Aller Anfang ist------ leicht!!!

Offener Brief an „den Fesselflug Anfänger“


Hallo,
Du hast dich also entschieden mit dem Fesselflug anzufangen.
GLÜCKWUNSCH!
Da hast du dir ein tolles Hobby ausgesucht! Und ich muss sagen, ich freue mich sehr darüber ein neues Gesicht begrüßen zu dürfen.
Wir kennen uns ja noch nicht, was sich hoffentlich bald ändern wird, daher kurz ein paar Worte zu meiner Person. Ich bin Baujahr 1980, wohne in der Nähe von Pforzheim und bin seit mehr als 20 Jahren passionierter Fesselflieger. Ich betreibe ausschließlich Fesselflug und konzentriere mich dabei auf den Kunstflug. Eine Fernsteuerung besitze ich nicht und habe es nie bereut keine zu haben. Ich betreibe dieses Hobby sehr intensiv, und so ist es mir inzwischen einige Male gelungen mich für Europa- und Weltmeisterschaften zu qualifizieren. Und bei Deutschen Meisterschaften durfte ich sogar schon das ein oder andere Mal aufs Podium.

Als Neuling in diesem Hobby hast Du sicher viele Fragen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass du dir unsicher bist wie du einsteigen sollst, wie der erste Schritt aussehen soll, und was so alles auf dich zukommt. Das ging mir damals vor 22 Jahren, als ich angefangen habe, genauso. Keine Angst, es ist alles halb so wild. Ich kann dir versichern, dass jeder aktive Fesselflieger dir Unterstützung anbieten wird. Und irgendwie ist das auch ein kleines Problem bei der Sache, denn du wirst feststellen, dass du dich vor gut gemeinten Tipps und Ratschlägen kaum retten kannst. Besonders in Internet Foren wirst du auf jede deiner Fragen eine Vielzahl, sich zum Teil wiedersprechende, Antworten erhalten. Wie gesagt, die Kollegen dort meinen es gut und wollen alle helfen. Lass dich nicht beirren, denn viele Wege führen nach Rom, die Frage ist nur welchen Weg du einschlägst. Fatal wäre vor Allem, mehrmals die Marschrichtung zu wechseln. Daher suche dir Leute raus bei denen Du Dir den Rat einholst und deren Weg du folgst.
Die erste Frage die du sicher stellst ist, welches Equipment du brauchst. Das hängt unter anderem von deinen Vorkenntnissen ab, und davon, wie dein Flugfeld aussieht.
Grundsätzlich rate ich dazu auf bewährte Konstruktionen zurück zu greifen. Frei nach dem Motto „Da weiß man was man hat“. Du findest eine Vielzahl von Bauplänen im Internet zum kostenlosen Download. Alternativ zum Selbstbau nach Bauplan findest Du auch diverse Baukästen sowie „RTF“ Modelle, also weitestgehend vorgefertigte Bausätze die nur noch wenig Montagearbeit benötigen bis sie flugfertig sind.
Auch was den Antrieb angeht würde ich keine Experimente machen. Für Fesselflug haben sich diverse Motoren bewährt, und ich würde auf jeden Fall dazu raten hier auch keine Experimente zu machen. Das bringt nur unnötigen Frust.
Ich liste einfach mal ein paar Modelle mit passenden Motoren auf, welche sich für Anfänger bewährt haben:

#1 BUSTER oder SHOESTRING von der Firma SIG Mfg.
Das sind Baukästen von SIG aus den USA. In Deutschland gibt es dafür diverse Quellen. Dass es sich dabei um „Rennflugzeuge“ handelt soll erst mal nicht stören. Das bedeutet nur, dass sie zwar etwas schneller sind, dafür jedoch sehr einfach zu fliegen. Die Baukästen sind recht erschwinglich und gut vorgearbeitet. Rumpf und Flügel bestehen im Wesentlichen aus einem Balsa Brett, der Bauaufwand ist also gering. Am besten fliegen sie mit einem 1,5ccm bis 2,5ccm Glühzünder. Bei diesen kleinen Modellen spielt dabei die genaue Type und Hersteller des Motors noch keine große Rolle. Es geht alles was der Markt so hergibt. O.S. ; Enya ; Magnum und und und. Dabei darf gerne der RC Drossel-Vergaser montiert bleiben. Arretiere ihn bei Vollgas, bei stärkeren Motoren vielleicht ein wenig unter Vollgas. Propeller sollte zum Motor passen, da geben die Hersteller ja schon gute Hinweise. Anfangs vielleicht nicht gerade den Propeller mit der größten Steigung nehmen, sonst wird’s zu schnell.

