Modellflieger und der Wind

TRX17

User
Zitat aus einem renommierten Modellbauheft:

"...wie das Modell schwammig wird und ganz leicht über eine Fläche wegkippt. Wäre ich genau gegen den Wind geflogen, hätte sie wohl nur genickt."

Der Beitrag stammt aus einem durchaus lesenswerten Artikel über einen Eigenbau und liess mich schmunzeln. Wie so viele andere auch, will auch dieser Moderator nichts davon wissen, dass es für ein Modellflugzeug in der Luft keinen Wind gibt.
Kürzlich habe ich, ebenfalls in einer Modellbau Fachzeitschrift, eine schöne Abhandlung darüber gelesen inklusive Grafik. Ein Beispiel, dass ich mir "sticky" auf der ersten Seite meiner Modellbau Zeitschriften wünschte. Und zwar bei jeder Ausgabe ;)

Gruss, Walter
 
Für den außenstehenden Beobachter/Piloten ist aber nur die Geschwindigkeit des Fliegers über Grund sichtbar, nicht die für das Flugzeug wichtige Geschwindigkeit relativ zur umgebenden Luft. Hier wird dann der Wind doch wichtig, weshalb ja auch die Start- und Landerichtung in der Regel von der vorherrschenden Windrichtung abhängig gemacht wird.

Gruß Wolfgang
 
Mag zwar theoretisch stimmen, wiederspricht aber völlig der Praxis. Hattest du noch nie ein Modell, dass in krassen Böhen rumkippt und schwänzelt?

Böen schreibt man so! Und die sind wieder was anderes. In der Flugmodell war, ich meine vor 2 oder 3 Jahren, genau darüber ein toller Beitrag. Es ging um das Einfliegen und Trimmen von Kunstflugmodellen. Und eben darum, dass es nur Wind über Grund gibt und nicht für das Flugzeug.
 

Markus Korn

Vereinsmitglied
Wie so viele andere auch, will auch dieser Moderator nichts davon wissen, dass es für ein Modellflugzeug in der Luft keinen Wind gibt.


Mir ist recht egal "renomierte" Modellzeitschriften schreiben....es gibt Wind in allen Lagen und Höhen.
Das er speziell für Modellflugzeuge nicht gilt ist mir neu.
Aber gut, ich konnte die letzten 45 Jahre mit meinem Irrglauben trotzdem ganz gut fliegen. Mit und ohne Wind.
Jetzt wo es keinen mehr gibt kann ich ja auch mit meinen Styrowaffeln und Gleitschirmen bei Sturm fliegen
und die 20kg Pötte im Gartenhaus lassen.

Werde wohl auch dem Piloten beim nächsten Flug erklären das Front-, Rücken-, Auf und Abwinde überhaupt keinen Einfluss auf sein Flugzeug haben, da er ja sein Flieger im Wind- und Kräfteneutralen Raum schwebt.
Wenn wir Wind durch Summe der Kräfte die auf das Flugzeug wirken ersetzen wird vielleicht ein Thema daraus.

Ironie aus: Da ich gerne dazulerne würde ich mich über einen Link oder eine Quelle zum Artikel freuen.

Grüße,
Markus
 

Relaxr

User
Hi Hi - Dazu fällt mir thematisch noch die Hummel ein, die kann ja "eigentlich" (konstruktiv/energetisch) auch nicht fliegen. Es gibt Sachverhalte, die wohl im theoretischen Sinne stimmen mögen, praktisch aber völlig unbdeutend sind. Meine Flieger sind auch gut unterwegs, ohne dass ich die zugehörige Aerodynamik dazu "begründen" kann. Aber gut, diskutieren kann man alles :D
 
Mir ist recht egal "renomierte" Modellzeitschriften schreiben....es gibt Wind in allen Lagen und Höhen.
Das er speziell für Modellflugzeuge nicht gilt ist mir neu.
Aber gut, ich konnte die letzten 45 Jahre mit meinem Irrglauben trotzdem ganz gut fliegen. Mit und ohne Wind.
Jetzt wo es keinen mehr gibt kann ich ja auch mit meinen Styrowaffeln und Gleitschirmen bei Sturm fliegen
und die 20kg Pötte im Gartenhaus lassen.

