Q500 - Pylonracing

Q500 - Pylonracing
go fast, turn left...

Andreas Lauterbach (kleinatze)
Erstveröffentlichung 15.03.2004

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Pylonromantik.
Noch liegt er friedlich im Gras...

Was soll das Ganze?

Das Umfliegen der drei Pylone erfordert viel Geschick und Nerven wie Drahtseile. Der Geruch von verbranntem Rizinusöl liegt in der Luft. Rennatmosphäre pur. Noch schnell die Kerze checken und ´nen anderen Prop drauf und schon geht´s zum Flugfeld.

Starter und Zeitnehmer warten bereits. Das hat schon was... Wer sich gern modellfliegenderweise Stress aussetzt, ist hier genau richtig.

An der Startstelle

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1. Das Modell wird den Winkern und Zeitnehmern gezeigt
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2. Die Uhr läuft. Nun hat man 60s Zeit, um den Motor zu starten...
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3. ...uuuuund gleich geht’s los

Die technische Entwicklung der F3D-Modelle hat in den letzten Jahren einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Mittlerweile werden die 10 Runden um den FAI-Kurs in weniger als 60s geflogen. Die Modelle werden immer aufwändiger und die Motoren mit immer höheren Drehzahlen (mittlerweile jenseits der 30.000 Umdrehungen/min) malträtiert.

Leider haben Einsteiger kaum eine Chance, die Antriebstechnik an sich und die Modelle in fliegerischer Hinsicht zu beherrschen. Innerhalb eines Wimpernschlags (etwa 1s) legt das Modell ca. 90m zurück!! Die Aerodynamik der Modelle ist mittlerweile derart ausgefeilt, dass man bei dem erreichten Gleitwinkel durchaus auf die Idee kommen könnte, das F3D-Modell für den F3B- oder F3F-Einsatz zu missbrauchen. Besonders die Landeeinteilung erfordert daher viel Erfahrung.

Zudem kommt man bei diesen Modellen, die im Flug extremen Belastungen ausgesetzt werden, kaum um die Voll-GfK-Bauweise herum. Die Modelle haben dann leider auch einen entsprechend hohen Kaufpreis...
Aber zum Glück gibt es ja die Einsteigerklasse Quickie 500.

Die Quickie500-Wettbewerbe werden parallel zu den F3D-Wettbewerben ausgetragen.

Das Aussehen der Modelle ist durch ein strenges Reglement (siehe MPS - Pylon Racing F3D Germany) vorgegeben. Die „Quickies“ sind sehr einfach und robust aufgebaut. Der Rumpf besteht aus einem einfachen Balsakasten und die Flügel sind in der bewährten Balsa-Styro-Bauweise gefertigt. Alle Piloten gehen mit leistungsmäßig sehr ähnlichem Material an den Start. Bei Q500 steht das „Rennen“ im Vordergrund, nicht das „Wettrüsten“.
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Es bietet sich an, die Querruder mittels Torsionsanlenkung anzusteuern. So kommt man mit nur einem Servo aus und keine außenliegende Anlenkung stört die Aerodynamik des Modells.

Einen ausführlichen Baubericht mit vielen Bildern der „Viper“ von Martin und Gerald Coors kann man von der Seite des MFC–Eschweiler herunterladen.

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Mein neustes Modell, gebaut nach der Bauanleitung der Coors-Brothers. So hässlich sind die Seifenkisten doch nun auch nicht, oder?

Für Eilige und Faule bietet die Firma Robbe das ARF-Q500-Modell "Cobra" zu einem fairen Preis an, das gut verarbeitet und absolut wettbewerbstauglich ist. Im RCN-Pylonforum sind auch einige Beiträge zu diesem Modell zu finden.

"Ja ja, links ´rum im Kreis fliegen kann ja jeder" hört man immer wieder. Jedesmal frage ich mich, wer von diesen Menschen, die diesen Spruch geprägt haben, hat schon einmal versucht, mit einem 200km/h schnellen Modell den Kurs überwiegend im Messerflug in wenigen Metern Höhe präzise zu treffen? Gleichzeitig gilt es noch, an den anderen beiden Kontrahenten "dranzubleiben" bzw. sie "vom Leitwerk zu schütteln" und, bei ähnlich guten Piloten, den Kurs "Randbogen an Randbogen" nach Möglichkeit ohne Crash zu umrunden. Beim Pylonracing geht es wirklich rund und schon kleine Flugfehler machen sich stark negativ in den Zeiten bemerkbar oder dezimieren gar die Modellflotte:
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RIP - alle trauern mit. Der Motor hat´s aber überlebt

Die Performance des Q500-Racers ist am Anfang zweitrangig; ein kleiner "Ausreiter" kostet schnell mal 10s. Daher machen sich 100 Umdrehungen mehr oder weniger pro Minute an der Kurbelwelle in den Zeiten kaum bemerkbar. Das wirklich Entscheidende in dieser Wettbewerbsklasse ist das fliegerische Können.

