Das Rätsel Endfest

DeeSea

User
Hallo zusammen,

wir kennen ja alle das geliebte gute Endfest (Araldit). Die alte gute Formel ist aufgrund der neuen EU-Normen nur noch für das Gewerbe erhältlich. Aber um diese gehts. Ich habe frische Tuben mit der alten Formel erhalten und das gleiche Phänomen erlebt, wie in den vergangenen Jahre. Egal was ich mache, nach der Härtung bleibt eine klebrige Oberfläche. Ich rühre immer als gäbe es keinen Morgen mehr und achte auf die Temperatur.

Ich erinnere mich an das Jahr 2011. Damals habe ich eine CARF Extra aufgebaut und habe die Spanten mit Endfest eingebracht. Damals auf Temperaturen noch nicht sensibilisiert, habe ich das Endfest in der Herbstzeit in der relativ kühlen Werkstatt Pi mal Daumen verwendet und am nächsten Tag hatte es eine glasartig harte und klebefreie Oberfläche. Auch die Farbe ging damals mehr ins Weiß anstelle des Gelbtons heute. Ich habe dann das Endfest blasenfrei in Spritzen gefüllt um nach Volumen zu skalieren (abwiegen geht nicht aufgrund der unterschiedlichen Gewichte der Komponenten). In einem Datenblatt heisst es, das man das Mischungsverhältnis etwas variieren kann und es bei weniger Härterzugabe etwas härter werden soll. Ich habe unterschiedliche Mengenzugaben von 0,3ml auf 2ml Ansätze in beide Richtungen ausprobiert aber es gelingt mir nicht den Härtevorgang wie in 2011 zu erreichen.

Hat jemand eine Idee was hier faul ist?
 
Temperatur ist das eine, Luftfeuchtigkeit das andere. Die Hersteller geben unisono maximal 65% relative Feuchte an. Dazu dürfen die zu verklebenden (Holz-) Bauteile nur sehr wenig Restfeuchtigkeit aufweisen.

Ein Schmierfilm auf Epoxydharzen ist nach der Aushärtung eher normal als die Ausnahme. Vor allem, wenn das Material mit Luftkontakt härtet (und nicht mit Formenkontakt, also quasi unter Luftabschluss). Deshalb muss man ja auch reinigen und anschleifen, wenn man eine weitere Schicht auf schon gehärtetes Harz aufbringen will. Aufgelegtes Abreißgewebe verhindert diesen Oberflächenprozess ebenfalls durch Luftabschluss und nimmt den Schmierfilm beim Abreissen mit.

Die Farbe des angerührten Klebeharzes variiert immer ein bisschen, je nach dem ob man den Bodensatz der Charge erwischt hat (weißlich) oder eher den ersten Teil der Charge (klar). Die Gelbfärbung hängt vom Alter des Härters ab, je älter, desto gelb. Das sind wohl Oxidationsprozesse, sehr alte Härte werden bis dunkelbraun, während sich das Harz selber nie verfärbt.

Produktionschargen unterscheiden sich auch immer ein bisschen, ganz egal, was man produziert.

Noch Fragen?
 

uzim

User
Es könnte sich beim Film um eine Sauerstoff-Inhibitionsschicht handeln. Der Luftsauerstoff verhindert die Aushärtung der oberflächlichen Schicht wie bei den Kompositen beim Zahnarzt. Beim Zahnarzt wird Glyceringel (hydrophil, lässt sich gut mit Wasser abspülen) über das Komposit geschichtet, sodass der Luftsauerstoff ferngehalten wird. Das Verfahren wird aber nur bei Komposit-Zementen zur Befestigung von Kronen/Inlays/Brücken verwendet. Eventuell könnte die oberste Schicht einer solchen Klebestelle durch Abdeckung mit einem nassen Tuch nachhärten?

Grüsse
Urs
 

DeeSea

User
Vielen Dank für die Erklärungen. Dann muss ich mir bei Kontaktverklebungen keine Sorgen machen. Ich teste das mal unter Sauerstoffabschluss mit Frischhaltefolie
 

Gideon

Vereinsmitglied
Es könnte sich beim Film um eine Sauerstoff-Inhibitionsschicht handeln. Der Luftsauerstoff verhindert die Aushärtung der oberflächlichen Schicht wie bei den Kompositen beim Zahnarzt. Beim Zahnarzt wird Glyceringel (hydrophil, lässt sich gut mit Wasser abspülen) über das Komposit geschichtet, sodass der Luftsauerstoff ferngehalten wird. Das Verfahren wird aber nur bei Komposit-Zementen zur Befestigung von Kronen/Inlays/Brücken verwendet. Eventuell könnte die oberste Schicht einer solchen Klebestelle durch Abdeckung mit einem nassen Tuch nachhärten?

Nein. Das ist die Reaktion von Wasser und Kohlendioxid mit den Aminogruppen des Härters, die eine Carbamatbildung hervorruft.


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