ASW28-18(m)
ASW28-18(m)
Mal wieder biserl was Allgemeineres zur ASW28-18 von Royal..
Die Namensgebung dieses Beitrags hier ist wohl etwas unglücklich gelaufen, handelt es sich doch um eine ASW 28-18, während Staufenbiel wirklich eine 4m-ASW 28 im Programm hat, also in 1:3,75 vom 15m-Original. Dies Modell wird eigenartiger Weise als ASW 28-18 angepriesen - also völlig verkehrte Welt..
Ich war auf der Suche nach einem schönen vorbildgetreuen Nachbau eines (halbwegs) modernen Kunststoff-Klasse Seglers für´s Thermikfliegen an kleinen sonnenbestrahlten Hängen oder Hügeln. Also für Gelände, wo ansonsten die üblichen Zweckmodelle eingesetzt werden. Oft braucht man da etwas Überhöhung um in den Bereich zu kommen, wo es am besten trägt oder zu tragen beginnt. Somit wird ein (Nasen-)Antrieb in ein solches Modell kommen.
Beim Durchlesen dieses Threads habe ich den Eindruck gewonnen, dass das kostengünstige Voll-GfK-Modell dafür geignet sein sollte, auch wenn wegen des rel. kleinen Maßstabs und dem daraus sich ergebenden schlanken vorbildgetreuen Flügel mit Re-Zahl kritischem Außenbereich sicher andere Bedingungen vorherrschen als bei einem Zweckmodell mit vergleichsweise üppiger Flächentiefe. Es war klar, dass auf ein möglichst geringes Gewicht für eine niedrige Flächenbelastung geachtet werden sollte.
Einige Videos von der ASW28-18 zeigen eine rel. hohe Landegeschwindigkeit. Entsprechend habe ich mein Modell ohne Fahrwerk und Holzeinbauten im Rumpf bestellt. Als Antrieb kommt ein kleiner Hacker A30 Glider an 4s 2,8Ah mit einem leisen 13x7 Graupner CAM Prop zum Einsatz. Und der schwere 14mm Steckungsstahl wird durch einen Cfk-Stab für´s Thermikfliegen ersetzt. Somit wiegt die ASW 28-18 gerade mal 3,4kg - entspricht rund 55g/dm² Flächenbelastung.
Die ASW28-18 ist so wirklich ein ganz toller und völlig unkritischer Thermiksegler für den vorgesehenen Einsatzbereich. Sie zeigt aufsteigende Luft prima an und es ist immer wieder ein Hochgenuss, mit ihr ein paar Meter über dem Hang mit dem Kurbeln zu beginnen. Da ist man so nah dran und hört das Strömungsgeräusch - in Verbindung mit dem tollen Flugbild aufgrund des schlanken Scale-Flügels und des bulligen Rumpfs, immer wieder ein Hochgenuss !
Hier zwei tolle Flugaufnahmen von einem franz. Kollegen:
https://farm1.static.flickr.com/444/19329524394_e9ef12fc63_b.jpg
https://farm1.static.flickr.com/382/19764136438_dc69bb705f_b.jpg
Die Fluggeschwindigkeit mit dieser geringen Flächenbelastung wirkt vorbildgetreu.
Wenn es richtig bockt, dann kann man den Rundstahl reintun. Das Gewicht steigt damit auf 3,8kg und die Flächenbelastung auf über 60g/dm². Damit ist die Grundgeschindigkeit aber schon etwas höher als vorbildgetreu, das Modell hat ja keine Wölbklappen zur Geschwindigkeitssteuerung. Dies alles gilt für eine Schwerpunktlage hinter 80mm.
Also alles prima - bis auf das Landen..
Hier hat die ASW28-18 so ihre Eigenart. Und zwar wenn die Störklappen zum Einsatz kommen. Zum einen hat das Höhenruder dann zu wenig Wirkung und die Landungen wirken immer etwas "geplumpst". Ganz besonders bei Windstille muss man vorsichtig sein, man zieht und zieht, um wie gewohnt die Fahrt herauszunehmen, und dann reisst die Strömung am Außenflügel plötzlich und völlig unvermittelt ab. Ergibt immer einen Dreher. Da der Rumpf von dem Modell wirklich hervorrgend gemacht ist, passiert dabei in der Regel nichts.
Ohne gesetzte Störklappen kann die 18m-ASW aber ganz wunderbar ausgehungert werden !
Somit bekam das Höhenleitwerk auf Ober- und Unterseite ein Zackenband im Bereich der größten Profildicke verpasst. Ich verwende dazu immer das 0,5mm dicke Band von Hansjörg Streifeneder. Das Ergebnis war, dass die Wirkung des Höhenruders spürbar zugenommen hat, die Mischeranteile bei Störklappen und Motor AN konnten auch halbiert werden. Was blieb, war die Abreisstendenz mit Störklappen, besonders bei Landungen ohne Gegenwind.
So hab ich mir Rat beim Vater des Flügelprofils geholt. Dr. Helmut Quabeck empfahl mir einen ca. 3mm breiten Streifen Gewebeklebeband mittig auf der Oberseite des Außenflügels.
Das Ergebnis ist wirklich prima - die ASW lässt sich mit den beiden Maßnahmen zusammen nun schön mit angehobener Nase ausschweben und wie das Original landen.
Nur bei Windstille sollten die Störklappen in der allerletzten Landephase nicht mehr voll ausgefahren sein. In Anbetracht deren hervorragender Wirkung bei dem Modell ist das aber kaum relevant.
Weil der Gewebebandstreifen auf Dauer nicht besonders gut hält, wenn die Flächen in Schutztaschen gesteckt werden, hab ich ihn durch ein 0,35mm Zackenband ersetzt, ebenfalls aus dem Programm von Fa. Streifeneder. Die Wirkung ist die Selbe.
Zum Transport hat Revoc tolle Flächentaschen für das Modell im Programm, die Fächer für alle abmontierten Teile besitzen.
Die ASW28-18 von Royal zeigt, dass ein Scale-Segler in so kleinem Maßstab durchaus ein gutmütiger Thermiksegler mit tollen Flugleistungen sein kann. Und auch dass dies mit der maßstäblichen Flügeltiefe im Modell zu realisieren ist - entsprechende Wahl eines geeigneten Vorbilds natürlich vorausgesetzt.
Ich freu mich schon wieder auf viele weitere genussvolle Thermikflüge mit der ASW28-18 im kommenden Frühjahr.
Jens