Gerade am Anfang hagelt es haufenweise "200er" (es gehen 200 Sekunden für den Durchgang in die Wertung ein, wenn man zweimal zu früh gewendet hat oder man es nicht schafft, innerhalb einer Minute vor dem Start den Motor zum Laufen zu bringen), und es dauert einfach einige Wettbewerbe, bis selbst ein auf anderen Gebieten erfahrener Pilot den Kurs sauber umrunden kann. Die 3-D-Modefiguren "Hovern" und "Torquen" beherrschen inzwischen viele Modellflieger mit entsprechenden Modellen, aber bis man beim Pylonfliegen vorne mit dabei ist, erfordert es viel Training und Geduld, was meiner Meinung nach genau den Reiz ausmacht.

Entscheidend für ein gutes Abschneiden im Wettbewerb ist, wie schon gesagt, vor allem ein sauberer Flugstil gepaart mit starken Nerven und nicht die finanziellen Mittel des Piloten. Gerade für Jugendliche ist diese Klasse daher ein optimales Sprungbrett; später kann man ja noch ins F3D-Profilager wechseln.

Zudem haben wir zur Zeit ein recht kleines Starterfeld, sodass man eher von einem "Miteinander", als von einem "Gegeneinander" sprechen kann. Gerade Neueinsteigern wird bereitwillig in Form von Tipps ("Hey du, mach mal ´nen anderen Prop drauf, der taugt nichts") oder Material ("...wuuuuaaa, wer hat Epoooooxiii..?") geholfen.
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Nico hat erst eine Saison hinter sich, aber er hat sich schon fest etabliert

Auch fliegt man bei diesem überschaubaren Starterfeld nicht ewig frustriert hinterher. Bald darf man auch endlich mal auf das "Treppchen". So finden sich auch durchaus schon mal Newcomer in den vorderen Rängen!!

Jeder Pylon-Pilot macht eine "Evolution" durch. Die kann in folgende Stufen unterteilt werden:
  • 1. Stufe: Kampf gegen die eigene Faulheit, das Modell endlich fertigzustellen (auf Grund des Kastenrumpfes und des Styro-Balsa-Flügels sollte das keine größere Hürde sein, oder gleich die Robbe-Cobra bestellen)
  • 2. Stufe (zu Beginn des ersten Wettbewerbs): Der Kampf gegen sich selbst
  • 3. Stufe (im Laufe des ersten Wettbewerbs): Der Kampf mit dem Material ("...der Motor lief doch zu Hause noch einwandfrei...")
  • 4. Stufe (der zweite Wettbewerb: Fehler am Material sind inzwischen ausgemerzt): Der Kampf mit dem Kurs: Wo stehen die verdammten Türme?!?
  • 5. Stufe: Zu Beginn des dritten Wettbewerbs gewinnt man den entscheidenden Überblick, und stellt mit Entsetzen fest, dass man ja zu dritt im Kurs fliegt und nimmt die Verfolgung seiner Kontrahenten auf.
  • 6. Stufe (im Laufe des dritten Wettbewerbs): Nun brennt die Luft...
Für die Evolutionsstufen 1 bis 5 ist die Leistung des Antriebs wirklich ganz und gar nicht entscheidend und es genügt, zunächst einen handelsüblichen Motor mit 46 cubic-inch (entspricht 7,5cm³) Hubraum zu montieren. Wer diese Motoren mit Drosselvergaser einsetzt, fliegt in der sog. "Sportklasse". Für die 10 Runden um den Kurs benötigt man etwa 120s. Die "Sport-Quickies" haben noch einen entscheidenden Vorteil: Die Drehzahlen sind noch sehr moderat, die Modelle entsprechend leise und sie können somit auch auf Plätzen geflogen werden, auf denen es eine Lärmbeschränkung gibt.