#2 AKROMASTER von der Firma SIG Mfg.
Auch das ist ein Baukasten der Firma SIG aus den USA. Dieses Modell hat bereits einen Rippenflügel mit symmetrischem Profil. Man kann also schon Loopings und Rückenflug fliegen. Auch hier eignen sich fast alle Glühzünder von 1,5ccm bis 2,5ccm. Super bewährt hat sich der OS FP10 oder LA10 mit 1,76ccm, denn im Fesselflug ist geringes Gewicht oft wichtiger als viel Leistung.

#3 F2D COMBAT Modell
Ein Combat Modell ist ein Flügel mit Höhenleitwerk, mehr nicht. Kein Rumpf, kein Fahrwerk, kein Seitenleitwerk. Diese Modelle sind speziell konstruiert für Fuchsjagd (dazu später mehr) und sind auf das Wesentliche reduziert. Eigentlich sind sie also gedacht für den Wettbewerbseinsatz. Wenn du aber statt des vorgesehenen 2,5ccm Hochleistungs-Glühzünders einen 2,5ccm bis 4ccm Sport Motor, wie z.B. einen OS LA20, einbaust, dann hast du ein sehr gutes Anfängermodell. Durch den schwereren Motor wandert der Schwerpunkt nach vorne, was das Modell einfach zu beherrschen macht. Zudem wird es langsamer, weil selbst ein 4ccm OS LA Motor weniger Leitung abgibt wie einer der Rennmotoren die im Wettbewerb zum Einsatz kommen. Die weiteren Vorteile liegen im geringen Preis und der hohen Bruchfestigkeit. Die Modelle werden in der Regel flugfertig für um die 40€ angeboten. Du musst nur den Motor und einen Tank einbauen. Und da die Modelle für Luftkampf konstruiert sind, stecken sie auch einen Absturz gut weg. Meist ist nur der Propeller kaputt. Dumm ist nur das du, weil kein Fahrwerk vorhanden ist, immer einen Starthelfer brauchst. Aber der sollte sowieso stets dabei sein. Auch ist es nicht ganz so einfach an so ein Modell heran zu kommen, aber da wird sich sicher jemand finden der dir bei der Beschaffung helfen kann. Für mich überwiegen die Vorteile und mein persönlicher Rat ist, kauf dir so ein Modell für die ersten Flüge.

#4 KOALA von Claus Maikis
Claus war zu seiner aktiven Zeit DER Fesselflieger in Deutschland und hat unzählige Modelle konstruiert und gebaut, eine echte Koryphäe! Der Koala ist ein einfaches Brettrumpfmodell mit symmetrischem Rippenflügel für Motoren von 2,5ccm bis 4ccm. Den Bauplan dazu findet man im Internet. Mit einem OS FP25 oder LA25 ist das Modell sehr gut motorisiert. Hier musst du dann aber die Nase des Modells um etwa 3-4cm kürzen, sonst kommst du mit dem Schwerpunkt nicht hin. Dann einen 9x4 Propeller drauf und du hast ein super Anfängermodell mit dem du schon die ersten Kunstflugfiguren üben kannst. Loopings, Rückenflug, liegende und stehende Acht, selbst die über Kopf Acht sind möglich. Leider gibt es keine Baukästen mehr zu diesem Modell, du müsstest also nach Bauplan bauen. Wenn Du also zu den Leuten gehörst für die der Bau des Modells zum Hobby dazu gehört und die Spaß daran haben, dann wäre dieses Modell, oder der SKYRAY, meine erste Wahl.

#5 SKYRAY 35 von der Firma SIG Mfg.
Dieses Modell von SIG ähnelt in Größe und Grundkonzept dem KOALA. Brettrumpf, symmetrischer Rippenflügel mit etwas über einem Meter Spannweite, keine Flaps, einfache und bruchfeste Konstruktion, das verbindet beide Modelle. Jedoch hast du beim SKYRAY den Vorteil, dass es einen Baukasten gibt, mit vielen vorgefertigten Teilen. Als Antrieb würde ich dir wieder einen OS LA20 oder OS LA25 empfehlen. Auch hier musst du jedoch die Rumpfnase um 3-4 cm kürzen, da ursprünglich ein viel leichterer Antrieb ohne Schalldämpfer vorgesehen war. Das ist aber kein Problem und schnell realisiert. Auch dieses Modell fliegt sehr gut und wird dich nicht überfordern.

