DH 88 Comet: Projekt

Reynolds Problem

Reynolds Problem

Hallo zusammen,

ein paar Sätze noch zu dem Szenario des einseitigen Motorausfalls.

Die Comet ist wegen ihrer sich stark vergüngenden Flügeloutline naturgegeben ein riskanter Flugzeugtyp. Im Vergleich mit dem Original kommt bei einem Modell erschwerend das sog. Reynolds-Problem, auch als Scale-Effekt o.ä. bezeichnet, dazu. Jeder engagierte Flugmodellbauer hat schon davon gehört oder gelesen!

Kurz gesagt liegt das Problem darin, dass eine flüssige oder gasförmige Strömung Objektoberflächen umso schlechter folgen kann,
a) je kleiner sie sind und
b) je langsamer sie umströmt werden.

So beträgt bei der Original-Comet die Flügeltiefe an der Stelle, an der die Queruder (außen) enden, immerhin noch 68 cm. Unserem Modell im Maßstab 1:5 bleiben folglich traurige 13,5 cm! Desweiteren leistet die Stömungsgeschwindigkeit ihren Beitrag zu unserem Re-Problem. Unser Modell fliegt eben 5x langsamer. Allein bezüglich der beiden der Vollständigkeit halber noch zu erwähnenden Einflussgrößen Luftdichte und kinematische Viskosität nehmen sich Original und Modell nichts, denn sie fliegen ja durch die gleiche Luft. Der sog. Re-Faktor errechnet sich näherungsweise übrigens zu 68459 x Fluggeschwindigkeit x Tiefe der betreff. Flügelsektion.
Als würde das noch nicht reichen spielt auch der Effekt der Induktion noch gegen die Auftriebsstärke der ohnehin schon schmalen Flügelenden. Sie sorgt dort für eine weitere Verminderung des Auftriebs. Eigentlich muss man sich wundern, dass diese Kiste überhaupt fliegt...

Es gibt aber Maßnahmen, die Modellbauer anwenden, um das Reynolds-Problem wenigstens ein bisschen zu entschärfen. Erstens klappt das mit der Luftströmung besser, wenn sie nicht allzu glatten Oberflächen zu folgen braucht; man setzt z.B. Turbulatoren auf die Bereiche der Tragflächensektionen (hinter der dicksten Stelle), an denen die Krümmungsstetigkeit am geringsten ist, sich der Oberflächenverlauf also "schnell" ändert oder man bespannt den Flügel mit Gewebe. Zweitens kann man die EWD herabsetzen, je näher man der Flügelspitze kommt; die bekannte geometrische Verwindung (landläufig Strak genannt). All das erfolgt mit dem Ziel, die Strömung zu längerem Anliegen zu zwingen, denn nur dann kann der Flügel Auftrieb erzeugen und - ganz wichtig - können die Querruder wirken.

Weshalb diese Story hier? Nachzulesen übrigens in M. Simmons: Model Aircraft Aerodynamics, sehr empfehlenswert ;).

Was passiert theoretisch (und auch praktisch) in dem Moment, in dem einer der beiden Motoren ausfällt?
Das Modell erfährt schlagartig ein Moment um die Hochachse. Dem folgen in Sekundenbruchteilen Momente um die anderen Achsen. In Summe führt das zu einer abrupten Veränderung der Richtung der die Tragfäche anströmenden Luft. Besonders die dünnen Außenflügel mögen das aus den erwähnten Gründen gar nicht; die eben noch anliegende, auftrieberzeugende Strömung verabschiedet sich nun plötzlich. Dummerweise passiert das genau da, wo die Querruder sitzen, mit denen wir das Malheur am Knüppel gerne kompensieren würden. Nur - sie wirken eben nicht mehr.
Man kann jetzt trefflich diskutieren, ob ein vergrößertes Seitenruder Abhilfe schaffen könnte. Persönlich schätze ich, nicht wirklich, da wir dem Motorabsteller mit unserer Ausgleichsreaktion am Seitenruder(!)-Knüppel vermutlich erst zu spät werden folgen können. Für die Fälle, in denen das Modell allerdings noch eine große Flughöhe hat, könnte es nach dem Strömungsabriss und dem glücklichen Wiederherstellen des stabilen Flugzustandes durchaus gelingen, das Moment um die Hochachse per Seitenruder zu kompensieren.

Meine Idee war, auf diese Maßnahme zugunsten der Scaleoptik zu verzichten. Stattdessen hoffe ich mit der konstruktiven Verlängerung der Querruder nach innen etwas mehr "Regelbarkeit" - insbesondere in den Flugzuständen sich abrupt verringernder Fluggeschwindigkeit oder Anstellwinkel - bewahren zu können. Ich denke, die längeren und Dank der sich erhöhenden Flächentiefe in Richtung Rumpf auch breiteren Querruder sind für den Scalemodellbauer gerade noch akzeptabel. Wie bei kurzflügeligen Jets haben sie aber ihre Wirkung.
Die etwas zu niedrige Rotationsgeschwindigkeit beim Start (Erstflug) meiner Comet, und die dann folgende erfolgreiche, hektische Knüppelei am Querruder haben belegt, dass ich mit der Entscheidung zumindest nicht falsch lag ;).