Hat man bereits die 6. Evolutionsstufe erreicht und hat "Blut geleckt", kann man sich Gedanken über einen hochwertigen, mit Venturivergaser ausgerüsteten Pylonmotor mit 40 cubic inch (also 6,6cm³) Hubraum machen. Bis auf wenige Ausnahmen wird der spezielle Quickie-Motor von Nelson aus den USA geflogen. Dieser Motor ist mit ca. 350 $ (gibt es leider hier nicht zu kaufen) zwar sehr teuer, aber ich würde ihn als preiswert bezeichnen, da er leichter zu handhaben ist und eine längere Lebensdauer hat als so mancher hier erhältliche Motor. Es gibt ihn mit ABC- oder AAC-Garnitur. Mit diesem Motor wurden schon Zeiten von unter 80 Sekunden geflogen.
ABC = Aluminiumkolben - Bronzelaufbuchse, hartverChromt
AAC = Aluminiumkolben - Aluminiumlaufbuchse, hartverChromt

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Der Nelson - Quickiemotor mit AAC-Garnitur und Venturivergaser.

Aber auch Rossi und MVVS stellen Motoren speziell für diese Klasse her, die preislich günstiger sind. Zumindest von dem "Italo-Triebwerk" weiß ich, dass er dem Nelson-Motor fast ebenbürtig und daher absolut zu empfehlen ist.

[PAGE]2[/PAGE]Im Folgenden möchten ich die Besonderheiten der Modelle vorstellen.

Der Tank

Generell gilt: Für Q500 "Sport" und Q500 funktioniert ein normaler Kunstflugtank mit Pendel ohne Probleme. Selbst in der F3D-Klasse findet man noch normale Tanks.

Trotzdem sind seit einiger Zeit die "Bubbleless Tanks" verbreitet (bubbleless ≈ blasenfrei; Anm. der Redaktion). Bei einem "Bubbleless Tank" befindet sich in einem Kunststofftank innen noch eine Blase aus Silikon. Der Sprit befindet sich in der Blase, der Überdruck aus dem Auspuff wird in den Kunststofftank geleitet und drückt von außen auf die Blase. Sprit und Luft können also nie zusammenkommen. Dieses Tanksystem benötigt kein Pendel, der Sprit wird einfach über ein Aluröhrchen, das ca. 3cm in die innere Blase ragt, abgeleitet. Wenn der Tank vollständig gefüllt ist, liegt die Silikonblase am äußeren Kunststofftank an. Ist er leer, ist die Blase ganz zusammengefaltet. Der Motor saugt so den Tank bis zum letzten Tropfen leer. Der Motor läuft in jeder Lage völlig gleichmäßig vom Anfang bis zum Ende ohne vorheriges Abmagern. Dieses Tanksystem erlaubt es sogar, den Tank "falsch herum" mit den Anschlüssen nach hinten in das Modell einzubauen. Dadurch können die Schläuche einfacher kontrolliert und ggf. ausgetauscht werden. Darüber hinaus ist ein "Bubbless Tank" völlig unempfindlich gegen Vibrationen. Man kann den Tank relativ ´hart´ in das Modell einbauen, ohne dass ein Problem mit schäumenden Sprit auftritt. Der Nachteil bei diesen Tanks liegt darin, dass sie etwas komplizierter zu handhaben sind. Bevor man tankt, muss zunächst mit einer Spritze die Luft aus der Blase gezogen werden. Es hat sich bewährt, in den Rumpf einen kleinen Schlauchkanal zu bauen, der die Schläuche zum Vergaser und vom Schalldämpfer am Tank vorbei führt. Somit sind sie gegen Durchscheuern und Abklemmen geschützt.


Der Absteller

Den braucht man natürlich nur, wenn man mit einem Venturivergaser unterwegs ist. Bei "falsch herum" eingebauten „Bubbleless-Tanks“ liegt der Absteller hinter dem Tank. Der Spritschlauch wird einfach in ein Röhrchen gezogen, und die Spritzufuhr somit unterbrochen.

Verwendet man einen normalen Kunstflugtank, so muss der Absteller direkt hinter oder am Motor sitzen, da man einen Pendeltank nicht "falsch herum" einbauen sollte.

Viele Piloten verwenden das Seitenruderservo auch zum Abklemmen der Spritzufuhr zum Motor. Seitenruder "rechts" wird für den Start benötigt, Seitenruder "voll links" stellt den Motor ab.
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Ein Blick in einen Quickie500-Rumpf. Hier kommt ein "verkehrt" eingebauter „Bubbleless-Tank“ zum Einsatz. Zum Abstellen des Motors wird der Spritschlauch in das Röhrchen gezogen


Die RC-Anlage

Hier sollten durchweg bewährte Komponenten der mittleren Preisklasse zum Einsatz kommen, die die Vibrationen eines hochdrehenden Motors auf Dauer aushalten. Ein "Wackler" oder gar ein Ausfall einer Komponente wäre bei diesen Geschwindigkeiten und den geringen Flughöhen eher sub-optimal. Die Servos sollten natürlich möglichst spielfrei sein, da bei einem Q500-Modell schon kleine Ausschläge große Wirkung zeigen.