Werde wohl auch dem Piloten beim nächsten Flug erklären das Front-, Rücken-, Auf und Abwinde überhaupt keinen Einfluss auf sein Flugzeug haben, da er ja sein Flieger im Wind- und Kräfteneutralen Raum schwebt.
Wenn wir Wind durch Summe der Kräfte die auf das Flugzeug wirken ersetzen wird vielleicht ein Thema daraus.

Ironie aus: Da ich gerne dazulerne würde ich mich über einen Link oder eine Quelle zum Artikel freuen.

Grüße,
Markus

Ja, aber nur über Grund. Oder was glaubst Du, warum ein Ballon fährt und nicht fliegt? Weil er auf Windgeschwindigkeit ist. Und wenn alle still sind, ist es still. Kein Windrauschen, weil es den nicht gibt.
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
....Und eben darum, dass es nur Wind über Grund gibt und nicht für das Flugzeug.

Tja, so ist das mit den Pauschalisierungen.
Dumm nur, dass ein Flugzeug im Landeanflug bei Seitenwind, davon nichts weiß... :rolleyes:

Mein Vorschlag wäre nicht von Wind zu schreiben, sondern von bewegter Luftmasse. Darin bewegt sich ein fliegendes Objekt. Und der Begriff trifft deutlicher worum es geht.
 

Thomas Ebert

Moderator
Teammitglied
....ein Ballon fährt und nicht fliegt?...
Fahren ist etwas Aktives. Wenn wir hier schon Haare spalten: Ein Ballon treibt mit der ihn umgebenden bewegten Luftmasse, völlig passiv (nur die Höhe kann direkt beeinflusst werden).
Das klingt nur uncooler wie "Ballon fahren":D.
 
...
Jetzt wo es keinen mehr gibt kann ich ja auch mit meinen Styrowaffeln und Gleitschirmen bei Sturm fliegen
und die 20kg Pötte im Gartenhaus lassen.
...

Hallo Markus,

ich fliege meine kleine SU27 (ca. 100g) von Ikarus bei Bedarf auch bei Sturm. So lange dein Modell im Horizontalflug schneller als die Windgeschwindigkeit ist, geht es ja auch gegen den Wind noch vorwärts. Kritischer wird es bei Turbulenzen. Aufgrund der geringen Massenträgkeit macht ein leichtes Modell quasi alle Luftbewegungen mit und wirkt dadurch unruhiger. Das tut dem Fliegen an sich aber keinen Abbruch. Kritisch wird es erst bei der Landung. Hier wird ein leichtes Modell schnell zum Spielball der Gewalten. Hier gilt es das Modell sofort festzuhalten sonst gilt "vom Winde verweht". ;)
 

S_a_S

User
warum ein Ballon fährt und nicht fliegt?
weil er leichter als Luft ist. Ein Schiff fährt auch und schwimmt nicht. Der Zeppelin NT fliegt aber, weil er schwerer als Luft ist.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Interkontinentalfliegen mit und gegen den Jetstream. Da ist die Geschwindigkeit über Grund zwischen 800 und fast 1300 km/h, aber in der Kabine geht trotzdem kein Wind :)
Überschallknall ist auch keiner zu hören und man kann sich noch unterhalten.

Grüße Stefan.
 

TRX17

User
Was mich angeregt hatte, diese Diskussion hier mal wieder aufzunehmen:

Bei einem Schleppflug, der eigentlich völlig unspektakulär und gleichmässig verläuft, nimmt mein Kollege plötzlich die Nase runter und fliegt eine Weile horizontal. Als ich ihn fragte warum er das tat, erklärte er mir, dass sein Schlepper etwas heikel bezüglich Langsamflug sei, und er vor dem Eindrehen in den Rückenwind immer etwas Geschwindigkeit aufnehme.

Das geschah vor vielen Jahren, aber bis heute höre ich diese Theorien immer wieder, sie werden ja sogar in Fachzeitschriften verbreitet. Stellt euch vor, ein Airliner fliegt über dem Atlantik gegen den Jetstream, welcher eine Geschwindigkeit von 150 km/h hat. Nun hat ein Passagier ein medizinisches Problem und das Flugzeug muss umdrehen, eine 180 Grad kurve fliegen. Ihr könnt mir glauben, der Airliner fällt nicht vom Himmel, weil ihm plötzlich 300 km/h fehlen und er muss auch nicht beschleunigen, bevor er die Kurve beginnt. Dem Flugzeug ist es schlicht egal, wie stark der Jetstream ist!