Wie du siehst sind alle diese Modelle für Glühzünder Motoren konstruiert. Leider wird es immer schwieriger diese zu beschaffen, bzw. Sprit dafür zu bekommen. Es ist auch nicht jedermanns Sache, ölige Finger, dreckiges Modell, Lärm, das gefällt nicht jedem. Natürlich können alle diese Modelle auch mit elektrischem Antrieb geflogen werden. Also mit Außenläufer Brushless Motor und LiPo Akku. Ich gehe hier aber nicht auf Detail zu Typ und Hersteller ein, denn der Markt ist dazu einfach zu schnelllebig. Der Elektromotor sollte generell so bemessen sein, dass seine Leistung etwas oberhalb der Leistung des Glühzünders liegt, welchen er ersetzen soll. Der Akku sollte genug Kapazität haben, um etwa 3-4 Minuten Flugzeit zu erreichen. Und statt dem Empfänger, welcher ja normalerweise dem Motor-Regler das Gasknüppel-Signal bereitstellt, kommt ein elektronischer Timer zum Einsatz. Diese gibt es von verschiedenen Herstellern, z.B. bei BRODAK in den USA oder von Igor Burger aus der Slowakei. Sie kosten nicht viel und man kann die Drehzahl und Flugdauer programmieren. Welche Motor-Regler-Akku Kombination man am besten nimmt müsste man dann im Einzelfall klären. Hier kann dir auch der Fachhandel helfen.
Wenn Du dich für einen Glühzünder entscheidest, dann kannst du sicher günstig etwas Gebrauchtes im Internet kaufen. Bei gebrauchten Glühzündern sind das Angebot groß, und die Preise klein. Dann steht noch der Tank an. Das ist ein oft unterschätztes Thema. Die meisten Motorprobleme sind in Wirklichkeit Tank-Probleme. Sei also hier bitte sorgfältig. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten:

#1 Selbstbau
Aus dünnem Weißblech sowie Messing- oder Kupferröhrchen kannst du dir einen maßgeschneiderten Tank löten. Das erfordert Geschick und Erfahrung beim Löten, und man sollte wissen wie so ein Tank innen aussehen soll. Das ist nicht ganz so banal. Daher rate ich dir vorerst davon ab.

#2 Fertige Blechtanks
Fertige Tanks, speziell für Fesselflieger, gibt es z.B. wieder bei BRODAK in den USA. Such dir am besten einen Uniflow Tank aus der in Größe und Form ins Modell passt. Das Angebot ist riesig bei BRODAK. Das Wort „Uniflow“ beschreibt, wie im Inneren die Röhrchen verlegt sind. Drei Röhrchen hat so ein Tank.
Ein Saug-Röhrchen: Dieses führt zum Motor. Im Tank endet es in der hinteren äußeren (rechten) Ecke des Tanks.
Ein Überlauf-Röhrchen: Dieses endet im Tank meist in der Ecke vorne-oben-links. Während des Fluges wird es mit einem Stück Silikonschlauch mit einer Schraube drin verschlossen. Nur während des Betankens wird es geöffnet.
Und eben das Uniflow-Röhrchen: Über dieses wird der Tank belüftet. Dieses Röhrchen sollte im Tank etwa 10-20mm vor dem Saugrohr enden, auch in der rechten Ecke. Über einen Silikonschlauch verbindest Du es mit dem Drucknippel am Schalldämpfer des Motors.
Ich kann dir nur zu solch einem fertigen Tank raten. Du ersparst dir damit viel viel Ärger. Manchmal findet man solche Tanks auch auf E-Bay, eine Suche lohnt. So sparst du dir die Bestellung im Ausland.

#3 Kunststoff-Tank aus dem RC Flieger
Wenn du die Röhrchen und Schläuche innerhalb solch eines Kunststoff-Tanks entsprechend dem eben beschriebenen Uniflow-Prinzip abänderst, kannst Du im Grunde jeden RC-Tank verwenden. Das ist eine super Alternative zu speziellen Blechtanks und funktioniert einwandfrei.

Beim Bau des Modells selbst rate ich dir, dich an den Bauplan bzw. an die Anleitung im Baukasten zu halten. Da machst du nichts falsch. Achten solltest Du vor Allem darauf, dass der Flieger gerade und ohne Verzug ist, dass das Gewicht nicht zu hoch wird, und das die Steuerung leichtgängig ist. Aber eigentlich sollte keins der oben aufgeführten Modelle eine unlösbare Aufgabe darstellen. Sie sind einfach zu bauen, mach dir also keine Sorgen. Alles was Du brauchst ist ein ebener Tisch als Bauunterlage, ein scharfes Balsamesser, ggf. eine kleine Säge, Kombizange, ein paar Schraubenschlüssel, Bohrer, Klebstoff, und zum Aufbügeln der Bespannfolie ein Bügeleisen.

So, wenn das Modell fertig ist brauchst Du noch das Zubehör Drumherum. Hier wieder eine kurze Aufstellung was du brauchst:

#1 Fesselflug Griff:
Den Griff kannst Du natürlich auch fertig kaufen, wenn du möchtest. Griffe gibt es bei BRODAK und auch bei anderen Quellen im Internet. Aber eigentlich kannst du dir das Geld dafür sparen, denn einen Griff kannst du ganz einfach selbst herstellen. Im einfachsten Fall genügt ein Stück Besenstiel mit zwei langen Augenschrauben im Abstand von ca. 10cm in denen die Litzen eingehängt werden. Natürlich muss alles so bemessen sein, dass die auftretenden Kräfte sicher gehalten werden. Wir reden hier von bis zu 20kg im Extremfall. Auch solltest du ihn so bauen das die Neutralstellung eingestellt werden kann, z.B. durch ein und ausdrehen der Augenschrauben. Für den Anfang genüg solch eine einfache Konstruktion völlig.

#2 Fesselflug Litzen:
Auch hier kannst Du wieder komplette Sets bei BRODAK oder SIG kaufen. Dabei handelt es sich um Edelstahl-Litzen aus 7 Einzeldrähten gewickelt, komplett mit Spule und Verbindern. Leider sind diese Sets nicht ganz billig. Die Qualität ist dafür aber sehr gut. Wenn du willst kannst Du auch anderweitig Litzen kaufen. So findest du zum Beispiel bei AMAZON Edelstahllitze ohne Ummantelung auf Rolle in verschiedenen Längen und Durchmessern. Eine Spule kannst du dir entweder selbst basteln, oder du kaufst im Spielzeugladen eine Spule für Drachenschnur. Nur bitte keine Haspel! Damit machst Du die Litze kaputt. In der folgenden Tabelle hab ich mal meine Empfehlung für Länge und Durchmesser in Abhängigkeit vom Modell aufgelistet:
Bis etwa 1,8 ccm Durchmesser 0,3mm oder 0,012inch Länge etwa 10-12m
Bis etwa 2,5 ccm leichtes/langsames Modell Durchmesser 0,3mm oder 0,012inch Länge etwa 12-14m
Bis etwa 2,5 ccm schweres/schnelles Modell Durchmesser 0,38mm oder 0,015inch Länge etwa 14-16m
Bis etwa 4 ccm Durchmesser 0,38mm oder 0,015inch Länge etwa 14-16m

Besonders wichtig ist, wie du die Ösen an den Enden der Litze herstellst. Da würde ich dich wirklich bitten sehr sorgfältig zu sein. Eine Methode die sich hierbei sehr bewährt hat, ist die Wickelmethode mit Kupferlackdraht. Wie das genau geht habe ich vor einer Weile im Schwedischen Fesselflugmagazin LINA beschrieben, Ausgabe 1-2019. Das Magazin kannst du kostenlos aus dem Internet herunterladen. Der Text ist zwar auf Englisch, aber es sind viele Bilder dabei und du erkennst sicher gut wie es geht. Diese Methode ist zwar aufwändig, aber sehr sicher.

#3 Sprit, wenn du Glühzünder fliegst:
Richte dich dabei am besten nach den Empfehlungen des Motor-Herstellers. Wenn du da nichts findest, rate ich als „Standard Mischung“ für die Motoren bis 4ccm zu einem Sprit mit 5-10% Nitromethan Anteil und möglichst hohem Öl-Anteil, am besten 20%. Ansonsten ist der Sprit für den Anfang nicht so sehr wichtig. Fertige Mischungen gibt es beim Modellbau Fachhandel. Online bestellen ist schwierig.

#4 Glühakku, ebenfalls nur benötigt wenn du Glühzünder verwendest:
Zum Starten des Motors brauchst Du einen 1,5V bis 2V Glühakku mit Glühkerzenstecker. Hier hast Du die Qual der Wahl, denn das Angebot bei Händlern im Internet ist groß. Es gibt häufig kombinierte Stecker mit eingebautem Akku. Die funktionieren sehr gut. Oft gibt es die auch im Set mit einem einfachen kleinen Ladegerät, mit dem sich der Akku über Nacht aufladen lässt.

#5 Ladegerät für den Flugakku, wenn du statt Glühzünder Elektro fliegst:
Auch hier ist das Angebot im Fachhandel und Online riesig. Gib nicht zu viel Geld aus. Selbst einfache Ladegeräte sind mehr als ausreichend. Wichtig ist nur, dass es über einen Balancer verfügt und LiPo Akkus Laden kann.



So, jetzt ist dein Equipment komplett. Wie du siehst kannst du das meiste in Deutschland besorgen oder kostenlos aus dem Internet herunterladen. Wenn du dich zum Beispiel für den KOALA mit Glühzünder entscheidest dann kommt das hier an Besorgungen auf dich zu:
• Bauplan aus dem Internet, Kostenlos.
• Ausdrucken in Copyshop in Originalgröße, 5€.
• Balsaholz und andere Materialien für den Rohbau, etwa 30-50€
• Bespannfolie für den Flügel, etwa 15€
• Klebstoff und Lacke, etwa 10€
• Motor OS LA25 gebraucht mit Schalldämpfer, etwa 40-50€
• Tank, Propeller und sonstiges Kleinzeug, etwa 20€
• Litzen Set von SIG in 0,38mm, etwa 30€ (alternative Bezugsquellen etwa 15€)
• Griff als Eigenbau, etwa 5€ Materialwert
• Glühakku mit Ladegerät, etwa 25€
• 1 Liter Sprit, etwa 10€

Rechne ich alles zusammen kommst Du auf etwa 200€. Das klingt vielleicht nach viel, aber vergiss nicht: den Motor, Litze, Griff, Glühakku, all das kannst du auch für das nächste Modell verwenden, und vielleicht sogar das übernächste.

Unterm Strich ist Fesselfliegen ein recht günstiges Hobby.

Wenn du dann alles beisammen hast, der Flieger gebaut ist und draußen die Sonne scheint, dann geht es an den Erstflug.
Dazu dann mehr in Kapitel 2
 
Aller Anfang ist leicht

Teil 2

Wir gehen fliegen!!




Dein Flieger ist also fertig. Das Wetter ist inzwischen auch schon gut genug und es ist nicht zu windig. Der Motor ist eingelaufen und alles ist nochmal überprüft und „durchgecheckt“.

Jetzt stellen sich schon die nächsten Fragen:

• Wo lässt man das Ding am besten fliegen?
• Wie kommt der Vogel in die Luft?
• Und wie fliegt man so ein Teil überhaupt???


Der beste Ort für den Erstflug ist natürlich auf einem Modellflugplatz. Steht Dir sowas zur Verfügung, dann solltest Du das auf jeden Fall auch nutzen. Hier sind solche lapidaren Nebensächlichkeiten wie „Aufstiegsgenehmigung“, „Sicherheit der Zuschauer“ und „Haftpflichtversicherung“ geklärt und man kann sich auf das Fliegen konzentrieren. Selbst wenn Du kein Mitglied in dem Verein bist, so gibt es doch meist die Möglichkeit als Gastpilot das Gelände zu nutzen. Versicherung inklusive.

In Ausnahmefällen kann man natürlich auf irgendeine Wiese ausweichen. Mit genügend Abstand zu Siedlungen sowie dem Einverständnis des Eigentümers der Wiese kann man das theoretisch schon vertreten. Die Sicherheit unbeteiligter Zuschauer, Wanderer, Spaziergänger, spielender Kinder, ist hier natürlich an allererste Stelle zu setzten. Dazu später noch ein paar Worte. Die rechtlichen Fragen des „Wildfliegens“ muss jeder mit sich selbst ausmachen. Darauf kann und will ich hier nicht eingehen.

Also, besser doch auf zum nächsten Modellflugplatz!


Jetzt kommt ein Punkt der mir ganz besonders am Herzen liegt.

Bitte bitte bitte flieg nicht alleine!!

Auf einem Modellflugplatz hast Du in der Regel immer Leute die dir helfen können, sei es beim Anwerfen des Motors oder beim Starten des Modells. Leider haben die wenigsten je selbst Berührung mit Fesselfliegern gehabt. Besser ist es daher, vor allem am Anfang, jemanden dabei zu haben der sich im Fesselflug auskennt, selbst Fesselflieger ist oder war. Viele Dinge sind im Fesselflug anders als beim RC. So starten wir in der Regel im Rückenwind. Jeder RC Pilot schlägt da die Hände überm Kopf zusammen.
Mein Tip, schreib in den einschlägigen Foren, dass du einen Helfer suchst für den Erstflug. Du wirst sicher jemanden in deiner Nähe finden, der Dir bereit ist zu helfen. Ein positiver Nebeneffekt ist, zu zweit macht es auch viel mehr Spaß.

Dein Helfer wird Dir sicher mit viel Rat und Tat zur Seite stehen und dir das wichtigste vor Ort erklären. Aber für den Fall das Du doch niemanden findest fasse ich mal das wichtigste zusammen.

Im Vorbereitungsraum, oder am Rand der Startbahn, rollst Du die Litzen aus und hängst sie ans Modell. Griff wird auch gleich angehängt. Es klingt zwar banal, aber manchmal sieht man Leute die es doch falsch machen: Der Griff wird so eingehängt, dass beim Ziehen am Griff (Daumen zu Dir) das Höhenruder nach oben ausschlägt. Beim Drücken (Daumen von Dir weg) soll das Höhenruder nach unten ausschlagen.
Die Neutralstellung des Griffs stellst Du so ein, das bei ausgestrecktem Arm und entspannter Handhaltung das Höhenruder gerade steht.

https://www.daec.de/sportarten/mode...lflug/f2a-geschwindigkeitsflug/f2-grundlagen/
Hier sieht man wovon ich spreche.

Einige fliegen lieber mit abgewinkeltem Arm. Das ist natürlich auch okay. Aber besonders am Anfang hat es sich bewährt den Arm ausgestreckt zu halten, Daumen nach oben. Den Griff in horizontaler Lage zu halten ist nicht so ratsam. Vor dem Flug solltest Du unbedingt den Zustand der Leinen kontrollieren. Sie dürfen keinen Knick haben. Eine Zugprobe solltest Du auch unbedingt machen. Hierbei hält ein Helfer den Griff fest, und Du ziehst am Modell. Die Zugkraft sollte etwa dem 10fachen Gewicht des Modells entsprechen.
So, wenn dann alles eingestellt und kontrolliert ist kann es an den Start gehen.
Wie schon oben erwähnt starten wir Fesselflieger gerne mit Rückenwind. Der Grund hierfür liegt darin, dass wir unbedingt immer gut gespannte Litzen brauchen um das Modell sicher zu steuern. Hängen die Litzen durch, dann hast Du ein Problem. Um nun die Litzen in der kritischen Phase nach dem Abheben, wo das Modell noch recht langsam ist, straff zu halten, macht man sich den Wind zum Freund. Dieser „zieht“ das Modell dann weg von Dir uns spannt dir die Litzen. Später werden auch alle Figuren und Kunststücke auf der Abwind-Seite des Kreises geflogen, eben genau aus diesem Grund.
An der Startstelle hält dir dein Helfer das Modell während Du den Motor anwirfst und einstellst. Den Motor stellen wir nie ganz „spitz“ auf max. Drehzahl ein, sondern immer etwas „fett“. Die genaue Einstellung musst Du erfliegen. Das ist von Modell zu Modell, Motor zu Motor und Tank zu Tank so extrem unterschiedlich, dass man da keine allgemeingültige Regel aufstellen kann. Ziel ist es bei Anfängermodellen, dass der Motor in allen Lagen in der Luft immer sauber durchläuft.
Hast Du dich für einen Elektro Antrieb entscheiden hast Du es hier natürlich einfacher.

Wenn der Motor läuft gehst Du zum Mittelpunkt des Kreises wo der Griff liegt. Der Kreismittelpunk sollte natürlich so gewählt werden, dass in alle Richtungen genügend Sicherheitsabstand zu Bäumen, Sträuchern, Zäunen und Personen vorhanden ist. Hochspannungsmasten sollten erst gar nicht in Sichtweite sein. Am Griff angekommen machst Du nochmal einen kurzen Ruder-Check, dann gibst Du deinem Helfer ein Signal das Modell loszulassen. Unerfahrene Helfer „schubsen“ das Modell gerne mal an. Das ist nicht nur unnötig, sondern auch gefährlich. Dabei rollt das Modell gerne mal in den Kreis hinein, die Litzen sind nicht gespannt und der Pilot hat keine Kontrolle. Das endet meist mit Bruch.
Nach ein paar Metern sollte das Modell mit leichtem Zug am Höhenruder aus eigener Kraft abheben. Die meisten Neupiloten machen den Fehler, viel zu starke Handbewegungen zu machen und somit das Modell zu übersteuern. Du wirst erstaunt sein, wie wenig Handbewegung (Auf und Ab) nötig ist, um das Modell im Horizontalflug geradeaus zu halten.
Versuche beim Fliegen mit dem Griff immer zum Modell zu zielen, als sei es eine Pistole. Idealerweise bildet Deine Schulter, der Griff und das Modell immer eine gerade Linie.
Beim Drehen um die eigene Achse solltest Du versuchen dich um deine Körpermitte zu drehen. Nicht im Kreis laufen wie ein Hund um den Napf, sondern wie ein Eiskunstläufer Pirouetten drehen um die Körperachse. Das verringert auch die Gefahr mit jeder Umdrehung vom ursprünglichen Kreismittelpunkt abzudriften. Um das noch weiter zu minimieren, es birgt ja schließlich die Gefahr doch im Flug mit etwas zu kollidieren was anfangs noch in sicherer Entfernung war, hilft es auch sehr sich eine Markierung auf den Boden zu legen.
Zum geradeaus fliegen genügen meist am Griff Korrekturen im Millimeter Bereich. Diese müssen aber recht schnell erfolgen. Also sei auf der Hut und lass den Flieger nie aus den Augen.

Kurz ein paar Worte zur Fluggeschwindigkeit bzw. Rundenzeit.
Die Rundenzeit, also die Dauer für eine Umdrehung, sollte für die Anfängermodelle, die oben beschrieben sind, bei ca. 4,5 Sekunden liegen. Etwas schneller oder langsamer ist okay, aber nicht sehr viel. Die Zeit stoppt am besten dein Helfer, damit Du dich auf das Fliegen konzentrieren kannst. Warum ist diese Rundenzeit so wichtig? Ist sie zu langsam, wirst Du später Probleme haben selbst einfache Figuren zu fliegen. Es fehlt dann einfach der Leinenzug zum Steuern in den Figuren. Und ist sie zu schnell, dann wird dir zu schnell schwindelig und die Figuren später werden zu hektisch.
Große Kunstflugmaschinen, die du dann später hoffentlich fliegen wirst, kommen mit Rundenzeiten zwischen 5 und 5,4 Sekunden gut zurecht. Die kleinen leichten Trainer, die Du am Anfang fliegst, brauchen leider etwas mehr Geschwindigkeit.
Wenn Dein Modell zu schnell ist, der Motor aber sauber durchläuft ohne zu Mager zu werden oder zu „stottern“ weil er zu fett ist, dann solltest Du eventuell einen anderen Propeller verwenden, mit weniger Steigung und vielleicht etwas mehr Durchmesser. Im umgekehrten Fall kannst Du etwas mehr Steigung und weniger Durchmesser versuchen, oder die Litzen kürzer wählen.
Wenn dein Modell elektrisch angetrieben ist, genügt es meist am elektronischen Timer die Drehzahl zu variieren.

Geradeaus fliegen ist jetzt das erste was Du üben solltest. Bitte nicht nach ein paar erfolgreichen Geradeausflugrunden beim Erstflug vor lauter Euphorie gleich versuchen tolle Kunststücke zu machen! Das kann nur schiefgehen. Stattdessen einfach geradeaus fliegen und das Modell in 2-3m Höhe halten. Am Anfang wirst Du damit genug zu tun haben. Vielleicht wird dir schon nach ein paar Runden schwindelig. Auch da macht es sich bezahlt einen versierten Helfer dabei zu haben, der dir dann den Griff abnimmt und weiterfliegt, bevor es zum schlimmsten kommt.
Grundsätzlich hilft es, wenn Du deinen Blick auf das fliegende Modell fokussierst, und versuchst den vorbeirauschenden Hintergrund auszublenden. Spätestens nach ein paar Flügen ist der Schwindel bei den meisten weg.
So fliegst Du immer geradeaus auf 2-3m Höhe, bis der Tank leer wird. Dann hältst Du den Flieger einfach horizontal und lässt ihn langsam sinken bis er wieder auf dem Boden ist. Die Nase des Fliegers sollte beim Landeanflug nicht nach oben zeigen. Wenn dem so ist bist Du vermutlich zu langsam und ein Strömungsabriss steht bevor.
Und denk dran, die Landung gilt als geglückt, wenn man danach nichts reparieren muss.

So verbringst Du am besten ein paar Tage auf dem Flugplatz, bis der Schwindelgefühl verflogen ist und Du dich sicher fühlst beim Fliegen und im Umgang mit deinem Modell.

Dann geht es weiter mit den ersten einfachen Kunstflugfiguren.

Aber dazu dann mehr in Kapitel 3

Bis dahin wünsche ich viel Spaß beim Fliegen!!!
 
Hallo.

Hier erkennt man, daß es vorläufig keine Wettbewerbe und drgl. gibt! Der Mann hat einfach zuviel Zeit! Er muß nicht trainieren, nichts reparieren, keine Vorbereitungen treffen - er hat Zeit solche tollen Texte zu schreiben!
Super gemacht, Frank!

Gruß
Willi
 

f4bscale

User
Da kann ich mich nur anschließen. Den "KUKI" must du aber nicht ignorieren.
Den Bauplan für die elektro Variante gibt es beim Verlag der Technik.

Wolfram
 
Ja, mit V-Motor ist der Kuki auch gut. Sehr gute Kombination mit OS LA 15, 8x4 Graupner/Schulze und auf 3/4 offen geklemmten Vergaser.
Schwerpunkt darf nicht zu weit vorn sein.
VG,
Sebastian
 

Wilf

User
Erstflug
Aller Anfang ist .... leicht !!!
Servus Thomas,
was will man mehr für einen Erstflug!
a040.gif

Die kritische Übergabe hat gut geklappt, die Position ist gut und das Mädel hat Höhenabweichungen sauber korrigiert. Eine perfekte Vorstellung!