Ich persönlich öffne alle Servos, bevor ich sie in das Modell einbaue, kontrolliere die Lötstellen und fixiere die freischwebende Verkabelung zusätzlich mit Pattex o.ä.. Ich möchte aber darauf aufmerksam machen, dass durch das Öffnen evtl. der Garantieanspruch erlöschen könnte!!


Propeller

Es gibt speziell für diese Klasse Propeller von APC, die sehr gut funktionieren. Die "Sportpiloten" verwenden die normalen 9x6"-Propeller. Auf den Nelson-Motoren findet man meist den 8,75 x 7,5" "N" aus der drehzahlfesteren D1–Serie (beachten!!), der ebenfalls von APC hergestellt wird.

In letzter Zeit wurden auch vermehrt selbstgemachte Kohlefaserpropeller eingesetzt. Doch bis jetzt sind die schnellsten Zeiten mit den preiswerten APC-Propellern geflogen worden.


Fazit

Vielleicht konnte ich bei dem Einen oder Anderen Interesse wecken. Also nichts wie los zum nächsten Modellbau-Dealer und ein paar Balsabrettchen besorgt! Dann noch die Kerne für den Flügel schneiden und beplanken, und schon hat man fast den Rohbau eines Wettbewerbsgerätes vor sich stehen. Kann man dann vielleicht noch Freunde aus dem eigenen Verein begeistern, so macht das Training gleich doppelt so viel Spass, einen Caller hat man auch und die teilweise langen Fahrten sind nur noch halb so schlimm, weil durch die "Fachsimpelei" die Zeit wie im Flug vergeht. Wechselunterwäsche sollte dabei zugunsten der Modelle weichen. Der Platz im Auto ist sehr, sehr kostbar.

Nun noch die Wettbewerbstermine für die Saison 2004, inkl. den Eurocup-Terminen (teilweise nur F3D, zu finden auf www.f3d-mps.de, dort findet man auch Anfahrtsbeschreibungen für die deutschen Wettbewerbe):

08.05.2004 bis 09.05.2004 1. TW EC+ DM F3D Quedlinburg 2004
22.05.2004 bis 23.05.2004 2. TW DM F3D Scherfede 2004
29.05.2004 bis 30.05.2004 2. EuroCup F3D Siziano (Mailand) IT
12.06.2004 bis 13.06.2004 3. TW EC Melnik 2004 F3D
17.07.2004 bis 18.07.2004 4. TW DM F3D Riepe 2004
26.08.2004 bis 29.08.2004 F3D in Moskau (RUS)
04.09.2004 bis 05.09.2004 4. EuroCup F3D Tours FRA
25.09.2004 bis 26.09.2004 4. TW DM Rheidt F3D+Q500 Endlauf
Wer Fragen hat, darf mir gern mailen.
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Der Autor. Seit zwei Jahren im Pylongeschäft


Impressionen

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Lärmschutz

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Vorbereitungsraum

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Roland Dieterle (midgedmustang) mit Helfer und Robbe-Cobra
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"Grundausrüstung"
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Sieger
siegerehrung.JPG
mehr Sieger
the_hole_gang.JPG
the_hole_gang2.JPG
Pylonracing-Freaks - alles Sieger ;)

Hier noch ein paar Interessant Web–Links zum Thema „Pylonfliegen“:

http://www.f3d-mps.de/
Die offizielle deutsche Pylonseite. Dort gibt es Bilder und Berichte über F3D, Q500 und Reno-Racing-Wettbewerbe, sowie -ganz wichtig- die Termine der Wettbewerbe.

http://www.mfc-eschweiler.de/

unter "Bauberichte" findet man auch den oben angesprochenen Baubericht der "Viper".

http://www.mh-aerotools.de/

Diese Seite ist von Martin Hepperle, der für eine Reihe von erfolgreichen Tragflächenprofilen für Pylonmodelle verantwortlich ist. Dort gibt es neben Profilkoordinaten viele tolle Java-Applets.
 
Juhuu es gibt sie noch !!!! Die gute alte Viper.

Die bin ich vor 25 Jahren auch geflogen. Ein super Modell.

Anstechen mit Verbrennermotor kann man einfach nicht ersetzten :-)
 

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