 

Relaxr

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Mhhh - Epoxy/Gewebe Laminate sind mE keine thermoplastisch verformbaren Strukturen. Vor allem wird der kpl. Gewebe/Harzverbund verformt und vermutlich geschwächt, das Harzpolymergeflecht und die Gewebe werden dabei gedehnt/gestaucht. Das kann nie mehr annähernd so stabil sein, wie vorher. Da würde ich ne Ruderklappe dann wirklich lieber nachbauen und ersetzen.

Da ich kein Spezialist bin und hier nur meine Gedanken wiedergebe, möge das ein "Profi" kommentieren.

Ich würde das nicht thermisch "zurechtbiegen" wollen :rolleyes:

(Ich würde das Gewebe der verdrehten Klappe aussen weitgehend runterschleifen, dann das Teil richten und mit einer neuen Lage Gewebe umlegen und finishen. Dann ist zumindest das umhüllende Gewebe intakt.)(Ne neue Klappe anscharnieren ist auch noch ok)

Zitat aus: Wikipedia "Thermoplasten" kopiert:
" Zu den Thermoplasten zählen z. B. Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polyamide (PA), Polylactat (PLA), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polycarbonat (PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyetheretherketon (PEEK) und Polyvinylchlorid (PVC). Der am längsten bekannte Thermoplast ist Zelluloid. Die am häufigsten verwendeten Thermoplaste sind Polyolefine, wie Polyethylen und Polypropylen. "
 
Ja, Epoxy ist ein Duroplast.

Und dennoch funktioniert das Zurückdrehen mit Wämre recht gut. Etwas überdreht einspannen, nicht viel, ca. 20% mehr Winkel.
Das Harz wird etwas weicher und das Gewebe "setzt" sich neu in der richtigen Stellung.

Es besteht aber die Gefahr, dass sich die Gewebestruktur leicht abzeichnet.

Ich finde Pitts Idee mit den Linealen sehr gut, da wird der Druck / die Verformung suaber geführt.

Gruß
Klaus.
 

Malmedy

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Hallo Relaxr,

das Problem: Voll-GfK ist in der Form lackiert, die Klappen sind als sog. Elastoflap scharnierlos angelenkt. Abschleifen o.ä. geht nicht, abgesehen vom optischen Effekt.

Gruß
Michael
 

Gideon

Vereinsmitglied
Die Problematik hierbei ist, dass die Teile während der Herstellung meist nicht oder nur geringfügig getempert werden. Im Auto herrschen dann Temperaturen jenseits der ausgebildeten Glasübergangstemperatur (Tg), sodass dies dann unweigerlich zur Erweichung desselben führt. Die Spannungen im Harz werden freigesetzt und können dann zu den hier beschriebenen Verzügen führen. Eine Relaxation, also ein spannungsfreier Zustand findet bei einer Temperung in Höhe der maximalen Tg statt. Bei dafür üblichen Harzsystemen wie z.B. dem L 285 bewegen wir uns hier dann bei 95 – 100 °C.

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Quelle: Konstruieren mit Faser-Kunststoff-Verbunden / Professor Dr.-Ing. Helmut Schürmann
 
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Malmedy

User
Mein eingangs geschildertes Problem mit der verzogenen Wölbklappe ist beseitigt. Falls jemand mal vor ähnlichem Problem steht, möchte ich berichten, wie wir das geschafft haben.
Zunächst war klar, dass wir die Fläche bei allen Versuchen, die tordierte Klappe wieder gerade und in den Strak zu bekommen, nicht die Fläche noch weiter ruinieren bzw. beschädigen wollten. Kaputt war sie ja schon! Die Alternative wäre nur eine neue Fläche gewesen.
Wir haben von der "guten" Fläche eine Schablone für die korrekte Klappe abgenommen. Da die Fläche insgesamt ein S-Schlag Profil hat, war also auch die Klappe unten leicht konkav und oben leicht konvex. Wir haben pro Seite 3 Fichten Kanthölzer von 10 x 19 mm (Baumarkt, absolut gerade Hölzer ausgesucht) verwendet und diese längs am Scharnier, der Endleiste und dazwischen hochkant positioniert. Anschließend die 3 Kanthölzer mit aufgelegten Quertraversen aus dem gleichen Material mit 24-Std Epoxy verklebt. Zwischen Klappe und Kanthölzern Haushaltsfolie zum Schutz.
Diese Schablonen nun auf der tordierten Klappe aufgelegt (dünner Stoff zwischen Klappe und Schablone als Schutz) und mit Klammern Ober- und Unterseite nicht zu fest zusammen gezogen. Die ganze Fläche dann in einen Temperofen gelegt und zunächst 24 Std. bei 40 Grad "gebacken". Danach war die Klappe schon ziemlich gerade, es fehlte nur noch ca. 1mm, damit sie wieder komplett im Strak steht. Also wieder die Schablonen angebracht, geklammert und nochmal 12 Std bei 45 Grad gebacken, danach war alles bestens. Eins der Kanzhölzer war nicht 100% korrekt positioniert worden, es stand am Scharnier ca. 1mm weit auf dem QR. Dort hat es einen kleinen Abdruck hinterlassen, also wirklich vorsichtig mit Schablonen und Druck!
Ganz großen Dank an Martin, der mit seinem Temperofen, Tipps und 2 weiteren Händen (alleine geht das gar nicht!) das Gelingen ermöglicht hat!

Gruß
Michael
 
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