Viele Grüße,
Christoph.
 
Hallo zusammen,

Schleifhelling und auch Hartlöthelling sind fertig.
Nach einigen Fehlversuchen mit dem Vermiculitmaterial für die Löthelling hat´s endlich geklappt.

DSCF1548k.JPG

DSCF1541k.JPG

DSCF1544k.jpg


Bis bald,
Christoph.
 
Grüß´ Euch,

allzu viel ging heute abend nicht mehr. Ich konnte die Schleifhelling testen. Sie funktioniert. Mit einem 6mm Schleifstift kann man das Edelstahl sehr gut in Form schleifen. Aber seht doch selbst...

DSCF1553k.jpg

DSCF1554k.jpg

Nach dem versäubern der Schleifkanten schmiegen sich die Rohre tadellos aneinander...

DSCF1555k.jpg

DSCF1556k.JPG

Gruß,
Christoph.
 
Hallo miteinander,

neben der zeitraubenden CAD-Überarbeitung der DH-88 komme ich zur Zeit nur selten in die Werkstatt. Heute waren´s mal wieder 2 Stunden. Umso mehr freut es mich, wenn das Ergebnis sich dann sehen lassen kann.


DSCF1563k.JPG

So also sieht das Vermiculit nach dem Hartlöten aus - schimmert zwar in allen Farben, wirkt sonst aber nicht besonders mitgenommen.


DSCF1564k.jpg

Ist doch ordentlich geworden, oder nicht? Da gibt´s nix zu meckern.


DSCF1565k.jpg

Eigentlich bestand die einzige Schwierigkeit darin, eine nicht brennbare, wenig-wärmeleitende, provisorische Achse zu finden, um damit während des Lötens das Aludrehteil zu ersetzen. Ansonsten wären die beiden Messinghülsen sicherlich nicht sauber gefluchtet. Doch was nimmt man da bloß? :confused:
In Ermangelung einer besseren Idee hab ich ein Stück Kohlefaservollstab geopfert. Der fing dann zwar doch bald Feuer, hielt aber immerhin solange durch, bis die Löttemperatur passte. :)

Ich muss mir da noch was besseres überlegen. Oder hat von euch jemand eine Idee?


Viele Grüße,
Christoph.
 
Hallo Chris,

vielleicht geht es mit einem Glasstab. Glas ist ein Isolator.

Schmelzpunkt Glas: ca. 1480 °C
Schmelzpunkt Stahl: ca. 1510 °C
Temperatur Hartlöten: ca. 1000°C

... sollte eigentlich passen.

Es gibt im www z.B. 5mm Glasstäbe. Wie genau rund die sind mußt du prüfen. Rührstäbe sind eher leicht oval.

Viele Grüße,
Frank
 
Hi Frank,

das ist eine Super-Idee. Darauf wär ich nicht gekommen. Ich werd mal ein bisschen googlen heute Abend und mir ein paar Muster schicken lassen.

Natürlich könnte man die beiden Lagerbuchsen auch mit einem einigermaßen dünnwandigen Messingrohr gegeneinander fixieren, der Wärmefluss wäre vielleicht gar nicht so problematisch. Falls doch, könnte man mittels kleiner Aquarienpumpe u. Silikonkraftstoffschläuchen Wasser durch pumpen. Alles in allem eine aufwändige und wenig serientaugliche Geschichte. Dabei besteht bei Messing auf Messing immer die Gefahr, dass Flussmittel dazwischen gelangt; dann könnte man die Buchsen wahrscheinlich gleich wegschmeißen.



Gruß,
Christoph.

p.s.
Frank,
bzgl. deiner Anfrage zur Fräse; Raimund erzählte du hättest dich bei ihm gemeldet. Sieh doch mal hier.
 
Hallo,

es ging auch ohne Glas!

Ich wollte das jetzt einfach fertig löten und nicht eine Woche durch eine Internetbestellung verlieren. Wenn ich schon mal sowas wie´n "Run" hab, dann bloß nicht locker lassen :cool:.

DSCF1570k.JPG

Ein Messingröhrchen hat gute Dienste geleistet als Ausrichthilfe zwischen den beiden Buchsen. Mit etwas Fingerspitzengefühl beim Umgang mit Flussmittel und Lot konnte ich vermeiden, Ausrichthilfe und Buchsen versehentlich zusammen zu löten. Die Hitze her zu bekommen war kein Problem.
Die Helling ist am Ende, hat aber ihre Schuldigkeit getan. Übrigens lässt sich das Vermiculit sehr gut mit CA kleben.


Viele Grüße,
Christoph.


p.s.: Ob mein kleiner Sohn mal Maler wird? Der macht ein Kunstwerk aus meinem Werktisch...
 
Hallo,

passend zu Weihnachten sind die Teile für meine Comet fertig :) Danke Andreas.
.. jetzt muss ich das Puzzle nur noch zusammensetzen ... es geht los!