Dass sie den Flieger nach dem Motorabsteller am Schluss brutal in die Erde gesteckt hat, muss man einkalkulieren. Das Ausschweben - hier im Forum sagen sie man wohl Flaren - kommt schon noch, wenn sie Gespür für die Maschine entwickelt hat.

Der Meister B, der da scheinbar eingesetzt wurde, schadet in dieser Phase noch nicht wirklich.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wilf

User
SIG Buster

Servus Frank,
... Ich liste einfach mal ein paar Modelle mit passenden Motoren auf, welche sich für Anfänger bewährt haben:
#1 BUSTER oder SHOESTRING von der Firma SIG Mfg.
Das sind Baukästen von SIG aus den USA. In Deutschland gibt es dafür diverse Quellen. Dass es sich dabei um „Rennflugzeuge“ handelt soll erst mal nicht stören. Das bedeutet nur, dass sie zwar etwas schneller sind, dafür jedoch sehr einfach zu fliegen. ...


wenn man ein wenig in das Fesselfliegen hinein geschnuppert hat, wird man jeder Deiner Thesen zustimmen.

Nur das mit dem Buster hat mich ein wenig überrascht. Nach meiner Einschätzung ist das ein Modell, das von selber gar nicht fliegen kann, sondern nur vom Motor im Kreis herum geprügelt wird.

Weil ich von meinen Akromastern gerade wieder einmal einen geschrottet habe (Aufsetzter im Rückenflug), und der zweite einen auspuffbedingten Fahrwerksumbau braucht, ergibt sich ganz ungezwungen, einen Limes-Buster auf seine Anfängertauglichkeit zu prüfen.

Zumindest das Abschiedsfoto anlässlich des Jungfernflugs werde ich einstellen, versprochen.
 
Wilfried, der ist zum Horizontalfliegen üben gut, mit Mühe geht ein Loop.. Die sind schon eher als Rennmodell gedacht.

VG,
Sebastian
 

f4bscale

User
Eh ich es vergesse und du schon weiter im Bau fortschreitest.

Für das Steuersegment solltest du für den Astand der Steuerseile statt 60mm 70mm vorsehen. Beim Ruderhebel ist es günstiger einen handelsüblichen mit unterschiedlichem Abstand der Einhängepunkte für die Steuerstange zu nutzen. Wenn der Einstellbereich von 15 bis 28mm ist, bis du im grünen Bereich.
Für die ersten Flüge hängst du die Steuerstange dann bei 28mm ein. Damit hast du eine wesentlich geringere Empfindlichkeit der Steuerung. Mit weiterem Fortschritt deiner Flugkünste kanns du den Abstand am Ruderhebel dann veringern.
Meine Werte beziehen sich auf einen Abstand der Seile von 100mm am Steuergriff.

Viel Spaß weiterhin beim Bauen und Fliegen.

Wolfram
 
Hallo!

Vielen Dank für die Information ! Deine Empfehlungen werde ich umsetzen !

Der Abstand Fläche / Leitwerk ist deutlich kürzer im Vergleich zum Meteor . Da wird der KUKI empfindlicher reagieren !

Es ist wohl der größte Anfängerfehler (auch in der RC- Fliegerei) : alle Ruder auf Vollausschlag!

VG
Thomas
 
Hallo Thomas !
Ich habe beide Modelle geflogen, der Meteor ist wendiger und Zickiger. Der Kuki geht schön ruhig dagegen und fliegt präziser.
Noch ein Tipp : Falls du es nicht schon gemacht hast, lege unbedingt Stahlscheiben zwischen das Alusegment und die Alu-Abstandstonnen, Alu auf Alu frißt bei Hebeln auch bei viel Luft. Ich nehme inzwischen anstelle der Weichlötung zur Sicherung der Mutter an der Steuersegmentachse Locktite "Fügen welle Nabe" hält besser und geht schneller, lösen muss man das eh nicht nochmal.
Viele Grüße,
Sebastian
 
Hallo,
hab` ich gemacht Chef ! U -Scheiben zwischen den Aluteilen... selbstsichernde Mutter für Lagerschraube ...

Fläche ein wenig hübsch gemacht und fertig damit.

Morgen habe ich leider eine andere Baustelle ...

VG
Thomas
 

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f4bscale

User
Ich sehe, du hast die Fläche vorn beplankt. Ich habe das etwa 1980 mit weniger gutem Erfolg gemacht und bin gespannt auf das Ergebnis.

Wolfram
 

Rudi T

Vereinsmitglied
Servus Thomas!

Saubere Holzarbeit, die Du da ablieferst......wunderschön.....🙂
 
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