Ueber Windscherungen und Turbulenzen müssen wir hier nicht diskutieren, das ist etwas anderes. Mir geht es um die grundsätzlichen Ueberlegungen. In der Praxis gibt es durchaus Situationen, wo man die Geschwindigkeit aus Erfahrung etwas erhöhen wird. Die Gründe sind dann aber Turbulenzen, Windscherungen oder rasche Temperaturänderungen (Inversionen), letztere für Modellflieger nicht relevant.

Gruss, Walter
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Walter

Dein Kollege hat in sofern recht, als das er die Situation stationär vom Boden betrachtet. Da ist mit Rückenwind eine höhere Geschwindigkeit gegen Grund richtig. Aber Du bist auch nicht verkehrt dran, denn selbstverständlich ist das umgebende Medium Luft ausschlaggebend wie schnell ein Flugzeug fliegt.

Wenn Beide Recht haben, wo liegt da die Wahrheit?
Nicht in der Mitte, sondern bei der Betrachtung.

Dein Kollege "addiert" aus seiner stationären Betrachtung die bewegte Luftmasse, in dem Fall Rückenwind, zur Geschwindigkeit über Grund dazu. Würde er die Geschwindigkeit über Grund aus seiner Betrachtung gleich halten, so besteht die Gefahr des Strömungsabrisses.

Du sitzt bei Deiner Betrachtung im Flugzeug. Deine Aufgabe ist es Höhe, Kurs und Geschwindigkeit zu halten. Egal was außerhalb ist. Also fliegst Du beispielsweise immer mit 120 km/h durch die bewegte Luftmasse. Egal ob Rückenwind oder 50 km/h auf der Nase.

Ich wäre schon lange für eine Stall-Warnung über Telemetrie. Pitotrohr ans Modell, Mindestgeschwindigkeit für das Modell eingestellt und bei z.B. 20% über Mindestgeschwindigkeit ein Warnton am Sender. Nicht für jedes Modell geeignet, Aber ich hätte da schon ein paar größere Segler.... ;)
 
gibt es von cb-electronics:D
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van3st

User
Dem Flugzeug ist es schlicht egal, wie stark der Jetstream ist!

Die Diskussion kann hier auch noch ewig dauern, solange man Äpfel mit Birnen vergleicht.
"Das Flugzeug" ist eventuell definitionswürdig. So ist ein großer manntragender Airliner entgegen seiner Modellversion nicht in der Lage mal eben auf ein paar Meter Raum zu wenden. Von Masseträgheit und anderen physikalischen Faktoren will ich garnicht erst anfangen.
Fakt ist jedoch, dass es für den geneigten Modellflieger nicht ohne Windeinfluss geht und es gibt auch Situationen, in denen das Flugmodell eben nicht die gewohnten Flugeigenschaften an den Tag legen kann. Ich kenne es zum Beispiel sehr stark bei meinem Deltaflügel, der in so manchem Moment nicht aus dem Wind raus will und sich in einem engen Turn gerne mal in eine Art Abriss drücken lässt und nur wieder steuerbar wird indem man die Nase fallen lässt und den Flug quasi neu beginnt.
Auch bei klassischen Fliegertypen gibt es kuriose Flugverhalten, wenn man mal schnell(und das ist der Knackpunkt) das richtige Manöver bei starkem Wind durchführen möchte.
 

TRX17

User
Hallo Walter

Dein Kollege hat in sofern recht, als das er die Situation stationär vom Boden betrachtet. Da ist mit Rückenwind eine höhere Geschwindigkeit gegen Grund richtig.

Sicher, aber da musst du bei einem ausgetrimmten Modell überhaupt nichts machen, einfach normal weiterfliegen und sicher nicht horizontal beschleunigen! Vom Boden aus sieht das dann so aus, als würde das Flugzeug im Downwind schneller fliegen und flacher steigen. In Wirklichkeit sind Geschwindigkeit und Steigrate immer gleich.

Gruss, Walter
 
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