Gruß,
Frank

P1150763_1.jpg
P1150768_1.jpg
 
Hallo,

dann gibts ja schon einen Betatester.;)
Ist das dann schon die überarbeitete Konstruktion?

Ich wünsche viel Spaß beim zusammenstecken.
Grüße, Bernd
 
Hallo,

das ist nicht die Comet von Chris. Wer genau hinsieht, wird wohl Ähnlichkeiten entdecken. Es ist aber eine eigene Konstruktion (meine erste!) und hat ca. 18 Monate gebraucht. Ein Teilesatz zum Verkauf ist zurzeit nicht geplant.

Gruß,
Frank
 
GlattCAD Flugmodelle Comet 88

GlattCAD Flugmodelle Comet 88

Hallo Chris,
herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Werde ganz entspannt einfach mal
auf deinen "Baukasten" Comet 88 warten.

Gruß Frank
 
Guten Morgen, ihr Weihnachtsmänner! :D

@ Frank (sky_walker),
mein Spreiselsatz hatte auch ziemlich genau 1,5 kg. Da geht das sicher nur ein paar Gramm hin oder her. Die für das Endgewicht entscheidenden, größeren Bandbreiten liegen definitiv woanders, wie ich mittlerweile lernen durfte. Insb. sind das Spachtel, Farbe, Scaleräder, Fahrwerkskomponenten, Antriebsstrang, Elektronik.

@ Frank (Frank W),
Jo, Frank, entspannen ist absolut richtig, gerade vor Weihnachten! :)


Viele Grüße,
Christoph.
 
Sandwich-Spant

Sandwich-Spant

Hallo,

der erste Sandwich-Spant ist fertig. So wird er zubereitet:

Meine Frästeile mußten maschinenbedingt auf 60x40cm Platten passen. Daher sind größere Teile verzapft und müssen verklebt werden: ausrichten, Speedy Combine Pulver (Mircoballons) in die Rille der Oberseite streuen (der Laser macht eine leicht schräge Fräskante), dann dünnflüßigen Sekundenkleber einlassen
P1150769_1.jpg

Das Ausrichten erfolgt mit den Spantenfüßen an einem Richtscheit.
P1150770_1.jpg
In den Fotodosen haben schwere, alte, rostige Muttern ihre letzte Ruhestätte gefunden. Kleine Helfer zum Beschweren, oft im Einsatz ;)

Das Sandwich besteht aus 3mm Pappelsperrholz, Reste CFK-Gewebe 80gr, 3mm Pappelsperrholz. Die Verzapfungen sind gegeneinander versetzt.
P1150772_1.jpg

Damit beim Verharzen der Lagen nichts verrutscht sind insgesammt 6 Zentrierstifte (2mm Buchenstab) auf dem Spant verteilt (hier sind 3 davon zu sehen).
P1150778_1.jpg

Damit ist dann die Passgenauigkeit in allen Ausparungen gesichert.
P1150779_1.jpg

P1150780_1.jpg
 

brosi

User
Darf ich fragen welcher Andreas bzw. kann man bei ihm einen Teilesatz kaufen?

Hi,
Das bin ich. Manche kennen mich ja aus der Nachbarabteilung wo ich kleine Jetmodelle auf ähnliche Weise baue. Vorweg: Einen Teilesatz kann man bei mir natürlich nicht kaufen, auch nicht "unter der Hand" , da müsst Ihr Euch mit Frank einig werden. :)

Ich freu mich jedenfalls auf einen schönen Baubericht. Vielleicht kann ich mir das Eine oder Andere abschauen.

Gruss
Brosi
 
So, liebe Leute,

Weihnachten war nahrhaft, aber das muss nun ein Ende haben!

Nach dem vielen Weihnachtsessen bin ich mal ein Stündchen in der Werkstatt verschwunden und hab ein Fahrwerk probeweise montiert. CAD sei Dank, waren praktisch keine Anpassungsarbeiten erforderlich. Ich bin selbst immer wieder auf´s Neue fasziniert, wie präzise alles passt. Einzig die gelöteten Teile bedurften (und bedürfen) noch etwas Feintuning - handmade eben. Da und dort ein bisschen mit der Schlüsselfeile, dann bewegt sich alles leichtgängig und doch spielarm zugleich.

Das gesamte Fahrwerk, bestehend aus den beiden GfK-Lagerböcken, der Federgabel mit Rädern, und der hartgelöteten Kinematik kann man komplett, d.h. an einem Stück ein-/ausbauen. Der vordere GfK-Lagerbock wird momentan mit zwei (später mit vier) Schrauben fixiert, der hintere mit dreien.
Der kleine Antriebsmotor fehlt i.A. noch; ihn will ich morgen mittels einer GfK-Schwinge am hinteren Lagerbock anbringen. Die Spindel, die die Kinematik bewegen soll, fehlt ebenfalls noch.


DSCF1808k.JPG

DSCF1810k.jpg

DSCF1813k.jpg



Schönen Abend!

Christoph.
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten